Re: Fischerprüfung, qui bono?
Verfasst: 08.11.2012, 19:17
Guten Abend!
Verzeiht daß mir mit meinem Senf ein bißchen Zeit gelassen habe – lästerigerweise muß ich ab und zu noch ein bißchen arbeiten und mir auch Gedanken machen bevor ich hier einen Beitrag schreibe.
Nun der Reihe nach.
Das die Prüfungs- u Kursgebühr dermaßen gering ist,wußte ich nicht – ich hab sie tatsächlich auf dem Niveau der Jagdprüfung (und damit um VIELfaches!) zu hoch angesetzt. Die Kosten die der Forellenschreck hier erwähnt entsprechen dann tatsächlich jenen für die „norsk jagt- og skyteprøve“ nicht jenen für österr/deutsch/schweizischen Jagdschein. Es tut mir leid, dass ich da vorschnell getippt habe!
Aber wie die weiteren Komentare zeigen, bewirkt diese Prüfung anscheinend doch sehr wenig. Aus den Unterlagen die mir hier vorliegen, ist aber auch kein Fischergrundwissen erwartbar. Die Kapitel „Fanggeräte und deren Gebrauch. Verhalten des Angelfischers“ sind auf 11 A5 Seiten abgehandelt. 50 Seiten sind der allgemeinen Fischkunde und den einheimschen Arten gewidmet und etwa 30 der Gewässerkunde im Allgemeinen.
Tut mir leid, aber ich bleibe dabei: das ist zu wenig! Mit oder ohne Kurs. Wenn derlei Unterlagen die Basis sein sollten dann müßten sie zwangläufig durch Vereinsinterne oder sonstige Weiterbildung ergänzt werden und zwar verpflichtend – bevor jemand ans Wasser geht.
Es sei denn – und hier möchte ich meine Reverenz vor den wirklich alten Hasen machen, jemand kann dokumentieren/glaubhaft machen dass er der Fischerei bereits seit vielen Jahren nachgeht und er kann sein Wissen auch glaubhaft demonstrieren!
Webwood hat geschrieben:
Zit.: Ähm- sorry- Wir da oben erklären denen da unten, wie man waidgerecht fischt? Ich denke, du hast das anders gemeint.
Ich halte auch das Fliegenfischen für die schönste Art zu angeln, aber nicht für die bessere, edlere etc. Art zu fischen.
Jede Angelart kann waidmänisch oder tierquälerisch betrieben werden, auch das Fliegenfischen.
Vom hohen und elitären Sockel entgegenzusteuern zu wollen, wird eher kontraproduktiv sein. Zit.ende
Nun. Ich habe lange nachgedacht wie ich meine Antwort dazu formulieren könnte ohne jemanden auf die Krawatte zu steigen (vermutlich ohne Erfolg ).
Lieber Webwood, ich habe genau das gemeint, was ich auch geschrieben habe. Wir, als die Elite unter den Fischern können diesem schlechten Beispiel sehr wohl entgegensteuern!
ABER: Was heißt Elite und warum Elite und warum nicht „von da oben nach da unten...“
Zuerst was heißt Elite: (v. Lat.electus, „ausgelesen“) bezeichnet eine Gruppe überdurchschnittlich qualifizierter Personen.
Aber warum Elite: weil wir von der Bevölkerung und vielen Anglern als Elite (und leider elitär) wahrgenommen werden.
Um zu verdeutlichen warum ich selbst die Fliegenfischerei als die Elite empfinde/wahrnehme, möchte ich ein Beispiel aus der Jagd heranziehen (auch wenn mir nachher ein par Jäger sicher den Balg über die Ohren ziehen werden wollen):
Als Beispiel für den Angler wähle ich den Saujäger, der Tag für Tag seine Kirrungen im Wald mit Mais beschickt und sich sich dort viele Nächte den A... weichhockt um dann mehr oder minder die erste, zweite, dritte... beste Sau die auftaucht zu erlegen. Er weiß, früher oder später kommen die Sauen um sich das gelbe Viagra zu holen. Ein durchaus legitimes und auch waidgerechtes Verfahren.
