Der springende Punkt

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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Bernd Ziesche

Re: Der springende Punkt

Beitrag von Bernd Ziesche »

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laverda
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von laverda »

Hi Bernd,
warum in aller Welt sollte da was wegspringen? Der Torsionswiderstand der Rute ist um einiges größer als die geringen Unterschiede im Biegewiderstand, zumal sich die Rute bei größerer Biegung in einem sehr stabilen Biegezustand befindet. Wir sprechen hier über Nuancen und nicht Größenordnungen.
Wenn du deine Rute beim Wurf drehst, müsste die dann ja auch "wegspringen", falls die Ringe in der weichen Ebene liegen.
Ich drehe nicht (mehr) beim Wurf, da ich den Umlenkungswinkel am Ringsteg ebenfalls "entschärft" habe.

In deiner Zeichnung stellst du Mattenkanten und Materialstärke als eindeutige Lage in EINEM Querschnitt dar. Dass dies in genau dieser Lage so auch konstant über die gesamte Ruten(teil)länge verläuft, wage ich mal zu bezweifeln. Es spielt keine Rolle, wie genau die Überlappung verläuft oder ob ggf. weitere Inhomogenitäten zusätzlich vorhanden sind. Es existiert halt eine weiche und eine Harte Ebene, die es zu bestimmen (und ggf. zu beachten) gilt. An der Ursache kann man nichts ändern, allein die Auswirkung gilt es zu berücksichtigen (oder auch nicht).

Zur Beringungsflucht: Ich überprüfe die harte Ebene in beiden Biegerichtungen und setze die Ringe auf die Linie größten Widerstandes für den Vorschwung. Dieser Unterschied im Biegewiderstand ist aber meist wirklich sehr klein.

Gruß vom platten Niederrhein
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Bernd Ziesche

Re: Der springende Punkt

Beitrag von Bernd Ziesche »

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laverda
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von laverda »

Hi Bernd,
Dämpfung verringert Geschwindigkeit und Wirkungsgrad. Das ist schon alles und gleichzeitig wirklich bedeutend.

Natürlich ist der Effekt der unterschiedlichen Ringausrichtungen gering aber wie bereits erwähnt die Summe der Kleinigkeiten und mehr Arbeit macht es nun wirklich nicht. Ob man dies mit verbundenen Augen spürt, weiß ich nicht, die Messergebnisse reichen zumindest für MICH allemale.

In Rutenbaukreisen wird doch sogar über die unterschiedlichen Gewichte von Stahl- zu Titanringen, Ringgröße und Anzahl, Lack-/Gewichtsersparnis durch Einstegringe usw. recht heftig und ausführlich diskutiert und nachgedacht. Ich behaupte mal ganz frech, dass die Auswirkung der Ringausrichtung (weiche/harte Ebene) dem gegenüber einen deutlich höheren Einfluss hat.

Mit krummen Blanks habe ich übrigens noch nie Probleme gehabt, die gehen zurück zum Absender und wenn ich z.B. € 500,- für eine krumme Rute zahlen soll, die durch Ringtrickserei für den ruhenden Zustand gerade gezogen wurde, ist das in meinen Augen grenzwertig.
Für einen Top Preis verlange zumindest ich auch top Qualität und Sorgfalt auch in Sachen Ringausrichtung. Entweder die sind exakt auf der weichen oder exakt auf der harten Ebene (Je nach Rutenbauphilosophie) aber alles dazwischen ist in meinen Augen murks. Aber den findet man auch in anderer Beziehung leider immer wieder auch bei den Stangenruten im High-End-Regal.

Gruß vom platten Niederrhein
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Bernd Ziesche

Re: Der springende Punkt

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Royal Coachman
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Bernd !

Die Gespließte kennt das Problem nicht, da die Spleiße bei normalen Ruten aus 6 gleichen Dreiecken bestehen, sodaß hier kein Problem auftritt, wenn hier etwas auftritt ist es ein Baufehler.

Zu dem Thema Overlapp gab es bei Aufkommen der Kohlefaserruten jahrelange Diskussionen, wo denn die Ringe zu setzen wären und wie sich die zwei Teile zu einander verhalten müßten.
Wie immer hatten alle Recht :mrgreen: !

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Gebhard
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Bernd Ziesche

Re: Der springende Punkt

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Re: Der springende Punkt

Beitrag von AlexX!! »

Ehm, hallo???

Anfänger Frage, wenn ich das Flaechentraegheitsmoment,
Des skizzierten schnittes anschaue, dann hab ich in einer, wie ihr sagt
Biegeebene eine weiche und harte Biegung, je nach dem in welche Richtung man
den Blank biegt, 90grad verdreht ergäbe für mein verständniss
eine vor-zurück neutrale aktion, jedoch die gefahr des seitl. ausbrechens.
Ich erinner mich nur noch dunkel an die tech.Mechanik Vorlesung ;-)
Lerne gern dazu

Lg

Alex
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Bernd !

Wenn eine Gespließte einen Springpunkt hat, dann gibt es wie immer im Leben :mrgreen: zwei Möglichkeiten:

1. der Rutenbauer hat Murks gebaut und zwei verschieden kräftige Spleiße gegeneinander eingesetzt

2. die Gespließte ist durch falsche Handhabung einseitig ermüdet, meist oben.

