"Spitze" Fische - oder: Warum sie nicht hängen?

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Antworten
Benutzeravatar
bokii
Beiträge: 114
Registriert: 21.12.2009, 13:03

"Spitze" Fische - oder: Warum sie nicht hängen?

Beitrag von bokii »

Hallo zusammen,

warum verliere ich so viele Fische? :evil:

O.k. ein wenig konkreter:

Ich war gestern Abend das zweite Mal an der gleichen Stelle am Wasser fischen.
Beim ersten Mal gab's null Bisse, obwohl die Fische gestiegen sind, gestern gabs Bisse.
Den Unterschied machten wohl die Fliege und das feinere Tippet.
Denn das waren die beiden Dinge, die ich verändert hatte.

ABER:
Alle, wirklich alle Fische (in Summe waren es 6) haben sich nach ca. 1-5 Sekunden verabschiedet.
Vor 2 Wochen, zur Hochzeit der Maifliege, war das nicht so,
und seit dem schlage ich nicht anders an / drille ich nicht anders.

Heißt "spitz beißen", dass man automatisch viele Fische verliert,
oder liegt es an der Schärfe des Hakens / der Vehemenz und dem Timing meines Anhiebs...
oder anders gefragt:

Was sind mögliche Ursachen für eine hohe Aussteigerquote?
Und wie senkt man diese Quote?

Gruß und Dank,
Daniel
Besser draußen wenn's regnet, als drinnen wenn die Sonne scheint.
Maggov
Moderator
Beiträge: 5536
Registriert: 28.09.2006, 14:21
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 305 Mal
Danksagung erhalten: 395 Mal

Beitrag von Maggov »

Hi Daniel,

es gibt zahlreiche Gründe warum Du den Fisch in der von Dir genannten Zeit verlieren kannst. Du wirst nach einer Art Auschlußprinzip vorgehen müssen (und es wahrscheinlich nie ganz verhindern können).

Generell halte ich es nicht für sinnvoll das Timing beim Setzen des Hakens immer gleich zu lassen. Ich selbst bin oft etwas zu früh dran - das Ganze wird noch schlimmer wenn jemand zu schaut oder - worst case - das Ganze noch mit einem "OOOOOOOOH" kommentiert wenn der Fisch hochkommt. Eine leichte und bewusste Verzögerung (der Brite sagt dabei "Gott save the queen" - der Bayer "Hopfen und Malz - Gott erhalt's") hilft manchmal um den richtigen Moment zu erwischen. In älteren Büchern wird gerne auch die Technik des Verbeugens empfohlen: Du machst einen Diener dem Fisch zu liebe und setzt im Wiederaufbeugen den Haken.

In der Maifliegenzeit kann es durchaus sein dass die Fische sehr gierig auf die Maifliege steigen (An der Wiesent kann es sicherlich auch mal genau das Gegenteil sein) - wenn der Fisch also mit einem richtig grossen Platscher steigt und/oder seitlich in die Fliege reinrollt, dann wird die Fliege meist sehr schnell und tief genommen. Hier bietet sich ein frühes Setzen des Hakens an. Schlürfen die Fische eher die Fliege durch den Film und man nimmt das Steigen eher als ein sanft zerlaufenden Ring wahr, dann sollte man eher die Verbeugungs- oder Sprüchleintaktik wählen und warten bis der Fisch sich dreht oder absinkt um seinen Standplatz wieder ein zu nehmen.

Es kann auch an der Fischart die steigt liegen. Aitel und Äschen sind bekannt die Fliege schneller wieder her zu geben als Forellen. Auch sagt man von diesen dass sie "spitzer" beissen. Bei Äschen besteht auch die Gefahr dass das dünne Häutchen an der Seite des Mauls gehakt ist und der Haken ausschlitzt.

Spuckt der Fisch schnell wieder aus kann es Sinn machen bei der Fliegenwahl auf möglichst weiche Fliegen (z.B. CDC) zurück zu greifen da sie diese länger im Maul halten. Generell halte ich aber diese Argumentation für etwas überbewertet beim Trockenfischen - beim Nymphenfischen sieht das m.M. nach anders aus.

Eine weitere mögliche Fehlerquelle ist die Technik des Haken Setzens selbst. Bei der Maifliege hat man oft einen Grossen Haken und bewegt die Fliege gerne ein wenig. Beides ist vorteilhaft da durch ein tendenziell gestrafftes Vorfach der (grössere) Haken mit einer sehr direkten Wirkung in das Maul getrieben wird. Bei einem loosen Vorfach (evtl. auch noch recht lang) das man oft fischt um eine möglichst saubere Drift zu bekommen muss man erst dieses Strecken um eine Wirkung in das Maul zu erhalten. Ein kurzer Ruck kann dann evtl. nicht ausreichen um genug Zug auf den Haken zu kriegen. Wenn man sehr kleine Fliegen fischt besteh weiterhin die Gefahr dass der Fisch den Mund zum Zeitpunkt des Haken Setzens nicht ganz geschlossen hat. Man "kratzt" dann quasi im Fischmaul entlang und schafft evtl. dass die Spitze hängen bleibt - nur ist es dann eine Frage der Reaktion des Fisches ob sich der haken tiefer in das Maul treibt oder wieder abfällt.

