Das Maifliegen-Geschenk
Verfasst: 13.06.2010, 18:54
Liebe Freunde,
ein bisschen muss ich ausholen: Am Freitag/Samstag war ich mit meinem Fliefi-Genossen und Forumsfreund Ralf an der Wiesent, und außerdem hatte Ralf seinen Schweizer Freund Simon eingeladen, den ich bislang noch nicht kannte.
Maifliegenzeit, Freudentage.
Ralfs und meine Wurfkünste verhalten sich dabei, das wurde rasch klar, zu denjenigen Simons wie zwei Vuvuzelas zu einer Querflöte. Versteht mich nicht falsch - Ralf und ich können durchaus auch auf größere Distanz präzise servieren. Aber Simon ist ein eleganter Filigrantechniker, wir gehören eher zur gemäßigten Dreschflegelfraktion.
Außerdem muss man wissen, dass die Wiesent ein Gewässer ist, das einen hohen Tribut an Maifliegen fordert. Denn die starken Bachforellen dort nehmen die Fliege, wenn sie denn beißen, derart heftig, dass die Dinger nach zwei, drei Bissen in Fetzen hängen. Diese Bullterriertrutten bauen eine trockene Danica sehr schnell zu einer undefinierbaren Nymphe um.
Außerdem steht das Gras auf den Wiesen sehr hoch, und dort wächst auch das Gemeine Fliegenfänger-Kraut, das sich gerne mal das Vorfach schnappt, wenn man eben einen Doppelzug abfeuern will ...
Am Freitag jedenfalls hatte Simon einen rabenschwarzen Tag erwischt. Wir fischten meist sehr dicht nebeneinander; Ralf und mir gingen jeweils gut ein Dutzend zumeist großer bis sehr großer Bachforellen auf den Leim.
Simon fing erst ganz am Ende des Tages seinen einzigen Fisch, und der war winzig. Unserem milden Spott ertrug er stoisch, und seiner guten Laune tat das keinen Abbruch.
Am Samstag ging's fast genauso weiter. Die Forellen bissen an diesem Tag allerdings deutlich selektiver als am Vortag, und es war wirklich schwierig, das richtige Muster zu finden. Unsere Mücken waren einfach nicht groß genug, und es war wirklich Arbeit, ein paar Fische zu fangen.
Ralf und ich hatten dennoch bald jeweils den einen oder anderen guten Fisch auf die Schuppen gelegt - Simon klebte wieder das Pech an den Fingern, obwohl er weltmeisterlich präsentierte und auch nicht den kleinsten Fehler machte. Aber solche Tage kennt ja jeder von uns.
Eins ums andere Mal wechselte er die Fliege, und endlich war das richtige Muster gefunden. Eine schöne Bachforelle, die er schon lange beharkt hatte (ich hatte ihr vorher auch schon ein paar ausgesuchte Fliegen angeboten), nahm die künstliche Danica beim ersten Wurf.
Aber nach kurzem, heftigen Drill war sie verloren.
Dennoch freute sich Simon wie ein Schneekönig. Ihm standen schließlich noch drei, vier Stunden und der Abendsprung bevor; ich hingegen hatte nur noch ein halbes Stündchen Zeit, weil ich noch 350 Kilometer Autobahn zu fahren hatte.
Ich plauderte kurz mit Simon über den Abgang der Forelle.
Dann sagte er: "Na, wenigstens habe ich jetzt die richtige Mücke. Die hat sie bedenkenlos genommen! Davon habe ich noch zwei Stück. Willst Du eine haben?"
Das muss man sich mal vorstellen! Da will einer vor dem Abendsprung seine vorletzte Fliege herschenken - an einen, der nur noch ein paar Würfe vor sich und ohnehin schon gut gefangen hat! Und das nur, um seine Freude zu teilen!
Erst Stunden später viel mir auf, was das für eine großartige Geste war, und ich bin heilfroh, dass ich abgelehnt hatte.
Kurz vor Mitternacht war ich dann daheim, und wechselte noch SMS mit Ralf. Der schrieb: "Sitzen beim Bier. Noch gut gefangen. 43er von Simon."
Diese 43er hat mich von all den vielen Fischen dieser Tage am meisten gefreut.
