Wasserkraft mal anders

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Neuhesse
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Neuhesse »

ich möchte jetzt mal die daten der wka in sachsen richtigstellen. Im jahr 2011 haben in sachsen 299 anlagen mit einer gesamtleistung von etwa 88 MW eine energiemenge von 260 GWh ins öffentliche netz eingespeist. es handelt sich hierbei nur kleine wasserkraftanlagen. es gibt in Sachsen auch keine anderen.
grüße S.
Beppo
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Beppo »

Hallo in die Runde,
ich freue mich das hier so engagiert und interessiert das Thema behandelt wird. Wollte es eigentlich mit dem vorab eingestellten Zahlen dabei belassen, muss aber noch etwas richtig stellen.
Lutz, Du darfst nicht Birnen mit Äpfeln verwechseln. Wenn Du den gesamten durch Wasserkraft erzielten Strom in Sachsen meinst, liegst Du mit deinen Zahlen in etwa richtig. Ich habe aber ausdrücklich von der kleinen Wasserkraft gesprochen und dazu gehören ausgerechnet nicht die großen Stauhaltungen wie Kriebstein, Pöhl, Eibenstock usw. . Wenn Du dann diese, durch die großen Stauhaltungen erzielte Leistung heraus rechnest, wirst Du wieder bei meinem Zahlenkonstrukt landen. Die großen Stauhaltungen sind ein ganz anders gelagertes Problem oder besser gesagt Thema.
Auch zu Jürgen wäre zu sagen, dass sein Rechenbeispiel völlig in Ordnung geht. Nur sind bei uns im Vogtland und im Erzgebirge Anlagen mit 100 kw nicht völlig normal. Die installierte Leistung der überwiegenden Anlagen hier liegen bei etwa 60 bis 80 kw. Hier liegt auch der Knackpunkt an deinem Rechenbeispiel, Du musst zwischen installierter Leistung und tatsächlich erbrachter Leistung unterscheiden. Jeder Wassermüller würde sich freuen wenn dies denn so eintreffen würde, wie Du vorgerechnet hast. In der Praxis sieht es leider etwas anders aus und hier von mir ein Beispiel aus dem Leben.
Am Fluss "Göltzsch" befindet sich eine WKA "Lenkmühle". Die installierte Turbinenleistung beträgt 60 kw/h. Die tatsächlich erbrachte, jährlich gemittelte Leistung, lag etwa bei 25 kw/h. Dies Differenz lag nicht an einer defekten Turbine sondern resultiert daraus, dass die Anlage an über hundert Tagen still stand. Dieser Stillstand ist dem geringen Wasserdargebot geschuldet und an den restlichen Betriebstagen konnte die Turbine (bis auf paar wenige Tage) auch nicht auf Volllast gefahren werden, der Wassermüller musste ja das Mindestwasser einhalten.

Wir können rechnen bis wir schwarz werden. Jeder hat irgendwo Recht, wir sollten nur vom gleichen Ausgangspunkt ausgehen und dann würden sicherlich unsere Ergebnisse nicht so weit auseinander liegen. Man muss nicht versuchen die Wasserkraft schön zu rechnen, man findet dabei nichts Schönes.

Wenn man mir gestattet noch ein paar Zahlen die unmittelbar mit der Wasserkraft zusammenhängen. Diese Zahlen stammen nicht von mir, diese sind vom "Institut für ökologische Wirtschaftsforschung". Vielleicht sind sie dem einem oder andern schon bekannt, wenn nicht bitte:
- Die etwa 5000 WKA in Deutschland sind an der CO-2 Reduzierung mit 0,1% beteiligt. Auf die ca. 300 kleinen WKA
in Sachsen hoch gerechnet, oder besser gesagt runter gerechnet, sind sie mit etwa 0,005% beteiligt.
Ist doch gigantisch, oder?

Die Politik hat es noch nicht verstanden, dass man hier eine einmalige Fußlandschaft eigentlich für nichts opfert.

In diesem Sinn
Gruß Roland

P.S.: In diesem Forum wurde die Aussage getroffen, dass es außer der kleinen Wasserkraft in Sachsen keine ander gibt. Sind 5 Mw in Kriebstein klein?
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Gammarus roeseli
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo,

auf dieser Übersichtskarte sind an den Flüssen Sachsens die Pegelmessstellen enthalten. ->
http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwe ... frame.html
Beim Anklicken der Punkte bzw. Messstellen erfährt man die aktuellen Wasserstände der Fliessgewässer in cm und zum Teil auch den Durchfluss in m3/s.

Man erkenn an Beispiel (vom 23.11. - 28.11.2012) der Pegelmessstelle von "Kriebstein UP / Zschopau" im Koordinatensystem sehr schön, http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwe ... index.html
dass es scheinbar kürzere, aber gleichmäßige und zeitlich begrenzte Unterschiede beim Durchfluss in m3/s gibt und auch am Wasserstand in cm.

Entstehen diese unterschiede beim Durchflüsse m3/s durch Schwall und Sunkbetrieb der WKA? (Oder WKA der Talsperre Kriebstein? Ähnliche hohe aber kürzere Schwankungen beim Durchfluss in m3/s gibt es allerdings oberhalb der Talsperre auch.)


