Renovierung einer alten Seidenschnur
Verfasst: 11.04.2011, 22:27
Hallo Kollegen,
ich habe hier mal eine Art "step by step" Beschreibung der Renovierung einer Seidenschnur.
Leider kam mir die Idee erst spät also habe ich keine Bilder von der alten, klebrigen braunen Schnur, die ich auf einer alten Young Lachsrolle fand. Mit vielen Tipps von Wolfram Schott und Andreas Schumacher habe ich folgendes gemacht:
- Die alte Schnur wurde drei Mal mit Aceton gewaschen, bis das Lösemittel klar und sauber blieb.
- Danach wurde die Schnur getrocknet. Sie war nun hellgrün.
Die trockene Schnur vor dem Bad in
Linolja Holzöl. Das ist ein sonnengebleichtes Leinöl zur Holzpflege.
Nun kam die Schnur im Öl in einen Exsikkator, wo sie unter Vakuum mehrere Stunden verblieb.
Durch den Unterdruck wurde die Luft aus dem Geflecht gezogen. Es bildete sich Schaum.
Nachdem sich der Schaum abgebaut hatte (ca. 3 Stunden) wurde die Schnur aus dem Öl genommen
und das überschüssige Öl abgestreift.
Die feuchte Schnur kam nun für eine Stunde bei 100 °C in den Trockenschrank. Ein Backofen tut es auch.
Zwischendurch muss die Schnur immer mal in der Sonne trocknen. Das Leinöl ist eine mehrfach ungesättigtes Fett dessen Moleküle durch das UV Licht miteinander reagieren und einen Film bilden. Das Bad im Öl und Exsikkator wurde zwei mal wiederholt.
Nun ist man soweit, die Impregnierung zu schleifen. Das macht man zuerst mit feiner Stahwolle.
So sieht die "polierte" Schnur aus.
Die Schnur wird dann mit einem Fensterlappen und Terpentinöl gereinigt. Nach dem Trocknen wird die Schnur mit einem Gemisch aus Leinöl und Terpentinöl "lackiert".
Nun wird die Schnur mit einem Pulver poliert. Hier ist es Kieselsäure, man kann aber auch Kieselgur oder Talkum nehmen.
Die gepuderte Schnur wird wieder
mit Terpentinöl gereinigt und mit dem Leinöl/Terpentinöl-Gemisch "lackiert".
Nach zweimaliger Politur mit der Kieselsäure sieht die Schnur so aus. Sie fühlt sich schon recht glatt an aber ich werde noch ein bis zwei Mal polieren. Vom Ergebnis werde ich hier berichten.
Tight lines
Peter
EDIT
Nach weiteren Behandlungen mit dem Leinöl/Terpentinöl-Gemisch sieht die Schnur nun fertig aus. Sie klebt nicht mehr und die Vertiefungen sind aufgefüllt. Meine Schnur wiegt jetzt 57,8 g auf der gesamten Länge. Sie hat also fast 24 g Leinöl aufgenommen. Die ersten 9,2 Meter wiegen 13,2 g was eine 7/8er Schnur entsprechen dürfte.
ich habe hier mal eine Art "step by step" Beschreibung der Renovierung einer Seidenschnur.
Leider kam mir die Idee erst spät also habe ich keine Bilder von der alten, klebrigen braunen Schnur, die ich auf einer alten Young Lachsrolle fand. Mit vielen Tipps von Wolfram Schott und Andreas Schumacher habe ich folgendes gemacht:
- Die alte Schnur wurde drei Mal mit Aceton gewaschen, bis das Lösemittel klar und sauber blieb.
- Danach wurde die Schnur getrocknet. Sie war nun hellgrün.
Die trockene Schnur vor dem Bad in
Linolja Holzöl. Das ist ein sonnengebleichtes Leinöl zur Holzpflege.
Nun kam die Schnur im Öl in einen Exsikkator, wo sie unter Vakuum mehrere Stunden verblieb.
Durch den Unterdruck wurde die Luft aus dem Geflecht gezogen. Es bildete sich Schaum.
Nachdem sich der Schaum abgebaut hatte (ca. 3 Stunden) wurde die Schnur aus dem Öl genommen
und das überschüssige Öl abgestreift.
Die feuchte Schnur kam nun für eine Stunde bei 100 °C in den Trockenschrank. Ein Backofen tut es auch.
Zwischendurch muss die Schnur immer mal in der Sonne trocknen. Das Leinöl ist eine mehrfach ungesättigtes Fett dessen Moleküle durch das UV Licht miteinander reagieren und einen Film bilden. Das Bad im Öl und Exsikkator wurde zwei mal wiederholt.
Nun ist man soweit, die Impregnierung zu schleifen. Das macht man zuerst mit feiner Stahwolle.
So sieht die "polierte" Schnur aus.
Die Schnur wird dann mit einem Fensterlappen und Terpentinöl gereinigt. Nach dem Trocknen wird die Schnur mit einem Gemisch aus Leinöl und Terpentinöl "lackiert".
Nun wird die Schnur mit einem Pulver poliert. Hier ist es Kieselsäure, man kann aber auch Kieselgur oder Talkum nehmen.
Die gepuderte Schnur wird wieder
mit Terpentinöl gereinigt und mit dem Leinöl/Terpentinöl-Gemisch "lackiert".
Nach zweimaliger Politur mit der Kieselsäure sieht die Schnur so aus. Sie fühlt sich schon recht glatt an aber ich werde noch ein bis zwei Mal polieren. Vom Ergebnis werde ich hier berichten.
Tight lines
Peter
EDIT
Nach weiteren Behandlungen mit dem Leinöl/Terpentinöl-Gemisch sieht die Schnur nun fertig aus. Sie klebt nicht mehr und die Vertiefungen sind aufgefüllt. Meine Schnur wiegt jetzt 57,8 g auf der gesamten Länge. Sie hat also fast 24 g Leinöl aufgenommen. Die ersten 9,2 Meter wiegen 13,2 g was eine 7/8er Schnur entsprechen dürfte.