Für unsere erste Meerforellenfahrt wählten wir die dänische Insel Fünen als Ziel. Angeregt durch die vielen Berichte im Internet und nicht zuletzt auch durch entsprechende Artikel in "Fliegenfischen" wollten wir (2 Fliegenfischer aus Sachsen) in der Woche nach Ostern unsere ersten Meerforellen fangen.Fünen
Wir nahmen nur die Flugruten mit, Ole fischte mit dem Blinker. Der Regen nahm immer mehr zu und nach drei Stunden drehte der Wind, so das er von rechts vorn wehte.![]()
Der Blick vom Parkplatz Helnaes-West auf den Damm, der die Ver bindung zur Hauptinsel bildet. (bei " schönem " Wetter)
Hanseodde: Zufahrt über den Campingplatz bei Nabbe
oder die Ferienhaussiedlung Bogebjerglund
Früh war es noch dunstig,
aber gegen zehn setzte sich die Sonne durch und bei strahlend blauen Himmel
und einer schwachen Brise aus Ost war keine Bewegung unter Wasser wahrnehmbar
und es tat sich auch an der Fliege nichts. Kein Mensch außer mir
weit und breit, natürlich auch kein Zivilisationslärm, nur das
sanften Plätschern der See und ab und zu eine Möwe, da kann man
die Seele baumeln lassen.
Auf einmal ein Ruck - es war mehr
ein zartes Festhalten - aber keine darauffolgende Flucht, also denke ich
beim Einholen, war es doch nur ein Hänger. Und richtig, die Fliege
hat ein kleines Tangbüschel gefaßt. Als ich es in der Hand halte,
zappelt es und außerdem hat es ein Maul.
Ich habe selten so gelacht. Aber, immerhin der erste Fliegenfisch aus der Ostsee. Gegen zwölf kam Toni sichtbar erleichtert vom Zahnarzt, seine Schmerzen waren endlich weg. (Sein Geld auch, aber dank Reisekrankenversicherung bekam er zu hause fast alles zurück). Wir wechselten die Stelle und angelten über Mittag in der prallen Sonne. Es war wenigstens schön warm...![]()
Mal ein Fischfoto der besonderen Art: Suche den Fang....
Am Mittwoch standen wir um halb
fünf auf, um von halb sechs bis um acht wieder in Damsbo erfolglos
zu sein. Dabei waren diesmal die Bedingungen ideal: Eine leichte Brise
von vorn, Hochnebel, so dass die Sonne noch nicht durch kam, Futter im
Wasser, jedoch weit und breit kein Fisch zu sehen. Um halb neun
beim Frühstück zogen
wir eine erste Bilanz: Zwölf Stunden angeln ohne Erfolg....
Dafür ist Marys Frühstück
eine Pracht und baut den leicht frustrierten Fischer wieder auf.
Das Wetter - wie immer in dieser
Woche viel zu schön: Sonnenschein, hohe Temperaturen und Ostwind.
Von zehn bis halb zwölf angelten
wir an diesem Tag am Leuchtturm von Helnaes, diesmal mit Blinker, aber
auch dort totale Nullnummer. Wir wechselten wieder nach West-Helnaes, dort
waren schon ca. 10 Angler.
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Vom Steilufer nach unten geschaut.
Ein Däne hatte mit der
Wasserkugel und Fliege weit draußen (ca. 50 m vom Ufer) zwei Meerforellen
(ca. 40..45cm) gefangen, den anderen ging es wie uns. Zumindest konnten
wir uns hier eine erfolgreiche Technik abschauen:
Buldo, danach 2m Vorfach und gaaaanz
langsaaaaam einkurbeln.
Da mir sowieso schon vom vielen
Werfen mit der schweren 9er Flugrute die Schulter schmerzte, stieg ich
auch auf diese Technik um.
Für den Abend nahmen wir uns
die Stelle 73 Sonderhjorne in der Nähe von Bojden vor. Vorher kundschafteten
wir noch die Abfahrtszeiten der Fähre zwischen Bojden und Fynshav
aus, denn am Freitag wollten wir nicht den langen Weg über die Autobahn
nehmen.
Die Strecke 73 bietet tiefes Wasser
bis dicht unter Land, waten ist nicht notwendig, denn man kommt mit der
Wathose meist sowieso nur 5m weit hinein, dann wird es gleich tief. Der
Strand ist steinig und es liegen auch große Steine im Wasser. Wir
suchten uns geeignete Plätze möglichst weit weg von den Stellnetzen,
die in etwa 50 m Abstand zur Küste standen.
Abendbrot der Fliegenfischer (die leeren Verpackungen wurden selbstverständlich wieder mitgenommen )
Bis zum Abendbrot hatten wir
wieder keinen einzigen Biß, aber in der hereinbrechenden Dunkelheit
fingen wir jeder einen kleinen Dorsch auf Fliege; Toni mit der Flugrute,
ich mit Buldo.
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nach Sonnenuntergang kommen die Dorsche...
Am Donnerstag Morgen wieder
das gleiche Wetter: Windstille, später leichter Ostwind, etwas diesig,
später volle Sonne...
Wir fuhren wieder nach Helnaes
West, diesmal fuhr ich mit dem Bellyboot ca. 80 m vor der Küste
lang.
Ankern, 30 Würfe mit Sbiru
schwimmend und 2 Fliegen am 3m Vorfach, 50 m weiterfahren usw.
Es tat sich nichts. Totale Ruhe,
leichtes Plätschern der Wellen, sanftes Schaukeln im Boot, die Sonne
scheint in den Rücken, man kann auf den ca. 4m tiefen Grund schauen
- es ist eine Idylle.
