Gmundner Traun
Autor: Gerald Trummer

Drei Sachen sollten Sie zu Hause lassen:
A) Ihre "Traun Shorty", denn damit gehen Sie mit Sicherheit baden.
B) Ihre Prinzipien, wenn Sie der Meinung sind, dass schon eine stromaufwärts gezogene Nassfliege arnachische Missachtung der Hohen Kunst sei, und
C) Ihre Lebensabschnittspartnerin, wenn diese dazu tendiert, erbost den Kellner zu attackieren, weil Sie beim Abendsprung lieber im dunkeln Fliegen in die Schattenwelt schicken, als mit ihr zu Abend zu Essen.
GESCHICHTE
Charles Ritz, Hans Gebetsroither, Roman Moser, Hans Aigner. Alle diese Legenden haben den Mythos um diesen geschichtsträchtigen Fluss geprägt und aus der Gmundner Traun das gemacht, was sie heute ist - Österreichs schönstes Fliegenfischer-Juwel und eines der traditionsreichsten Strecken Europas.
Der Schweizer Hotelier Charles Ritz schieb Anfang der 50’er (Erstveröffentlichung 1954) das Buch „Erlebtes Fliegenfischen“. Eine Niederschrift mit Skizzen, Techniken, Ratschlägen und wissenschaftlichen Studien, die bis heute als kleine Bibel der Fliegenfischer gilt. Er war ein begnadeter Experte, dessen Liebe zur Traun bei Gmunden sich in den darauf folgenden Jahren zahlreiche Kollegen anschlossen. 
Ende der 80er bis Mitte der 90er ging es mit der Traun beängstigend abwärts. Die Wasserqualität verschlechterte sich drastisch, der PH Wert stieg auf 8,5 und der Kormoran versetzte ihr fast den Todesstoß. Ein natürliches Fischaufkommen war nicht mehr möglich, und das Geld für sinnvolle Besatzmaßnahmen fehlte.
1997 übernahm Rudi Heger, ein Bewirtschafter eigener Flüsse in Bayern, die Pacht der Gmundner Traun mit gewaltiger Summe (ca. 60.000.- Euro Jahrespacht). Dazu kommen noch die gewaltigen Kosten für den Neubesatz. 200.000 Jungfische (Brut, ein- und zweisömmerige Bach und Regenbogenforellen) plus 20.000 fangfähige Fische, auch Äschen von heimischen Fischzüchtern, werden eingesetzt. Jedes Jahr werden auch große Fische nachgesetzt.
<= Im träge fließenden Abschnitt unter dem Hotel Waldesruh

Es wird hervorragende Arbeit geleistet, Rudi Heger erweist sich als Retter in Not und bewirtschaftet seitdem diese 15 km lange Strecke, die vom Kraftwerk in Gmunden bis 400 Meter unterhalb des Traunfalls in Viech reicht.
Kein anderes Gewässer in Europa wird so umfangreich beworben wie die Traun bei Gmunden. Unzählige Berichte in Fachzeitschriften, Videos, Bücher, DVD’s, Insektenbücher mit Flugzeit- tabellen, vorbildhafte Gewässerkarten und Broschüren aller Art. Ein Gewässer, das man glaubt zu kennen, ohne überhaupt dort gewesen zu sein.

FACTS
Tageskarten, 3 und 4 Tageskarten (Mo-Do) und Wochenkarten bekommt man bei Rudi Heger: www.rudi-heger.de oder direkt vor Ort, (vorbestellen!) u.a. in den Hotels „Wirt am Bach“ oder im legendären, 2001 neu renovierten Fliegenfischerhotel „Marienbrücke“ mit der sehenswerten „Gebetsroitherstubn“. 
In der Gebetsroitherstubn sitzen die Freunde der Gmundner Traun + Anhänger noch bis in den späten Abendstunden zusammen und versuchen mit plastischen Schilderungen das Erlebte anderen Kollegen weiterzugeben, aber es wäre überflüssig zu erwähnen dass wir Angler sowieso für unsere absolut präzisen und vertrauenswürdigen Angaben bekannt sind…
Rudi Heger behält sich im Sommer bei hohen Wassertemperaturen (ab 22°C) vor, die Strecke zu sperren, und hin und wieder seinen Kunden als Leckerchen (Treuebonus) eine ermäßigte Karte oder Gratistageskarte „vorzuwerfen“. 
Die durchschnittliche Wasserführung, gemessen während der letzten 3 Jahre, und aktuelle Wasserstände in cm (wird ständig aktualisiert!!) gibt es unter www.gmundnertraun.de
Die Rossschwemme ist immer für ein Tipp für dicke Forellen =>

