Mit 10 Daumen im Rutenbau

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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Trockenfliege
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Trockenfliege »

Gammarus roeseli hat geschrieben: Hallo Reinhard,

mach den Test (kann jeder für sich selbst ausprobieren um es an seiner eigenen Fliegenrute real zu spüren und nachvollziehen zu können) mal mit einer WF- oder DT Leine und einer deutlich langsameren vor und zurück Bewegung….

Zuerst am SIC- Leitring (möglichst ein gewölbter- und nicht so ein Ring mit einer geraden Fläche, siehe Beschreibung vom Reinhard) und anschließend an einem der Schlangenringe und wahlweise auch mit einem deutlich kleineren „Schnurwinkel“ im Vergleich zum Film.
Ich spüre beim SIC-Ring ein wirklich (!) geschmeidiges Gleiten der Leine…. :-D
Beim Schlangenring dagegen fühlt sich der gleiche Test eher so an, wie beim Fahren mit angezogener Handbremse bei einem dieser leistungsschwächeren Autos…. :roll:
Ich teste gerne 8) , allerdings wäre auch dieser "Versuchsaufbau" etwas realitätsfern, da ja niemand einen Schlangenring als Führungsring verwendet.
Somit ist der Eintrittswinkel der Fliegenschnur in einen Schlangenring immer sehr "gerade".

Wenn schon, dann sollte man einfach eine schon beringte Fliegnrute mit Schlangenringen auf der entgegengesetzten Seite provisorisch mit Einlageringen versehen und dann beide Seiten werfen.
Natürlich gibt es dann etwas unterschiedliche Kräfte bei dem Vor- und Rückschwung, je nach dem, auf welche Seite man die Ringe baut.

Ich baue immer auf die convexe Seite, die meistens auch die "faule" und schwächste Linie des blanks darstellt.

Aber um die Schnur zu "fühlen", eine mögliche größere Gleitfreudigkeit zu spüren, kommt es ja nicht auf die absolute Blank-Kraft an.

Der Vorteil wäre, sehr schnell von einer Variante auf die andere umsteigen zu können.

@ Frank

Ein bischen viel Lack für meinen Geschmack aber ansonsten ist die technische Ausführung bisher wirklich hervorragend - nicht nur für ein Erstlingswerk! Chapeau!

Gruß
Reinhard
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Lieber Reinhard,

aus berufenem Munde freut mich das Lob umso mehr! Vielen Dank!! Das Lackieren, ja das ist wirklich eine kleine Wissenschaft. Der Auftrag bei dem grossen Ring ist dazu nicht gleichmäßig. Wenn man genau schaut, sieht man das richtig. Es ist keine Täuschung durch die Perspektive. Das Unterziehen der Fäden in der Wicklung, die Gleichmäßigkeit und Mengendosierung beim Lackieren, dass sind Fakten an denen ich in Zukunft weiter arbeiten muss. Natürlich gibt es auch mal Blasen, natürlich hängt mal irgendwo ein kleiner Tinsel raus, natürlich hält eine Wicklung auch mal nur weil Lack drauf ist etc etc. Ich habe diese Fehler aber versucht weitgehend optisch sehr klein zu halten, so dass es mit bloßem Auge fast nicht zu sehen ist. Kritisch sind natürlich immer die Unterseiten, deshalb möchte ich das auch gerne noch zeigen. Allein schon um weiter von Euch Erfahrenen zu lernen, Rat zu bekommen.

Dein Frank
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Bild

Könnte auch ein Watstock werden, wa?! :badgrin: Aber auf jeden Fall ein eleganter! :p
Eigentlich, ja eigentlich, sollte das Delrin noch anders eingefasst werden. Aber es lassen sich nun mal keine 20 mm Löcher in 2 Millimeter Plexiglas bohren. :? Und überhaupt, 20 mm Bohrer in Heimwerker-maschinen und - bohrständern! :? Führte erst zu Frust, dann zur Improvisation und schließlich zur Inspiration. Gegen eine echte Ständerbohrmaschine amtlichen Ausmaßes ist einfach keine Kraut gewachsen. Wenn man eine in seinem Büro stehen hätte!

