Wiesent - traurig: auch berühmte Gewässer haben ihre Problem

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Antworten
Benutzeravatar
Michael.
Site Admin
Beiträge: 8077
Registriert: 28.09.2006, 12:11
Wohnort: immer am Wasser
Hat sich bedankt: 488 Mal
Danksagung erhalten: 1164 Mal
Kontaktdaten:

Wiesent - traurig: auch berühmte Gewässer haben ihre Problem

Beitrag von Michael. »

Bild

Danke an Wolfram Schott für's übersenden des Artikels
Benutzeravatar
roland k
Beiträge: 541
Registriert: 28.09.2006, 11:14
Wohnort: Oberfranken

Beitrag von roland k »

das ist nun seit dem Fischsterben im Frühjahr die zweite "Horrornachricht" über die Wiesent bei Waischenfeld. Berücksichtigt man auch noch, das der Gewässeruntergrund massiv verschlammt ist und nur noch 5% davon (Studie von H. Dr. Strohmeier im Auftrag der Reg. von Oberfr.) der Gewässersole für Kieslaicher geeignet ist, gute Nacht schöne Wiesent.....

Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
mahbs

Beitrag von mahbs »

Ich habe soeben mit dem städtischen Flussmeister von Waischenfeld, Manfred Herrmann, telefoniert. Demnach kann zum jetzigen Zeitpunkt Entwarnung für die Wiesent gegeben werden. Man geht nun davon aus, dass aufgrund kurzzeitiger, heftigster Regenfälle, ausgebrachte Gülle von den Feldern in einen Zufluß der Wiesent kam und von dort dann weiter in die Wiesent geleitet wurde.
An den Wehren der Wiesent kam es dann zu der oben geschilderten Schaumbildung. Der ph-Wert ist mit 7,5 zwar leicht erhöht; die weiteren Wasseruntersuchungen brachten jedoch keine abnormen Werte.

Laut Manfred Herrmann kann die Wiesent wieder normal befischt werden.

Ich meine, dass ist doch mal ne gute Nachricht.

Gruß
Martin Wagner
Benutzeravatar
roland k
Beiträge: 541
Registriert: 28.09.2006, 11:14
Wohnort: Oberfranken

Beitrag von roland k »

Das steht heute im Lokalteil der Nürnberger Nachrichten...

Wiesent bald nur noch totes Gewässer?
Fischereifachberater Robert Klupp zeichnet in der Pulvermühle düsteres Bild für Ökosystem

WAISCHENFELD (tw) — Für die Wiesent, den größten Fluss in der Fränkischen Schweiz, sei es „fünf Minuten vor zwölf“, sagt Fischereiberater Robert Klupp. Wenn nicht bald gehandelt werde, sterbe das „ohnehin stark geschädigte Ökosystem der Wiesent“ und mit ihm das gesamte Flusstal.

Klupp: „Dies wäre eine Katastrophe, vor allem für den Tourismus.“ Angesichts des Fischsterbens bei Waischenfeld informierte Klupp in der Pulvermühle die Fischereiberechtigten. Gekommen waren 40 Fischer, auch aus dem Raum Forchheim. Ein Bayreuther Gutachterbüro hat neun Flüsse in Oberfranken untersucht. Resultat: Die Wiesent kam am schlechtesten weg. Nur noch ganze fünf Prozent der Gewässersohle der Wiesent ist intakt. 41 Prozent sind verfestigt, 29 Prozent staugeregelt und 25 Prozent verschlammt.

Sohle ist kaputt

In dem Flüsschen liegen 100 000 Tonnen Schlamm, die ausgebaggert werden müssten. „Eines der schlimmsten Übel ist es, wenn man die Gewässersohle kaputt macht“, so der Bezirksfischereifachberater. „Dies ist in weiten Bereichen der Wiesent bereits der Fall.“

Entdeckt wurden Sedimente verschiedenster Art. Am gesamten Flusslauf werde die Wiesent zur illegalen Entsorgung von Gartenabfällen, Rasen-, Hecken- und Obstbaumschnitt, Stroh, Laub und Heu, Gülle und Jauche benutzt.

„Faulschlammablagerungen werden Schubkarrenweise in die Wiesent gekarrt“, heißt es in dem Gutachten. Klupp: „Die Zweckentfremdung wird in weiten Bevölkerungskreisen genutzt, dabei gibt es keinerlei Unrechtsbewusstsein und das Ökosystem der Wiesent ist bis zum Erbrechen belastet“.

Weitere Probleme sind die fortschreitende Verbuschung der Ufer, die im Herbst den Laubeintrag fördert, sowie die erhebliche Zunahme von Bisamratten, die die Uferränder aushöhlen. Aber auch durch den stark anwachsenden Kanuverkehr gerieten die Fische in Stress. Durch die unsachgemäße Handhabung der Paddel würden ihre Laichplätze zerstört.

Harald Harlass verwies außerdem darauf, dass aus der Wiesent durch Trinkwasserversorger indirekt jährlich 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen werden. „Wenn das Ökosystem der Wiesent kippt, dann ist das Tal hier tot“, so der Zahnarzt.