Die Trockenfischerei ist bis ca. 170 cm gut möglich. Bei höherem Wasserstand sollte man das Augenmerk auf Nymphen, Streamer und Hechtfischerei richten. Besonders in den Staubereichen hat man auch bis 250 cm gute Chancen, einen schweren Brocken zu erwischen. Der Wasser- stand der Traun ist je nach Regen- güssen sehr schwankend und sie kann hohes Wasser sehr schnell wieder abführen. So kann es durchaus sein, dass bei einem Nachmittagsgewitter die Traun abends auf 200cm steigt und am nächsten Tag in der Früh wieder einen Stand von 140 cm aufweist. 

Man braucht also nicht, wie bei so manch anderen Gewässer, gleich das Handtuch zu werfen und abreisen, wenn einmal ein schweres Gewitter hereinbricht. Unter der Adresse: www.wirtambach.at kann man auch die durchschnittliche Wasserdurchflussmenge einsehen. Bis 70m³ (= ca. 150 cm Wasserstand) kann man davon ausgehen, eine Topverfassung des Gewässers vorzufinden. Beispiel: Bei meinem Besuch im September 2005 hatte die Traun einen Wasserstand von 125 cm mit einer Durchflussmenge von 36m³ und ich fand die Traun wirklich in einer hervorragenden Verfassung vor.
Die Adresse Wirt am Bach soll außerdem allen Fliegenfischenden Weinliebhabern (und umgekehrt) wärmstens ans Herz gelegt sein. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Weinen. Lediglich an Sonntagen, der scheinbar DER Tag der Gmundner Ausflügler ist, kann es sein dass man unter 300 Gästen länger als erhofft auf sein Essen wartet. 

<= Traumstelle Kohlwehr

Unter 3 Tage der Gmundner Traun einen Besuch abzustatten zahlt sich definitiv nicht aus. Auch bei kurzer Anreise. Zu Mächtig und weitreichend 

sind die Möglichkeiten an dieser Strecke, abgesehen davon sind die Preise für Tageskarten mit 75,- Euro relativ hoch. Die Preise für 3 Tage (Fr-So), und 4 Tage (Mo-Do) mit 160,- EUR dafür sehr OK.
Wer keine Gewässerkenntnis besitzt sollte die beiden von Rudi Heger angebotenen Broschüren „Faszination Gmundner Traun“ und „Die Insekten der Gmundner Traun“ studieren. Letztere ist mit Flugzeitentabelle fast jeder einzelnen der 42 nachgewiesenen Insektenarten und mit dazugehörigem Fliegenmuster von CDC Spezialist Gerhard Laible.
DIE SEKTOREN

„Traun-Karte“ mit allen Sektoren und Einzelbezeichnungen zum download (HIER KLICKEN: PDF-Datei mit 2,66 MB)

Rudi Heger teilt seine ca. 15 km lange Strecke (warum auch immer) in 4 Sektoren ein.
Hier ein kleiner Überblick:

Sektor 1: Theresiental (ca. 5 km)

Die obere Grenze das Kraftwerk bei Gmunden =>

Das 1968 erbaute Kraftwerk Gmunden im Theresiental bildet die obere Reviergrenze. Am besten parkt man sein Auto im Werksgelände der alten Spinnerei direkt hinter dem grünen Turm. Heute sind diese Parkplätze für die Mitarbeiter der Fa. Hipp reserviert. Beidseitige Wander- und Radwege erleichtern es, bequem ans Wasser zu gelangen, aber dieses Teilstück ist ab 300 Meter nach dem Kraftwerk nur schwer zu bewaten. Es liegen große Felsblöcke im tiefen, sehr träge fließenden Wasser. Mit der Trockenfliege scheint hier nur beim Abendsprung eine gute Chance zu bestehen einen dicken Fisch zu erwischen. Am viel versprechendsten sind hier, Nymphen und Streamer mit denen man am besten systematisch die Standplätze abfischt.
Wenn man Glück hat, kann man in den ruhigen Zonen bei den Wehren und unter der Traunbrücke Meterhechte beobachten, und wenn man gezielt mit Hechtstreamer fischt ist die Chance auch groß, erfolgreich zu sein. Auch bei hohem Wasserstand.
Sektor 2: Hagerwiese / Radlmühle (ca. 4 km)

