Spey-Bambus

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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piscator
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Spey-Bambus

Beitrag von piscator »

Hallo liebe Grasrutenbauer,
ich baue mir zur Zeit gerade eine kleine Zweihand aus Bambus. Dafür hatte ich mir bei der letzten Sammelbestellung extra dicken Bambus besorgt. Die Rute ist 12ft lang und hat Spliced-Joints (also angeschäftete Bambusverbindung). Beim Hobeln dieser Verbindung dann das Entsetzen, die Handteilverbindung hatte ein weiches Rückrat, dass sich ausschaben liess und damit gibts eine Vertiefung in der Kontaktfläche -- der Bambus hatte doch nicht genug Powerfibern. Im Spitzenteil ist alles Paletti. Jetzt die Frage, hat jemand schonmal mit diesem Problem zu tun gehabt?

Mögliche Lösung ist wohl Doppeltbauen, was aber viel Arbeit bedeutet. Nun habe ich eine andere Idee. Ich mache mir ein 5mm Hexagonales Segment etwas länger als die Anschäftung. Dann wird das Handteil im Bereich der späteren Verbindung ausgehöhlt um das 5mm Segment aufzunehmen. Dieses wird dann beim Verleimen mit eingebunden.

Hat da schon jemand was von gehört? Erscheint mir viel weniger Arbeit als doppelt bauen.

Danke, Jürgen
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tea stick
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Re: Spey-Bambus

Beitrag von tea stick »

piscator hat geschrieben: ...die Handteilverbindung hatte ein weiches Rückrat, dass sich ausschaben liess und damit gibts eine Vertiefung in der Kontaktfläche -- der Bambus hatte doch nicht genug Powerfibern.
"Dunkel bleibt mir der Sinn Deiner Rede",
lieber Jürgen!
Ist es so, daß Du den Blank knotenlos gebaut hast und beim Schäften zuviel Mark ("pith") entdeckt hast? Dann wird die Rute natürlich mit ihrer Aktion darauf reagieren, weil der Blank eine Schwäche aufweist. In Bausch und Bogen geurteilt würde ich empfehlen, das Handteil neu bauen. Natürlich bietet sich hier auch das Inlay an - 'n Zahnarzt macht das ja auch so :lol:. Hierzu verstärkst Du das entsprechend ausgehöhlte Handteil durch Einlage eines kleineren Blanks oder auch - wie Ray Gould das empfiehlt - eines Kohlefaserblanks. Dann hast Du allerdings ein Hybrid. Mit beiden Methoden kannst Du aber die angestrebte Aktion der Rute nicht mehr kontrollieren. Das mag im Handteil nicht die Welt bedeuten, aber den Rutenmacher wird's wohl immer stören.
Die Frage ist aber auch: wie verwerte ich diesen teuer bezahlten Bambus für eine Spey-Rute. Das könnte mit der Methode "Ludwig Reim" funktionieren, was einen ziemlichen Aufwand bedingt, den Du ja umgehen willst. :wink:.
Da sich Dein Problem aber nur auf das Handteil bezieht, hieße "inlay" die Lösung.
Lass' und an Deinem Erfolg teilhaben!
Gut Span!
Freimut
TL!
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piscator
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Beitrag von piscator »

Hallo Freimut,
genau das
Hierzu verstärkst Du das entsprechend ausgehöhlte Handteil durch Einlage eines kleineren Blanks
meinte ich in meinem leicht verwirrten Gerede. Ich werd das dann wohl erstmal mit einem kleinen Bambusblank versuchen, bevor ich hier geächtet werde und KF nehme.

Danke erstmal, Jürgen
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tea stick
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Beitrag von tea stick »

piscator hat geschrieben: bevor ich hier geächtet werde und KF nehme.
Eine Hybrid-Rute als solches,
lieber Jürgen,
is ja nix böses - den Puristen stört das aber sicher!
Ray Gould: "Constructing Cane Rods - Secrets of the Bamboo Fly Rod" kann ich Dir als Rutenmacher nur empfehlen. Das Buch bringt m. E. mehr als andere sog. "Basisliteratur", ebenso wie sein zweiter Band "Cane Rods - Tips & Tricks"; alles leider auf Englisch, aber das Englisch in Sachbüchern ist leicht verständlich (wiederholt sich ja alles immer und auch schlichte amerikanische Rutenmacher müssen das verstehen können) und - ist billig.
Das war ein Tip & Trick
vom Freimut
P.S.: Vergiß bitte die Erfolgsmeldung nicht!
TL!
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tea stick
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Re: Spey-Bambus

