Wanderbewegungen als Witterungsfolge

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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Hab vielen herzlichen Dank, lieber Siegfried - nun bin ich (sind wir) auf den zweiten Teil der Tragödie gespannt.
An solch differenzierten, über Jahre fortgesetzten Beobachtung fehlt es vielerorten; es ist gut, dass hier einiges zusammengetragen wird.

Herzlich grüßt

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Siegfried,

Danke für dieses drastische Beispiel.
Führst du die "fehlfärbigen" Fische auf Besatzmaterial zurück?

Als Ökologe könnte man sagen: Ein interessantes Freilandexperiment (z.B. die Zunahme der Koppen nach dem Rückgang der Forellen).

Als Fischer: Grauslich und klassisch; zuerst erwischts die Äschen, und dann kommen auch die Forellen dran.
Hoffentlich habt ihr die Elektrofangergebnisse gut schriftlich dokumentiert.

Jetzt könnte ein Kritiker natürlich sagen: Wehr duchgängig machen und dann kann der Kormoran die Äsche nicht mehr ausrotten, und das Fischartenschutz-Argument wäre damit vom Tisch. Dass die Fischerei damit vor die Hunde geht steht auf einem anderen Blatt.

Ob der Äschenbestand das auf die Dauer mitmacht bleibt offen. Meist wird dann mit irgendwelchem Material nachbesetzt und wieder verschwindet ein genetisches Kleinod.

Ich hoffe die Situation verbessert sich mittelfristig wieder und wünsche Petri,
Clemens
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Siegfried.
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo alle,
wie angedroht geht es weiter.

@Clemens, das mit dem - ungewollten - Freilandexperiment stimmt leider nur zu sehr. Man bekommt so aber, wie in der Wissenschaft, auch Antworten auf Fragen die man gar nicht hatte. Z.B. die Koppen, da hatte ich schon früher vermutet, dass nicht etwa die Forellen den Bestand als Prädatoren klein hielten, sondern der viel zu große Aalbestand (klingt heute natürlich etwas komisch angesichts des Zusammenbruchs). Der Versuch per Entnahme mit E-Fischerei war nur andeutungsweise beweiskräftig, zeigte aber die Richtung. Den schlagenden Beweis lieferten dann die Kormorane. Das ging wie das Umlegen eines Schalters: Aale weg - im Herbst Mühlkoppen < 6 cm Gewimmel, im Jahr darauf Bestand 10 –30fach zu früher.

Natürlich haben wir alles fein dokumentiert, nur das interessiert im Zweifel keine Sau (s.u.).

Auch wenn man es beim Lesen schon heraus interpretieren kann, noch ein paar von mir abgeleitete Erklärungen für die Vorgänge.

1. Die Äschen: Die erste scheinbare Erholung kam durch die Reaktion wie nach einem physikalischen Ereignis, d.h. der verbliebene kleine Restbestand reagierte mit heftiger und erfolgreicher Vermehrung. Dem kam entgegen, dass wir real die physikalischen Katastrophen sehr begrenzt haben, da es wegen der oberliegenden Talsperre kein wirkliches Niedrigwasser und keine zu hohen Temperaturen gibt und große Hochwasser stark vermindert sind. Rein wissenschaftlich interessant ist dann die unterschiedliche Entwicklung in den beiden Streckenteilen. Als negativ erwies sich dabei die Isolation im oberen Bereich sowohl nach oben (Talsperre) als auch nach unten durch das genannte, absolut unüberwindliche WKA-Wehr (eigentlich 2).

Im Gegensatz zu unterhalb war damit der zweite Angriff der Kormorane, der bereits die nicht laichreifen 2+ Fische erwischte, auch schon der letzte. Die - in fachsprech - Metapopulation zwischen Talsperre und Wehr war schlicht ausgerottet. Unterhalb dagegen zieht sich das Elend länger hin, da aus dem unterhalb liegenden, nach Einmündung des größten Nebengewässers am unter Ende unserer Strecke, das Zentrum der Äschenregion bildenden und lang ununterbrochenen Abschnitt immer wieder Zuwanderung stattfindet. Entsprechend dem Zusammenbruch der dortigen Population, wird diese jedoch von Jahr zu Jahr geringer und die Tiere sind in immer schlechterer Verfassung. Auch die Vorverlegung der Laichreife bei dem aufkommenden Nachwuchs, klar sichtbar, aber natürlich mangels Datenreihen nicht belegbar, hilft nicht wirklich. Eine Stabilisierung selbst auf niedrigstem Niveau ist bis heute nicht erkennbar. Anders als bei den BF (s.u.) und in den Zentren der Äschenregion im Sauerland, müssen wir davon ausgehen, dass unsere Äschen komplett ausgerottet werden.