„Wie eine Kloake“

Ein anderer Fischwasserbesitzer meinte, entlang des Flusses seien noch zu viele Dreikammergruben in Betrieb. „Dadurch stinkt die Wiesent im Frühjahr wie eine Kloake.“ Auch die vielen Stauhaltungen werden als Problem betrachtet.

„Ein nicht unerheblicher Teil der Agrarwirtschaft“ sei Mitverursacher der Verschlammung, so Klupp. Man habe es mit einem „multifaktoriellem Problem“ zu tun, so der Fischereiberater. „Doch das glauben einem die Leute nicht.“

Entscheidend werde sein, ob man „ein Umdenken in der Bevölkerung“ erreiche. Die Menschen, die in der Fränkischen Schweiz leben, müssten die Wiesent als „ihr Lebenselixier“ begreifen. Klupp schlug vor, bei der Uni Bayreuth eine Studie zur gesamten Wirtschaftssituation an der Wiesent in Auftrag zu geben. Die Oberfrankenstiftung solle dieses Modellprojekt finanziell fördern. „Die Wiesent braucht dringend Freunde“, so Klupp.

Fische lange tot

Der Fachberater präsentierte in der Pulvermühle auch die Ergebnisse einer virologischen Untersuchung über das Fischsterben. Man habe bei den Fischen, die schon zu lange verendet waren, keine Viren entdeckt.

Bei einer weiteren Untersuchung seien Fische mit Hautschäden gefunden worden. Todesursache sei hier eine chronisch eitrige Dermatitis und eine ulzerative Dermalnekrose gewesen. „Die Fische waren regelrecht verfilzt“, sagte Klupp.

Schaumberge untersuchen

Auch die Schaumberge bei Waischenfeld sind inzwischen genauer untersucht worden. Verursacht worden sein sollen sie durch den Eintrag von Ammoniak und einem erhöhten Phosphatgehalt im Wasser. Klupp geht allerdings davon aus, dass „eine direkte Einleitung von Schadstoffen nicht die Ursache des Fischsterbens“ sein könne.
14.7.2005


Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
Benutzeravatar
roland k
Beiträge: 541
Registriert: 28.09.2006, 11:14
Wohnort: Oberfranken

Beitrag von roland k »

was ist der Grung dafür , weshalb das Untersuchungsergebnis nicht veröffentlicht wird?

Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
Benutzeravatar
Karl
Beiträge: 976
Registriert: 28.09.2006, 12:23
Wohnort: Franken
Danksagung erhalten: 4 Mal

Beitrag von Karl »

Wenn sich Abwasserinhaltsstoffe in Kanalleitungen ablagern, die dann bei viel Regen über Regenrückhaltebecken in den Fluß gelangen, heißt das im Klartext, daß eine Verbindung Kanal-Fluß besteht und bei Regen das Abwasser ungeklärt in den Fluß gelangt. Und damit das Ganze auch noch schön schäumt müssen schon paar Böllchen rein. Na Prost Mahlzeit! Jetzt weiß ich auch warum das nicht veröffentlicht wurde. Gruß Karl
Benutzeravatar
Karl
Beiträge: 976
Registriert: 28.09.2006, 12:23
Wohnort: Franken
Danksagung erhalten: 4 Mal

Beitrag von Karl »

Hallo, mit dem Regenrückhaltebecken weiß ich Bescheid, daß es nicht ausreichend ist. Aber es stimmt trotzdem daß die Meldung zurückgehalten wird, daß Sch.... in die Wiesent geflossen ist, weil es nun mal keine gute puplicity auf Wasserwirtschaftsämter, Kommunalpolitiker und Co. wirft. Das Problem betrifft nicht nur die Wiesent. Meine Lieblingsstelle an der Brenz war vor 3 Jahren Kiesgrund, heute ist sie schlammig (+400m stromauf), die Äschenpopulation geht zurück da die Laichplätze fehlen. Mindel, Günz usw. dito. da wird zur Verbesserung der großen Flüsse Millionen ausgegeben (Elbe,Rhein), während die Zuflüsse zugrunde gehen. Gerade die kleinen Flüsse (paradebeispiel Wiesent) werden durch private Wassernutzungsrechte, Kleinstverpachtungen, fehlendes Umweltbewußtsein der Bevölkerung (da wird gerne mal der Kompost entsorgt) völlig zerstört. Ich will hier weder bagatellisieren, noch das Wasser kaputt reden, aber weder Wassergüte II noch ein nicht vorhandenes Fischsterben täuschen über den Zustand unserer Gewässer hinweg. Ein Stickstoffüberschuß aufgrund verschlammter Sole führt zu Algenwachstum usw. usw. (hatten wir im anderen Beitrag). Die Frage ist allerdings nicht, wie einem Gewässer vorübergehend geholfen werden kann, sondern wie alle Gewässer langfristig gerettet werden. Gruß Karl
P.S. Im übrigen finde ich deine Argumentation klasse, da fundiert.
Antworten