Nahrung der Bachforellenbrut …

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Gammarus roeseli
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Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo liebe Gemeinde,

die natürliche Reproduktionszeit mit ersten Laichgruben der Bachforellen in einem kleinen Flüsschen im Oberpfälzer Jura gelegen, konnte ich Mitte Dezember 2014 bei einer Wassertemperatur von ca. 6,5 °C ausmachen. Gegen Ende Dezember hatte das Wasser ca. 5°C, im Januar dann durchschnittlich ca. 4,5 °C. Die Erbrütungsdauer bei den bisherigen Wassertemperaturen soll laut Schlüpfzeittabelle ca. 90 Tage (nicht Tagesgrade) betragen und mit der Dottersackbrut aus Naturverlaichung dürfte eigentlich erst Mitte März zu rechnen sein. (Seit Anfang Februar ist die Wassertemperatur in dem kleinen Flüsschen noch weiter abgesunken. Von anfänglich ca. 4,2 °C bis zum heutigen Tag auf ca. 3,4 °C.)

Bei der Kontrolle von Erbrütungsboxen Ende Januar in dem kleinen Fluss stellte sich heraus, die Bachforellen sind bereits vollständig aus den Eiern geschlüpft. Nur noch ein paar wenige Bachforellenlarven im Dottersackstadium konnte ich in den Brutboxen vorfinden.

Bild

Mein erster Gedanke und Eindruck ist, die Forellenbrut aus den Brutboxen ist viel, viel zu zeitig geschlüpft! Als Ursache für den verfrühten Schlupf vermute ich Warmerbrütung der Forelleneier (mit Quell- oder Brunnenwasser) bei 6-8°C warmen Wasser im Bruthaus.
Um zu vermeiden das die Bachforellen in einer Zeit mit noch zu geringen Nahrungsangebot schlüpfen, wird für den Freiwasserbesatz eigentlich (in der Fachliteratur) eine künstliche Erbrütung der Bachforelleneier bei einer Wassertemperatur von nicht mehr als 4°C empfohlen.
Wenn der Dottersack erst einmal nahezu aufgebraucht ist, beginnt die Umstellung zur exogenen Nahrungsaufnahme. Eine heikle und kritische Zeit für die Forellenbrut die mit hohen Sterblichkeitsraten einhergehen kann. Ist für die Forellenbrut nicht genug geeignete Nahrung vorhanden, magern die Brütlinge ab und beginnen zu einem späteren Zeitpunkt oft auch nicht mehr mit der Nahrungsaufnahme…
Um herauszufinden ob Ende Januar/ Anfang Februar für die bald freischwimmende Forellenbrut überhaupt schon geeignete Nahrung vorhanden ist, habe ich Kies und Sediment aus dem Flüsschen (und auch in dem Flüsschen) gewaschen und das abdriftende Sediment mit einem feinmaschigen Keschernetz (für Zooplankton) aufgefangen. Flohkrebse, Nymphen der Eintagsfliege, Köcherfliegenlarven (in fortgeschrittenen Larvenstadien) hatte ich im Netz aber alles viel zu groß als Nahrung für freischwimmende ca. 20 mm lange Forellenbrütlinge. Mikroskopisch klein müsste sicher die Erstnahrung sein für die Forellenbrut, aber tierisches Plankton (wie Ruderfußkrebse, Hüpferlinge, Wasserflöhe) kommt in der Forellen- und Äschenregion eigentlich nicht vor.

Was ist das natürliche Erstfutter für die Bachforellenbrut im Bach/Fluss?
Bei der im Frühjahr schlüpfenden Äschenbrut besteht das erste Startfutter nahezu ausschließlich aus Zuckmückenlarven. Aber wovon ernährt sich die Bachforellenbrut im Winter?? Worauf müsste ich achten, wonach müsste ich im Bach/Fluss suchen?

Fragende Grüße
Christian
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Peter Pan
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Re: Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Peter Pan »

Schade das noch kein fachkundiger geantwortet hat. Würde mich auch interessieren.

Tight lines

Peter
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Matthias M.
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Re: Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Matthias M. »

Hallo zusammen,

vergangenes Jahr habe ich, dank eines Temperaturloggers, recht genau geschafft den Zeitpunkt zu treffen, als sich die jungen Seeforellen nach der Emergenz aus dem Kieslückensystem, in die strömungsberuhigten flachen (3 -5 cm Wassertiefe) Uferbereiche eingestellt haben.
Ich konnte beobachten, dass die kleinen Forellen recht aktiv Nahrung zu sich nahmen und weniger die Verdriftung ausnutzten. Was sie an Invertebraten fraßen, war für mich mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.