Wenn nämlich die Kraftfasern auf einer Seite überdehnt wurden, entsteht logischerweise ein Springpunkt.
Man kann dies sehen, am stärkeren "Overhang", wobei zu bemerken ist, daß dies die Wurfqualitäten in keiner Weise beeinflußt.

Bis zu einem gewissen Grad lassen sich die Ruten im Ofen wieder herstellen.

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Gebhard
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Bernd Ziesche

Re: Der springende Punkt

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Re: Der springende Punkt

Beitrag von AlexX!! »

hm.. da muss ich nochmal drüber schlafen,

eins ist jedenfalls klar, bei ungleicher Wandstärke in einem Kreisring Querschnitt,
"wandert" die neutrale Faser in Richtung der Wandstärkenanhäufung.
Was das für die Aktion bedeutet muss ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen :)

Grüße und Gn8t
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von Harald Langer »

Hallo Gebhard,

was wären deiner Meinung nach Baufehler die zu einem Springpunkt bei Gespließten führen. Wäre super wenn du auch dazu eine Antwort wüsstest.
Denn trotz aller meiner Bemühungen ist es mir bis heute nicht gelungen einen gespließten Blank so herzustellen, dass er, auf Druck von oben, nicht doch irgendwann auf eine Seite ausgewichen wäre.
Also seine schwache Seite zeigte.

Ein Set, dass du ansprichst würde ich in einer Diskussion um Springpunkte bei Gespließten nicht mehr gelten lassen. Das hat andere Ursachen.
Liebe Grüße aus Gablitz - Harald.
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Harald!

Daß irgendwann ein Blank zu Seite ausweicht ist klar, das kann auch an den Schwierigkeiten bei der Prüfung liegen (lotrecht, ungleichmäßiger Druck), da können schon die minimalsten Ungenauigkeiten einen Springpunkt zeigen, der gar nicht existiert, ich glaube aber, daß beim Drehen, wie man den Springpunkt bei Kohlefaser feststellt, bei neuen und korrekt gebauten Gespließten kein Springpunkt erscheinen darf.

Das Verleimen ist ein großer Schwachpunkt, da hier die meisten Ungenauigkeiten auftreten, die optisch kaum erkennbar sind.

Die 6 Biegungskurven sollten indentisch sein, oder zumindest kaum Unterschiede zeigen, wer prüft das schon?
An der fertigen Rute ist das für einen Laien schwierig, grobe Fehler kann man durch leichtes Schwingen in den 3 Ebenen erkennen, dann ist die Rute aber auch noch nicht unbedingt schlecht, denn wenn der Fehler in der Wurfrichtung liegt, stört er ja nicht. Seitlich jedoch gibt es sofort Torsionen, die zu schlechten Wurfergebnissen führen.

Außerdem scheint mir der Vergleich eines Springpunktes einer Gespließten mit dem einer Kohlefaser schon etwa wie "Äpfel und Birnen".

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Re: Der springende Punkt

Beitrag von Harald Langer »

Hallo Gebhard,

den Teil mit Äpfel und Birnen würde ich bestätigen. Auch den, dass bei einer Gespließten ein „Springpunkt“ tatsächlich nur aus Verarbeitungsfehlern entsteht.

Schon eine kleine Krümmung oder eine Verdrehung führt zu einem Springpunkt, und dass auch, wenn alle Spleiße gleich stark sind. Und da liegt, wenn bis dahin alle Parameter passen, tatsächlich beim Verleimen der Hund begraben.

Das kann ich deswegen so sicher sagen, weil ich viele Verleimmethoden ausprobiert habe. Das hat auch zu meinen Blättchen geführt. Dabei entsteht eine so perfekte Geometrie und Ausrichtung, dass der Blank bei einer Drehzahl von ca.900 U/min, in der Drehbank kurz gespannt und ungeführt laufend, selten einmal auszuschlagen beginnt. Sein Zentrum ist präzise in der Mitte und der Geradeauslauf nahezu fehlerfrei.

Und darum geht es aus meiner Sicht bei einer Gespließten. Ein präziser Blank der in alle Richtungen gleich funktioniert. Springpunkt hin oder her.
Liebe Grüße aus Gablitz - Harald.
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piscator
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Re: Der springende Punkt

Beitrag von piscator »

Moin, solche Tests hab ich sporadisch immer mal durchgeführt. Biegekurven Tests bei gespliessten Blanks. Gemacht hab ich das, weil wir mal einige Bambus-Poles hatten, die weiche Stellen hatten. Solche weichen Stellen sind nicht so selten wie man denkt und die führen zu permanenten Sets -- das hat mit dem Wegspringen, das hier diskutiert wird aber nix zu tun (siehe Harald). Von den Blanks, die ich als normal bezeichen würde, waren alle Biegerichtung innerhalb 10% gleich -- auch bei extremer Belastung (Überlastung). Auch Schwingungsuntersuchungen sollten keine starken Ellipsoide-Schwingungsbahnen ergeben -- Test im dunklen Raum mit einem Mini-Knicklicht aus dem Brrrrr :doubt: andungsangelzubehör an die Spitze gebackt zeigt das sehr deutlich.
Resumee -- ich hab keine Gespliessten mit Springpunkt -- ausser bei solchen mit Defekten -- gesehen
Jürgen
ride the snake (JM)
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