Verbutten

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stekus

Verbutten

Beitrag von stekus »

Ihr habt sicher alle schon vom Verbutten von Barsch und in sehr nördlichen Seen Saibling gehört. Eine Strategie um da vorzubeugen ist ja kleine Fische wegzufangen bzw. mit grossen (also Barsch bzw. Saibling die gross genug sind um sich vom verbutteten Bestand zu ernähren) zu besetzen.

Mir ist unlängst die Idee gekommen ob dies auch in Fließgewässern so sein kann!? Möglicherweiße könnte man in manchen Gewässern das abwachsen großer Fische unterstützen indem man kleine Fische entnimmt und somit den restlichen Fischen mehr Nahrung zukommen lässt. Hat sich dazu schon jemand Gedanken gemacht?
Guzzi

Beitrag von Guzzi »

Die Frage die zuerst beantwortet werden müsste ist, ob die Nahrung überhaupt der limitierende Faktor ist. Das würde mich bei Flüssen ausserhalb extremer klimatischer Verhältnisse (wie z.B. Höhenlage oder Skandinavien oder beides) eher wundern. Hier ist es zumeist eher eine Frage der Standplätze und/oder des Angeldrucks.

Gruss,

Wolf
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Gemeinde !

Verbuttete Bestände gibt es bei fast allen Fischarten, die gesellig leben , wie Rotaugen Rotfedern usw., Verbuttungen treten meist im Zuge von Gleichgewichtsstörungen im Gefüge der Fischarten zueinander auf.
Als Beispiel seien die Rotaugenschwärme in größeren Weihern und kleinen Seen genannt, die hauptsächlich auf einen starken Befischungsdruck auf Raubfische zurückzuführen sind.

Die Ursachen sind bei jedem einzelnen Fall anders und ein schier unerschöpfliches Thema.

Da wir ja in einem Fliegenfischerforum sind möchte ich nur einen Aspekt von vielen in Bezug auf Bachforellen herausstellen.

DAS SCHONMASS !!

Es soll dem Fisch die Möglichkeit geben, wenigstens einmal in seinem Leben eigene Nachkommen zu zeugen. Durch das Schonmaß wird ein Teil der Populationspyramide vom Befischungsdruck befreit, ein anderer stärker belastet. Die Schonmaße wurden in den letzten Jahrzehnten drastisch erhöht.
Was bringt also ein hohes Schon- oder Brittelmaß ?
Dazu zwei Tatsachen , die eigentlich jedem klar sein müßten
1. die Fische erreichen auf Grund ihrer Erbanlagen verschiedene Endgrößen
2. die Milchner bleiben kleiner als die Rogner

Wenn das Schonmaß so hoch angesetzt ist, sodaß die Kleinwüchsigeren es nicht erreichen, züchte ich damit auf Dauer die Kleinwüchsigkeit, da die Fische ja nicht entnommen werden dürfen und ihre Erbanlagen jedes Jahr weitergeben . Wenn nun auch noch die Milchner nicht entnommen werden können, wird's in 5-7 Jahren kritisch, da sich das Verhältnis Milchner - Rogner stark verschiebt, der Befischungsdruck auf die Großwüchsigen tut ein übriges dazu.
Dieses Problem ist bei den Äschen wohlbekannt, da diese einen weit größeren Unterschied Milchner-Rogner aufzuweisen haben ( zyklisches Auftreten !).

Ein Jäger schießt eine Schmalgeiß ab, das ist sogar vorgeschrieben, aber wehe man entnimmt eine Forelle, 28 cm, Riesenkopf, nach hinten schlank zulaufender Körper , das kann die Lizenz kosten !!

Jeder von uns hat schon solche Fische gefangen und zurückgesetzt, statt sie zu entnehmen und zu entsorgen ( sind meistens nämlich ungenießbar !)

Waren nur so einige Gedanken von

Royal Coachman

PS: entschuldige habe ganz vergessen Deine Frage zu beantworten:
in nahrungsarmen Bächen kann Überbesatz durchaus zu Verbuttungen bei Bachforellen führen, habe selbst ein Beispiel vor ca 15 Jahren erlebt.
Es hilft aber nur die Rückführung auf die normalen Bestände, wenn man nicht zufüttern will . Wenn dann die Bestände reduziert sind, beginnen ALLE FISCHE wieder zu wachsen, auch die älteren !
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 01.09.2004, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.
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hares ear
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Beitrag von hares ear »

Es gibt eigentlich zu dem Thema eine Lösung: Das Zwischenmass, d.h. je nach Nahrungsaufkommen und Lage des Gewässers sagen wir einmal z.B. von 25-30 cm und über 45 cm darf entnommen werden und der wertvolle Laichbestand dazwischen ist geschont. Leider ist das Konzept für viele Vereinsgewässer wohl zu kompliziert. Es wird jedenfalls meiner Erfahrung nach eher selten praktiziert, macht aber Sinn,
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Florian
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo hears ear !