Beitrag von tea stick »

piscator hat geschrieben:Ich mache mir ein 5mm Hexagonales Segment etwas länger als die Anschäftung. Dann wird das Handteil im Bereich der späteren Verbindung ausgehöhlt um das 5mm Segment aufzunehmen. Dieses wird dann beim Verleimen mit eingebunden.
Und jetzt weiß ich auch, was mich schlaflos im Bette wälzen läßt:
Die " 5 mm" sind eine Behauptung, die Du nicht einhalten können wirst. Du wirst die Spleiße des Handteils mit dem Hobel flach "aushöhlen", d. h.: die Bambusdicke wird über die Länge gleich groß sein, aber das Segment muß dann den gleichen Taper haben wie das Handteil, nur mit geringerer Tiefe. Sonst kriegst Du es ja nur mit enorm viel Spielraum 'rein und hast unter Umständen mehr Leim als Bambus drin! Tabelliere Dir die Maße von Station zu Station, um die Segment-Spleiße einigermaßen passend zu hobeln. Beim Verleimen solltest Du - und das ist der Tipp in "Tips & Tricks" - vor dem Binden das Segment einige inches zurückziehen und gleich nach dem Binden maßvoll wieder einschieben. Natürlich wird je nach Leimdicke an der Spitze des Segments ein kleiner Hohlraum bleiben, mit dem Du aber wirst leben müssen. Aber vergiß nicht, daß sich durch die Verstärkung die Aktion im Handteil ändern wird und es ist ein aufwändiger Rechenprozeß - verbunden mit einem Nachhobeln der Handteil-Spleiße - ,diese Veränderungen aufzufangen.
"Neubau" ist also vielleicht doch nicht so verkehrt, aber, wie ich Dich verstanden habe, hast Du keinen geeigneten Bambus mehr.
Ich halte Dein Bambusproblem für einen Materialmangel der Bambuslieferung - aber das ist ein juristisches Problem. Meckern solltest Du allemal!
So, jetzt kann ich endlich schlafen.
Gute Nacht!
wünscht sich und Dir
der Freimut
TL!
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin Freimut,
danke für deine ausführliche Antwort. Obwohl ich einige Rutenbaubücher habe , kenn ich diese beiden Bücher nicht. Englisch ist kein Problem -- ist sozusagen Amtssprache in meinem Job :)

Ja, da hast du sicher Recht, so ein Inlay muss wohl die Steigung des Handteils aufgreifen, wenn man das mit konstanter Wandstärke aushöhlt (das ist jedenfalls ganz einfach wie bei Bambushülsen).

Was ich nicht verstehe ist dein Argument mit der geänderten Aktion: Mit einem Bambusinlay ändert sich nur wenig (soll nur auf die Anschäftung + 5cm beschränkt sein). Spliced Joints werden rechnerisch ohnehin nicht berücksichtigt -- zumindest nicht bei mir.

Ich werd diese Rute mal provisorisch zusammenbauen und schauen ob man noch was am Taper ändern muss, und dann einen zweiten optimierten Anlauf machen.

Der Bambus ist eigentlich ok, nur eben nicht dick genug für Zweihänder, Schade.

Danke für die Tips, Jürgen
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Beitrag von tea stick »

piscator hat Folgendes geschrieben:
Der Bambus ist eigentlich ok, nur eben nicht dick genug für Zweihänder, Schade.

Vielleicht ist die Methode "Reim" interessant für Dich (Vorsicht, er hat sie sich patentieren lassen!). Ludwig Reim leimt sich jeden Spleiß aus drei Einzelspleißen zusammen, nachdem er die Spleißdrittel um 90° in der Längsachse gedreht hat. Dabei liegen dann die "Emailseiten" bei zwei Einzelspleißen gegeneinander. Auf diese Weise nutzt er den höheren Fiberanteil unter der (gewesenen) Oberfläche auch für die Tiefe aus. Parallel verlaufende Leimfugen haben sich zunächst angeboten, da das Hobeln in der gewohnten Form und Weise einfacher ist; weil aber Ludwig Reim offenbar masochistisch veranlagt ist, läßt er die zu verleimenden Spleißspalten konzentrisch zur Mitte zusammenlaufen und erhält damit eine noch bessere Fiberverteilung. Das erfordert dann aber noch 2 (i.W.:zwei!) weitere einstellbare Hobelformen... Der Verwirklichung dieses Versuchs in Deiner Werkstatt stehe ich aber skeptisch gegenüber ... Insoweit ist dieser Beitrag wohl nur theoretischer Natur.
Übrigens: die Bücher kosten lt. Aufdruck 25$ das Stück, der Dollar/Euro-Wechsel steht heute bei 1, 4041 $!!!
Gruß
vom Freimut
TL!
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Maqua
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Beitrag von Maqua »

Hi Jürgen, das von Freimut erwähnte, und Ludwig Reim erfundene Verfahren ist im Fliegenfischer Heft 76 beschrieben unter dem Titel das Cane-Star Prinzip.
Dabei werden die Spleiße nur dicht unter der Oberfläche des Bambus verwendet und enthalten somit die doppelte Anzahl Kraftfasern.