Frank - mit Alps und Dremel und Feile
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Ach Du arme "Stange", nun auch noch in der Presse:

Bild

Unterteil bevor der Rollenhalter kommt. Wechselweise Uhu Schnellfest oder Uhu Endfest. Je nachdem wieviel Zeit zum Trocknen gelassen werden kann, um sinnvoll und ohne lange Verzögerung weiter machen zu können. Die Nummer 12 Korkring z.B. hat Uhu Schnellfest um den Druck auf den Rest mit Uhu Endfest aufrecht zu erhalten, wenn die Klemmung zeitig gelöst wird, um heute zügig weiter frickeln zu können.

Frank
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Statusbericht:

1) Erbauer kurz vor gaga
2) Griffaufbau kurz vor dem Abschluß
3) Großes Zittern vor dem Abdrehen auf der Alps, ob die Power reicht um die Birkenrinde zu bearbeiten
4) Heute früh "den Stock" fast nicht aus der "Klemme" bekommen, weil sich Kleber verirrt hatte
5) Sehr schöne Applikationen, Komposition verschiedenster Materialien, motivieren die letzten Hürden doch zu meistern


Frank

Und einen habe ich noch und einen habe ich noch:
Ich verrate Euch auch wie man es doch schafft 20 mm Löcher in 2 mm Plexiglas zu bekommen. Man macht einen Sandwich aus 3 Scheiben (bei mir verklebt)und bohrt ein 6 mm Loch. Das erhöht die Schichtdicke auf 5 mm (ich kann schon richtig rechnen, ich habe verschiedene Stärken! :mrgreen: )und man kann vorsichtig, aber problemlos bohren. Na und dann?? Nehmen wir eine Laubsäge bestückt mit Profilaubsägeblättern (die halten nämlich wirklich was aus - sollte man Kindern immer spendieren - aber ich weiche ab! :mrgreen: ), schieben das Blatt durch das Loch und sägen ein 20 mm großes Loch in die Sandwichscheibe. Das allein ist doch schon ne Pulle Rotkäpchen, oder? Nur runterschleifen auf dem Griff wird noch spannend.
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Fusselkopp
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Fusselkopp »

Servus Frank,

fly fish one hat geschrieben: 4) Heute früh "den Stock" fast nicht aus der "Klemme" bekommen, weil sich Kleber verirrt hatte
Man wickle die Klemme mit Frischhaltefolie ein, dann klebt das Werkstück höchstens an der Folie :wink:
fly fish one hat geschrieben: Und einen habe ich noch und einen habe ich noch:
Für diejenigen, die überall kleckern:
Man wickle den kompletten Arbeitsplatz (sprich: Tisch) mit Folie ein, und entsorge die ganze Sauerei nach getaner Arbeit mit einem Handgriff und einem Lächeln :mrgreen:

fly fish one hat geschrieben: Ich verrate Euch auch wie man es doch schafft 20 mm Löcher in 2 mm Plexiglas zu bekommen.
Man klemme das Plexiglas zwischen zwei Stücke Hartholz, bohre locker flockig das gewünschte Loch durch das Sandwich und entsorge anschließend das Holz zusammen mit der Frischhaltefolie =D>

Die Tipps sind gratis, brauchst mir keine
fly fish one hat geschrieben: Pulle Rotkäpchen
spendieren :badgrin:

MfG Leo
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Lieber Leo,

alter Frickelbruder und Rollenbaukünstler! Gute Idee! Ich meine Alles. :D Aber 20 Millimeterbohren mit Heimwerkerbedarfsbohrständer fräst Langlöcher beachtlicher Ausmaße. :shock: Deine Idee ist trotzdem genial, weil sie die Arbeit ungemein erleichtert. Aber mit meiner Laubsäge, da bin ich seit Kindertagen wie mit verwachsen! Da säge ich auch die Kurven von Pamela Anderson aus! :shock: Ich möchte damit aber im Ernst eine Lanze für dieses Kinderspielzeug brechen, wenn weiterführendes Werkzeug nicht im Hause ist. Und Spielzeug ist das eigentlich auch nicht (meines schon), wenn man sich im Goldschmiedebedarf einmal umsieht.