2. Bachforellen: Wie die meisten waren wir bei den ersten beiden Angriffen zunächst davon ausgegangen, dass diese davon nicht oder nur gering betroffen waren, was im Nachhinein als Quatsch einzuschätzen ist. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die sich in tieferen Gewässerteilen aufhaltenden (größeren) Tiere schon damals erwischt wurden. Leider haben wir bei den damaligen E-Befischungen, obwohl schon der Eindruck vom Ar... des Fischers und den fehlenden Fängen gegeben war, die Strecken noch nicht fragmentiert protokolliert. Das haben wir erst bei der nächsten gemacht und da war es dann schon so offensichtlich, dass man es mit Händen greifen konnte und jeder beim Fischen selbst längst die Erfahrung gemacht hatte. Zunächst waren aber offensichtlich gewässerintern noch genügend un- bzw. noch zu aufwändig erreichbare Refugialräume vorhanden, so dass von dort aus die guten Standplätze wieder besetzt wurden. Da natürlich diese auch von den Fischern bevorzugt aufgesucht werden, schien also zunächst mal nur wenig passiert zu sein, außer dass die Durchschnittsgröße in die Knie ging. Nur die tiefen Pools blieben seltsam leere Geisterburgen und wer, wie ich, auch schon mal die marginalen Standplätze anfischt, um seine eigene Gewässerkenntnis zu testen, stellte fest, dass die entweder leer oder von viel zu kleinen Fischen besetzt waren. Nach dem beschriebenen kurzen Zwischenhoch wurde das dann für alle sichtbar, als auch die Komfortwohnungen nur noch von 20 cm Fischchen besetzt wurden und sich ganz offensichtlich eine massive Frühreife durchsetzte.

Zur Zeit ist es so, dass wir zudem auch noch eine genetische Unterwanderung (genetic introgression) erleben. Dafür gibt es, wie immer, sicher mehrere Gründe. Dass die sich aber womöglich zu einer Lawine aufschaukeln, geht eindeutig auf den Kormoran zurück. Es gab zwar schon früher immer eine kleine Anzahl untypisch gefärbter Fische, die sich aber nicht durchsetzen konnten. Sollte also der Kormoran unsere einheimischen Fische aus irgend einem Grund stärker präferieren, hätten diese also relativ zunehmen können. Wahrscheinlicher ist aber schon, da Ober- und Unterlieger massiv besetzt haben und von dort entsprechender Zuzug erfolgte, dass sich unsere frühreifen kleinen Bengel und Mädchen weder bei den Standplätzen noch beim Laichen mehr wie früher gegen die Invasoren durchsetzen können. Was noch schlimmer wäre, aber leider wahrscheinlicher ist, dass ihre kritische Populationsgröße zur Selbsterhaltung bereits unterschritten ist (genetic depression) und damit einfach freier Raum für die eigentlich unangepassten Fremdlinge da ist (Antwort auf Frage Clemens?). Es droht daher das Schicksal so vieler verloren gegangener lokaler Arten, Rassen oder auch nur Teilpopulation (genitic units). Aber was zählt schon eine genetisch an ihre spezielle Umwelt bestens angepasste und offensichtlich robuste und in diesem Sinne einmalige Metapopulation im UNESCO Jahr der Genetischen Vielfalt 2010? Na offensichtlich nichts, im Vergleich zum Wohlergehen des Vogels gleichen Jahrgangs. Die danubische Forelle oder die für freie Western-Weide abtretende Gila trout lassen schön grüßen. Das Böse in der Welt spielt sich doch immer weit weg von unserer Haustür ab, gell.

Schlussfolgerung gefällig, auch wenn die nach all den komplexen Betrachtungen ganz platt ausfällt? Na denn los:

Man kann in einem physikalisch bestimmten System, noch so viel an der Physik drehen und dort alles super hin kriegen, wenn es plötzlich einem biologischen Druck ausgesetzt wird, auf den es gar nicht angepasst sein kann, wird es zusammen brechen, auch wenn du noch goldenes Pulver drüber streust. Das einzige was hilft, ist die evolutiven Grundbedingungen wieder her zu stellen. In diesem Fall heißt das den neuen, nicht vorgesehenen Top-Räuber Kormoran entweder komplett zu beseitigen oder mit einem weiteren zu toppen. Da wird uns nunleider kein Einheimischer und, wie wir an ausreichend negativen Beispielen gelernt haben, auch nicht die Einführung eines Auswärtigen helfen (auch wenn der Waschbärenfilm ganz lustig ist).

