Was macht Ihr mit dem Riesen-Bärenklau?

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Andreas J.

Was macht Ihr mit dem Riesen-Bärenklau?

Beitrag von Andreas J. »

Der Reisen-Bärenklau oder Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) kommt ursprünglich aus Asien und wurde hier als Zierpflanze eingeführt. Mittlerweile begegnet man dieser Pflanze schon recht häufig und vor allem an fruchtbaren Bach- oder Flußufern.

Die Pflanze ist sehr giftig und ruft bei Berührung heftige Verbrennungen vor. In unseren Breiten gibt es keine natürlichen Feinde dieser Pflanze.

Aus der Presse habe ich erfahren, das immer mehr Gemeinden den Kampf gegen dieses immer weiter wuchernde Kraut aufgenommen haben.

Was mich wundert ist, wenn ich z.B. an der Lenne bin, sehe ich auf Schritt und Tritt diese Pflanze. Fühlt sich kein Verein da angesprochen? Gibt es Maßnahmen im Eurem oder bekannten Verein? Oder ist es allgemein Schnuppe was da wächst?
StephanSchmidt

Beitrag von StephanSchmidt »

Was ich sehe hau ich (mit gebotener Vorsicht) um !
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Matthias M.
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Beitrag von Matthias M. »

Hallo Andreas,

unser Verein befasst sich seit diesem Jahr auch mit den Neophyten, da sich einige Arten in den letzten Jahren an unserem Gewässer stark verbreitet haben. Soweit ich es mitbekommen habe, hilft oft nur das Ausgraben und spätere Entfernen der gesammten Pflanze.
Von einigen Arten der Samen kann bis zu 10 Jahre liegen bis er keimt, daher kann man sich wohl vorstellen, was der "Kampf" gegen die Neophyten für eine arbeitsintensive Aufgabe wird!

Nur langfristig muss etwas passieren, sonst bekommt man diese Gewächse überhaupt nicht mehr weg und einige heimisch Pflanzenarten werden am Gewässer verdrängt.

Gruß Matthias
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todde
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Beitrag von todde »

Moin!

Da kann ich Matthias und stephanschmidt nur zustimmen.

Vor einigen Jahren, so um 1980, wuchs im Garten meiner Eltern ganz unvermutet und nicht angepflanzt ein Prachtexemplar des Riesen-Bärenklaues. Erst hieß es, ach wie exotisch und imposant, besonders die bienenumschwärmte, prachtvolle Blütendolde. Die große Mutter wurde weiterhin respektiert und warf nach Blüte und Reife ihre Samen aus - oh Graus. Im kommenden Jahr kam dann die Invasion der Aliens in Form von aberhunderten Sprösslingen.

Das gab ein Hauen, Stechen und Graben!

Inzwischen durch Literaturstudium von der einstigen Begeisterung ernüchtert, wurde klar, dass nur eine Rodung des Bodens und Entfernung möglichst aller Pflanzen- UND Wurzelteile den Eindringling zurücktreiben könnte.

Meine zu Hilfe geeilte Patentante, nachdem sie mit Altländer Unerschrockenheit - sie entstammt einer Niederelbischen Obstbauern- und Seefahrerfamilie - trotz Warnung vor den Nesselhaaren ohne Handschuhe und geschlossene Ärmel dem "Unkraut" zu Leibe rückte, musste starke Rötungen und Schwellungen an beiden Armen erleiden und ärztliche Hilfe aufsuchen.

Im Gegensatz zur relativ harmlosen und in ihrer Wirkung vergleichsweise fairen Brennnessel tritt die Reizung nach Berührung der Nesselhaare des tückischen Riesen-Bärenklaues erst nach einiger Zeit um so heftiger auf.

Auch nach diesen intensiven Bemühungen blieb uns der ungebetene Gast noch jahrelang zahlreich treu und konnte erst durch kompletten Bodenaushub und neuer Auffüllung sowie teilweiser Neuanlage der Gartenbepflanzung vollständig herauskomplimentiert werden.

Da so eine Maßnahme nur auf einer relativ begrenzten Fläche kosten- und arbeitsmäßig realisierbar ist, hilft an deinem Gewässer wohl nur die Methode, die stephanschmidt geäußert hat; möglichst alle Pflanzen solange zu stören, bis sie von der ursprünglichen Pflanzengesellschaft wieder verdrängt werden.