Und wo wir schon wieder bei der von mir verehrten Pamela sind:

Quasimodo bevor SIE zu Pamela wird (hoffentlich :mrgreen: )

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Dein Frank
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Hallo Leo,

siehst Du die goldenen Ringe auf dem unteren Bild? Die erste Version davon habe ich versucht stufenweise aufzubohren. Bis auf 18 mm - war nix! :badgrin: Diese Version musste nicht so weit auf den Blank und konnte schmaler bleiben. Die habe ich bis 13 mm aufgebohrt. Das wurde auch leicht schief, aber danach gerade aufgefeilt. Was hättest Du da gemacht? Meine ich ganz ernsthaft! Das Delrin habe ich übrigens einigermaßen mit 18er Holzbohrern (Zentrierspitze) aufgebohrt bekommen. War auch leicht schief und wurde per Feile korrigiert.

Frank
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Fusselkopp
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Fusselkopp »

Hallo Frank,

fly fish one hat geschrieben: Was hättest Du da gemacht?
Ich hätte die goldenen Ringe in die Drehbank gespannt und die Bohrung dort ausgedreht. :mrgreen:

Okay, für Haushalte ohne Drehbank hab ich jetzt auch keine Patentlösung, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Aus welchem Material sind die Ringe? Wenn das irgendein Kunststoff ist, würde es mit einem Forstnerbohrer funktionieren, in dem Fall auch wieder Hartholz-Sandwich. Wenn die Ringe aus Metall sind, wäre ich ohne Drehbank wohl auch aufgeschmissen, da wäre eine Feile dann vermutlich das einzige, was mir einfällt.
Oder Proxxon, Dremel und Co.

MfG Leo
Trockenfliege
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Trockenfliege »

Hallo Frank,

du nimmst viel zu viel Kleber! Dadurch bekommst du die fetten und harten Wulste, die erst mal sauber wieder runter müssen. Nach dem Pressen möglichst allen Kleber solange er noch feucht ist runterwischen, das erspart Arbeit.

Die Ecken und Kanten deines Butts gefallen mir nicht, im Vergleich mit deinen Wicklungen arbeitest du hier unsauber: Auf der rechten Seite im Bild ist der weisse Delrinring etwas dünner als der goldene Ring, auf der linken Seite schaut er wulstig über den Zierring raus.
Die Form des Korkendstücks/Butt - Goldring -Delrin wirkt unharmonisch, zusammengestückelt, es gibt gerade Flächen (Goldring) mit gewölbten Flächen (Kork) und irgendwie weder gewölbt noch gerade Flächen (Delrin) - nee, das gefällt mir überhaupt nicht - unabhängig von den Farben.

Aber warten wir mal ab, bis der Griff komplett fertig ist.

Gruß
Reinhard
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Arrrrglll, der QM ist beinhart! :D Aber soweit alles richtig erkannt! Das mit dem Kleber werde ich sofort bei der Nächsten umsetzen. Der Butt ist unten noch offen, da fehlt der Abschluss. Das Delrin konnte ich nur auf der einen Seite in Richtung des Aufbaues runterschleifen bevor der Goldring kam. Ich wollte das unbedingt als harmonischen Übergang formen, weil dort ja auch mal die Hand liegt. Am Ende zum Butt erachtete ich das nicht als Problem. Anders hätte ich separat die Maße zunächst angleichen müssen und sie dann erst danach auf der Rute montieren. Das habe ich ersatzlos gestrichen, weil die Abweichung nur minimal ist. In der Regel bin ich bei sowas aber auch recht pingelig. Man muss beim Schleifen im montierten Zustand aber extrem vorsichtig sein, weil die Goldringe eloxiertes Alu sind und die Beschichtung im nu perdü. Unten wurde sie mit Absicht auf halber Breite wegschliffen, weil der "blöde" Ring im Schraubstock beim Feilen einen Kratzer an der Kante abbekommen hatte. Das sind so die kleinen Nicklichkeiten mit denen ich mich rumschlage.

