Royal Coachman hat geschrieben: 1. eine massive Veränderung des Laichtermines:
noch vor drei Jahren begann das Laichgeschäft MItte September und war Ende Oktober so gut wie abgeschlossen.
heuer hat dies erst Anfang November begonnen und ist noch in vollem Gange. Meine Erkenntnis: dadurch kommen die Jungfische erst Ende März aus den Laichbetten
heraus (111 Tagesgrade dividiert durch die durchschnittliche Wassertemperatur ca 2-3 Grad),
Hallo in die Runde,
bei uns in den Juraflüssen (die BF schlagen derzeit Laichgruben) laichen die BF von Jahr zu Jahr auch immer später. Ich orientiere mich seit Jahren an der Wassertemperatur, erst wenn das Wasser auf ca. 8°C abgekühlt ist, mache ich mich auf und besichtige die Laichareale. Wenn man sich die Daten über die Wassertemperatur „Gewässerkundlicher Dienst Bayern“ und dann den „Gesamtzeitraum“ anschaut, erkennt man einen Trend nach oben. Das Flusswasser braucht derzeit länger um abzukühlen und wird im Durchschnitt auch nicht mehr so kalt in den Wintermonaten. Die Winter bleiben wärmer.
Royal Coachman hat geschrieben: Meine Erkenntnis: dadurch kommen die Jungfische erst Ende März aus den Laichbetten
heraus (111 Tagesgrade dividiert durch die durchschnittliche Wassertemperatur ca 2-3 Grad), zu diesem Zeitpunkt ist das Zooplankton schon voll entwickelt durch die Tageslänge (Licht) und durch die Temperatur, also ein volles Futterangebot vorhanden.
Das ZOOPLANKTON ist für unsere Bachforellen völlig unbedeutend, weil (!) Zooplankton eigentlich in unseren Forellenbächen so gut wie nicht vorkommt! (Zooplankton könnte im Bereich von Seeausläufen oder unterhalb größerer Staustufen einen gewissen Nahrungsanteil darstellen. Mir ist nur ein einziger Forellenbach bekannt, in dem Zooplankton in Form von Wasserflöhen bzw. Hüpferlingen vorkommt und dieses Vorkommen beschränkt sich auf einen aufgestauten (Mühle) Bachoberlauf mit Karstquelle.
Das MAKROZOOBENTHOS (Fischnährtiere) stellt die Nahrungsgrundlage für unsere Salmoniden im Bach und Fluss dar.
Wir versuchen unsere Forelleneier (BF- Eier in fünfstelliger Anzahl, RBF- Eier in vierstelliger Anzahl) möglichst in einem sehr frühen Augenpunktstadium in die Gewässer einzubringen. Der Schlupftermin bzw. das bedeutend wichtigere Zeitfenster indem die Fischbrut beginnt frei zu schwimmen und zu fressen, fällt dann ziemlich zeitnah in den Zeitraum in dem die Forellenbrut aus Naturverlaichung beginnen würde frei zu schwimmen und zu fressen. Der Aufwand für Kontrollen und dem auslesen abgestorbener und verpilzter Eier ist dann natürlich etwas intensiver. Die erste Kontrolle findet nach 3-5 Tagen statt, anschließend in einem Intervall von ca. 10 Tage … (Die Sohle bzw. das Lückensystem ist aufgrund von Stoßbelastungen, Bodenerosion und Stauhaltungen mittlerweile in einem dermaßen schlechten Zustand, dass von einer natürlichen Reproduktion in den Gewässern, wo wir Forelleneier einbringen nicht mehr ausgegangen werden kann.)
Das Nahrungsangebot steigt zu Beginn der Vegetationsperiode der Wasserpflanzen (abhängig von Sonnenlicht) sprunghaft an und möglichst erst zu diesem Zeitpunkt (Ende März bis Mitte April) soll die Forellenbrut den Dottersack vollständig aufgebraucht haben und mit dem freien schwimmen und fressen beginnen.
Es kommt vor, dass die Forelleneier oder ein Teil davon bei Hochwasser Ereignissen mit Sand/ Feinsediment bedeckt werden…. Ich habe beobachtet und das fand ich wirklich sehr interessant (!), ein deutlich verfrühter Schlupf wird durch Verminderung der Sauerstoffversorgung ausgelöst (bedecken der Forelleneier mit Sand/ Feinsediment).
Die Dotterblasenwassersucht ist ein Anzeichen für eine gestörte Sauerstoffversorgung während der Erbrütungsphase
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Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema „Erstes natürliches Futter“ für die Forellenbrut beschäftigt und im zeitigen Frühjahr (Februar bis Mitte April) die Steine im Wasser untersucht, den Sand, das Feindetritus, den Kies, das Totholz/ Blätter und die Wasserpflanzen abgesucht und abgekeschert. Ich habe Weidegänger (z.B. Eintagsfliegenlarven, Köcherfliegenlarven, Schnecken usw.), Zerkleinerer (Flohkrebse, Wasseraseln) Sedimentfresser/ Filtrierer (Maifliegenlarve, viele Mückenlarven vor allem Kriebelmückenlarven) und Räuber (Steinfliegenlarven, Egel) gekeschert und ermittelt.
Die höchste Anzahl an Individuen findet man an Wasserpflanzen, gefolgt von großen Steinen dann im Kies, im Schlamm und im Sand ist die Anzahl an Individuen sehr gering.
In fressbarer Größe und in einem ausreichenden Nahrungsaufkommen für die Forellenbrütlinge konnte ich nur Zuckmückenlarven und vor allem die Larve der Kriebelmücke ermitteln.
Große Vorkommen der Kriebelmückenlarven befanden sich an Steinen und Wasserpflanzen …
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Bei Fütterungsversuchen im Aquarium hat sich herausgestellt, dass Zuckmückenlarven und Kriebelmückenlarven sehr gern von der Forellenbrut gefressen wird und scheinbar auch hohe energetische Werte besitzen.
Gruß Christian
PS: Äscheneier (in fünfstelliger Anzahl) und Hucheneier (in fünfstelliger Anzahl) versuchen wir in einem möglichst SPÄTEN Augenpunktstadium in die Gewässer einzubringen. Am besten erst dann, wenn die ersten Fische mit dem Schlupf beginnen. (Man kann auch Dottersackbrut in Schutzkörben ausbringen.) Dazu muss gesagt werden, die wenigen Züchter in meiner Region die sich mit der Zucht von Äsche und Huchen befassen, befinden sich in einem Gebiet was den Beinamen „Bayrisch Sibirien“ trägt. Entsprechend eiskalt ist das Wasser beim Züchter noch, wenn das Flusswasser bei uns schon deutlich erwärmt ist. Wärme beschleunigt alle Prozesse im Wasser so dass Keime, Bakterien und Pilze sich in einer rasanten Geschwindigkeit auf den Fischeiern ausbreiten können/ zum Absterben bringen können….