Hello Leute, erst mal Danke für die sehr gelungene Zusammenfassung von Hickey!
Ich wohne sehr dörflich, quasi am Acker und viele meiner Nachbarn sind Landwirte, mit denen ich prima auskomme. Keiner dieser Menschen schädigt mit Vorsatz oder böser Absicht die Natur. Und jetzt kommt das "Aber":
- unsere Landwirte hier denken in erster Linie betriebswirtschaftlich. Z.B. selbst eine Halbierung oder sogar den Totalausfall der Jagdpacht (so geschehen, weil auf den Äckern nichts mehr zu jagen war), wird hingenommen, wenn der Mehrertrag der Intensivierung den "Schaden" ausgleicht
-die Betriebsstrukturen fördern eine nicht umweltgerechte Landwirtschaft. Es gibt nur noch wenige, dafür große Betriebe. Die beschäftigen z.B. für die Ernte Lohnunternehmer, die richtig Druck haben und keine Hecken und andere störende Strukturen gebrauchen können
-manchmal ist auch schlicht und einfach Unkenntnis der ökologischen Zusammenhänge
-an Manches hat man sich einfach gewöhnt, z.B. denkt keiner darüber nach, ob es in Ordnung ist die Pestizide bis an die Häuser auszubringen und damit auch in die Hausgärten zu tragen. Die Obstwiesen am Dorfrand gibt es schon lange nicht mehr.
Zumindest in unserer Region (Rheinland), hat die Landwirtschaft einen sehr großen Anteil am Verlust der Artenvielfalt und vor allem auch der Zahl der vorkommenden Tiere!
In vielen Beiträgen klingen Bedenken gegen Eingriffe ins Eigentumsrecht durch. Diese Argumentation verwendet auch der Bayerische Jagdverband als Begründung für seine ablehnende Haltung gegenüber dem Begehren. Leute, lasst Euch nicht vor den Karren der Lobbyisten spannen!
Jeder Landwirt bekommt Subventionen, d.h. Steuergelder. Subventionen sind immer dazu da, bestimmte politische Ziele zu erreichen. Z.B. Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Welcher Landwirt für was wieviel bekommt, könnt ihr hier einfach :
https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/
nachschauen. Sucht Euch einfach einen Landwirt an Eurem Gewässer raus und schaut nach. Fragt nach und urteilt selber, welche Umweltleistungen belohnt werden.
Neben der Basisprämie gibt es eine Greening Prämie und Prämien für den Agrarumwelt und Klimaschutz. Ich bin der Meinung, diese Prämien sind nicht tauglich für den Artenschutz! Mit dieser Meinung bin ich nicht alleine, selbst viele Landwirte sehen das so (schaut mal z.B. hier:
https://www.rhoener-kartoffeln.de/news/ ... -landwirt/).
Ein Betrieb, der Subventionen annimmt, kann nicht gleichzeitig nach völliger unternehmerischer Freiheit rufen! Artenschutz und Schutz der Lebensgrundlagen (z.B. Trinkwasser) sind wichtigste Anliegen, die genau über den Weg gefördert werden könnten. Die Versorgungssicherheit würde dadurch nicht gefährdet.
In der ganzen Diskussion darf man auch nicht vergessen, dass es "den" Landwirt nicht gibt. Leider sind die Stimmen der Großen viel lauter, als die der kleinen oder nicht konventionellen Betriebe. Und die Stimmen der Großen hört ihr auch im Bayerischen Jagdverband! Jagd und Landwirtschaft sind aufs Engste verbunden, im Guten wie im Schlechten.
Noch ein paar Worte zu den Uferrandstreifen. Markus schrieb:
MarkusZ hat geschrieben:Wenn "Ufersteifen" bedeuteten würde, dass da in Zukunft auf 5m Breite alles wild wuchern kann, bis zur Wasserline alles zuwächst und Ast- und Buschwerk dann auch noch hineinwächst oder -ragt, würde das zwar wahrscheinlich schon dem Fischbestand zugute kommen. Die Befischbarkeit wäre dann aber wohl kaum noch gegeben.
Das ist nicht so. Starke Beschattung hemmt die Primärproduktion und auch die Insektenvielfalt und Masse ist an stark beschatteten Abschnitten eher gering. Ergo die Fischbiomasse.
Ist auch nicht auch schon aufgefallen, dass in dichten Waldstücken weniger Forellen sind als in Wiesenbereichen? Ideal in Mittelgebirgsbächen sind gepflegte, abwechslungsreiche Uferrandstreifen, in denen sich Wiesenabschnitte, Beschattung, unterspülte Ufer, Wurzelwerk, Abbrüche etc. abwechseln. Das geht aber nur, wenn nicht intensiv bewirtschaftet oder gar befestigt wird! Der Fluss braucht Platz, damit sich Strukturen bilden und neubilden können. Tödlich für natürliche Salmonidenbestände ist auch starker Sedimenteintrag ins Gewässer. Ein Acker muss Abstand zum Gewässer haben und auch durch Zulaufgräben können verheerende Sedimentfrachten eingetragen werden.
Landwirte könnten genau die von uns gewünschten Ufer durch Pflege erhalten. Wenn Sie dafür belohnt würden. Denn genau das haben sie bis vor gar nicht langer Zeit getan. Weil es damals wirtschaftlich war. Und auch heute handeln manche Landwirte so, aus Überzeugung.
Bei der ganzen Dikussion um Eigentum sollte man auch Eines nicht vergessen: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. So steht es im Grundgesetz. Schade, dass ich kein Bayer bin. Glückwunsch zu Eurer Bevölkerung. Ihr habt auch als Einzige den Genuss der Naturschönheiten in der Verfassung verankert.