Hülsendiskussion: Die "Drei-Stoff-Hülse"

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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tea stick
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Hülsendiskussion: Die "Drei-Stoff-Hülse"

Beitrag von tea stick »

Die Vorstellung dieser Huelsenart war schon in einem anderen Thread, bis einer kam, der glaubte, mir! der ich ueber blonde franzoesische Charaulais-Kuehe referierte, etwas vom braunen oesterreichischen Pferd erzaehlen zu muessen. Das kann den schoensten Thread plattmachen. Zumal der Titel ausdruecklich nach der "Drei-Stoff-Huelse" verlangt hatte. Thema verfehlt! Also nochmal; dieses Mal sachgerecht und moeglichst zielfuehrend!


Liebe Rutenmacher!

Bekanntermaßen liebt es der 'Franzose als solches' ja, zu basteln. Und so hat sich unser Pierre (aka: "pierrotlepecheur", was man mit "Fischerpeterchen" übersetzen könnte :badgrin: ) Gedanken gemacht und seine Ergebnisse im französischen Rutenbauforum http://www.forum-gillum.com veröffentlicht. Dankenswerterweise hat er die Einstellung ins FFF in (laien-)übersetzter Form gestattet.

Er nennt seine Entwicklung "Drei-Stoff-Hülse" ("virole tri-matière"), weil sie unter Verwendung von drei verschiedenen Werkstoffen hergestellt ist: Neusilber, Kohlefaser und Bambus.

Seine Zielsetzung war in erster Linie die Gewichtsersparnis, d.h.: seine Hülsen sollen leichter sein als die herkömmlichen Neusilberhülsen.

So, dann mache ich mich mal ans Übersetzen:

"Das Neusilber wurde beibehalten im Hinblick auf die Zuverlässigkeit des Hülseneinschubs, aber eher in minimalistischer Art: 2 Röhrchen (ein Zapfen "(vulgo: männlich)" und eine Hülse "(vulgo:weiblich)") mit einer Wandstärke von jeweils 0,15 mm.

Das Neusilber-Hülsenröhrchen (weiblich) wird dann verstärkt mit einer "Umhüllung" aus Bambus, die innen eine zylindrische Aushöhlung zur Aufnahme des Röhrchens aufweist, außen dagegen hexagonal ausgeformt ist und eine Wandstärke von 0,7 - 0,8 mm hat. (Für die bildhafte Darstellung ist es noch mit Klebeband fixiert.)
Und schließlich sind die beiden zu verbindenden Bambus-Spleißenden jeweils mit einem Kohlefaser-Insert verstärkt.
Die größere meiner Hülsen ist bereits fertig und wiegt 2,8 gr.
(Meine Anmerkung: Nach seiner Aussage entspricht die Gewichtsersparnis der gezeigten Hülse gegenüber einer herkömmlichen Neusilberhülse ca. 2 gr.)
Wird das Ganze stark genug sein?"

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"Die Maße der weiblichen Hülse sind 44 mm(Bambus) und 39 mm (Neusilber)... Die der männlichen Hülse entsprechend 24 mm und 20 mm. Da ist ein Karbon-Insert auf beiden Seiten der Hülse (männlich und weiblich) aus Sicherheitsgründen, weil ich die (Neusilber-)Hülse des weiblichen Teils im Durchmesser etwas reduziert habe, damit die "Bambusverkleidung" mit etwas verkleinertem Durchmesser nicht zu plump wirkt."

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So, meine Freunde: Die Diskussion ist eröffnet!
(Vielleicht ist der Hinweis angebracht, dass Pierre sich demnächst der Herstellung von integrierten Bambushülsen zuwenden will...)

Nein, liebe Rutenmacher, die Geschichte mit der "Drei-Stoff-Hülse" ist nicht in Vergessenheit geraten. Ich habe "Fischerpeterchen" angeschrieben und um Berichterstattung gebeten.
Hier das Ergebnis:
Die Rute, in die er seine Hülsenentwicklung eingebaut hat, war ein Geschenk für seinen Schwager. Der hat die vergangene Saison fleißig gefischt und war begeistert! Keine Störung durch davonfliegende Hülsenbestandteile und die Belastungen, die ein temperamentvolles französisches Fischen hervorruft, klaglos und beschädigungsfrei überstanden!
Inzwischen hat Pierre seine Hülsenerkenntnisse angepasst und in den Bau einer 10' Tenkara-Rute eingebracht, die er kürzlich zwar fertiggestellt, aber erst ein Mal am Pool probegeworfen hat. Er schreibt von einer enormen Umstellung des Wurfstils und das langsame Herantasten an die Erfordernisse des Tenkara-Wurfs. Doch das gehört nicht in dieses Unterforum. Jedenfalls ist er mit dem Ergebnis hochzufrieden. Zwar weiß er bis heute noch nicht, welche Schnapsidee ihn da geritten hat, aber die Tenkara-Rute ist acht(!)-teilig. Er wollte den Transport so wenig aufwändig wie möglich gestalten und ihm waren die "Packerl" der üblicherweise dreigeteilten Tenkaras zu lang. Jetzt kann ich auch nachvollziehem, weshalb er mit jedem 1/10 gr sparen wollte.
Die oberste Hülsenverbindung ist Neusilber alter Art (zu wenig Bambus in der Sektion!).
Nachfolgend was zum Angucken:
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Wie ihn Frankreich üblich, sind die Maße in mm angegeben. Die Messtationen liegen zudem nicht 12,7 cm, sondern 10 cm auseinander...
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Eines muss ich ihm zugestehen: Er scheut keine Arbeit...
Liebe Grüße

vom Freimut
Zuletzt geändert von tea stick am 24.02.2017, 02:00, insgesamt 4-mal geändert.
TL!
Peter S.

Re: Hülsendiskussion: Die "Drei-Stoff-Hülse"

Beitrag von Peter S. »

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Zuletzt geändert von Peter S. am 29.12.2018, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
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