Da müssen wir als Toppster (merke heute läßt sich alles steigern, selbst in seriösesten Medien gibt es einzigste Beiträge) schon selbst dran. Dass wir das klug machen ist ja logisch, denn dass steckt ja schon in unserem Nachnamen sapiens, der Weise.

Ja wie, und das soll jetzt der Sinn der langen verschlungenen Rede gewesen sein? Ja soll es, und was jetzt kommt, ist noch dazu völlig emotionslos und ohne ein bißchen Rage genau so gemeint.

Das Kormoranmanagement muss her und zwar europaweit und mit klar definierten Zielen (kormoranfreie Mittelgebirge z.B.)und ohne hidden agendas (keine Fische keine Angler mehr z.B.). Und es muss jetzt kommen und nicht in noch mal ein paar Forschungs- und Beobachtungsjahren und es muss so schlimme Dinge enthalten wie Massenabschüsse, Koloniezerstörungen und Brutvernichtung, Verhinderung von Neuansiedlungen und was noch alles nötig ist, wenn man einfach viel zu spät anfängt schlechte Entwicklungen zurück zu drehen. In Australien muss man auch Wildschweine killen und Füchse vergiften und auf Madagaskar müssen alle Katzen sterben, wenn man die einheimischen Arten retten will, so einfach ist das nun mal. Das Böse ist auch vor unserer Haustür und nicht nur da draußen im grausigen Dschungel.

Die Alternative sind amerikanische Verhältnisse, mit top aussehenden Gewässern, die völlig depletierte, immer am Rand der Auslöschung vegetierende, oder gar keine einheimische Fisch"populationen" enthalten und in die dann zu Saisonbeginn bis zum tausendfachen der normalen Bestandsgröße catchable trout (was ab 6 inch = ca. 15 cm meint) abgekippt werden. Die werden dann möglichst flott wieder beseitigt und der Rest ist Futter für wen auch immer - es wird eh mit einer "winter mortality" von 98 % gerechnet. Glückliche und beste Demokratie von allen.

Kalte Grüße
Siegfried

P.S. In diesem Zusammenhang sollte man ruhig mal einen Blick auf Clemens´ Motto werfen und drüber denken.
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Hab ganz herzlichen Dank für diese differenzierte Darstellung, lieber Siegfried! Das ist in jedem Punkt nachvollziehbar und unterschriftsfähig.
Es dürfte sicher sein, dass auch die enorme Mobilität der Salmoniden (und anderer Arten) wie die Reproduktionskraft der kleinen Bäche den Kahlfraß durch den neuen Predator allenfalls partiell und keinesfalls auf Dauer ausgleichen können - das Problem wird dadurch immer nur zeitweise überdeckt bzw. es verlagert sich in andere Gewässerbereiche und -typen.

Die enorme Lernfähigkeit der Rabenvögel führt ja auch dazu, dass sie sich immer wieder neue Jagdreviere erschließen und ihre Taktik erfolgreich variieren können.
Die von Dir aufgezählten Beispiele vom - mittlerweile teilweise ja recht erfolgreichen - Kampf gegen Bio-Invasoren (man denke auch an die Ziegen auf Galapagos, die Ratten Neuseelands usw.) zeigen, dass es keine andere Möglichkeit als die von dir aufgezeigte gibt. Und zwar im Interesse der Natur - nicht in demjenigen der Sportfischer.

Danke!

Dein Frank
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Siegfried,

vielen Dank für die lange und ausführliche Antwort!

Dass der Aal als Koppen-Prädator eine größere Rolle spielt als die Forellen könnte gut sein. Aber Beweis? Die Aale sind doch +- gleichzeitig reduziert worden wie die großen Forellen, oder nicht? Beide Arten fressen Koppen und werden also eine Rolle spielen, denke ich. Aber Nebenthema.

Den Kormoran als Neozoon zu bezeichnen und so seine Reduktion zu argumentieren ist sicher bequem; Schön wärs, nur leider ist es alles andere als unumstritten dass der Kormoran ursprünglich nicht weiter ins Binnenland gezogen ist. Es gibt z.B. auch sehr alte Funde von Kormoranfragmenten (sie wurden in der Steinzeit auch von Menschen gegessen!) weit im Binnenland.
Natürlich ist es bequem eine Kormoran-Diskussion darauf aufzuhängen, dass die Art nicht heimisch war; strategisch finde ich es weniger klug, weil hier Aussage gegen Aussage auch in der Wissenschaft steht. Mein Ansatz wäre, gleich mit diversen anderen stichhaltigen Argumenten zu arbeiten, die nicht zwangsläufig an der ungenügenden Datenlage scheitern.