In der folgenden Publikation von Elliott aus dem Jahre 1967 findet Ihr unteranderem Angaben, was die 0+ Generation an Nahrung frisst (evtl. ist ein Ableiten möglich, was sie nach der Emergenz zu sich nehmen):

http://www.ephemeroptera-galactica.com/ ... 967p59.pdf

Schöne Grüsse

Matthias
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Gammarus roeseli
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Re: Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo Matthias,

bei der 0+ Generation in dem Link handelt es sich leider schon um Jungforellen mit <7 cm ….
Dennoch könnte der Link für mich zu einem späteren Zeitpunkt interessant werden. Danke!

In welcher Kalenderwoche haben die Seeforellen bei euch abgelaicht und in welcher KW haben die Forellenbrütlinge das Lückensystem verlassen?

LG Christian
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Matthias M.
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Re: Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Matthias M. »

Hallo Christian,

da die Hauptlaichareale für die Seeforellen sich in einem Föhntal befinden, können die Wassertemperaturen im Winterhalbjahr stark variieren.
In 2012 war die grösste Laichaktivität in den ersten beiden Novemberwochen zu beobachten, in 2013 und 2014 früher.
Laut Temperaturlogger sollte aus einem Ei, welches am 15.11.12 befruchtet wurde, am 21.02.2013 die Dottersacklarve geschlüpft sein. Die Wassertemperaturen lagen in diesem Zeitraum zwischen 1,5 und max. 7 C°. Nach den Temperaturdaten vom Logger sollte die Emergenz aus dem Kieslückensystem auf dem 4.05.2013 fallen.
Ab dem 15. Mai konnte ich unterhalb der Laichareale sehr hohe Dichten von Brütlingen nachweisen.

Schöne Grüsse

Matthias
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Gammarus roeseli
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Re: Nahrung der Bachforellenbrut …

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo,
erst noch mal danke an Matthias für die Info!

Ich berichte einfach mal ,was sich inzwischen so getan und verändert hat im Flusswasser. 16.02.15 die Lufttemperaturen sind nachts immer noch deutlich unter dem Gefrierpunkt und tagsüber nahe dem Gefrierpunkt. 1-3cm Altschnee haben wir in den Flusstälern auch noch.
Die Wassertemperaturen sind seit Anfang Februar weiter gefallen. Nachts hatten wir am 07.02. in den Tälern Lufttemperaturen um die -10 °C und am 08.02.15 ist die Temperatur in dem kleinen Flüsschen auf ca. 2,2 °C abgesunken. Am 11.02. habe ich eine Wassertemperatur von 3,3 °C gemessen, am 12.02. ist die Temperatur im Wasser auf 4,4 °C angestiegen. Interessant finde ich, dass bei einer Tiefe von 20 cm in der Kiessohle (einer künstlich angelegten, gut an- und überströmten flachen Kiesbank/ Laichareal von mehreren Quadratmetern) die Temperatur im Interstitial derzeit nur um ca.0,2 °C höher ausfällt als im Flusswasser selbst. 15.02.15 die Larven der Bachforellen haben etwas an Länge zugelegt und sind derzeit ca. 20+ mm lang. Die Fische befinden sich aber immer noch im Dottersackstadium (es dauert scheinbar bei solch niedrigen Wassertemperaturen noch ein paar Tage, bis die jungen Forellen anfangen frei zu schwimmen und mit der Nahrungsaufnahme beginnen wollen). Ich habe weiterhin nach Futtertieren im Flusswasser und in der Kiessohle gesucht. Zu den Fischnährtieren die ich bisher nachgewiesen und genannt habe, sind noch zusätzlich ein paar große Maifliegenlarven gekommen. Auch einige allerdings wirklich sehr wenige, winzig kleine Eintagsfliegenlarven und Zuckmückenlarven ließen sich mit viel Mühe nachweisen.

In einem kleinen Nebenbach der aus einer Karstquelle mit mehreren Quelltrichtern entspringt ist das Wasser deutlich wärmer. Das Wasser kommt mit einer Temperatur von derzeit 9,4 °C aus den Quelltrichtern. Der Bach mit etwas mehr als 2 km Länge, hat an seiner Mündung derzeit immer noch eine Wassertemperatur von 6,5 °C.
Es ist Mitte Februar und die Bestände der Wasserpflanzen sind in dem Bach schon sehr weit entwickelt. Mit solchen Beständen an Wasserpflanzen ist in dem kleinen Fluss der S.L. erst Mitte März zu rechnen, wenn die Äschen laichen (das war 2014 am 16.03. bei einer Wassertemperatur von 9,5 °C).
In dem kleinen Nebenbach konnte ich mit Hilfe von einem kleinen Planktonnetz herausfinden, dass an den Wasserpflanzen sehr viele kleine Zuckmückenlarven und winzig kleine Eintagsfliegenlarven anhaften.

Ich vermute im Frühling, wenn die kleinen Bachforellen eigentlich erst soweit sein sollten das sie mit der Nahrungsaufnahme beginnen, besteht das erste Futter aus kleinen Zuckmückenlarven und winzig kleinen Eintagsfliegenlarven. …

LG Christian
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