Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von tea stick »

Heureka! Wir ham's gefunden!
Nächstes Problem: Wann schabe ich die Emailschicht von der Oberseite des Spleißes?
Das solltest Du spätestens vor dem Abschluss des Endhobelns machen; bevor Du also den fast fertigen Spleiß mit dem Scraper (Schaber) auf seine endgültige Form bringst. Ansonsten kann es Dir passieren, dass die Spleißmaße am Ende zu gering ausfallen. Ich benutze dazu keinen Scraper, sondern die Ersatzklinge eines Bastelmessers. So kann ich beim Schaben die Klinge besser der leicht gewölbten Oberfläche anpassen und wertvolle Kraftfasern unverletzt lassen. Beim Messen des Spleißes kümmern mich die Wölbungen nicht - ich messe immer noch unentwegt über die "Flächen" (flat to flat).
Da Du ja des Englischen mächtig zu sein scheinst (Cattanach!), empfehle ich Dir Carmichael/Gerrison "A Guide To Building A Bamboo Fly Rod" zur Anschaffung, wenn Du denn mal Blut geleckt hast. Die beiden gehen da weiter, wo Cattanach seine Ausführungen kurz fasst; das gilt insbesondere für die Taperberechnung. Hier lernst Du Stresskurven zu lesen und zu beurteilen. Aber für Dein Erstlingswerk reicht der Cattanach; ich hab's auch so gemacht und meine Erstlingsrute (Cattanach's Bill Ballan Special) hängt in den USA in einem Showcase über dem Kamin...
So, so, dann kann man in Antwerpen nicht nur gute Schokolade essen, sondern auch Geigenbauen lernen. Für mich standen im Geigenbau immer Italien und Mittenwald im Vordergrund. Ich muss mal darauf achten, wenn ich mal eine echte "Samotti-Geige" in der Hand halte. Wobei ich nicht sicher bin, ob ich sie richtig halten werde, denn das Musizieren fängt bei mir mit der Querflöte an und hört bei der Klarinette schon auf...

Gruß

vom Freimut
Zuletzt geändert von tea stick am 22.06.2013, 01:34, insgesamt 1-mal geändert.
TL!
Benutzeravatar
piscator
Beiträge: 939
Registriert: 25.01.2008, 10:28
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 227 Mal
Kontaktdaten:

Re: Vorhobelform

Beitrag von piscator »

Hi Moritz,
PMQ's oder auch 2-strip Quads sind Ruten mit quadratischem Querschnitt, die nur aus 2 Spleissen bestehen. So etwas hab ich mit völlig handwerklich unbeleckten Anglern gemacht. Du brauchst nur 2 Spleiße, richtest diese wie du es auch müsstest für eine hexagonale Rute (auch die Knoten etc.). Dann werden die Spleiße auf den Innenseiten bis auf das Taper-Maß / 2 heruntergehobelt und zusammengeklebt. Da kann man üben alles schön gerade zu behalten. Wenn trocken, hobelt man die Kanten solange bis der Querschnitt überall quadratisch ist. Es kostet tatsächlich nur 2 Spleisse, wenn man sich eine schöne einteilige Rute basteln will.
Petri, Jürgen
ride the snake (JM)
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Hallo zusammen,
heute habe ich mir im Baumarkt ein Paar Buchenkanteln gekauft. Ich wollte dann anfang der Woche mit meiner Vorhobelform anfangen. Bis ich das Geld für eine richtige Taperform erspart habe, gibt es sicherlich auch noch einiges zu tun. Die Kritiken über das vorgeschlagene Buch hören sich sehr interessant an. Ich versuche aber erst einmal handwerklich einigermaßen hin zu kommen. Ich glaube, dass das arbeiten mit Stresskurven dann vielleicht der nächste Schritt ist.
Der Bau einer PMQ Rute hört sich auch sehr gut an. Da kann ich sicherlich schon einmal einiges lernen. Damit wollte ich auch mal anfangen. Der Aufwand scheint mir sehr überschaubar für den fertigen Blank. Zwei Fragen stellen sich mir aber auch jetzt wieder.
Ist es nicht sinnvoller die außenliegenden Seiten der zwei Spleisse zusammen zu leimen? So wäre die Leimfläche wegen der Diagonalen größer und die Fuge wäre theoretisch nicht sichtbar.
Wie schafft man es am einfachsten Spleisse für eine einteilige Rute am besten gleichmäßig zu erhitzen?
Da ich nun langsam vom Thema abweiche wollte ich fragen, ob es nicht ein geeigneteres Topic für mich gäbe. Oder ist es sinnvoll ein neues Thema mit meinen Rutenbauanfängen zu öffnen. So werden die Probleme eines Anfängers vielleicht sehr gut offengelegt. Als Anfänger stellen sich einem doch vielleicht andere Fragen als einem Profi.
Gruss Moritz
Benutzeravatar
piscator
Beiträge: 939
Registriert: 25.01.2008, 10:28
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 227 Mal
Kontaktdaten:

Re: Vorhobelform

Beitrag von piscator »

Moin Moritz, es ist fast immer besser die Kraftfibern soweit wie möglich vom Biegezentrum entfernt zu haben, also aussen. J.
ride the snake (JM)
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von tea stick »

Samotti hat geschrieben: Wie schafft man es am einfachsten Spleisse für eine einteilige Rute am besten gleichmäßig zu erhitzen?
Die Lösung, lieber Moritz, heißt: "Neunemann-Ofen"; kannst mal danach guckeln.
Ich habe mir so'n Ding gebaut und finde es sehr gelungen. Die Heißluftpistole, die Du ja auch zum Richten und Knotenpressen der Spleiße brauchst (und auch sonst), findest Du manchmal beim Discounter für rel. wenig Geld. Und Du kannst den Ofen verlängerbar bauen, so dass Du auch bei den Spleißen für mehrteilige Ruten nicht immer die ganze Länge heizen musst.
Übrigens: Meine erste Rute habe ich mir auf einer Holzform endgehobelt, was auch schon etliche "alte" Meister so gemacht haben oder noch machen. Geht auch! Für eine einteilige musst Du aber dann die Kanteln in der Länge schäften, denn beim Hobeln "Anstückeln" will ich garnicht erst ausprobieren...
Schönen Sonntag noch!

Gruß

vom Freimut
TL!
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Abend zusammen
heute bin ich wieder etwas weitergekommen. Ich habe mir eine Vorhobelform gebaut, welche ich auch recht gelungen finde. Stelle morgen mal Fotos rein. Daraufhin habe ich voller Tatendrang schonmal 3 Spleisse gerichtet und grob vorgehobelt. Das klappt recht gut. Am Wochenende habe ich auch Birkenrinde gesammelt. Dann kann ich auch parallel am Griff arbeiten. Wie würde man eigentlich einen solchen Griff an einer Quadrute befestigen? Kann man bei einer Quadrute den Teil für den Rollenhalter und den Griff auf den größtmöglichen Radius abrehen? Die Tage gehts zum Baumarkt für das Ofenzubehör. Ich hoffe, dass ich alles bekomme.
Die Länge meines Tonkins ist für eine einteilige Rut kein Problem. Ich habe mir den Bambus beim Händler so lang sägen lassen, dass ich noch den Kofferraum zubekommen habe :biggrin:
Schönen Abend noch
Gruß Moritz
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

P1040338.JPG
P1040340.JPG
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von tea stick »

Hallo, Moritz!
Bei solcher exakter Arbeitsweise könntest Du Dir auch die Endhobelformen aus Buchenholz machen...
Der Anfang ist schon vielversprechend! Wie mag erst die fertige Rute aussehen?

Kompliment

vom Freimut
TL!
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Guten Abend
bedingt durch das bessere Wetter war ich doch die letzten Tage lieber am Wasser als abends in der Werkstatt. Kleine Fortschritte kann ich aber doch melden. Das Birkenrindengrifftopic hat mich auf die Idee gebracht auch so einen Griff zu bauen. Da ich mir mit der Endform aber noch nicht sicher bin, habe ich nur den Rohling dafür gebaut. Den ersten Teil der Rute habe ich auch vorghobelt. Die letzten Spleisse gingen echt immer schneller von der Hand. Ich denke man muss nur etwas reinkommen. Ich halte schon immer die Augen offen nach Rohren für meinen Neunemannofen.
Ich habe auch wieder eine Frage. Ich habe einen Lie Nielsen 90 1/2 über und würde diesen gerne abrichten und mit einer Rutenbauervertiefung versehen lassen. Hat hier jemand sowas schonmal gemacht. Leider habe ich dafür nicht die Maschinen.
Einen schönen Abend noch
Gruß Moritz
Dateianhänge
P1040347.JPG
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von tea stick »

Samotti hat geschrieben:.. einen Lie Nielsen 90 1/2 ... mit einer Rutenbauervertiefung versehen lassen.
Das machen wir doch auch selbst, lieber Moritz: Eine stabile Glasplatte (die sich bei Belastung nicht durchbiegt) wird mit einer Alu-Winkel-Schiene als Seitenanschlag versehen und ein Schmirgelpapierstreifen in der Breite der "Grube" mit Sprühkleber aufgeklebt. Dann fährst Du mit dem Hobelkörper darauf immer vor und zurück. Den Schmirgelstreifen tauschst Du je nach Fortschritt aus und passt die Körnung an. Das spart Maschineninvestitionskosten, erfordert aber jede Menge Ellenbogenschmalz... (Natürlich werden die Seitenränder nicht so exakt wie beim Fräsen, aber das stört überhaupt nicht.) So hab ich's bei meinem Endhobel gemacht und bin's zufrieden.