Clemens
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo Clemens,
da muss ich mich wohl missverständlich ausgedrückt haben. Ich behaupte gar nicht, dass der Binnenland-Kormoran ein alien ist. Es ist völlig egal ob der Vogel einheimisch - in welchem Sinne auch immer - von mir aus auch mit disjunktem Areal über die ganze Paläarktis ist oder nicht, darauf kommt es überhaupt nicht an. Fest steht, dass wir mit unseren Aktivitäten ihm die explosionsartige Vermehrung und die Eroberung von Lebenräumen ermöglicht haben, in denen er vorher nicht vertreten war. Nur darum geht es. Die dumm-dreiste Behauptung von der "Rückeroberung" irgendwelcher Lebenräume darf einfach nicht unwidersprochen weiter kolportiert werden.

Nebenbei ist meine Überzeugung, dass der Binnenlandvogel "heimisch" ist, gerade letzte Woche wieder etwas ins Wanken geraten, als ich Schloss Moritzburg bei Dresden besucht habe. Als große Jäger haben die sächsischen Fürsten dort alles ausgestellt, was sie jemals erschossen oder sonstwie zu Tode gebracht haben, plus Jagdszenen (ne nicht aus Niederbayern), aber u.a. aus Polen, wovon auch Elchgeweihe und Wölfe zeugen. Da fand sich auch eine großformatige Darstellung des Kormorans neben anderen Exoten wie dem Purpurreiher. Dargestellt war aber ausschließlich die Jagd mit
dem Vogel und zwar in vielen verschiedenen Szenen, aber nicht auf ihn. Sollte uns das was zu denken geben? Aber wie gesagt, für die Konsequenzen ist es ohne Bedeutung.

Zu den den Koppen: Es ist schon richtig, dass beide Arten die Tierchen mögen, aber du kannst dir die Aaldichte für die Forellenregion nicht vorstellen, die durch die Zuwanderung aus der Talsperre vorhanden war. Und wir hatten, wie gesagt, schon zuvor Experimente mit der Entnahme von Aalen bei den E-Befischungen gemacht, mit leichten Erholungen der Population, bis die alte Dichte wieder hergestellt war. Zudem kannte ich eine ganze Anzahl von Gewässern mit vielen Forellen und Koppen, aber (fast) ohne Aale.

Ich hatte den Aal auch nur als Beispiel angeführt, weil ganz zweifellos heimisch bei uns und sogar in der Forellenregion natürlich vorkommend, aber eben nur durch den Einfluss des Menschen viel zu massiv auftrtetend und offenbar sehr effektiv Einfluss auf die Koppen nehmend. Was zweifellos niemand je gewollt hatte und vielleicht auch gar nicht bemerkt worden wäre.
Gruß

Siegfried
Zuletzt geändert von Siegfried. am 02.08.2010, 11:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo Frank,
danke für die Zustimmung. Muss aber ein Korrektur anbringen, der K. ist kein Rabenvogel, sondern bildet eine eigene Familie. Raben sind unsere größten Singvögel. Nicht auszudenken wenn er auch noch in die Verwandtschaft von Nachtigall und Lerche gehören würde ..... Ich sehe erschütternde Balkonszenen dargebracht von der NABU Ortsgruppe Groß-Klagebach :heul :heul
Siegfried
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Beitrag von Frank. »

Siegfried Darschnik hat geschrieben:der K. ist kein Rabenvogel, sondern bildet eine eigene Familie.d
DANKE, lieber Siegfried! Man lernt nicht aus. Ich habe mich von der historischen Benennung "Wasserrabe" täuschen lassen.

Ein paar Zitate aus der älteren Literatur mögen ganz interessant sein:

Krünitz, Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, Band 108 (erschienen 1808):

Kormoran:

„Dieser Vogel ist über alle Theile der nördlichen Halbkugel verbreitet, und findet sich sogar in Grönland, wo er das ganze Jahr bleibt. Er wird in allen gemäßigten Breiten des russischen Reichs und in ungeheurer Menge an den Küsten des caspischen Meers gefunden, geht auch selbst bis Kamtschatka hinauf. Vornähmlich hält er sich an den Küsten des nördlichen Meeres, der Nord= und Ostsee auf. Er bewohnt da, wo er sich aufhält, die Meerufer und Seeklippen, und streift des Winters als Strichvogel von einem Orte zum andern, da er alsdann auf die Landseen und Flüsse kommt.“


Ebd., über den Kleinen Kormoran:

„Er bewohnt den nördlich=europäischen Ocean, geht bis Island hinauf, und bis Holland herab; ist in vielen Theilen von Großbritannien häufig, kommt auch zu den deutschen Küsten, und wird auch einzeln auf den Seen angetroffen.“


Aus: Brehms Tierleben, fünfte Reihe: Schwimmvögel (Natatores), S. 478 f., erschienen 1882.:

„Im Frühlinge des Jahres 1812 fanden sich auf einem Gute der Stadt Lütjenburg vier Paare ein und siedelten sich, dem Seestrande nahe, auf sehr hohen Buchen in einem Gehölze an, welches seit vielen Jahren einer großen Anzahl von Saatkrähen und Fischreihern zum Brutorte gedient hatte. Sie vertrieben einige Reiherfamilien, um deren Nester für sich zu benutzen, machten zwei Bruten, eine im Mai, die andere im Juli, und verließen im Herbste desselben Jahres, zu einem Fluge von einigen dreißig angewachsen, die Gegend. Im Frühlinge des folgenden Jahres kamen sie, wie in allen folgenden, in einer immer mehr sich verstärkenden Anzahl wieder, und bald durfte man diese zu siebentausend brütenden Paaren anschlagen. Boje zählte auf einigen Bäumen an funfzig Scharbennester (Scharbe = Kormoran). Die Menge der zu- und abfliegenden Vögel erfüllte die Luft; ihr wildes Geschrei betäubte die Ohren. Die Bäume sammt ihrem Laube waren weiß gefärbt von dem Unrathe, die Luft war verpestet durch die aus dem Neste herabgefallenen und faulenden Fische. Erst nach mehreren Jahren eifriger Verfolgung gelang es, die ungebetenen Gäste wieder los zu werden.“

Zumindest im frühen 19. Jahrhundert scheint der Nichtsingvogel nur vereinzelt bzw. jahreszeitlich bedingt im Binnenland antreffbar gewesen zu sein.

Euer Frank
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Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hi Siegfried,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag. Sicherlich ein tragischer Verlauf für das Wasser das Du beschreibst.

Bitte sieh' es nicht als abschätzend an sondern aber für mich hast Du hervoragend den Hergang und die Ursache zu einem Bestandseinbruch beschrieben. Aber die Ursache eines mangelnden Wiederaufbaus eines (evtl. noch) exitsierenden Stammes wirst Du mit dem Kormoranmanagement alleine nicht schaffen.

Denn die mangelnde Durchgängigkeit ermöglicht nicht die gleiche Kompensationsfähigkeit Deiner Strecke wie die von Frank. Wenn der K. bei Euch zweimal einfällt ist das Wasser leer aber es kann nix nachrutschen - bei Frank ist nach dem ersten Kahlschlag schon eine Zuwanderung und damit eine höhere Überlebensrate aus dem Schlupf eines vor- oder nachgelagerten Stammes da...

Ich meine Clemens hat das oben schon geschrieben: Aus rein ökologischer Sicht wäre somit nur für Durchgängigkeit zu sorgen und dann kompensiert die Natur von alleine. Die ungeduldigeren Fischer unter uns werden allerdings nicht so lange warten können.


Ich möchte weder Deinen Einsatz um das Wasser schälern noch die von Dir beschriebene Situation herunterspielen oder ähnliches. Ein Teil der Ausgangsfrage in dieser Diskussion ist jedoch die Fragestellung inwieweit Wanderbewegungen ein probates Mittel gegen derartige Ausfälle sein können.

Wir in Bayern haben z.B. regelmässig ein sog. Bachforellensterben. Ein Massensterben das meist um den August rum auftritt und an dem - meines Wissens nach seit bestimmt 3 Jahren - die Kaufbeurer seit einiger Zeit erfolglos forschen...

Da man auch nach diesen Sterben BF fangen kann scheinen einige Fische "immun" zu sein und nicht zu sterben. Seit Jahren reagieren die Vereine mit Kompensationsbesatz und die Diskussion inwieweit diese Aktion den Aufbau eines resistenten Stammes ausbremsen werden in der Regel schon im Keim erstickt. Warum?

Weil man sonst ja erstmal grosse Schongebiete und eine massive Reduktion des Befischungsdruckes bräuchte um den Fischen Gelegenheit zu geben wieder zu regenieren.

Ausserdem haben manche Pächter ein Interesse der NICHT-Durchgängigkeit. Wenn 95% der Fische die ich reinkübel sofort abwandern wenn niemand mehr Pellets ins Wasser schaufelt, dann habe ich natürlich ein gesundes Interesse daran ober- und unterhalb eine gescheite Barriere zu errichten die die Fische gefälligst in meiner Strecke hält.

