Re: Klimaerwärmung
Verfasst: 03.10.2017, 22:14
Hallo zusammen,
ich hab die Diskussion jetzt eine Zeit lang verfolgt und möchte jetzt mal noch meine Meinung beisteuern. Und freue mich auch mal ein paar Informationen bereitzustellen, da ich als junger und noch halbwegs unerfahrener Fliegenfischer meistens eher welche aus dem Forum entnehme.
Zu den unsicheren Reaktoren: Bin kein Experte auf dem Gebiet jedoch wurden bei uns im Saarland vor kurzem alle zentralen Ausgabestellen wie Schulen, Ämter etc. mit Iodtabletten versorgt. Denke nicht, dass das Bundesland das nur zum Spaß macht und Catenom vor Sicherheit nur so trotzt.
Zu der Abgasbelastung in Bezug auf das Dieselgate und generell durch Stickoxide: Hierzu hat die Universität Oslo erst dieses Jahr ein Paper (ist übrigens Open Acess: http://iopscience.iop.org/article/10.10 ... aa8850/pdf) dazu veröffentlich und es konnten folgende Festellungen gemacht werden:
10.000 verfrühte Tote in Europa aufgrund von Stickoxidemissionen von Diesel-PKW im Jahr 2013
ca. 50% hiervon hätten verhindert werden können, wenn die Diesel-PKW die EU-Grenzwerte eingehalten hätten
ca. 80% hiervon hätten verhindert werden können, wenn in der EU analog zur USA antriebstechnologie-unabhängige Grenzwerte gelten würden.
Also ich denke wenn man sich diese Zahlen so anschaut, sollte auch so langsam der Politik einleuchten, dass die Dieselabgase definitiv ein Gesundheitsproblem für die Bevölkerung darstellen und das wahrscheinlich deshalb auch kurzfristig kein Weg an Dieselfahrverboten in Ballungsgebieten herumführt. Denn auch die Anwohner solcher haben ein Recht darauf, dass die Luft die sie atmen sie nicht krank macht.
Aber was passiert stattdessen. Es wird ein Autogipfel veranstaltet und als politische Maßnahme genau das umgesetzt, was die Autobauer wollen und dies dem Bürger als Erfolg verkauft. Da erwirtschaften Konzerne Milliardengewinne indem Sie Gesundheitsschäden an der Bevökerung wissentlich in Kauf nehmen, geltende Gesetze brechen und ihre Kunden betrügen und müssen nahezu keinerlei rechtliche Konsequenzen befürchten. Und vor dem Hintergrund, dass die Grenzwerte ja mit bestehender Technologie (SCR-Kat mit Harnstoffeinspritzung und ausreichend großem Tank) einzuhalten gewesen wären und nur aus Gründen der Gewinnmaximierung nicht gemacht wurde, bekommt die Sache einen weiteren zusätzlichen sehr schlechten Beigeschmack.
So jetzt habe ich viel mehr zum Dieselgate geschrieben als ich eigentlich vor hatte, jedoch geht es bei dem Thema immer mit mir durch .
Generell stört mich in Deutschland ein gewisser Perfektionsanspruch an neue Technologien und Errungenschaften, obwohl diese bereits klare Vorteile gegenüber der momentan Genutzten besitzen. Bleiben wir beim Beispiel der Elektromobilität.
Vorteile: sich stetig verbessernde Ökobilanz bei wachsendem Anteil an klimaneutralem Strom bis hin zur Klimaneutralität
Verbesserung der Luftqualität in Ballungsgebieten.
wesentlich weniger Verschleißteile als beim Verbrennungsmotor
größeres Platzangebot bei gleichbleibender Größe im Vergleich zum Verbrenner, da Getriebe etc. wegfallen und die Elektromotoren auch kleiner sind
Nachteile: zum jetzigen Zeitpunkt geringere Reichweite
zum jetzigen Zeitpunkt spürbare Reichweitenabnahme bei kalten Temperaturen
Jetzt kann man noch diskutieren ob die Produktion der Akkus wesentlich umweltschädlicher ist, als Getriebe etc. beim Verbrennungsmotor, jedoch kann man solche Akkus auch nach ihrer Nutzung im Auto auch noch in Batterieparks zur Speicherung von regenerativem Strom verwenden und danach noch zum Teil recyclen.
Zur Reichweite und Reichweitenabnahme hat Hendrik schon genug Informationen dazu beigesteuert, so dass erkenntlich sein sollte, dass da die Forschung auf gutem Weg ist und hier die Unterschiede zwischen Verbrenner und Elektromotor auch verschwinden werden.