Wenn man die Fliege aktiv führt und ein Fisch einsteigt hat man eher das Problem die Fliege bei einem "Anhieb" aus dem Maul des Fisches zu ziehen. Da Fische gerne umdrehen nachdem sie ihre Beute gekrallt haben kann man bei dieser Methode auch einfach mal die Schnur halten die Rute nach dem Biss langsam etwas aufrechter stellen und "abwarten" dass der Fisch sich den Haken selbst setzt. In einer Zwischenstufe (Fisch ist gehakt worden aber eben ganz vorne "gerade noch") wirst Du ebenfalls nach kurzer Zeit ein Ausschlitzen erzielen.

Als letztes Argument fällt mir noch der Haken selbst ein. Wenn ich eine Fliege habe die irgendwie gar nicht greift, dann biege ich ganz gerne den Hakenbogen leicht auf. Dies erhöht die Chancen den Fisch zu Haken etwas. Manche Hakenformen greifen halt schlechter als andere.

Vielleicht sind ein paar brauchbare Ideen für Dich dabei.

Viele Grüsse und v.a. viel Erfolg

Markus
Benutzeravatar
gezz
Beiträge: 495
Registriert: 27.07.2008, 21:12
Wohnort: Aachen
Danksagung erhalten: 17 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von gezz »

Hallo Daniel,

es werden sich sicher noch einige Kollegen - die über weit mehr Fachkompetenz verfügen als ich in diesen Belangen - auf deine Frage melden. Ich würde Dir aber auch gerne mal meine Erfahrungen widergeben:

Zunächst einmal könnte es (1.) am Material liegen. Damit meine ich aber nicht die Schärfe des Hakens, sondern z.B. inwiefern der Anhieb zum Fisch bei der Trockenfliegenfischerei "durchkommt" - auf Basis des Schwimmverhaltens von Schnur und Vorfach. Ein sehr erfahrener Fliegenfischer hat mir mal gesagt, dass er vor jedem Gang ans Wasser insbesondere die Verbindung zwischen Flugschnur und Vorfach gut fettet. Mit der Zeit - insbesonder unter Verwendung von Loop-to-Loop Verbindungen - kann es gut sein, dass die Spitze nicht mehr schwimmt. Außerdem fettet er (bis auf die letzten 30 cm) das gesamte Vorfach. Wenn Du z.B. beim Abheben der Trockenfliege merkst, dass du sie immer unter Wasser ziehst, könnte es an diesem Phänomen liegen.

Es könnte aber auch (2.) an deinem Fliegenmodell liegen. Gerade nach der Proteinschlacht um die Maifliegen werden - zumindest bei mir - die Fische vorsichtiger und selektiver. Hier muss ich manchmal länger rumtüfteln bis ich das passende Modell gefunden habe. Mir ist dabei aufgefallen, dass Emerger, Fliegen in Parachute Bindeweise mit dem Körper im Wasser, Klinkhammer-Modell und Nassfliegen oftmals besser genommen werden als hochschwimmende.

Vielleicht helfen dir ja beide Tips. Es gibt sicher aber noch mehr!

Viele Grüße,
Alex
I am haunted by waters.
Benutzeravatar
hdidi
Beiträge: 214
Registriert: 16.02.2007, 10:49
Wohnort: Roding i.d. Oberpfalz
Hat sich bedankt: 2 Mal

Beitrag von hdidi »

So, und ich geb Dir den guten Rat, nimm Dir den einen Abend nicht so sehr zu Herzen :wink:
Fisch einfach weiter so wie immer und es wird sich vermutlich wieder alles normalisieren.
Warum?
Weil ich auch immer wieder Stunden dabei habe, wo mir das passiert, ich teilweise nur noch am Überlegen bin: warum ????
Dann, zwei Tage später und an allen drauffolgenden Tagen geht es wieder wie von alleine.

Also mach Dir aus dem einen Abend nicht soviel Sorgen, fisch weiter wie immer. Erst wenn es ein dauerhaftes Problem wird, dann mußt Du was machen :wink:

Viel Spaß und viele Fische noch
Grüsse aus Roding
Dieter
Benutzeravatar
gezz
Beiträge: 495
Registriert: 27.07.2008, 21:12
Wohnort: Aachen
Danksagung erhalten: 17 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von gezz »

Hallo,

Dieters Tip ist auch nicht verkehrt ;) Spart dir vielleicht ein paar Nerven.