Euer Frank
ein bisschen muss ich ausholen: Am Freitag/Samstag war ich mit meinem Fliefi-Genossen und Forumsfreund Ralf an der Wiesent, und außerdem hatte Ralf seinen Schweizer Freund Simon eingeladen, den ich bislang noch nicht kannte.
Maifliegenzeit, Freudentage.
Ralfs und meine Wurfkünste verhalten sich dabei, das wurde rasch klar, zu denjenigen Simons wie zwei Vuvuzelas zu einer Querflöte. Versteht mich nicht falsch - Ralf und ich können durchaus auch auf größere Distanz präzise servieren. Aber Simon ist ein eleganter Filigrantechniker, wir gehören eher zur gemäßigten Dreschflegelfraktion.
Außerdem muss man wissen, dass die Wiesent ein Gewässer ist, das einen hohen Tribut an Maifliegen fordert. Denn die starken Bachforellen dort nehmen die Fliege, wenn sie denn beißen, derart heftig, dass die Dinger nach zwei, drei Bissen in Fetzen hängen. Diese Bullterriertrutten bauen eine trockene Danica sehr schnell zu einer undefinierbaren Nymphe um.
Außerdem steht das Gras auf den Wiesen sehr hoch, und dort wächst auch das Gemeine Fliegenfänger-Kraut, das sich gerne mal das Vorfach schnappt, wenn man eben einen Doppelzug abfeuern will ...
Am Freitag jedenfalls hatte Simon einen rabenschwarzen Tag erwischt. Wir fischten meist sehr dicht nebeneinander; Ralf und mir gingen jeweils gut ein Dutzend zumeist großer bis sehr großer Bachforellen auf den Leim.
Simon fing erst ganz am Ende des Tages seinen einzigen Fisch, und der war winzig. Unserem milden Spott ertrug er stoisch, und seiner guten Laune tat das keinen Abbruch.
Am Samstag ging's fast genauso weiter. Die Forellen bissen an diesem Tag allerdings deutlich selektiver als am Vortag, und es war wirklich schwierig, das richtige Muster zu finden. Unsere Mücken waren einfach nicht groß genug, und es war wirklich Arbeit, ein paar Fische zu fangen.
Ralf und ich hatten dennoch bald jeweils den einen oder anderen guten Fisch auf die Schuppen gelegt - Simon klebte wieder das Pech an den Fingern, obwohl er weltmeisterlich präsentierte und auch nicht den kleinsten Fehler machte. Aber solche Tage kennt ja jeder von uns.
Eins ums andere Mal wechselte er die Fliege, und endlich war das richtige Muster gefunden. Eine schöne Bachforelle, die er schon lange beharkt hatte (ich hatte ihr vorher auch schon ein paar ausgesuchte Fliegen angeboten), nahm die künstliche Danica beim ersten Wurf.
Aber nach kurzem, heftigen Drill war sie verloren.
Dennoch freute sich Simon wie ein Schneekönig. Ihm standen schließlich noch drei, vier Stunden und der Abendsprung bevor; ich hingegen hatte nur noch ein halbes Stündchen Zeit, weil ich noch 350 Kilometer Autobahn zu fahren hatte.
Ich plauderte kurz mit Simon über den Abgang der Forelle.
Dann sagte er: "Na, wenigstens habe ich jetzt die richtige Mücke. Die hat sie bedenkenlos genommen! Davon habe ich noch zwei Stück. Willst Du eine haben?"
Das muss man sich mal vorstellen! Da will einer vor dem Abendsprung seine vorletzte Fliege herschenken - an einen, der nur noch ein paar Würfe vor sich und ohnehin schon gut gefangen hat! Und das nur, um seine Freude zu teilen!
Erst Stunden später viel mir auf, was das für eine großartige Geste war, und ich bin heilfroh, dass ich abgelehnt hatte.
Kurz vor Mitternacht war ich dann daheim, und wechselte noch SMS mit Ralf. Der schrieb: "Sitzen beim Bier. Noch gut gefangen. 43er von Simon."
Diese 43er hat mich von all den vielen Fischen dieser Tage am meisten gefreut.
Euer Frank