LG

Freimut

P.S.: Kannst Du mir mal zuflüstern, wo Du die skandinavischen/russischen Birkenrinden herhast? Der Griff wird toll und die "Schachbrettrute" bestimmt auch!
TL!
Benutzeravatar
piscator
Beiträge: 939
Registriert: 25.01.2008, 10:28
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 227 Mal
Kontaktdaten:

Re: Vorhobelform

Beitrag von piscator »

Genauso kann man das machen -- es empfiehlt sich Naßschleifen. Und als Unterlage auch für Hobelmesser Grundschärfe geht eine polierte Granitfliese aus dem Baumarkt super. J
ride the snake (JM)
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Guten Morgen Freimut,

einen Hobel perfekt abzurichten ist garnicht so einfach. Ich werde es aber nochmal versuchen. Der Tipp mit dem Anschlag und dem Sandpapier ist echt gut. Vielen Dank.
Die Birkenrinde habe ich aus dem Aachener Wald. Im totalen Rutenbaufieber bin ich vor zwei Wochen in denWald gegangen und habe nach gefallenen älteren Birken gesucht. Dann habe ich eine gefunden,welche sich schon langsam zersetzte aber die Rinde noch gut erhalten war. Die meisten gefallenen Birken sind schon zustark zersetzt und die Rinde löst sich auf. Bei meiner Birke konnte ich mühelos große Platten lösen. Anschließend habe ich mir aber auch bereits geschlagene Holzstämmt in einem Gartenv on freunden angesehen. Diese Birke konnte ich auch ohne größere Mühe schälen. Nur ist mir schnell aufgefallen, dass diese Rinde viel dünner war und auch um einiges Heller aussah. Ich habe dann nur die Birkenrinde aus dem Wald genommen, da der Unterschied schon gut sichtbar war. Also scheint es bei uns echt verschiedene Birkenarten zu geben. Darauf habe ich nie so geachtet.
Wünsche einen guten Start in den Tag
Gruß Moritz
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Hallo Rutenbauer,
ich habe nun endlich alle Sachen zusammen, um mit dem Endhobeln zu beginnen. Bei zwei Sachen bin ich mir aber noch nicht zu 100% im klaren. Ich bin mir nicht sicher wie weit ich an der Außenfläche des Bambus arbeiten darf. Wenn ich nur die Schutzschicht wegscharben würde, bekomme ich die kleinen Knotenunebenheiten nicht komplett weg. Zudem weiß ich auch nicht wieviel 1/100mm wegen des Lackes beim einstellen der Taperform abgezogen werden müssten.
Freimut hat mir netterweise geholfen eine Tapertabelle rauszusuchen, welche ich selbst nicht gefunden habe. Ich würde mich gern an dem Taper der Hardy C.C Franceinder KLasse 4 versuchen.
Die Rute soll 213cm lang sein. Die Tabelle geht von 0-80. Wenn ich das umrechne, komme ich aber nur auf ca. 203cm. Habe ich da irgendwo einen Denkfehler? In der Tabelle gibt es auch keinen Schnitt zwischen Butt und Tip. Ich müsste doch gut hinkommen, wenn ich bei der Spitze von 00-40 und beim unteren Teil von 35-80 asusgehe. Ist ein gewisser Sicherheitspuffer notwendig?
Das waren jetzt doch wieder ein paar Fragen. Aber ich hoffe sehr, das sich die Tage mit der Rute anfangen kann.
Vielen Dank und noch einen schönen Abend
Gruss Moritz
Benutzeravatar
piscator
Beiträge: 939
Registriert: 25.01.2008, 10:28
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 227 Mal
Kontaktdaten:

Re: Vorhobelform

Beitrag von piscator »

Moin Moritz, keine Panik, dass it den Maßen ist ok so -- diese Taper sind meist vermessene Fertige Ruten und da ist es halt schwierig unter dem Griff zu messen. Da die Aktion der Ruten aber meist 30cm vor dem Ende aufhört (Griff+Rollenhalter) haben die meisten Taper einen End Of Action Punkt wo die Steigung dann aufhört. Also schön loshobeln, die erste Rute wird meist gut.
ride the snake (JM)
Samotti
Beiträge: 51
Registriert: 15.05.2013, 22:59
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal

Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Die Knotenpunkte bereiten mir noch etwas Bauchschmerzen. Ich habe gerade mal einen vorgehobelten Spleiß mit der Außenseite nach oben in die Hobelform gelegt. Wenn man dann über das Längstprofil schaut, kann man an der Stelle des Knotens eine leichte Erhebung sehen. Müsste man dann nicht an der Oberseite Material wegnehmen um den Spleiß 100% gerade zu bekommen?
Ich denke morgen werde ich mal anfangen und werde alle Spleiße auf das Maß des unteren Teils Hobeln. Die besten 6 werden dann genommen. Der Rest ist dann für die Spitze vorgehobelt.
Gruss Moritz
Antworten