Viele Grüße,
Alex
I am haunted by waters.
Benutzeravatar
bokii
Beiträge: 114
Registriert: 21.12.2009, 13:03

Beitrag von bokii »

Danke zusammen.

ich werde sämtlich Tipps befolgen.
Wobei ich mit dem von Dieter anfangen werde. :D

Gruß,
Daniel
Besser draußen wenn's regnet, als drinnen wenn die Sonne scheint.
Benutzeravatar
hdidi
Beiträge: 214
Registriert: 16.02.2007, 10:49
Wohnort: Roding i.d. Oberpfalz
Hat sich bedankt: 2 Mal

Beitrag von hdidi »

Daniel, mir geht es meistens so, wenn ich irgendwas neues ausprobiere.
Wirst sehen, mit der Ruhe bleiben die Fische wieder am Haken hängen.


Dieter
Grüsse aus Roding
Dieter
Benutzeravatar
Jondalar
Beiträge: 112
Registriert: 03.09.2010, 22:06

Beitrag von Jondalar »

Hallo Daniel

Ist schon manchmal sehr ärgerlich wenn die Fische Beissen und man nach eingen Sekunden des Glücks wieder nur eine schlaffe Leine hat.

Meiner Erfahrung nach liegt es garnicht so am Material. Besonders bei solchen Beisphasen ist man oft sehr hibbelig. Die Stimmung schaukelt sich langsam auf und man will es einfach garnicht wahrhaben. Dabei geht eben die Konzentration in den Keller und man macht ganz unbewusst Fehler. Entweder man ist zu spät oder man gibt den Fischen gar keine Chance die Fliege richtig zu nehmen. Am Besten ist es erst mal wieder runter zu kommen und danach einen neuen Versuch starten. Wirst sehen es klappt.

Forellen haben sehr zähe Mäuler und wenn da mal ein Haken gefasst hat geht der auch nicht wieder so einfach raus. Bei Äschen kommt es aber schon öfter vor da die sehr weiche Mäuler haben. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl beim Drillen gefragt. Ich habe mir angewohnt die Rute für mich arbeiten zu lassen. Ein 16er Häckchen schlitzt bei zu viel Druck eben leicht aus.

Mit welcher Rute fischst Du denn ? Eine zu harte Rute puffert den Anhieb nicht so gut wie eine weiche. Oft ist es so das man merkt der Fisch ist drann und schon ist er wieder weg. Seit ich mir eine weichere Rute zugelegt habe, klappts auch mit den Äschen sehr gut. Aussteiger sind nun eher die Seltenheit.

Lass mal hören wie es Dir ergangen ist.
Viele Grüße, Thomas.
Benutzeravatar
bokii
Beiträge: 114
Registriert: 21.12.2009, 13:03

Beitrag von bokii »

Hallo Thomas,

bis vor kurzem fischte ich eine recht weiche Guidline aus dem Einsteigersegement: GUIDELINE EXP3 - 9' - #5.
Problem war allerdings nicht das Ausschlitzen, Äschen sind eher selten bei uns. Aber ich werd's im Herbst angehen und dann an deine Tipps denken.

Ich glaube grundlegend war das Problem die Kombination aus Timing (zu früh / zu spät den Haken gesetzt) und einer schlaffen Schnur.
Vergangenes Wochenende war ich wieder draußen und eine Raini ist hängen geblieben. Und zwar die, die die Fliege unmittelbar nach der Präsentation auf der Wasseroberfläche nahm.
Die anderen Fische die die Fliege nahmen - nachdem diese recht lange driftender Weise unterwegs gewesen war - konnte ich nicht haken.

Ergo: Ich komme ihnen Tag für Tag ein Stückchen näher.

Grüße,
Daniel

Übrigens, seit meinem Geburtstag fische ich die 5er Sage Z-Axis. Schietepiepen, schießt da die Schnur raus.
Und was für ein Unterschied im Rutengefühl. Heilige Brommbeere.
Um's mit George Clooney zu sagen: What else? 8)
Besser draußen wenn's regnet, als drinnen wenn die Sonne scheint.
Benutzeravatar
Jondalar
Beiträge: 112
Registriert: 03.09.2010, 22:06

Beitrag von Jondalar »

Hallo Daniel

Ich habe mir für die Äschen eine Exori Celtic Fly 8Ft 2-3er Rute geholt. Die Rute ist für meine Verhältnisse super und seitdem verliere ich zwar immer noch die eine oder andere Äsche aber insgesamt bin ich damit sehr zufrieden.

Als ich mit dem Fliegenfischen begonnen habe bin ich freiwillig in einen "Forellenpuff" gegangen um das richtige Timing für den Anschlag zu finden. War zwar jetzt nicht gerade idyllisch aber ein super Training. Wenn Du immer noch Probleme damit hast versuchs mal so. Diese doofen Forellen nehmen auch die Trockene von der Oberfläche. Dort bekommst Du jede Menge Bisse und gewinnst ein wenig Sicherheit.
Viele Grüße, Thomas.
Antworten