Im Bellyboot ist man irgendwie
schwerelos. Ich mußte nur aufpassen, nicht einzuschlafen. Plötzlich
ein "Plopp" 20 m links neben mir und ein Ring! Gleich nochmal dasselbe,
ich sah die Rückenflosse herausbuckeln. Also den Sbiru schnell herangekurbelt,
mit ca. 10m Vorhalt in die richtige Richtung geworfen. Langsam heranziehen,
da wieder ein Plopp nun schon 10m rechts von meiner Schnur, die schwimmen
aber schnell...Das war's dann wieder.
Nach 3 Stunden wieder an Land,
unterhielten wir uns mit einem schweizer Fischer, der die Hoffnung auf
Meerforellen auch schon aufgegeben hat. Er war sichtlich enttäuscht
über den Unterschied von Werbung und Realität.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz
sahen wir dann vom Steilufer aus, dass unten, keine 10 m vom Ufer weg,
viele Fische stiegen. Toni holte sein Fernglas, während ich hektisch
die Fliegenrute zusammenstecke, einen Streamer anknote und mitten in den
Schwarm reinwerfe.
Toni ruft mir zu, das es viele
kleine Meerforellen sind, zwischen denen aber auch große dabei sind.
Nach ca. 30 min. "Jagd" immer am Strand entlang gebe ich es auf, die Fische
steigen nach irgend etwas kleinem und ich habe nur die großen Fliegen
und die neuner Schnur dabei. Toni sagt mir auch, dass er mit dem Fernglas
meinen Streamer sah und dass die Fische drum herum schwammen.
Er probierte daraufhin kleine Trockenfliegen
an der 5er Rute und prompt fängt er die erste Meerforelle unseres
Urlaubs - ein Smolt von ca. 30 cm. Weitere Versuche bringen nichts mehr.
Wieder auf dem Parkplatz kommen
wir während des Mittagessens mit einem deutschen Angler ins Gespräch.
Er bietet uns an, ihn am Nachmittag nach Sonderby Klint, Stelle 80 , zu
begleiten. In den Stunden mit ihm lernten wir mehr, als in der ganzen vorangegangenen
Zeit. (DANKE!- falls Du es liest)
Er schenkte Toni zwei "Mysis" und
endlich ruckt es auch mal ordentlich, denn hier sind Fische!
Ich hatte zwei Bisse auf Fliege
am Sbiru, eine hing sogar eine kurze Zeit bevor sie ausstieg. Unser Lotse
fing eine 55er Regenbogen, Toni warf einer noch größeren aus
ca. 5 m Abstand die Schnur aufs Haupt, worauf sie mit einer Bugwelle verschwand.
Abends fing ich noch mein erstes Meerforellchen, ebenfalls ein ca. 30 cm
langer Smolt.
Gegen 23 Uhr im Quartier planen wir unseren letzten Tag. Da wir am Freitag fahren müssen, können wir nachmittags nicht durch Hamburg durch. Deshalb legten wir die Abfahrt vom Angeln für 11 Uhr fest, bis 12.00 Uhr Packen im Quartier, damit wir um 13.00 in Bojden die Fähre erwischen. Wir binden uns jeder noch drei "Mysis", die Erfolgsfliege dieses Tages.
Am nächsten Morgen sind wir
um acht Uhr an der "guten" Stelle. und es geht auch gut los, denn ich habe
gleich einen Biß und einen Nachläufer auf die Mysis am Sbiru.
Dann wieder ein Biß und ausklinken...ich habe von der Spinnrute die
Nase voll. Ich fischte mit geflochtener Schnur, wahrscheinlich ist sie
viel zu hart, so dass die größeren Fische aushakten (zwischendurch
hing ein kleine Meerforelle).
Die letzte halbe Stunde bricht
an, da wollte ich nur noch mit der Fliegenrute fischen. Ich wechselte also
nochmal die Stelle und prompt bekomme ich doch noch einen ordentlichen
Biss! Der Fisch geht sofort aus dem Wasser und nach kurzer Zeit kann ich
eine 50 cm lange Regenbogen keschern.
Es ist irgendwie seltsam: Nach 32 Stunden erfolgloser (aber lehrreicher) Fischerei, fängt man kurz vor Ultimo doch noch den ersehnten Fisch.
Das war's dann also; elf Uhr Abfahrt, um eins legt die Fähre ab und um 14.30 sind wir wieder in Deutschland und abends um elf zu Hause. Zweitausend Kilometer stehen mehr auf der Uhr, viele Erinnerungen bleiben und die Sehnsucht nach Stille, Weite und großen Fischen ist uns nun auch eingeprägt.
Am Samstag Mittag gibt es gleich
den frischen Fisch, sein lachsrotes Fleisch und sein fetter Rücken
zeigen, wo er herkam. Sicherlich sind diese Netzfische im Kampf nicht mit
einer gleichgroßen Meerforelle zu vergleichen, aber geschmeckt hat
sie prima und es sind auch alle satt geworden.
Forelle überbacken, dazu einen Weißherbst.....
Größer hätte
sie nicht sein dürfen, denn hier setzt der Backofen die Grenzen.
Sicherlich die schönste Erfahrung
waren aber die Ruhe, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen
auf Fünen, die Ordnung und Sauberkeit der Ortschaften wie auch Strände.
Es täte uns Deutschen gut, uns daran ein Beispiel zu nehmen.
Zum Schluß ein paar Tips:
Zum Abschluß ein Dankeschön
an alle, die mir bei der Vorbereitung der Tour halfen, insbesondere Heinz,
Jürgen und Thomas.
Ingo Ritter