Dein Frank
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Hallo Leo,

die Ringe sind aus Alu. Die Dremel ist sowieso immer im Einsatz, aber erst nach der Feile. Überhaupt die Dremel, gestern auf der Alps in Kombination. Das geht wirklich gut, zwei rotierende Werkzeuge gegeneinander. Und Reinhard hatte vollkommen recht: Die Klebewülste waren ein Sch....ß! :oops: Aber die Alps ist der sprichwörtliche Hammer. Die Birkenrinde mit Raspeln, Feilen und Sandpapier ging astrein zu bearbeiten. Der kleine Nähmaschinenmotor über die Drehmomentwandlung der Riemenscheiben, halten die Drehzahl recht stabil und man kann erstaunlich viel Druck aufbauen. Natürlich spielt der kleine Radius der Rute da auch eine Rolle. In diesem Projekt ist die Alps die beste Investition überhaupt! Aber als echte Drehbank taugt sie natürlich nicht. Man kann den Motor sofort mit der Hand stoppen, wenn man das Dreibackenfutter bremst. Über den grösseren Radius ist das Bremsmoment deutlich stärker. Deshalb hatte ich so Zweifel mit der Birkenrinde. Deren kleiner Radius ist aber der Schlüssel zum Erfolg.

Frank
Johannes Krämer
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Johannes Krämer »

Hallo Frank,

vllt. kommt der Tipp zu spät. Ich verwende für die Bearbeitung von Birkenrinde fast ausschließlich Abranet Schleifgitter. Gerade die Birkenrinde verschlingt unglaublich viel Sandpapier und wenn man am Anfang mit einer Raspel die Rinde bearbeitet, bekommt man oft kein sauberes Ergebnis am Ende.
Außer den letzten Schliff mit 2000er Papier mache ich alles mit Abranet. Das hält um einiges länger, hat ein super Schliffbild und nimmt je nach "Körnung" ordentlich Zeugs runter.
Man sollte nur nicht eine zu hohe Drehzahl verwenden, wenn man, wie bei dir, ein einigen Stellen so viel Kleber hat. Das schmilzt sich schön in das Gitter ein.

Viele Grüße und viel Erfolg noch
fly fish one

Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von fly fish one »

Lieber Johannes,

vielen lieben Dank. Ich muss heute noch ein wenig Feinarbeit leisten, aber im Prinzip ist der Griff fertig. Ich kann aber alle Verbesserungsvorschläge dringend gebrauchen, weil das nächste Projekt ist schon im Kopf (soll ein 16 Fuß Zweihänder werden)!! Mit der Raspel ist auch richtig, muss vorsichtig eingsetzt werden. Ich werde mir dieses Abranet ansehen. Ich glaube ich habe sogar auf UTube das Ding mal im Einsatz gesehen.

Ich schleife im Moment auch nur mit 320er Körnung im Finish und selbst das fühlt sich schon so sanft an, dass ich beinahe Gefühle bekomme! :D 2K Körnung ist ja fast schon verrucht! Ich hätte sogar welche im Haus... nee, ich nehm den Eumel jetzt erstmal mit nach Norwegen zum Probewerfen. Vielleicht muss ich dann noch nachschleifen.


Eine Frage hätte ich noch in die Runde: Ölt ihr die Birkenrinde noch irgendwie?? Ich finde das schön wenn sie etwas dunkler als der Kork wird und bleibt, so als feiner Kontrast. Auch die gesamte Maserung kommt ja erst dann zur Geltung.

Dein Frank
Schusskopp
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Re: Mit 10 Daumen im Rutenbau

Beitrag von Schusskopp »

Ich behandele meine Birkenrindengriffe mit Leinölfirnis... schützt und dunkelt nicht zu viel nach...

TL

Marc
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