Seite 1 von 1

Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 10.11.2014, 21:10
von hshl
Liebe Wurffreunde,

im Februar dieses Jahres hatte Ralph Hertling auf meine experimentellen Untersuchungen zur Biegung der Fliegenrute hingewiesen. Seit dieser ersten Veröffentlichung sind bei mir neben viel Lob auch einige Kritiken eingegangen.
Mit den zwei wichtigsten Kritiken, dass
a) die Spitze der absolut steifen Fliegenrute abweichend von meinen Untersuchungen auf einer geraden Bahn geführt werden könne
b) die Berücksichtigung der Masse beider Fliegenrute zu deutlich abweichenden Ergebnissen führen würde
habe ich mich intensiv beschäftigt und meine Untersuchungen um die Betrachtung dieser Fragen ergänzt. Die Ergebnisse sind in der vorliegenden Revision 2.0 enthalten und betreffen im Wesentlichen den Abschnitt F sowie die Anhänge 1 bis 3. Ich nehme gerne vorweg, dass sich auch unter Betrachtung der vorgenannten Kritiken meine Ergebnisse nicht ändern, sondern eher weitere Nachteile der absolut steifen Fliegenrute aufgezeigt werden ! Mein Dank gehört dem Physiker Dr. Franz- Josef Schmitt, der mich bei der Analyse und Erarbeitung der vorliegende Revision 2.0 sehr unterstützt hat ! Auf sein Vorwort möchte ich besonders hinweisen.

Allen Wurffreunden möchte die ich Schonzeit etwas verkürzen. Viel Spaß beim Lesen

Edit: eine Zusammenfassung aller kritischen Anmerkungen und meine Antworten darauf findet ihr hier
Auch sollen diese Videos den Effekt der Drehimpulserhaltung verdeutlichen:
a) warum der Drehimpuls die Geschwindigkeit der Rutenspitze steigert und
b) warum der Drehpunkt der rotierenden Masse den Rotationspunkt im Griff verlässt

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 21.11.2014, 09:43
von Thomas E.
Hallo Tobias,

mal kurz ab vom Thema :
Ich habe woanders gelesen, das Du an der Küste eine Rute in 10 Fuss (Klasse 6) fischt, worin siehst Du die Vorteile ?

Der Trend (dän.!?) geht ja derzeit eher in Richtung sehr kurzer Ruten zum Mefo- Fischen (von denen ich auch nichts halte).

Da ich "drüben" nicht schreiben kann, stelle ich die Frage hier.

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 21.11.2014, 12:15
von hshl
Hallo Thomas,

aus meiner Erfahrung heraus ist die Küstenfischerei auf Meerforellen eine der wenigen Situationen, wo ich mittlerweile gerne auf etwas längere als die üblichen 9 Fuss Einhandruten zurückgreife. Angefangen habe ich mit Klasse 8 Fliegenruten in der Länge 9 Fuss und üblichen Schussköpfen von ca. 8-9 Meter Länge. Mittlerweile verwende ich gerne längere Schussköpfe über 10 Meter und konnte es beim tieferen Waten nicht vermeiden, dass die Fliege – insbesondere wenn sie am längeren Vorfach angeknotet und leicht beschwert war – bei der 9 Fuss langen Fliegenrute häufiger die Wasseroberfläche berührte. An Tagen mit wenig Wind und wenig Welle nicht besonders erfolgversprechend ...
Hier verschafft mir die etwas größere Länge spürbare Vorteile, weil ich die längeren Schussköpfe auch beim tiefen Waten besser in der Luft halten kann. Da ich eine Fliegenrute der Klasse 8 in der Länge größer 9 Fuss über längere Zeit nicht gut umsetzen (rotieren) kann, bin ich mit der Schnurklasse bis auf die 6 heruntergegangen. Für mich mittlerweile an der Küste optimal.

Diesem dänischen Trend, von dem Du schreibst, kann ich deshalb auch nicht so recht was abgewinnen (wie manch anderen Trends ebenfalls nicht :wink: ).


Viele Grüße, Tobias

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 25.01.2015, 20:33
von sepp
Servus Tobias
Deine Erkenntnis (Drehimpuls) könnte mir erklären warum ich weiche oder biegsame oder auch überladene Fliegenruten seit vielen Jahren bevorzuge.
Hochinteresssant
Grüße
Sepp

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 04.02.2015, 13:03
von hshl
Hallo Sepp,
es freut mich, dass Dir meine Untersuchungen eine Antwort auf Deine Frage geben können. Für mich war auch interessant noch klarer herauszuarbeiten, dass die starre Fliegenrute überhaupt keine Hilfe bei der Energieübertragung vom Griff zur Spitze hin anbieten kann - egal wie sie bewegt wird. Im Eingangsthread habe ich noch 2 Links zu kleinen Videos eingefügt, die ich zusammen mit dem Physiker Dr. Franz- Josef Schmitt zusammengestellt habe und welche die Wirkung der Drehimpulserhaltung noch besser veranschaulichen sollen.
Beste Grüße, Tobias

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 04.02.2015, 17:27
von CPE
hshl hat geschrieben:Hier verschafft mir die etwas größere Länge spürbare Vorteile, weil ich die längeren Schussköpfe auch beim tiefen Waten besser in der Luft halten kann.
Hallo Tobias,

Die 30 cm mehr von 9' auf 10' bringen bei einem typischen Arbeitswinkel von 10 bis 14 Uhr nur 15 cm gegenüber der Wasseroberfläche. Das soll bei allen anderen Unsicherheiten (Welle, Wattiefe, Wind, Sinkrate Vorfach, Fliegengröße und -gewicht) wirklich relevant sein?!

Gruß, Norbert

Re: Biegung der Fliegenrute - reloaded

Verfasst: 04.02.2015, 18:48
von hshl
Hallo Norbert,
zum einen benutze ich beim tiefen Waten einen etwas kleineren Arbeitswinkel und zum anderen kann ich die Fliegenschnur bei längeren Fliegenruten ein klein wenig mehr absinken lassen, so dass sie für den folgenden Leerwurf etwas weiter nach oben abgelegt werden kann. Beides zusammen verschafft mir bei längeren Schussköpfen die beschriebenen Vorteile, so dass ich für mich Deine abschließende Frage bejahen kann. Aber natürlich soll jeder mit der Rutenlänge werfen, mit der er am besten klar kommt. 9 Fuss Ruten sind für die meisten Situationen sehr gut geeignet.
Gruß, Tobias