Das Ergebnis sind groß angelegte Besatzmaßnahmen die die Mitfischer beruhigen sollen und im Prinzip den Wiederaufbau eher ausbremsen als wirklich fördern...

In Deinem Fall wäre es aus meiner Sicht ebenso schwachsinnig zu besetzen, da Du besseres Vogelfutter zu setzt und den Kormoranen nur einen weiteren Grund bietest im nächsten Jahr wieder vorbei zu schauen...

Traurige Grüsse

Markus
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo Markus,
danke für die traurigen Wünsche. Du brauchst dich gar nicht zu entschuldigen, ich sagte bereits vorab, dass alle Teilnehmer an der Diskussion recht haben in ihrer speziellen Situation. Ich habe auch ganz klar gesagt, dass die (Wieder)Herstellung naturnaher Lebensraumvoraussetzungen absolute Priorität hat (ist schließlich sogar ein Teil meines Berufs). Nur dass das absolut nicht ausreichend ist, um mit dem biologischen Druck durch den Kormoran fertig zu werden, muss genau so klar formuliert werden. Ich kann das Geschwätz von Bäumen im Wasser und Zurückhaltung bei der Entnahme und und und was es da mehr gibt einfach nicht mehr hören.

Leider bin ich zu blöd, um das zu können, sonst würde ich ein paar Bilder von dem Gewässer beifügen, da würde manchem Wiesen(t)fischer Angst und bange ob all der Bäume im Weg und entnommen wird von unsern 16 Hanseln so viel, dass du eine Großfamilie nicht auch nur ein Mal satt bekommst. Pikanterweise sind es ja die gleichen Leute, die dir erklären wie ökologisch die Wasserkraftnutzung ist und wie wichtig gerade auch die lächerlichen maximal 0,04 % aus KleinKW´en am Gesamtstromverbrauch für NRW sind und das Durchgängigkeit so wichtig doch nicht sein kann für Gewässer. Die Gleichen sind es aber auch, die es ganz ganz schrecklich finden, wie sehr die Vögel durch die Windkraftanlagen gestört werden, die bereits das 300fache davon liefern.

Leider muss ich dir auch mit den Interessen bestimmter Individuen und Gruppen nur zu Recht geben. Nur ist es leider auch so, dass nach 30 Jahren Überzeugungsarbeit für mehr ökologische Gewässerbewirtschaftung - die z.B. dazu geführt hat, dass die Besatzverpflichtung aus der Fischereiordnung des Landes NRW gelöscht wurde - das put & take Bewirtschaften wie in den 1960/70er Jahren fröhliche Urständ feiert. Es ist einfach kaum ein Argument gegen die einfache Gleichung zu finden: Egal ob Fischsterben durch Chemie oder Vogel, du weist nie wie lange die Fische im Wasser bleiben, also schmeiß rein hol raus. Irgendwie scheint es wie beim Terrorismus so zu sein, dass sich die hard-core Vertreter beider Seiten sehr gern gegenseitig mit Munition versorgen und die Vernünftigen das Nachsehen haben.

Gruß

Siegfried
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Beitrag von Maggov »

Hi Siegfried,

vielen Dank für das Posting! Freut mich zu lesen dass auch kormorangeschädigte Bewirtschafter nachvollziehen können dass mir dieses Argument im der Besatzdiskussion zu gerne als "Ausrede" mißbraucht wird.

Mit der Angst lässt sich's halt am einfachsten diskutieren :?

Ich räume ohne jedes Murren auch absolut ein, dass es bei dem Vogel ein Problem gibt und dass hier vieles im Argen liegt. Nur lassen sich die Ursachen für die Vernichtung selbsterhaltender Bestände eben vielfältig finden und ich hoffe wir sind bei der Suche nach den Lösungen ebenso kreativ!

Ich bin von berufswegen darauf konditioniert nicht darüber nach zu denken was nicht geht sondern mich darauf zu konzentrieren was geht. Franks Herleitung dass eine Durchgängigkeit eine kompensierende Wirkung auf Bestandseinbrüche hat ist aus meiner Sicht ein Mosaikteil in einem Konstrukt das wir wahrscheinlich gerade mal ansatzweise begreifen.

LG

Markus
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Beitrag von Frank. »

Rattensack hat geschrieben: Mein Ansatz wäre, gleich mit diversen anderen stichhaltigen Argumenten zu arbeiten, die nicht zwangsläufig an der ungenügenden Datenlage scheitern.
Lieber Clemens,

da bin ich ganz der Deine! Ein paar Kleinigkeiten würde ich gerne dazu beitragen.

