Lieber Moritz!Samotti hat geschrieben:Die Knotenpunkte bereiten mir noch etwas Bauchschmerzen.
Knoten weghobeln oder nur mit der Feile wegkratzen ist die schlechteste aller Möglichkeiten: Du verletzst zu viele der wertvollen Kraftfasern auf der Außenseite!
Wir haben möglicherweise noch garnicht über das Knotenpressen gesprochen, das nach dem Spleißvorgang zusammen mit dem Spleißrichten vorgenommen wird. Nach dieser Knotenbehandlung sollten die von Dir beklagten Erhebungen eigentlich nicht mehr sichtbar sein. Eine Besonderheit stellen die scharfkantigen, schwarzgratigen Erhebungen neben den dicken Knoten dar, die nicht weggepresst werden können, weil sich unmittelbar daneben eine Rille befindet, die ebenfalls verschwinden muss, weil sich in ihr Schmutzpartikel und auch Silicium(?) abgelagert haben. Die werden mit Feile und Sandpapier weggeschliffen. (Ich habe von einem Italiener gelesen, der sich die Andruckplatte auf einer Backe seines Schraubstocks angesägt hatte und in diesen Sägeschlitz eben jene kleine Erhebung beim Knotenpressen hat hineinragen lassen. Dann bildet sich das Wegzufeilende/-schleifende besser ab und Du kriegst auch die "Rinne" sauber).Die größeren Knotenerhebungen werden - notfalls nach ausführlicher Wässerung - dann weggepresst. Das Ganze macht man mit den Rohspleißen, die einen nahezu rechteckigen Querschnitt zeigen. Unangenehm wird's, wenn Du ohne Knotenbehandlung bereits vorgehobelt hast. Denn jetzt hast Du im Querschnitt eine Spitze, gegen die Du beim Pressen drückst. Klar, dass das Material hier eher nachgibt als die Emailseite. Wenn Du Glück hast, hast Du so viel Pith drangelassen, dass Du dieses Nachgeben in Kauf nehmen kannst.
Aber vielleicht hast Du die Knoten schon behandelt und ein paar hartnäckige sind wiedergekommen. Das passiert auch mal, weil der Bambus zwischenzeitlich Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und wieder leicht quillt. Also: Erhitzen und Pressen (vorsichtig) wiederholen.
Wenn der Spleiß in der Form liegt, sollten die Knotenerhebungen nämlich nicht mehr sichtbar sein.
Aber mach' Dir keinen Kopf: die Rute wird auch werfen, wenn man noch kleine Knotenerhebungen wahrnehmen kann; und die erste Rute wird selten gleich ein Meisterstück sein...
Lieber Gruß
vom Freimut
P.S.: Hab' keine Hemmungen, die Spleiße einige Tage lang zu wässern, damit sie sich besser richten und pressen lassen. Der ganze Kram kommt ja sowieso vor dem Endhobeln nochmal in den Ofen!!
P.P.S.: Im neuesten Bamboojournal machen sich auf Seite 42 ff. Gabriele Gori und Marco Giardina Gedanken über Festigkeitsunterschiede zwischen gepreßter und gefeilter Knotenbehandlung.