Lieber Robby,
ich versuche mich mal in einer Erklärung. In meinen Augen gibt es 2 Wege Rutengriffe zu bauen, für die sich jeweils Pro und Kontra finden läßt.
1. Griff außerhalb des Blanks verleimen und abdrehen
1a. Vorteile sind: Keine (wenig) Belastung auf den Blank
1b. Nachteile sind: Aufbohren, raspeln langer Griffstücke um den Griff auf den Blank anzupassen. Hohe Genauigkeit bei der Schaffung dieser Borhurung notwendig, sonst Griff später nicht parallel zur Blankachse. Schleifen auf Blank selber trotzdem unvermeidlich. Kreative Änderungen im Verlauf des Aufbaues (meine Rillen, Kukillen oder was auch immer) nicht möglich. Ich muss mir das alles vor dem Verleimen überlegen und schaffen. Bedeutet grosse Einschränkung der Kreativität besonders im Aufbau von langen 2H Griffen.
2. Griffstücke/Korscheiben (bei mir 6 mm) einzeln im Rohzustand auf dem Blank verleimen und abdrehen
2a. Vorteile: Alles was unter 1b negativ genannt wurde. Der Griff ist nur zum Teil im Kopf fertig, bestimmte Bereiche verändere ich praktisch "on the fly", weil ich erkenne, dass es nicht so wirkt wie vorher ausgedacht. Der Griff ist immer vollkommen rund und parallel zur Rutenachse. Das geht gar nicht anders!
2b: Nachteile: Die Torsion auf den Blank. Zunächst sind wir hier bei meinen 2H und da sind 15' und 14' Ruten und deren Handteile ja echte Klopper! Da bleibt eher der Nähmschienenmotor der ALPS stehen, als so ein Handteil abscherrt!
Für EH ist es vielleicht ein Thema. Dann muss man mehr mit der Dremel (gibt auch sog. Powerfeilen mit umlaufenden Schleifbändern) arbeiten. Das nimmt den Anspressdruck, weil ein rotierendes Werkzeug eingesetzt wird. Aber für Kork mache ich mir überhaupt keinen Kopf. Das hält auch der filigranste Einhänder aus. Wir haben doch alle sensible Hände, oder?!
Mit dem Lachstöter habe ich genau vor dieser Entscheidung gestanden und wollte eigentlich so wie Du (oder wohl viele Andere) Griffe außerhalb verleimen und schleifen/drehen - bis ich sepp73 seinen Post im entsprechenden Fred des Rutenbauforums gelesen habe. Die stringente Logik dieses Vorgehens sprang mich sofort an!
Das Wichtigste sind dafür 3 Werkzeuge und ein Bier:
1) Diese wunderbaren "Ahlen" von CMW/Tackle24 mit 40er/60er Schleifpapier, 3 Stück, von einem "sehr kleinen" bis zu einem "großen" Durchmesser. Damit wird jede Korkscheibe auf das benötigte Blankmaß "gehohnt" und verklebt.
2) Eine Dremel mit der sowohl Innendurchmesser nach dem Aufbohren von harten Materialien, als auch Griffteile außen angepasst werden. Weiter sinnvoll ist für Kunststoffe oder Metalle eine Rundfeile aus der Metallverarbeitung um die Innendurchmesser nach der Dremel noch zu "tunen".
3) Eine Leistungsfähige Rutendrehbank ala Alps mit einem vernünftigen Dreibackenfutter.
4) Ich bevorzuge Augustiner Hell, Tegernseer Hell oder Ayinger Hell für die "ruhige Hand".
Kosten: 1), 2) und 4) gering. 3) nun ja, dass tut schon weh. Die Alps ist jetzt kein Schnäppchen.
Dein Frank
Und Tante Edit mit einem weiteren für mich sehr wichtigen Detail in dem ganzen Zinober: Eine Kopflupe in Form von 2 übereinander getragenen Lesebrillen. Das ist "optikeraproved"! Du musst Dir vorstellen, dass die Auflösung des Auges Grenzen hat. Wenn (im Bezug auf Übergänge z.B. von hartem zu weichen Material) die "Lupe" nur noch kleine Fehler aufzeigt, kannst Du aufhören, weil die Auflösung des normalen Auges das längst nicht mehr schafft und Alles ganz wunderbar ebenmäßig wirkt. Du kennst das sicher vom Fliegenbinden und ich restauriere auf diese Weise alte Rasiermesser.