Das klingt zwar sehr darwinistisch und rigoros, ist aber notwendig, wenn ihr euch in den kommenden Jahren noch am Ufer bewegen wollt.

Vielleicht kann jemand aus der Gärtnerzunft noch wirksamere Methoden empfehlen.

Viel Erfolg und tight lines (hoffentlich nicht gerade im Vorschwung ;) )

gruß
todde
Zuletzt geändert von todde am 18.05.2005, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
Kole Feut un Nordenwind, givt een krusen Büddel un een lütten Pint.
StephanSchmidt

Beitrag von StephanSchmidt »

Das wollte ich damit ausdrücken !
Die Pflanze darf einfach keine Chance haben ihre Samen auszubilden.
Wann immer ich eine sehe wird das Messer gezückt (ich bin ein Killer :))

Das hier habe ich noch beim googeln gefunden:

ZITAT:
Hinweise zur Bekämpfung vonHeracleum pubescens (Herculesstaude)

Für eine nachhaltige und erfolgreiche Bekämpfung der Herkulesstaude ist etwas Hintergrundwissen über Wuchsverhalten und Lebensraumansprüche dieser Pflanze erforderlich.

Bei der Herkulesstaude handelt es sich um eine 2-Jährige Pflanze. Im ersten Jahr nach der Keimung der Saat konzentriert sich die Pflanze auf das vegetative Wachstum, das heißt, es werden lediglich das üppige Blattwerk und ein leistungsfähiges Wurzelsystem ausgebildet. Dieses braucht die Pflanze, um sich für das folgende Jahr auf die Ausbildung des 2-3 Meter hohen Blütenstandes vorzubereiten. Nach dem Abreifen und Aussamen im 2. Jahr stirbt die Pflanze in der Regel ab. Zwischenzeitlich kommen neue Samen zur Keimung bzw. 1- Jährige Pflanzen wachsen zur Geschlechtsreife heran. Somit ergibt sich für denBeobachter das Bild einer ständigen Präsens der Staude mit Blütenständen im umgebenden üppige Blattwerk.

Die Samen brauchen für ihre Keimung vegetationsfreie Flächen. Diese sind im
Umfeld der Elternpflanzen gegeben, da die großen Blätter das Aufkommen von anderen Gräsern und Kräutern stark hemmen. Nach dem vollständigen
Absterben aller oberirdischen Pflanzenteile im Herbst und Winter erhalten die
Samen dann im Frühjahr diese für sie optimale Bedingungen. Der Samen ist
nachweislich länger als 10 –20 Jahre lebensfähig, das heißt, wenn an einem
Standort, an vor dem ca. 10 –20 Jahre Herkulesstauden standen, die
Vegetationsdecke entfernt wird, kann es aufgrund der freien Flächen zu einer
erneuten Besiedlung kommen.

Dieser Exkurs in die Standortansprüche der Herkulesstaude macht deutlich, dass eine Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln das Problem nicht löst.
Ein Kontaktätzmittel würde nur die oberirdischen Pflanzenteile zerstören, ein
systemisch wirkendes Mittel zerstört zwar die ganze Pflanze, schafft damit aber gleichzeitig Lebensraum für die Keimung zahlreicher im Boden ruhender
Samen. Darüber hinaus stellen sowohl die Kontakt- als auch die systemisch
wirkenden Pflanzenbehandlungsmittel eine Belastung der Umwelt dar.
Etwas langwierig, aber dafür erfolgreich ist die nachhaltige mechanische
Bekämpfung.

