Maggov hat geschrieben:
1. Die Isar ist so sauber geworden dass die Produktivität gesunken ist. Kleinlebewesen wie Nymphen sind zurückgegangen da diese weniger Nahrung (Algen und organischer Detrius) als früher haben
Dieses Phänomen hat mir schon Roman vor rund 20 Jahren geschildert, lieber Markus,
gut funktionierende Kläranlagen an der Gmundener Traun sollten damals eine Verbesserung der Wasserqualität, aber einen Rückgang des Makrozoobenthos ergeben haben. In der Folge sei die Forellenpopulation deutlich zurückgegangen. An unseren Fließgewässern erzählt man von sagenhaften Fischen, die in früheren Zeiten an den Einläufen von Metzgereien standen. Als diese Einläufe wegfielen und die Mästung durch Schlachtabfälle ausblieb, wären auch die großen Fische verschwunden. Diese Geschichten kenne ich vom "hören-sagen", mich interessieren die biologisch-chemischen Zusammenhänge.
Bei Deinem zweiten Punkt ist die Gefahr des höheren Östrogen-Wertes und die negativen Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit bekannt. Ob es mittlerweile an den Kläranlagen Möglichkeiten zur Reduzierung gibt, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es aktuelle Studien zu diesem Thema.....
gespliesste hat geschrieben:Hallo Olaf,
ich glaube das Thema ist so komplex, dass es darauf keine einfache Antwort gibt und ich glaube auch, dass selbst die Forschung sich da in weiten Teilen bis heute schwer tut die Zusammenhänge genau zu verstehen. Es gibt einen jahrelangen Streit am Bodensee zwischen Berufsfischern, Fischereiforschungsstelle und Wasserwirtschaft über den Nährstoffrückgang im Bodensee und die damit verbundenen Auswirkungen für die Flora und Fauna.
Vielleicht sind die Wechselwirkungen der biologisch-chemischen und anderer Aspekte (Niederschlagsmenge, Gesteinsarten, Oberflächenabfluss, Grundwasser) wirklich zu komplex, um einfache Antworten zu geben, lieber Olaf.
Die unterschiedlichen Positionen zum Thema am Bodensee kannte ich; an NRWs Talsperren und deren Bewirtschaftung gibt es parallele Streitpunkte. Das ist wohl immer so, wenn unterschiedliche Interessensvertretungen aufeinander treffen. Es ist, wie Du zu Recht sagst, ein weites Feld mit Überraschungen, die selbst die Wasserwirtschaft nicht erklären kann.
gespliesste hat geschrieben:
Ich denke wir tuen gut daran uns grundlegend an den historisch überlieferten Wasserwerten und Nährstoffkonzentrationen zu orientieren, so hat sich die Natur mit der angestammten Flora und Fauna über Jahrtausende ganzheitlich in unseren Gewässern erfolgreich entwickelt. Diese Werte waren eher nährstoffarm.
Schwierig, schwierig, lieber Olaf,
wir verändern seit gut 2000 Jahren unsere Gewässer auf die ein oder andere Weise. In meiner Region gab es bis vor 2247 Jahren hauptsächlich gesunde Buchen und Mischwälder. Dann nahm die Verhüttungsindustrie Fahrt auf (hauptsächlich Waffen und Rüstungen für die römischen Armeen) und die Mischwälder verschwanden im Laufe der Zeit. Der Rohstoff Holz wurde als Treibstoff der Antike und des Mittelalters entsprechend intensiv genutzt. Die nachfolgenden Nadelholz-Monokulturen ließen sich schneller und häufiger nutzen und führten in der Folge an besonders kalkarmen Gewässern durch die natürlichen Niederschläge (die auf Nadelhölzer trafen und durch die Waldböden weiter transportiert wurden) zu einem sauren, schlechtem Fischwasser.
So komisch sich das anhört, der Eintrag über geklärte Abwässer, Düngemittel und Waschmittel führt für kurze Zeit zu einem Anstieg des ph-Wertes (Optimalwert zwischen 6,5 und 8 ). Weitere, wesentlich wichtigere Faktoren für die Pufferung des ph-Wertes ist das neutrale und gut lösliche Caliumbikarbonat Ca(HCO
3)
2 unserer Gewässerböden, das für ein gutes Säurebindungsvermögen sorgt. Ich hatte diese Zusammenhänge mal an der Landesanstalt für Fischerei NRW in Albaum gelernt. Vieles aber wieder vergessen, deshalb habe ich gefragt.
Ein spannendes Thema bleibt es allemal.
Liebe Grüße,
Olaf