<= Der romantische Reinthaler Badeplatz

Auch dieser Sektor ist über weite Strecken, bis auf den Abschnitt vom Stau Wehrkrone der Papierfabrik Danzermühle bis zum romantischen Reinthaler Badeplatz, beidseitig relativ gut begehbar. Dieser Abschnitt dient den Forellen als Rückzugsgebiet.
In dem großteils bei Niedrigwasser rieselnden Abschnitt- Hagerwiese/ Radlmühle dominiert die Äsche und man bekommt bei der Trockenfischerei einiges geboten.

Bei hohem Wasserstand sollte man aber diesen Bereich umgehen, und es besser bei der Rossschwemme oder Bruckmühle versuchen. Aber auch hier sind die Ufer teilweise sehr zugewachsen, und im Dickicht gelingt es mir problemlos, als mittelmäßiger Werfer binnen 2 Stunden beim Anwerfen auf Sicht mindestens 10 Fliegen ins Nirvana zu schicken.
Der schnell fließende Abschnitt im Bereich der Radlmühle sollte gerade im Hochsommer nicht unbeachtet bleiben. Das Wasser ist hier meist flach, nur selten eine tiefe viel versprechende Rinne, in denen ich eine starke Forelle vermuten würde. Also eigentlich eine typische Äschenstrecke.
Sektor 3: Kohlwehr /Steyrermühl (ca 4 km)

Blick von der Steyrermühlerbrücke =>

Dieser Sektor mit seinen 5 Wehren ist der abwechslungsreichste und zugleich auch der Meistbefischte. Hier findet man mit der Trockenfliege bei Niedrigwasser beste Bedingungen vor. Lange Züge beim Danzermühler Wehr und unterhalb der Kohlwehr, eine sehr abwechslungsreiche Struktur im Bereich Steyrermühl. Zahlreiche Unterstände- begünstigt durch den Grundwasser- eintritt von der Steyrermühler Brücke bis zum Gschröffer Wehr bieten Bachforellen besten Unterstand. 

Hier findet man an Fliegen und Gewässerstruktur so ziemlich alles was die Gmundner Traun zu bieten hat. Gerade hier könnte man Tage verbringen ohne das Gefühl einer Wiederholung aufkommen zu lassen.

Sektor 4: Gschröff / Traunfall (ca. 2 km)
<= Gschröffer Stau

Dieser relativ wenig befischte Sektor steht ganz im Gegensatz zu dem restlichen, großteils weitläufigen Teil der Gmundner Traun. Der durch starken Baumwuchs schwer zugängliche  Gschröffer Stau ist ein Tipp für kapitale Fische.

Hier werden Kletterer gesucht. Keine Frage, die hübschen 190 cm Jungs vom Outdoor-Katalog mit ausgeprägter Rückenmuskulatur sind hier deutlich im Vorteil.
Den augenscheinlich unspektakulären Stau selber erreicht man nach wenigen Minuten über eine Holztreppe, kurz vor der Autobahnbrücke von der Hauptstrasse aus.
Die Traun führt oft bis in den Juni hinein Schmelzwasser und eine brusthohe Wathose ist hier absolut notwendig. Seine Traun Shorty kann man derweil getrost im Kofferraum lassen.
Eine 9ft Rute der Schnurklasse 5/6 (WF, denn weite Würfe sind hier oft gefragt) scheint ideal zu sein. Eine fertig monierte 8er Streamerrute mit einer Hechtstreamer im Auto parat zu haben ist auch kein Fehler. Ein Tipp an die Gewichtsreduktions-Freaks: Mindestens 40 Meter Backing an der Rolle zu haben kann den Tag retten. Eine starke Regenbogenforelle hat oftmals reichlich Platz und reißt gerne in einem Zug 20, 30 Meter Backing in der Starken Strömung von der Rolle.