LG
Christian

PS: Schaut für mich jedenfalls danach aus, vom 23.11. - 28.11.2012 ein gleichmäßiger Durchfluss bzw. Abfluss an der Pegelmessstelle von Kriebstein UP / Zschopau wäre ca. 5 m3/s schwankt aber in gleichmäßigen und zeitlich begrenzten Abständen zwischen ca. 4 m3/s und ca. 6 m3/s.
Neuhesse
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Neuhesse »

hallo,
alle Anlagen kleiner 10MW gelten als kleine wasserkraft.
grüße
S.
brummer
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von brummer »

Hallo,
mit großem Interesse verfolge ich diesen Fred von Anfang an.
Viel von dem geschriebenen ist mir bekannt,wo ich einen kleinen Klemmer habe ist das Thema der klimaschädigenden Faulgase die in den Anstauungen produziert werden.
Bei 5000 WKA in Deutschland sind das auch 5000 Anstauungen,gibt es da Erkentnisse,Untersuchungen etc. dazu ? oder wird das Thema fallengelassen weil´s zu heiß ist....???

viele Grüße
René
Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit
Menschen die dem Leben seinen Wert geben.
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Kanne
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Kanne »

Hallo,

zunächst, lieber Roland wollte ich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen sondern mit "keinen genauen Zahlen" auf die Überflüssigkeit der zweihundertundwasweißich Kleinstwasserkraftanlagen bei uns hinweisen, gerechnet hat Jürgen und das richtig.
Eine Turbine im Rohwasserstollen der Trinkwassertalsperre Eibenstock stört mich nicht, bei der TS Kriebstein bin ich da schon etwas skeptischer.

Lieber Christian,

die Spitzen und Pegelschwankungen sind der Wasserkraft geschuldet. Die Betreiber der Anlagen behaupten der (bei uns sogenannte Schwallbetrieb) wäre kaum oder nur mit großem technischem Aufwand zu verhindern.
Q bedeutet mittlerer Abflussquotient in m³/s im Abflussjahr (Nov.- Nov.)
MNQ bedeutet mittlerer Niedrigwasserabflussquotient…

Beispiel: eine Anlage an der Zschopau, obere Äschenregion

Q= 7,5 m³/s
MNQ= 1,5 m³/s

Ausleitung 800m, Schluckvermögen der Turbine 10 m³/s (gewünschte Ausleitmenge aus dem Mutterbett)

Restwasser über Fischpass 400 l/s
P= 248kW (bei Q 10 m³/s oder >) (Vollastbetrieb)

Nach langjährigen Pegeltabellen steht zu Verfügung:

Q>= 10 m³/s: 60 Tage p. a. (Vollast, 100% Primärenergie), Ausleitstrecke > 400 l/s

Q 10m³/s bis 4 m³/s: 60 Tage pro Jahr (Teillastbetrieb, Turbine start- stopp über Staudrucksensor, Staumarke kann nicht mehr gehalten werden) - Schwallbetrieb
Ausleitstrecke erhält <= 400 l/s

MNQ bis max. 4 m³/s: 245 Tage p. a. Stillstand oder sporadisches Anlaufen der Turbine, Ausleitstrecke <= 400 l/s

Die nächste, 1000 m weiter flussab gelegene Anlage erhält nur noch sporadisch die nötige Wassermenge und so kaskadiert sich das und führt bei uralt- Anlagen zum Trockenfallen des Mutterbettes über Stunden oder auch mal Tagen an 245 Niedrigwassertagen p.a.

"Sauber" arbeitende Anlagen welche behördlich angeordnete (z.B. MNQ) Mindestwassermengen einhalten stehen bereits jetzt an 100 Tagen im Jahr oder länger still. Das war es dann mit der vielbeschworenen Grundlastfähigkeit der völlig überdimensionierten WKA's. Man suggeriert beim Verkauf der Wasserrechte MQ als ständig zur Verfügung stehende Wassermenge.

Anders sieht das mit gewolltem Schwall- Sunk- Betrieb in Stauketten (z.B.Lech) aus, hier lässt sich das Laufenlassen der Turbinen mit den Preisen an der Strombörse synchronisieren.

@ Brummer, das liegt bestimmt bei Angela im Schreibtischkasten. Die macht schon dudu mit ihren sächsischen Amtskollegen. (war Spaß mitten im Ernst)

Gruß Lutz
Neuhesse
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Neuhesse »

@brummer,
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 49516.html
derzeit gibt es ein Projekt:
http://www.uni-koblenz-landau.de/landau ... /forschung
erste Ergebnisse etwa 300 kg pro Tag Methanfreisetzung da der Saar.

es kann übrigens jeder selber schauen wieviel Energie jede Anlage in Sachsen einspeist unter:

http://www.50hertz.com/de/166.htm

grüße S.
Kanne
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Kanne »

Noch ein wenig Werbung für

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die Heimat

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mit ihren Mühlen für's Mehl

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modernen sauberen Fischpässen

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schönen Wehranlagen die sich unscheinbar in die Landschaft einfügen

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die Pressnitz für die River- Rafter

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den Rastplatz "Pressnitzblick"

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die einladende alte Wassermühle

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und die Geldbörse des Besitzers der Wasserkraftanlage

gute Nacht, liebe Grüße Lutz
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Mario Mende / Sachsen
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Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von Mario Mende / Sachsen »

Immer wieder schln!
Da stehen in Sachsen die modernsten Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von 2x 900 MW und man benötigt KWKA ??

Danke für die Fotos Lutz!
Das erste ist schön getroffen....
Vergräme den Kormoran, nicht den Fisch!

Mario
CPE

Re: Wasserkraft mal anders

Beitrag von CPE »

Hier geht es um abwandernde Smolts:

https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/13140

Gruß, Norbert
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