Insgesamt sind das meiner Meinung schon jetzt gute Argumente für ein Elektroauto, weshalb ich die Skepsis der Mehrheit von uns Deutschen nicht nachvollziehen kann. Da sind mir die Skandinavier mit ihrer progressiveren Herangehensweise lieber.
Klar das Problem mit dem schlechten Strommix in Deutschland bleibt bestehen, jedoch zeigt sich hier auch die deutsche Politik wieder besonders zäh. Warum wird nicht mehr in ein für erneuerbare Energiequellen geeignetes Stromnetz inklusive Speichertechnologien investiert, so dass der erzeugte Strom auch in Deutschland verbraucht werden kann und nicht ins Ausland verschenkt werden muss, da sich kein Verbraucher findet. Zusätzliche Investitionen in Erforschung weiterer regenerativer Erzeugung von Strom, als auch Kernspaltung (inklusive Erforschung von Endlagern bzw. Entschärfung des radioaktiven Materials) bzw. Kernfusion werden auch in zu geringem Maße getätigt.
Da zuvor in der Diskussion noch kurz die Möglichkeit einer wasserstoffbasierten Energiepolitik erwähnt wurde: Ich habe vor zwei Tagen einen interessanten Artikel dazu in den Nachrichten der Chemie (wohl nicht open acess, jedoch trotzdem hier der Link: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 67537/full) gelesen. Kurz umfasst: Japan plant als Machbarkeitsstudie in einigen Städten komplett auf Wasserstoff zu setzen, der anfänglich jedoch nur zu Teilen aus regenerativem Strom gewonnen werden kann, der Anteil daran jedoch mit den Jahren nach klar festgelegten Kriterien steigen muss. Insgesamt nach meiner Meinung ziemlich vielversprechend das Projekt.
So abschließend möchte ich noch loswerden, dass ich ein großes Problem darin sehe, dass in Deutschland die großen Industriezweige wie z.B. die Autohersteller zu nah an der Politik sind und deshalb viele Entscheidung nicht hinsichtlich dem Gemeinwohl getroffen werden, sondern eher aus Gründen der Gewinnmaximierung besagter Wirtschaftszweige.
Das Ganze wurde jetzt wesentlicher länger als geplant, aber ich bin ja desöfteren eher nur Mitleser, weshalb dies vielleicht meinen "Postingrückstand" ausgleicht.
Viele Grüße
Julian
ich hab die Diskussion jetzt eine Zeit lang verfolgt und möchte jetzt mal noch meine Meinung beisteuern. Und freue mich auch mal ein paar Informationen bereitzustellen, da ich als junger und noch halbwegs unerfahrener Fliegenfischer meistens eher welche aus dem Forum entnehme.
Zu den unsicheren Reaktoren: Bin kein Experte auf dem Gebiet jedoch wurden bei uns im Saarland vor kurzem alle zentralen Ausgabestellen wie Schulen, Ämter etc. mit Iodtabletten versorgt. Denke nicht, dass das Bundesland das nur zum Spaß macht und Catenom vor Sicherheit nur so trotzt.
Zu der Abgasbelastung in Bezug auf das Dieselgate und generell durch Stickoxide: Hierzu hat die Universität Oslo erst dieses Jahr ein Paper (ist übrigens Open Acess: http://iopscience.iop.org/article/10.10 ... aa8850/pdf) dazu veröffentlich und es konnten folgende Festellungen gemacht werden:
10.000 verfrühte Tote in Europa aufgrund von Stickoxidemissionen von Diesel-PKW im Jahr 2013
ca. 50% hiervon hätten verhindert werden können, wenn die Diesel-PKW die EU-Grenzwerte eingehalten hätten
ca. 80% hiervon hätten verhindert werden können, wenn in der EU analog zur USA antriebstechnologie-unabhängige Grenzwerte gelten würden.
Also ich denke wenn man sich diese Zahlen so anschaut, sollte auch so langsam der Politik einleuchten, dass die Dieselabgase definitiv ein Gesundheitsproblem für die Bevölkerung darstellen und das wahrscheinlich deshalb auch kurzfristig kein Weg an Dieselfahrverboten in Ballungsgebieten herumführt. Denn auch die Anwohner solcher haben ein Recht darauf, dass die Luft die sie atmen sie nicht krank macht.