Das Zwischenschonmaß ist sicher eine gute Sache , da es immer einen Laichbestand sichert. Schon Altmeister Stoll hat in seinem Buch dies genau beschrieben und soweit mir bekannt , wird dies an der Ammer immer noch praktiziert. Das Problem ist die Einführung in einem Vereinsgewässer, da hier der Fangdruck ein anderer ist als in einem Privatgewässer.

Vereinsangler würden sich nie den Beschränkungen unterwerfen, die in einem privaten Gewässer üblich sind .

mit tight lines
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 02.09.2004, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Leider ist das Konzept für viele Vereinsgewässer wohl zu kompliziert.

Das Problem ist die Einführung in einem Vereinsgewässer, da hier der Fangdruck ein anderer ist als in einem Privatgewässer. Vereinsangler würden sich nie den Beschränkungen unterwerfen, die in einem privaten Gewässer üblich sind .


Hallo Florian und Gebhard,

da habt ihr beide den Nagel auf den Kopf getroffen, wie ich aus eigener Erfahrung in meinem Verein bestätigen kann: Wir hatten vor einigen Jahren ebenfalls vor, das Zwischenschonmaß als sinnvolle Lösung zur Schonung der starken bzw. schnellwüchsigen Laichfische einzuführen, aber die Mitglieder haben den Sinn hinter einer solchen Maßnahme einfach nicht verstanden. Im Gegenteil ist bei ihnen der Eindruck entstanden, man wolle ihnen mit dieser Regelung ihre Fangerfolge beschneiden.

Dieses Jahr wurde mir mehrfach (und zur Freude der Mitglieder) vom Fang guter Forellen berichtet, was ich darauf zurückführe, dass im extrem trockenen Sommer des vergangenen Jahres aufgrund der Verhältnisse wesentlich weniger gefischt wurde und dadurch eine ganze Anzahl von Forellen in dieser Saison die 30 cm Marke überschreiten konnte. Ich werde diese Tatsache vielleicht argumentativ zum Anlass nehmen, noch einmal einen Versuch zur Einführung eines Zwischenschonmaßes zu starten.

Tight lines
Jürgen
gatt8

Beitrag von gatt8 »

Hello ,
ich schicke voraus dass meine Meinung um zwischenmaßen und ander notige Maßregelungen die Flußen und Ecosystemen schützen sollten, finden mich einig. Ich habe aber eine "technikere" Frage über des Verbuttungs, hat jemand / kann jemand mir sagen ob durch die Verbuttung Phänomen nicht nur die Große der Fischen aber auch die Gestalt (ie plumper Kopf, kurzes Maul) eingeflusst wird
tschüss
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Beitrag von Jens2001 »

Hallo gatt8

nun bei Bachforellen gibt es da die sogenannte Steinforelle.... riesen Kopf, rassel dürre sieht richtig grimmig aus und schmecken tuen die Dinger auch scheußlich!

Gruß Jens
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Wolfgang Hinderjock
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Beitrag von Wolfgang Hinderjock »

Es gibt hier in Mecklenburg einen kleinen, etwa 10km langen Bach, der sehr kleinwüchsige Bachforellen enthält.
Ob es sich dabei wirklich um einen verbutteten Bestand(mit veränderten Erbfaktoren) oder nur um eine Art Mangelwuchs handelt, weiß ich nicht, ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet.
Der Bach besitzt über den größten Teil seines Laufs einen weichen Sandgrund ohne großartigen Pflanzenbestand und ist meiner Meinung nach sehr nahrungsarm, so gibt es kein nennenswertes Vorkommen an Gammariden, was für unsere Gewässer eigentlich typisch wäre.
Der Bachforellenbestand ist extrem dicht, große Exemplare fehlen, die meisten Fische erreichen nicht das Schonmaß (30cm), Einzelexemplare erreichen jedoch auch mal 35cm sind aber eine sehr seltene Ausnahme.

