Hallo Uwe,
Michael (Federkiel) hatte seinerzeit einen exzellenten Beitrag zum Thema Bälge/Federn verfasst, ich erlaube mir, diesen hierher zu kopieren.
Persönlich bin ich bei Whiting hängengeblieben, zu Grizzly und Braun gesellten sich bald noch Schwarz, Oliv, Silver Badger, Golden Badger, Furnace, Medium Dun usw.
Die Sattelbälge sind super, wenn man wenige Größen bindet, die Whiting Red Label Sättel sind tendenziell klein, hier findet man oft Hecheln für Größe 18 und kleiner, auch außerhalb der Midge-Linie. Die Hebert Miner-Sättel sind meist größer, oft so um Größe 12/14 herum. Anschauen vor dem Kaufen ist nahezu unerlässlich, da die Varianz innerhalb der Linien recht groß ist.
Grundsätzlich ist aber die Fiberdichte an den Whiting-Sattelfedern phänomenal und auch die Steifheit passt, dazu sind die Hechelstämme sehr dünn...für mich optimal zum Trockenfliegenbinden.
Gruß,
Marco
Hier nun Michael`s Beitrag:
Hallo,
Federn sind ein sehr interessantes Thema. Ich hole daher etwas aus.
Die HEBERT-MINER Linie heißt in Amerika auch zutreffend "the Glamour Hackle" und ist dort sehr gefragt. Sie geht auf eine Zucht von ANDY MINER und TED HEBERT zurück. Ted Hebert hat diese dann an Tom Whiting verkauft (1997). Ursprünglich enthielt dieser Stamm Blutlinien aller kleinen nordamerikanischen Hühner-Züchter ihrer Zeit (Art Flick, Harry Darbee, Walt and Wynnie Dette, Tobin u.a. plus andalusische Rassen). Damals waren die Züchter alle noch sehr freigiebig untereinander und tauschten öfters mal Eier aus, um ihre Linien weiterentwickeln zu können. Das rein Kommerzielle stand damals noch eher im Hintergrund. Andy Miner züchtete zunächst die damals praktisch nicht in Fliegenbindequalität zu findenden Dun Töne heraus. Als er alt wurde, überließ er die Hühner Ted Hebert und dem bekannten Fliegenbinder/Fischer George W. Harvey. Die sorgten dafür, das noch Brauntöne in diesen Stamm hinein kamen. WHITING-Farms hat den Markennamen HEBERT-MINER gebildet um an diese beiden Züchter zu erinnern. Praktisch ergänzt diese HEBERT-MINER Linie ("Grüne Linie") die andere WHITING-Linie ("Rote Linie"). Die "rote Linie" (= "Dry Fly") geht auf Henry Hoffman zurück, der sich seit etwa 1980 auf den "Farbton" Grizzly spezialisiert hatte und dies vor allem in den Sätteln.
Robert ("Buck") Metz hatte Hühner von allen möglichen Züchtern erhalten und seine eigene Linie daraus entwickelt. Buck Metz hat etwa ab 1972 als erster überhaupt brauchbare Bälge, zunächst praktisch nur Skalps ("Neck") mit Federn von 8 bis 20 auf dem Balg gezüchtet, die in für die damalige Zeit recht großen Mengen lieferbar wurden. Vorher gab es praktisch nur indische Bälge. ORVIS hat dann ab 1973 lange Zeit die meisten Metz-Bälge verkauft. Buck Metz verkaufte seine Zucht so um 1996 an UMPQUA FEATHER MERCHANTS und ab da ging es mit METZ für einige Jahre auch etwas bergab (schlechtere Federqualität bei den Trockenfliegenbälgen, Verschwinden einiger Farbtöne, Lieferprobleme etc.). Erst in den letzten Jahren hat die Qualität der Federn von METZ und hier die Kielqualität wieder zugenommen. Die Sattelbälge von METZ sind aber immer noch nicht so sehr darauf optimiert viele Fliegen mit einer Feder binden zu können. Selbst bei den sog. "Microbarb"-Bälgen findet man nicht so viele Federn, die für Kleinfliegen geeignet sind. Dafür ist die Varianz in den Hechelgrößen stärker.
Interessant ist auch, dass ursprünglich in Deutschland Rudi Heger Metz vertrieb, Erich Brinkhoff hatte Hoffman.
Die Hebert-Miner Neck oder Cape- Bälge haben folgende besondere Eigenschaften: Vom Stamm (Kiel) her sind sie etwas dicker als die rote Linie und neigen daher manchmal bei den größeren Federn etwas zum Verdrehen. Das ist die Stärke der roten Linie von WHITING, die darauf gezüchtet wurden, die dünnsten und flexibelsten Hechelstämme aufzuweisen, was ja die Vorbedingung dafür war, überhaupt Sattelbälge mit so langen Einzelfedern züchten zu können. Manche bekannten Fliegenbinder meinen aber, das viele der genetisch hochgezüchteten Linien inzwischen bereits eine zu hohe Fiberdichte und Steifigkeit haben, was beim Fischen dann oft zum Verdrallen des Vorfaches führt (Propellereffekt der Fliege). Das Einzigartige der HEBERT-MINER Bälge sind die unglaublichsten Naturfarben, die Hoffmann-Linie dagegen ist meist gefärbt (insbesondere Schwarz, Royal Coachman etc., was vielen Kunden nicht so klar ist). Der HEBERT-MINER Balg hat auch die größte Variationsbreite an Federgrößen, sowohl beim Neck als auch beim Sattel. Bei der roten WHITING Linie hat man auf dem Sattel nur 2 vorherrschende Hechelgrößen (meist 16/14). Inzwischen gibt es bei WHITING aber auch MIDGE-Sättel ("Rote Linie"), die Federn von 18 bis 22 haben. Besonders schön ist bei den Hebert-Sätteln, dass man diese für Streamer und Trockenfliegen nehmen kann, da die Steifigkeit der Fibern auf dem Sattel mit der Hakengröße wechselt. Beim Hebert-Miner Neck ist dies nicht so. Der Vorteil liegt in den einzigartigen Farben (Braun-, Badger-, Dun-Töne), dem besonderen Glanz der Hecheln und der größten Vielzahl an verschiedenen Hechelgrößen pro Neck (dafür nicht in der Anzahl pro Hechelgröße wie bei der roten Linie). Der HEBERT-MINER Pro Grade hat aber etwas weniger Federn als die Grade Bronce oder Silver.
Hebert-Miner ist meine absolute Lieblingshechel. Schade nur, dass auch hier diese Bälge in D kaum vertrieben werden, es gibt sie in EU regelmäßig bei den englischen und französischen Händlern, also bei Glasgow Angling Centre, Ardent Fly Fishing und Lakeland.
HEBERT-MINER= Tolle Farben, maximales Angebot der verschiedensten Hechelgrößen gegenüber WHITING= flexibelste Kiele für angenehmstes Binden überhaupt, dafür nur wenige Farben ohne den berühmten Glanz des anderen Stammes.
Gruß
Michael
Danke für das Lob. Nachtrag: Balg oder Skalp = Oberbegriff für Federn auf getrockneter Haut. Rooster= Hahn; Hen= Henne. Cape oder Neck = Nacken mit vielen verschiedenen Federgrößen. Saddle= Sattel, Seitenfedern, meist mit wenigen vorherrschenden Federgrößen (bei WHITING "Dry Fly", Red line) oder verschiedenen Federgrößen (bei WHITING "Hebert Miner", Green line; METZ, KEOUGH), Schlappen= sehr große Seitenfedern für Streamerschwingen.