Aber was passiert stattdessen. Es wird ein Autogipfel veranstaltet und als politische Maßnahme genau das umgesetzt, was die Autobauer wollen und dies dem Bürger als Erfolg verkauft. Da erwirtschaften Konzerne Milliardengewinne indem Sie Gesundheitsschäden an der Bevökerung wissentlich in Kauf nehmen, geltende Gesetze brechen und ihre Kunden betrügen und müssen nahezu keinerlei rechtliche Konsequenzen befürchten. Und vor dem Hintergrund, dass die Grenzwerte ja mit bestehender Technologie (SCR-Kat mit Harnstoffeinspritzung und ausreichend großem Tank) einzuhalten gewesen wären und nur aus Gründen der Gewinnmaximierung nicht gemacht wurde, bekommt die Sache einen weiteren zusätzlichen sehr schlechten Beigeschmack.
So jetzt habe ich viel mehr zum Dieselgate geschrieben als ich eigentlich vor hatte, jedoch geht es bei dem Thema immer mit mir durch .
Generell stört mich in Deutschland ein gewisser Perfektionsanspruch an neue Technologien und Errungenschaften, obwohl diese bereits klare Vorteile gegenüber der momentan Genutzten besitzen. Bleiben wir beim Beispiel der Elektromobilität.
Vorteile: sich stetig verbessernde Ökobilanz bei wachsendem Anteil an klimaneutralem Strom bis hin zur Klimaneutralität
Verbesserung der Luftqualität in Ballungsgebieten.
wesentlich weniger Verschleißteile als beim Verbrennungsmotor
größeres Platzangebot bei gleichbleibender Größe im Vergleich zum Verbrenner, da Getriebe etc. wegfallen und die Elektromotoren auch kleiner sind
Nachteile: zum jetzigen Zeitpunkt geringere Reichweite
zum jetzigen Zeitpunkt spürbare Reichweitenabnahme bei kalten Temperaturen
Jetzt kann man noch diskutieren ob die Produktion der Akkus wesentlich umweltschädlicher ist, als Getriebe etc. beim Verbrennungsmotor, jedoch kann man solche Akkus auch nach ihrer Nutzung im Auto auch noch in Batterieparks zur Speicherung von regenerativem Strom verwenden und danach noch zum Teil recyclen.
Zur Reichweite und Reichweitenabnahme hat Hendrik schon genug Informationen dazu beigesteuert, so dass erkenntlich sein sollte, dass da die Forschung auf gutem Weg ist und hier die Unterschiede zwischen Verbrenner und Elektromotor auch verschwinden werden.
Insgesamt sind das meiner Meinung schon jetzt gute Argumente für ein Elektroauto, weshalb ich die Skepsis der Mehrheit von uns Deutschen nicht nachvollziehen kann. Da sind mir die Skandinavier mit ihrer progressiveren Herangehensweise lieber.
Klar das Problem mit dem schlechten Strommix in Deutschland bleibt bestehen, jedoch zeigt sich hier auch die deutsche Politik wieder besonders zäh. Warum wird nicht mehr in ein für erneuerbare Energiequellen geeignetes Stromnetz inklusive Speichertechnologien investiert, so dass der erzeugte Strom auch in Deutschland verbraucht werden kann und nicht ins Ausland verschenkt werden muss, da sich kein Verbraucher findet. Zusätzliche Investitionen in Erforschung weiterer regenerativer Erzeugung von Strom, als auch Kernspaltung (inklusive Erforschung von Endlagern bzw. Entschärfung des radioaktiven Materials) bzw. Kernfusion werden auch in zu geringem Maße getätigt.
Da zuvor in der Diskussion noch kurz die Möglichkeit einer wasserstoffbasierten Energiepolitik erwähnt wurde: Ich habe vor zwei Tagen einen interessanten Artikel dazu in den Nachrichten der Chemie (wohl nicht open acess, jedoch trotzdem hier der Link: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 67537/full) gelesen. Kurz umfasst: Japan plant als Machbarkeitsstudie in einigen Städten komplett auf Wasserstoff zu setzen, der anfänglich jedoch nur zu Teilen aus regenerativem Strom gewonnen werden kann, der Anteil daran jedoch mit den Jahren nach klar festgelegten Kriterien steigen muss. Insgesamt nach meiner Meinung ziemlich vielversprechend das Projekt.
So abschließend möchte ich noch loswerden, dass ich ein großes Problem darin sehe, dass in Deutschland die großen Industriezweige wie z.B. die Autohersteller zu nah an der Politik sind und deshalb viele Entscheidung nicht hinsichtlich dem Gemeinwohl getroffen werden, sondern eher aus Gründen der Gewinnmaximierung besagter Wirtschaftszweige.
Das Ganze wurde jetzt wesentlicher länger als geplant, aber ich bin ja desöfteren eher nur Mitleser, weshalb dies vielleicht meinen "Postingrückstand" ausgleicht.
Viele Grüße
Julian