von pehers » 17.06.2019, 16:59
Servus liebe alle, servus Ede***(?),
Euch allen darf ich in gewissen Teilen recht geben, insbesondere darin, dass wir viele Zusammenhänge sicher noch nicht völlig durchschauen und vermutlich auch nicht erkannt haben.
Auf der anderen Seite treibt mich das "andere Ursachen Suchen" auch schon massiv in den Wahnsinn, denn wir haben meines Erachtens direkte Zusammenhänge zwischen Prädation und massivem Rückgang unserer Fischbestände wissenschaftlich valide nachgewiesen. Wie gesagt, räume ich ein, dass das nicht die alleinige Ursache ist und dass wir sicher noch weiter forschen sollten. Aber auf der anderen Seite ist für mich klar, dass man an vielen Schrauben nicht drehen kann: Weder werden wir einen Rückbau der Wasserkraftanlagen erreichen, noch den Damen die Anti-Babypille verbieten oder die Kanalisation/Kläranlagen teilweise umgehen können, um wieder mehr Nährstoffe in unsere Gewässer zu bekommen. Ich weiß, das sind jetzt nur plakative und wissenschaftlich nicht haltbare Argumente, aber sie zeigen ganz gut, was ich meine.
Ein ordentliches Management der Prädatoren, ohne sie ausrotten zu wollen, hat aber (auch wissenschaftlich) erwiesenermaßen sehr, sehr positive Auswirkungen auf unsere Fischbestände, wo es erlaubt ist und ich will es mir nicht dauernd mit dem Argument verbieten lassen, dass vielleicht, vielleicht oder auch ganz sicher was anderes auch dran schuld sein könnte... wogegen man halt leider, leider aus rein faktischen Gründen nix machen kann. Eines will ich auch noch ausdrücklich klarstellen: Weder Kormoran, noch Fischotter oder Gänsesäger kann man bei den derzeitigen Beständen mit legalen jagdlichen Mitteln ausrotten!
Kurz zusammengefasst haben wir in Österreich und Bayern derzeit Prädatoren (wo ich eine Ahnung habe, aber sonst schauts nach meinen Infos von Zunftkollegen nicht anders aus), die auf jede Größe der Fische spezialisiert sind: Der Gänsesäger greift in die juvenilen Stadien massiv ein, der Kormoran und der Reiher in die subadulten sowie adulten und der Otter packt auch noch den Huchen mit einem Meter, wenn er ihn in der Fischaufstiegshilfe stellen kann... dass bei dieser Gemengelage wohl jedes Naturaufkommen im Keim erstickt wird, braucht niemanden wundern. Wir haben das auch wissenschaftlich für Strecken nachgewiesen, die morphologisch bestens intakt sind und von meinem Verein höchst nachhaltig mit Brutboxen bewirtschaftet werden. Auch Wassertemperaturen machen dort keine Probleme, weil Tiefenwasser aus einem Kraftwerk weit oberhalb kommt. Kein Schwall- und Sunkbetrieb.
Der wichtigste Punkt daran darf hier noch einmal wiederholt werden: An welchen Schrauben können wir denn mit unmittelbarer Aussicht auf Erfolg drehen? Was können wir gegen die Wasserkraft machen? Was gegen die Erwärmung der Gewässer? Was gegen den Eintrag von hormonellen oder anderen Wirkstoffen? Ja, ich bin dafür, dass hier an allem geforscht wird, ich bin dafür, dass man gesamtgesellschaftliche Mühen auf sich nimmt, um diese Probleme zu lösen. Ich bin bereit, dafür meine Steuern zu zahlen! Ja, ich bin für Atomkraft, wenn dadurch weniger C02 raus geblasen wird und sie in einem Land wie Deutschland oder Österreich steht, deren Verwaltungen und Überwachungen ich traue! Ja, ich bin für Windkraft, obwohl ich auf Juist weine, wenn ich sie überall sehe und keine Leitung nach Bayern geht (aufgrund von Bürgerinitiativen, die alle dafür sind, nur nicht bei ihnen) ... Ja, ich wäre für E-Autos, wenn deren Gesamtklimabilanz besser würde (zumindest besser, als die vom Diesel)! Bitte zerpflückt jetzt nicht meine provokanten Beispiele - wie immer völlig übertrieben und können natürlich auch anders gesehen werden, aber vielleicht eben plakativ. Von welchen Zeithorizonten sprechen wir da aber? Wann schaffen wir das?
Ich fürchte, dass die Fische diese Zeit nicht mehr haben!
L.G.
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)