Aber: Endlich am WASSER!
Wumms!
Da liegt sie jetzt, die Traun. Werbung wird ja genug gemacht und Geschichten haben wir auch genug gelesen. Aber wie sieht es in der Praxis aus, wenn man zum ersten mal etwas verloren vor diesem teilweise 100 Meter breiten Fluss steht? Verschwinden oder mit Whiskey gurgeln?
Alles begann mit einem kleinen Desaster, als sich mein Freund 2 Tage vor dem Angelurlaub auf meine in Amerika gefertigte polarisierte Brille mit optischer Linse setzte und mich dadurch kurzzeitig in Panik versetzte. Aber mit nur einem Bügel, Sicherungsschnur und dem Bewusstsein, dass ich von der Seite einen ziemlich schrägen Eindruck mache, ging’s mir am Wasser von Minute zu Minute besser.

Erster Blick ins Wasser. Wahnsinn. Die 2 - bis 4 kg Bröckerln tummeln sich in Scharen unter der Steyrermühler- brücke. Und als ich die Kinnlade nach sekundenlanger Unfassbarkeit wieder vom Brückengeländer wegbekomme, erkenne ich auf den zweiten Blick, dass es Döbel und vereinzelt Barben sind. Pffffff. Aber es macht trotzdem Stimmung. Zunächst fällt einem auch auf, dass man nicht alleine an diesem Fluss ist. Immer wieder trifft man auf Kollegen. Am Wasser, beim Abwandern der Traun, im Hotel, beim Essen. Vor allem an den Wochenenden stehen an den leichter zugänglichen, vermeintlich fischreichen Stellen oft auf 300 Meter mehrere Petrijünger.
Im Bereich Kraftwerk Gmunden hatte ich sogar die Nummer 5 gezogen. Auf den ersten Blick erinnert es mich an meinen Socaurlaub, bei dem die johlenden Kollegen aus allen Herkunftsländern sich stellenweise gegenseitig die Fliegen in die Kappen setzten. 
Aber spätestens nach dem 3. Tag, wenn man den mächtigen Fluss so halbwegs gesehen zu haben scheint, weiß man, dass es an der Traun hunderte von Stellen gibt, an denen eine gewichtige Forelle steht oder zumindest eine vermutet werden könnte. 
<= Im Bereich unter der Papierfabrik Laakirchen

Kohlwehr: Alles eingezäunt. Noch vor Jahren hatte ich keine Mühe, mich entlang dem Ufer am Kohlwehr entlang zu angeln… also versuche ich halt den Einstieg 200 Meter oberhalb des Wehrs und hangle mich entlang dem Ufer dem Kohlwehr zu. Ein dicker Felsen und extremes Dickicht versperren mir kurz vor dem Paradies endgültig den Weg und ich klettere todesmutig senkrecht mit der Rute zwischen den Zähnen den Hang hoch. Völlig fertig, zerschürft aber überglücklich, noch alle Knochen verschont zu haben, gehe ich zurück zum Ausgangspunkt und erfahre erst 

Stunden später dass ich mit dem Strichkode der Lizenz „legal“ durch die Festung gekommen wäre. Dieser Strickcodeautomat und die Umzäunung leiden auch etwas an Sinnhaftigkeit, weil man auch problemlos über die stufenartig aufgehäuften Felsblöcke einfach über das Tor steigen, oder das Tor mit einem einfachen Griff um die Ecke öffnen kann.
4 Kollegen, die wirr nach dem Strichcodeautomaten suchten und sympathisch die Frage stellten „und wo kann man da fischen“, bringen spürbar Erheiterung und zeigen mir, dass ich nicht der einzige Depp in der Gegend bin, der hier planlos durch den Dschungel irrt.
Erster Fischkontakt bei der Rosschwemme. Ich mache 2 dicke Forellen unweit vom Ufer entfernt aus und als ich mich unter dem Standplatz akrobatisch durchs Geäst winde, verscheuche ich noch einen kleinen Hecht, der in die Flussmitte starrend das Weite sucht. Hinter mir und ober mir das Grün, und die ersten Würfe enden gnadenlos im Gebüsch. Ich pirsche mich also oberhalb des Standplatzes an und lasse die "Fluttering Sedge" auf die Forelle zutreiben. Ein Schwall, dann 5 Sekunden später der gefürchtete, alles beendende Knall, und die Schnur treibt schlaff in der Strömung. Hakenbruch (!). Scheiße denke ich, Mist sage ich um meine Motivation nicht zu trüben.
Aber da ist ja noch diese andere Forelle, die nach kurzer Zeit wieder an derselben Stelle steht.
Diesmal montiere ich eine dunkle Sedge Gr. 14. das gleiche Spiel. Ich lasse die Sedge, 3 Meter oberhalb platziert, auf die Forelle zutreiben, sie schert kurz aus und Anhieb. Die Schnur peitscht mir ohne Vorwarnung ins Gesicht. Schnurbruch. Die Rosschwemme scheint mich nicht zu mögen, aber ich habe die Forellen mit Verachtung gestraft und ich ziehe (zugegeben doch etwas genervt) nach Verzehr der kalten Nachmittagsjause weiter in Richtung Theresiental wo ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine 52 cm Regenbogenforelle haken kann.