Ihm gegenüber stelle ich den Gamsjäger, stellvertretend für den Fliegenfischer. Der Gamsjäger pirscht Tage unter schwierigsten Bedingungen – nicht selten unter Lebensgefahr um das eine sorfältig ausgewählte Stück, den Bock, die Galtgaiß, etc. zu bekommen. Und wenn er es erlegt hat, geht die Plackerei erst recht los um es zu bergen. Für ihn gibt es keine Sicherheit das und welche Tiere wann, wo sein werden und ob das Wetter mittut. Er muß seinem Wild hinterherstiefeln nicht selten im tiefsten Schnee...
Kann dies die unterschiedliche „Qualität“/“Herausforderung“ deutlich machen? Wir setzen alle unsere Kunstfertigkeit, unser Wissen, unsere Geduld und Leidenschaft ein um dem Wild „Fisch“ nachzustellen und es zur Strecke zu bringen und wenn uns das gelungen ist, verschwindet es nicht in einem Nylonsack neben einem Dutzend anderer...
Daneben blicken wir auf eine sehr lange Geschichte zurück, die nicht erst in England begonnen hat, sondern als „Federfischen“ bereits im Hochmittelalter Teil der höfischen Kultur Europas war.
All das schafft durchaus Elite, aber es es sollte nicht elitär, in Sinne einer versnobten, vermögenden Bevölkerungsgruppe, die alle anderen von ihrem Vergnügen ausschließt und letztlich auf sie herabsieht, machen.
Und damit komme ich zu dem „ Vom hohen und elitären Sockel entgegenzusteuern, von da oben nach da unten...“. Nein. Das habe ich nicht gemeint und derlei kann nie funktionieren.
Aber was funktioniert, ist etwas sehr viel einfacheres: Nämlich sich bewusst zu sein,wie man wahrgenommen wird und bewusst waidgerecht zu handeln. Ich denke, wir sollten uns – als Elite dadurch auszeichnen, das wir bewusst, korrekt, einfühlsam und bescheiden mit dem Lebewesen Fisch umgehen, das wir uns auch darüber hinaus (fischereilich und sonst) durch ein vorbildliches Verhalten auszeichnen. Wir wenden sicherlich relativ viel Geld/Zeit für unsere Passion auf, reisen teilweise um die halbe Welt um die Rolle singen zu hören. Aber das gibt uns weder größere Rechte noch Ansehen. Sondern das, was wir tun, wenn wir am Fluss nebenan, am Baggersee vor der Stadt, oder sonst wo die Rute tanzen lassen, entscheidet zwischen breiter Masse und Elite. Da können und müssen wir zeigen, das wir eine Elite sind, durch Wissen, Erfahrung, Lernbereitschaft, Benehmen, Einfühlsamkeit und Bescheidenheit – nicht durch Rutenmarke und Edelkleidung oder irgendwelchen Abkürzungen vor oder hinter unseren Namen...
Das gilt aber auch genauso für die Jagd, egal ob auf Sauen (für die ich mir auch den Hintern ziemlich oft platt gesessen habe) oder Gams (was für schöne Blasen an den Füßen gesorgt hat...). Der waidgerechte Jäger ist unverkennbar an seinem Tun und seinem Respekt vor der Kreatur.
Wenn uns diese Waidgerechtigkeit gelingt und wir in aller Demut (und das schreibe ich ganz bewusst) unserer Passion nachgehen, DANN sind wir ein Beispiel das Schule macht, dann dürfen wir stolz sein, wenn die Jungfischer am Baggersee fasziniert zusehen, der alte Fischer am Hardangerfjord seinen Kautabak von einem Mundwinkel in den anderen schiebt und ein ...jå vell... vor sich hinbrummelt.