Insgesamt werden 16 Spleiße verleimt, und das ist sicher ne Menge Arbeit.
Aber das Prinzip leuchtet ein und dürfte eine klare Verbesserung gegenüber normalen Spleißen sein.

Gruss Manni
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piscator
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Beitrag von piscator »

Hallo Freimut,
hab mir die Bücher bei Amazon bestellt, da gabs beide zusammen für knapp 40€. Ich liebe Bücher!

Was die Altvorderen ja gemacht haben war einfach 2 Bambusstreifen Planhobeln/fräsen und Zusammenleimen. Da hatten wir früher mal einen Versuch an der TH in Kiel gemacht -- ändert etwas die Dichte und erhöht etwas das E-Modul, bringt keine Vorteile ausser mehr Materialstärke. Kostet aber viel Arbeit.

Nochmals Dank, Jürgen
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Erge
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Beitrag von Erge »

piscator hat geschrieben: Was die Altvorderen ja gemacht haben war einfach 2 Bambusstreifen Planhobeln/fräsen und Zusammenleimen. Da hatten wir früher mal einen Versuch an der TH in Kiel gemacht -- ändert etwas die Dichte und erhöht etwas das E-Modul, bringt keine Vorteile ausser mehr Materialstärke. Kostet aber viel Arbeit.

Nochmals Dank, Jürgen
Hallo Jürgen,

ist das das Verfahren, das auch bei der poor mans quad Verwendung findet?
Hat einer aus der Hobelfraktion schon mal so eine Rute aufgebaut?

Hier mal eine etwas andere Optik:
http://www.bamboorodmaking.com/assets/i ... ontest.jpg

Viele Grüße Ronald
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piscator
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Beitrag von piscator »

Guten Morgen Ronald, j
a, das ist so ähnlich wie PMQ bauen, nur dass die Emailschichten nicht gegenüber liegen sondern gleich aufeinander folgen, dadurch ist die Struktur ähnlich dem normalen Bambus, nur mit dickerer Schicht Powerfibern.

Tl, Jürgen
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Karl
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Beitrag von Karl »

Hallo Manni,
kann leider nicht ganz nachvollziehen, wie du auf 16 Spleiße kommst. Bei ner Hex sind es doch 3 x 6 , also 18 Spleiße. Mal was grundsätzliches zur Reim´schen Methode: Abgesehen davon, daß die Spleiße nur aus Kraftfibern bestehen (was mal als Vorteil anzusehen ist) hat es auch den Nachteil, daß unheimlich viel Kleber verbraucht wird, da ja jeder Einzelspleiß aus 3 miteinander verklebten Speißen besteht. Und was bewirkt zuviel Kleber in unseren Bambusruten? Sie werden ziemlich schnell und hart, was den Puristen der Bambusfischerei überhaupt nicht gefallen dürfte. Habe selber schon Versuche mit mehrfach-Gespließten gemacht und es entsprach nicht meinen Vorstellungen (da kann ich gleich mit ner KF fischen) Zu Jürgens Problem: ich würde es auch mal mit nem inlay probieren, ich glaube nicht, dass die Aktion dadurch sehr verändert wird. Bei culms mit zuwenig Kraftfibern das Handteil evtl. doppelwandig hohl bauen.
Herzlichen Grüße aus dem warmen Süden Karl
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Maqua
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Beitrag von Maqua »

Hallo Karl, bei den 16 Spleißen beziehe ich mich auf den von mir erwähnten Artikel im Fliegenfischer Heft 76 von Ludwig Reim.
Dort ist eine nach dem Canestar-Prinzip aufgebaute Rute im Querschnitt zu sehen.
Sie besteht aus 16 halben Spleißen, die zu 8 Vollspleißen geklebt werden.
Die Rute hat also 8 Spleiße anstatt 6.

Gruss Manni
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Karl
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Beitrag von Karl »

Hallo Manni,
alles klar, jetzt habs auch ich verstanden :wink:
Gruß Karl
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piscator
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Hier ist die Spey Rute

Beitrag von piscator »

Hallo, wollt euch das Endergebnis nicht vorenthalten, und gleichzeitig mal testen ob das mit den Bildern so geht:

http://fotos.web.de/juergen.flyfish/jf_rods

Jürgen, der die Rute noch nicht geworfen hat und immer noch nach transparentem Isolierband sucht
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