Auf der Homepage des „ÖSTERREICHISCHEN KURATORIUMS FÜR FISCHEREI & GEWÄSSERSCHUTZ“ liest man zum Beispiel http://www.oekf.at/Seiten/E3%20Kormoran ... rreich.htm:

Tatsache ist: Die Art ist einheimisch. (…) Tatsächlich aber haben Kormorane seit der Eiszeit hier gelebt und im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nahezu überall in Mitteleuropa gebrütet.

Das wird so oder ähnlich auf sehr vielen Internet-Seiten angeführt. Ich frage mich, wo sich die Quellen für Mittelalter und Neuzeit finden. Jene Zeiten waren ja nicht eben reich an zoologischen Werken.
Schlägt man in Conrad Gesners „Geschichte der Tiere“ aus dem Jahr 1555 (Conrad Gesneri, Historiæ Animalium Liber III qui est de Auium natura. Adiecti sunt ab initio Indices alphabetici decem super nominibus Auium in totidem linguis diuersis, Band 3, 1555, S. 133) nach, so findet man folgenden Text (der auf der oben genannten Seite auch angeführt wird):
Cum in Rheno apud nos scharbi apparent, signum esse aiunt magni frigoris ...
Zu Deutsch: „Wenn die Scharben (=Kormorane) bei uns am Rhein erscheinen, sagen sie, sei das ein Vorzeichen großer Kälte.“

Schon in der frühen Neuzeit also sind die Vögel jahreszeitlich bedingt und nur in kalten Wintern ins Binnenland gezogen. Hätte der Vogel im Binnenland Kolonien gebildet, hätte Gesner das eigentlich wissen müssen ...

Als DAS Standardwerk für die Tierwelt des 18. Jahrhunderts und seine Geschichte muss Georges Louis Le Clerc de Buffons "Naturgeschichte" gelten, erschienen in den 70er Jahren. Dort heißt es (Band 30, S. 306 der Ausgabe von 1802):
„Man findet sie auf den Küsten von Preußen, und in Holland nah bei Sevenhuis.“

Ähnliche Beobachtungen finde ich in vielen Lexika und historischen zoologischen Abhandlungen: "Oesterreichisches naturhistorisches Bilder-Conversations-Lexicon: Ein unentbehrliches Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse", Band 2, 1836, S. 90: „Im Innern von Deutschland läßt sich der Vogel ... nicht sehen.“

Unbestritten ist, dass der Vogel von jeher gelegentlich ins Binnenland zog und zu den einheimischen Bewohnern der Küsten zählte. Beständig im Binnenland lebende Kolonien oder gar Plagen sind hingegen nicht belegt. Wenn es zum Beispiel auf http://www3.lanuv.nrw.de/static/infosys ... rmoran.htm (Seite des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW heißt:
„Der Kormoran wurde seit dem Mittelalter als Nahrungskonkurrent zum Menschen unerbittlich verfolgt, teilweise mit militärischem Einsatz“ - dann gibt es dafür schlicht keine Belege: Das halte ich für Fiktion (und überdies für einen ziemlichen Quatsch).

Laut Quellenlage war der Kormoran weder im Mittelalter noch in der frühen Neuzeit ein im Binnenland heimischer Vogel, im 17., 18. und 19. Jahrhundert schon gar nicht.

Euer Frank
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Franz Kafka
Lachsmaus
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Beitrag von Lachsmaus »