Man beginnt im Frühjahr mit der Räumung der betroffenen Standorte, indem
man abgestorbenen Pflanzenreste des vorherigen Jahres abharkt. (Diese sollten nicht kompostiert werden, da das zu einer Verbreitung des Saatguts führt; daher Reste trocknen und verbrennen!) Die frischen Rosetten der 1-Jährigen können bereits in diesem Zusammenhang oberflächlich mit Spaten oder Hacke abgestochen, bzw. abgeschlagen werden.
Danach die Fläche mit Standard-Rasenmischung einsähen. Es entsteht dann eine Rasenfläche durchsetzt mit jungen Herkules-Sämlingen und geschwächten 1-Jährigen Pflanzen. Nach Ausbildung einer schwachen Grasnarbe ist sofort mit der Mahd zu beginnen.
Geeignet ist für diese Zwecke bei gut zugänglichen Flächen ein normaler
Rasenmäher. Bei Flächen im Böschungsbereich kann auch ein sog.
Wiesenmäher oder Balkenmäher eingesetzt werden. Bei unzugänglichem
Gelände ist die Motorsense zu verwenden (Achtung: Hierbei ist Schutzkleidung zu tragen, da umherfliegende Pflanzenteile auf der Haut bei Sonnenlicht ihre phototoxische Wirkung entfalten und Verbrennungen 2. Grades hervorrufen können!)
Ziel der Mahd ist es, eine starke Grasnarbe zu erzielen und durch kontinuierliche Blattentnahme die Herkules-Pflanzen weiter zu schwächen. Es muß in jedem Fall verhindert werden, dass die Jungpflanzen so groß werden, dass sie wiederum die Gräser verdrängen. Dies kann in regenreichen und warmen Sommern im ersten Jahr unter Umständen sogar eine wöchentliche Mahd bedeuten.
Nach dem ersten Jahr stellt sich ein deutlicher Erfolg ein. Es sind nur noch
wenige und schwache Pflanzen in der Grasnarbe vorhanden. Die kontinuierliche Mahd muss aber in den darauf folgenden Jahren solange fortgesetzt werden, bis auch die letzten Pflanzen abgestorben sind. Dies ist in der Regel in 2-3 Jahren der Fall. Danach kann die Fläche extensiv gemäht oder der Sukzession überlassen werden (eine sorgfältige Beobachtung ist allerdings erforderlich um evtl. die Behandlung rechtzeitig wieder aufzunehmen zu können) Wichtig ist auf jeden Fall der Erhalt einer geschlossenen Vegetationsdecke.
sk86^

Beitrag von sk86^ »

Ich habe vor einigen Jahre im zarten Alter von 12 meine sehr schmerzhafte und unangenehme Erfahrung mit dieser Pflanze gemacht. Damals war ich mit meinen Freunden an der Leitzach beim Campen und habe dabei in diesen rießen Pflanzen gespielt. War alles kein Problem nur am nächsten Tag sah ich aus wie ein Blasenlandschaft. Der komplette Körper war überall übersäht mit rießigen Blasen. Also ab zum Arzt der erstmal auch nichts wusste. Doch nach einige Zeit stand fest was los war. Die einzige Lösung war, dass ich ca. 3 Wochen lang jede einzelne Blase an sämtlichen Stellen erst mit einer Nadel aufstechen musste, den "Saft" rausdrücken musste und danach mit eiskaltem Quark kühlen musste. Das ca. 3 - 4 mal täglich. Sehr schmerzhaft kann ich nur sagen. Kratzen darf man auch nicht weil sonst häßliche Narben entstehen.

Seit daher gehts jeder Pflanze an den Kragen die ich sehen.

Grüße, Simon
RolandM
Beiträge: 129
Registriert: 28.09.2006, 10:58

Beitrag von RolandM »

moin
so sehe ich das auch...
um mit metallica zu sagen: kill ´em all!!!

vernichtende grüße
roland
Marco Reisen

Beitrag von Marco Reisen »

Hi

Wir der ASV Kordel bekämpfen seit ca 3 Jahren im Allgemeinen Arbeitsdienst den Bärenklau. Diese Aktion ist soweit ausgeweitert worden das 3 x 5 Stunden Jahreseinsatz für den Bärenklau draufgehen.
Viele Berichte in den Regionalzeitungen wurden Veröffentlicht, und viele Vereine an der Kyll zogen mit.
Dieses Jahr haben wir auf ca 7km Flussstrecke Beidseitig ca 400 Bärenklau Pflanzen Vernichtet. Das Land hat uns zur Entsorgung einen Container und Tüten zur Verfügung gestellt so das keine Gefahr mehr ausgeht.
Dennoch sind vereinzelt noch Pflanzen zu sehen die mittlerweile die 2Meter erreicht haben. Deshalb wird über eine 4. Aktion (Nachsorge) nachgedacht.

MFG Marco
Ralf70

Beitrag von Ralf70 »

Viele weiter Infos zu dem Thema findet ihr auch hier:

http://www.herkulesstaudenbekaempfung.de/

Einfaches Umhacken reicht leider nicht aus!
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