Die Gmundner Traun ist wahrlich kein Fluss für Anfänger. Die Fische sind natürlich speziell ab dem Spätsommer sehr selektiv und scheu. Gewässerkenntnis, gute Wurftechnik und ein fundiertes entomologisches Wissen entscheiden über den Erfolg. Sollte man denken, aber was, wenn die Forellen wunschlos glücklich am Grund kleben wie Ziegelsteine?

Die Fische haben hier schon einiges an hoher Fischkunst erlebt und daraus daraus gelernt, also scheuen Sie sich nicht, zu unkonventionellen Mitteln zu greifen, falls es nicht so laufen sollte, wie Sie es sich vorstellen. 
Was Sie auch immer an hoher Kunst der Fliegenfischerei verstehen, vergeuden Sie hier nicht ihre Zeit damit, stundenlang puristisch mit der Trockenfliege ihre Wurftechnik zu verfeinern, sondern zupfen sie Ihr buschiges Etwas einmal entgegen jeder Regel durch die Strömung. In bestimmten aussichtslosen Situationen sollte man alles vergessen was man sich jahrelang eingelernt und reingelesen hat. 
An "Hundstagen" die kurzen, beglückenden Momente der Anarchie damit genießen, einmal genau das Gegenteil von dem zu machen. Der Reiz für die Fische liegt in der Abkehr vom Gewöhnlichen.

Zweiter Versuch die absolute „Traumstelle Kohlwehr“ zu befischen…  Mit einem Seitwärtswurf stromauf platziere ich die hellbraune Rehhaar Sedge bei einer kleinen Einmündung unterhalb der Papierfabrik Laakirchen und strippe einige male die Schnur in Strömungsgeschwindigkeit ein. 
Nichts!
Beim nächsten Versuch zupfe ich die Sedge schräg stromaufwärts aus der Drift. 3, 4 ruckartige Strips, dann tatsächlich eine Bugwelle, ein Ruck, und ein silberner Blitz katapultiert sich stromab durch die Rieselstrecke an mir vorbei. Ich stolpere ein paar Meter hinterher, versuche noch mit der Handbremse etwas Kraft wegzunehmen als ich noch im Augenwinkel das orange der Nachschnur durch die Ringe schießen sehe. Wer hier auf Portionsfische angelt, ist definitiv falsch am Platz. Nach wenigen Minuten halte ich eine extrem kampfstarke 53 cm Regenbogenforelle in den Händen.

Einen Fischmarker mitzuführen ist Pflicht. Damit kann ich bei Bedarf oder Notwendigkeit eine Forelle zwischen 30 und 38 cm entnehmen. Mit dem optionalen Trophäenmarker kann ich einen Fisch ab 60 cm mitnehmen. Diese Grenze halte ich für sehr gering, denn Fänge zwischen 50 und 60 cm sind an der Tagesordnung. Die Fische über 60 cm sind aus diesem Grund eher selten und meistens landen diese nicht beim Präparator sondern bei der nächsten Grillparty unter Freunden prahlend auf dem Grill. Diese Grenze sollte dringendst auf 70 cm angehoben werden. Mit dieser Maßnahme würde die Fischdichte von den über 60ern wieder deutlich ansteigen.