Darum ist dieses Thema bei „Lebenseinstellung“ vielleicht gar nicht so verkehrt platziert
Euer Elchvieh
Verzeiht daß mir mit meinem Senf ein bißchen Zeit gelassen habe – lästerigerweise muß ich ab und zu noch ein bißchen arbeiten und mir auch Gedanken machen bevor ich hier einen Beitrag schreibe.
Nun der Reihe nach.
Das die Prüfungs- u Kursgebühr dermaßen gering ist,wußte ich nicht – ich hab sie tatsächlich auf dem Niveau der Jagdprüfung (und damit um VIELfaches!) zu hoch angesetzt. Die Kosten die der Forellenschreck hier erwähnt entsprechen dann tatsächlich jenen für die „norsk jagt- og skyteprøve“ nicht jenen für österr/deutsch/schweizischen Jagdschein. Es tut mir leid, dass ich da vorschnell getippt habe!
Aber wie die weiteren Komentare zeigen, bewirkt diese Prüfung anscheinend doch sehr wenig. Aus den Unterlagen die mir hier vorliegen, ist aber auch kein Fischergrundwissen erwartbar. Die Kapitel „Fanggeräte und deren Gebrauch. Verhalten des Angelfischers“ sind auf 11 A5 Seiten abgehandelt. 50 Seiten sind der allgemeinen Fischkunde und den einheimschen Arten gewidmet und etwa 30 der Gewässerkunde im Allgemeinen.
Tut mir leid, aber ich bleibe dabei: das ist zu wenig! Mit oder ohne Kurs. Wenn derlei Unterlagen die Basis sein sollten dann müßten sie zwangläufig durch Vereinsinterne oder sonstige Weiterbildung ergänzt werden und zwar verpflichtend – bevor jemand ans Wasser geht.
Es sei denn – und hier möchte ich meine Reverenz vor den wirklich alten Hasen machen, jemand kann dokumentieren/glaubhaft machen dass er der Fischerei bereits seit vielen Jahren nachgeht und er kann sein Wissen auch glaubhaft demonstrieren!
Webwood hat geschrieben:
Zit.: Ähm- sorry- Wir da oben erklären denen da unten, wie man waidgerecht fischt? Ich denke, du hast das anders gemeint.
Ich halte auch das Fliegenfischen für die schönste Art zu angeln, aber nicht für die bessere, edlere etc. Art zu fischen.
Jede Angelart kann waidmänisch oder tierquälerisch betrieben werden, auch das Fliegenfischen.
Vom hohen und elitären Sockel entgegenzusteuern zu wollen, wird eher kontraproduktiv sein. Zit.ende
Nun. Ich habe lange nachgedacht wie ich meine Antwort dazu formulieren könnte ohne jemanden auf die Krawatte zu steigen (vermutlich ohne Erfolg ).
Lieber Webwood, ich habe genau das gemeint, was ich auch geschrieben habe. Wir, als die Elite unter den Fischern können diesem schlechten Beispiel sehr wohl entgegensteuern!
ABER: Was heißt Elite und warum Elite und warum nicht „von da oben nach da unten...“
Zuerst was heißt Elite: (v. Lat.electus, „ausgelesen“) bezeichnet eine Gruppe überdurchschnittlich qualifizierter Personen.
Aber warum Elite: weil wir von der Bevölkerung und vielen Anglern als Elite (und leider elitär) wahrgenommen werden.
Um zu verdeutlichen warum ich selbst die Fliegenfischerei als die Elite empfinde/wahrnehme, möchte ich ein Beispiel aus der Jagd heranziehen (auch wenn mir nachher ein par Jäger sicher den Balg über die Ohren ziehen werden wollen):
Als Beispiel für den Angler wähle ich den Saujäger, der Tag für Tag seine Kirrungen im Wald mit Mais beschickt und sich sich dort viele Nächte den A... weichhockt um dann mehr oder minder die erste, zweite, dritte... beste Sau die auftaucht zu erlegen. Er weiß, früher oder später kommen die Sauen um sich das gelbe Viagra zu holen. Ein durchaus legitimes und auch waidgerechtes Verfahren.