Liebe Diskutanten, die nachgerade akademisch anmutenden Beiträge zur Herkunft von Phalacrocorax carbo sinensis zeugen von viel Eifer, den ich besser in andere Aktivitäten investieren würde. Vorab und nur zur Klarstellung: Das Vieh zählt von Aachen bis Zwönitz zu den heimischen Arten. Wer´s nicht glauben mag, dem erspare ich die Suche im aktuellen Bundesnaturschutzgesetz. Dort heißt es im § 7:
" 7. heimische Art
eine wild lebende Tier- oder Pflanzenart, die ihr Verbreitungsgebiet oder
regelmäßiges Wanderungsgebiet ganz oder teilweise
a) im Inland hat oder in geschichtlicher Zeit hatte oder
b) auf natürliche Weise in das Inland ausdehnt;
als heimisch gilt eine wild lebende Tier- oder Pflanzenart auch, wenn sich
verwilderte oder durch menschlichen Einfluss eingebürgerte Tiere oder Pflanzen der betreffenden Art im Inland in freier Natur und ohne menschliche Hilfe über mehrere Generationen als Population erhalten;"
(So stand´s auch schon im alten BNatschG, nur in einem anderen Paragraphen)
Wem das a) nicht gefällt und b) wichtig genug erscheint, mag - z. B. in einer Petition - eine Gesetzesänderung anstreben und dort Energie verplembern. Ich gehe da einen anderen Weg, der mir in der Sache einigermaßen Befriedigung verschafft. Es lohnt, den Kontakt zu Jägern zu suchen, die überall dort, wo es zulässig ist, Kormorane bejagen. Adressen der Revierinhaber sind z. B. in Bayern über die Kreisvereine zu erlangen. Bei einer Einladung der Waidmänner zu einem kleinen Fischimbiss kann das angelesene Wissen (sh. oben) mit dem Ziel vermittelt werden, viele schwarze Vögel von den Bäumen zu holen. Wem unter den Jägern der Anreiz einer Semmel mit geräuchertem Forellenfilet nicht genügt, sollte mit der Zahlung einer Aufwandsentschädigung gegen Vorlage der "Ruder" (vulgo: Füße) motiviet werden. Auch dort, wo Abschüsse nicht erlaubt sind, muss man seine Erfüllung nicht in der Suche nach weiteren Belegen finden, die z. B. für eine Einschleppung des schwarzen Chinesen per U-Boot sprechen, etwa als Versuch böswilliger Asiaten, die heimische Fischwirtschaft zu ruinieren. Dort also, wo sich ein Bundesland oder ein Bezirk sperrt, kann es lohnen, wohlbegründete Anträge auf Vergrämung zu stellen. Dass es bei einer ev. Ablehnung lohnen kann, gegen den Bescheid erfolgreich zu klagen, kann ich gern beweisen. Eine interessante Aktion haben die Fischer um Fürstenfeldbruck begonnen. dort wurden beim Landratsamt Genehmigungen eingeholt, die Vögel mit Gaswaffen zu vergrämen. Mit geeigneter Signalmunition soll schon mal ein schwarzer Vogelschwanz angekokelt worden sein.
Soviel zum Thema Theorie & Praxis
von Lachsmaus
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Lachsmaus hat geschrieben:Bei einer Einladung der Waidmänner zu einem kleinen Fischimbiss kann das angelesene Wissen (sh. oben) mit dem Ziel vermittelt werden, viele schwarze Vögel von den Bäumen zu holen.
Beste aller Lachsmäuse,

das hatten wir schon vor zwei Jahren ... Gut, bei dem Treffen gab es aus organisatorischen Gründen nur Würstchen, aber daran dürfte es kaum gelegen haben, dass wir wenig Resonanz gefunden haben.
Zum Zahlen von Prämien gibt es vereinsseitig leider nicht das geringste Interesse; ein paar wenige selbst fischende Jäger holen ab und an mal einen Kormoran vom Himmel, aber das reicht natürlich bei weitem nicht aus.

Aber die Bräsigkeit vieler Vereine ist ebenfalls offenbar fast unüberwindlich. K3-Karpfen - ja, das ist ein interessantes Thema. Und Wallerbesatz! Her damit! Fangquoten für Aale - da gibt es einen Aufschrei!

Wir müssen in der Sensibilisierung für die Thematik Kormoran noch eine Menge tun. Ich weiß, dass es da auch sehr andere Vereine gibt, die sich seit Jahren krummlegen, um etwas zu erreichen. Aber einem Großteil unserer Sportsfreunde geht das Thema nach wie vor am Stert vorbei.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo zusammen,

obwohl mir nicht ganz klar ist, weshalb der mir persönlich bekannte Verfasser des Beitrags meint, unter dem Pseudonym Lachsmaus schreiben zu müssen, kann ich bestätigen, dass die von ihm vorgeschlagene Vorgehensweise der Kontaktaufnahme mit den lokalen Jägern der einzig zielführende Weg ist, solange es nicht auf überregionaler Ebene zu einer Lösung kommen wird, was ich aufgrund meiner Erfahrungen sehr bezweifle.

Wir praktizieren diese Kontaktaufnahme mit der Jägerschaft (mit diversen Einladungen zu Frühschoppen oder Grillfesten) verstärkt seit etwa anderthalb Jahren und haben damit nur gute Erfahrungen gemacht, denn wir sind dabei auf sehr viel Verständnis der Waidmänner für unsere Probleme gestoßen. Ein anderes Problem war natürlich, beim zuständigen Landratsamt eine Genehmigung für Vergrämungsabschüsse zu erwirken, was nach längerem Hin und Her dann ebenfalls gelang. Mit der kürzlich verabschiedeten neuen Kormoranverordnung für Baden-Württemberg (siehe auch hier) ist die ganze Angelegenheit zumindest bei uns noch unkomplizierter geworden.

Viele Grüße
Jürgen
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