DAS GESETZ
Ich stehe vor einem mächtigen Gewässer, bei dem ich mir selten die Frage stellen muss, ob das noch Fliegenfischen sei oder nicht, und das finde ich ausgesprochen gut.
Ich persönlich mag Gewässer nicht, bei denen man z.B. aus Prinzip keine Streamer oder Jig’s verwenden darf. Keiner kann mir plausibel den unterschied zwischen einem Wolly Bugger und einer großen Nymphe mit langem Schwänzchen erklären. Allein die Art der Präsentation macht es doch aus, ob die Fliege eine große abtreibende Nymphe oder ein Fischchen darstellen soll.
Und wenn ich jetzt eine Nymphe gegen die Strömung zupfe… ist es dann keine Nymphe mehr, und beunruhige ich damit das Aufsichtsorgan? Sollte man dann nicht die Art der Fliege sondern der Präsentation einschränken? Aber auch an der Traun gibt es ein paar, wenn auch relativ hoch gesetzte Pfuis, die da sind: Jigs größer als Gr.12, Brotfliegen und Glo Bugs...

DIE FLIEGEN
Die absolute Hauptfliege an diesem Gewässer ist die Köcherfliege, und dementsprechend voll gefüllt mit seinen Caddis-favorits sollte auch die Schachtel sein. Steinfliegen kommen eher selten vor, aber lässt ein begnadeter Traunfischer einmal einen kurzen Einblick in seine Fliegendose zu, kann man auch einige Steinfliegennymphen entdecken. Ich jedenfalls hatte mit Steinfliegen keinen Erfolg. Die Köcherfliege tritt teilweise in solchen Massen auf, das sie alle anderen Insektenarten überdeckt. Hervorzuheben wären die Hydropsyche (Frühsommer), Psychomyia (Juni bis Oktober) und die Leptoceridae im Spätsommer. Auch die freilebende, hellgrüne Larve der Rhyacophila, die das ganze Jahr über bis in den Spätherbst nachweisbar ist, kommt in großer Anzahl vor. Bei den Eintagsfliegen sind die Baetis Rhodani im Frühjahr und Herbst und die Ephemerella im Sommer wohl die wichtigsten Vertreter ihrer Art. Bei den Steinfliegen wurden nur 5 Arten nachgewiesen und es reicht meist aus, ein paar Yellow Sallys im Gepäck zu haben, falls man mal in den Genuss kommt, einen Massenschlupf der Chloroperla mitzuerleben. Aber natürlich gilt auch hier: beobachten geht vor informieren und einen erfahrenen Kollegen in die Fliegenschachtel zu schauen, kann auch sehr Lehrreich sein.
Ich habe vor meiner Reise bei Rudi Heger per Mail nach Fliegentipps in meiner Reisezeit angefragt und wurde auf diese (oben genannte) Broschüre verwiesen. Vielleicht war ich auch zu optimistisch, einen Geheimtipp zu erhalten… Man sollte aber diese Fliegenmuster nur als Anleihe nehmen und nach Möglichkeit nicht mit exakt denselben Mustern fischen. Die gediegeneren Fische kennen diese Fliegen und reagieren großteils allergisch. 

Autor mit 54 cm Regenbogenforelle an der Rossschwemme =>

EFFIZIENZ VOR SCHÖNHEIT.
Ich hatte einmal unglaubliche Bisse mit einem bunten grellen Schaumstoffding, das aussah wie das Spielzeug vom happy meal Säckchen eines renommierten Fast Food Herstellers. Ich sah frustrierte Kollegen, die ihre Fliege zerpflückten und in ihrer Not auf den blanken Haken eine (echte!) große Steinfliege auf den Haken zogen und damit ihren Fisch fingen, und Angler die verzweifelt ihre handgroßen Fliegen mit hektischen Ruckbewegungen in Schaumkronen platzierten.

Wenn es uns nicht ausschließlich darum geht, Traditionen zu pflegen, sondern vorrangig einen Fisch zu fangen, kommt man nicht darum herum, sich außergewöhnlichen Methoden und Praktiken zu bedienen.
Natürlich lebt das Fliegenfischen von Tradition und Persönlichkeiten, die Ihr Hobby zur Kunst und Philosophie weiterentwickelt haben. Große Namen wie Charles Ritz oder Hans Gebetsroither lassen uns vor Ehrfurcht erstarren, aber ich plädiere für mehr Experimentierfreude, und warum soll ich nicht meinen selbst gewählten Köder dorthin bekommen wo ich Fische sehe oder vermute? Die Gmundner Traun ist ein guter, wenn nicht der beste Spielboden dafür.

zurück zur Österreichseite | zurück zu "Reise & Report" | zurück zur Startseite