Die Fische sind aber im Gegensatz zu den sogenannten Steinforellen nicht so dürre, haben ein sehr kleines Maul und haben Ansätze zur Rundköpfigkeit, auch weisen die Fische sehr winzige Schuppen auf.
Der Bestand lebt völlig isoliert und ohne jeglichen Besatzeinfluß.

Früher war der Bach nach literarischen Quellen einmal wesentlich produktiver, auch gab es Fische >50cm, dies änderte sich wohl grundlegend als man Ende der der 60er/Anfang der 70er -Jahre den Oberlauf durch Melioration und Begradigung veränderte.
Ziwischenzeitlich soll auch der Bestand einmal durch die Abwässer einer großen Wassergeflügelfarm fast erloschen sein
Bild
gatt8

Beitrag von gatt8 »

Hello Wolfgang, Jens

ich habe bemerkt ungefähr die selbe einzigatigene Merkale in einem Fluss im Schwarzwald und die Große der Fischen war auch auffalende klein.
In meiner Meinung hat es ausgesehen wie ein Erbgut Faktor und würde mehr für eine Darwinistiche Erklärung neigen als Lamarkistiche, ich erkläre:
die Strecke (auch ~10km) war mit Wehre (nicht immer mit Fischlauftreppe) gegrenzt nähmlich zielmich "genetisch isoliert" . Der Darwinismus würde behaupten dass die Fischen die nicht länger als zB 20cm aber die Sexuelle Reife erreichen könnten um sich zu Verbreiten, werden begünsitgen gegen ein Erbgut die die sexuelle Reife nur als 35 cm erreichtet: teoretisch ein Fisch die nicht länger als 25-30 wächst (=mit Lilliputaner Erbgut) würde sich den ganzen Leben Fortzplanzen und sein Erbgut würde besser überleben. Gegenseitlich Forellen die erreichen die sexuelle Reife nur nach di 30cm erreichen würden regelmessig entnehmen und in die pfanne geräten.
Lamark würde neigen für die Adaptation zur Umgebung nähmlich wenige Essen aber für Alle (wenn sie sich klein genug hält)
Habt Ihr andere Ideen ?
Stefan Backhaus

Beitrag von Stefan Backhaus »

Hallo Leute,

passend zur Verbuttungsdiskussion habe ich gerade einen Artikel bei Fisch & Fang gefunden. In dem Bericht geht es darum, was passiert, wenn nur die großen Fische einer Population entnommen werden. Ergebnis: Innerhalb von wenigen Generationen (hier 4) stellt sich Kleinwüchsigkeit ein. Aber lest bitte selbst.

Kleinwüchsigkeit durch die Entnahme großer Fische

Gruß

Stefan
gatt8

Beitrag von gatt8 »

Hello Stefan / Leute,
vielen Dank fuer deinen Beitrag, ehrlich gesagt mir (und andere Leute) war schon ungefaehr klar, nur dass ich habe dass Eindrueck dass viele Leute/Lobbies blind sein WOLLEN. Fliegenfischern in andere Laender sind in der erste Reihe Ueber diese Tematisch, ich wuendere dass in Deutschland noch disckutiert werde ueber "Lamarkistiche" Erklaerung ueber die Verbuttung, die geschraenkte Fanglimit, die Mindestmass zu niedrig, etc.

Man kann nicht die Fass voll und die Frau getrunken haben, wenn man die Flusse und diese Ecosysteme liebt, dann sollte auch etwas realistich tun und denken: richtig hoch Mindesmass, Zwischenmass wenn notig, C&R sind ein Muss in Salmoniden Gewaessern, besoderweise mit der Zunahme der Fischern in unsere Gewaessern.
Wie schon erklaert, die Salmoniden legen wenige Tausend Eier in vergleich mit Karpfartigen und brauchen eine hoch Wasserqualitaet zu gedehien, es sollte in der Interesse aller (Fligen)Fischer das zu unterstuetzen , auch mit der Verbreitung von Ideen (und Taten)

tschuess
Hâgar Otter

Beitrag von Hâgar Otter »

Vor Jahren blieben die Äschen (bei sehr guten Bestandsdichten) in den Frankenwaldbächen relativ kleinwüchsig. Nach Heruntersetzung des Schonmaßes um einige cm und intensivierter Befischung hat die Durchschnittsgröße deutlich zugenommem!
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