Ihm gegenüber stelle ich den Gamsjäger, stellvertretend für den Fliegenfischer. Der Gamsjäger pirscht Tage unter schwierigsten Bedingungen – nicht selten unter Lebensgefahr um das eine sorfältig ausgewählte Stück, den Bock, die Galtgaiß, etc. zu bekommen. Und wenn er es erlegt hat, geht die Plackerei erst recht los um es zu bergen. Für ihn gibt es keine Sicherheit das und welche Tiere wann, wo sein werden und ob das Wetter mittut. Er muß seinem Wild hinterherstiefeln nicht selten im tiefsten Schnee...
Kann dies die unterschiedliche „Qualität“/“Herausforderung“ deutlich machen? Wir setzen alle unsere Kunstfertigkeit, unser Wissen, unsere Geduld und Leidenschaft ein um dem Wild „Fisch“ nachzustellen und es zur Strecke zu bringen und wenn uns das gelungen ist, verschwindet es nicht in einem Nylonsack neben einem Dutzend anderer...
Daneben blicken wir auf eine sehr lange Geschichte zurück, die nicht erst in England begonnen hat, sondern als „Federfischen“ bereits im Hochmittelalter Teil der höfischen Kultur Europas war.
All das schafft durchaus Elite, aber es es sollte nicht elitär, in Sinne einer versnobten, vermögenden Bevölkerungsgruppe, die alle anderen von ihrem Vergnügen ausschließt und letztlich auf sie herabsieht, machen.
Und damit komme ich zu dem „ Vom hohen und elitären Sockel entgegenzusteuern, von da oben nach da unten...“. Nein. Das habe ich nicht gemeint und derlei kann nie funktionieren.
Aber was funktioniert, ist etwas sehr viel einfacheres: Nämlich sich bewusst zu sein,wie man wahrgenommen wird und bewusst waidgerecht zu handeln. Ich denke, wir sollten uns – als Elite dadurch auszeichnen, das wir bewusst, korrekt, einfühlsam und bescheiden mit dem Lebewesen Fisch umgehen, das wir uns auch darüber hinaus (fischereilich und sonst) durch ein vorbildliches Verhalten auszeichnen. Wir wenden sicherlich relativ viel Geld/Zeit für unsere Passion auf, reisen teilweise um die halbe Welt um die Rolle singen zu hören. Aber das gibt uns weder größere Rechte noch Ansehen. Sondern das, was wir tun, wenn wir am Fluss nebenan, am Baggersee vor der Stadt, oder sonst wo die Rute tanzen lassen, entscheidet zwischen breiter Masse und Elite. Da können und müssen wir zeigen, das wir eine Elite sind, durch Wissen, Erfahrung, Lernbereitschaft, Benehmen, Einfühlsamkeit und Bescheidenheit – nicht durch Rutenmarke und Edelkleidung oder irgendwelchen Abkürzungen vor oder hinter unseren Namen...
Das gilt aber auch genauso für die Jagd, egal ob auf Sauen (für die ich mir auch den Hintern ziemlich oft platt gesessen habe) oder Gams (was für schöne Blasen an den Füßen gesorgt hat...). Der waidgerechte Jäger ist unverkennbar an seinem Tun und seinem Respekt vor der Kreatur.
Wenn uns diese Waidgerechtigkeit gelingt und wir in aller Demut (und das schreibe ich ganz bewusst) unserer Passion nachgehen, DANN sind wir ein Beispiel das Schule macht, dann dürfen wir stolz sein, wenn die Jungfischer am Baggersee fasziniert zusehen, der alte Fischer am Hardangerfjord seinen Kautabak von einem Mundwinkel in den anderen schiebt und ein ...jå vell... vor sich hinbrummelt.
Darum ist dieses Thema bei „Lebenseinstellung“ vielleicht gar nicht so verkehrt platziert
Euer Elchvieh