Fliegenfischen auf Barsch, Döbel & Co. im Heinrich-Mayer-Park am Neckaraltarm bei Altbach
Es müssen nicht immer Salmoniden sein
Viele verbinden das Fliegenfischen ausschließlich mit dem Fang von Salmoniden, insbesondere mit dem von Forellen. Dabei bietet das Fliegenfischen weitaus mehr. Barsche, Döbel, Karpfen oder Rotaugen “mit der Fliege” zu überlisten, hat seinen ganz besonderen Reiz. Wer will, hat im Heinrich-Mayer-Park (Link /mehr...) / (unter Sport,/Freizeit) am Neckaraltarm bei Altbach gute Gelegenheiten dazu. 

Als ich mich vor knapp fünf Jahren mit dem Fliegenfischen eingehender beschäftigte, las ich viele Bücher. Und auch in Fachzeitschriften versuchte ich mich zu orientieren. Doch bei einem Buch blieb ich immer wieder hängen; schmökerte “Fliegenfischen für Einsteiger” von Frank Weissert wieder und wieder durch. Wohl vor allem auch deshalb, weil darin nachzulesen war, mit welchen Fliegen andere Fischarten als Salmoniden überlistet werden können. Mich faszinierte einfach, welch breites Spektrum das Fliegenfischen abdeckt. Beispielsweise mit Nymphen auf Karpfen, Rotaugen und Barben, mit Streamer auf die Räuber wie Brasch, Zander oder Hecht. Oder auch mit der Trockenfliege auf Lauben.
Der Neckaraltarm im Mayer-Park beim Rondel. Hier und etwas weiter rechts davon ist ein echter “Hot-Spot”; tummeln sich Fische. Im Vordergrund ein mit einem Clouser’s Minnow überlisteter Döbel, der den Streamer nur etwa 4 Meter vom Ufer entfernt voll “inhalierte”.

In der Fachliteratur nimmt mittlerweile das Fliegenfischen auf Nicht-Salmoniden einen recht breiten Raum ein: “Wir kriegen sie alle”, lautete der Untertitel einer Serie im “Fliegen- fischer”; regelmäßig berichtet “Fliegenfischen” über das Nachstellen auf Barben, Rotaugen, Karpfen sowie Zander und Hecht; außerdem gibt es spezielle Bücher, etwa jenes mit dem Titel “Mit der Fliege – auf Fried-, Raub- und Meeresfische” von Michael Jensen. 

Und mittlerweile habe ich meinen Fliegenfischer-Aktionsradius über das Salmonidenfischen hinaus wirklich erweitern können, konnte viele Döbel mit der Trockenfliege, Nymphe und Streamer überlisten, fange mit der Fliege regelmäßig Barsche oder Rotaugen; und auch schon einmal einen Zander – Hechte waren ebenfalls mit dabei. Für mich gehört das Fliegenfischen auf “Barsch, Döbel & Co.” immer wieder mit zu dem Faszinierendsten, was mit der Fliegerfischerei machbar ist. Mehr und mehr bewahrheitet sich für mich der als vielleicht etwas großspuring empfundene Satz der Fliegenfischer-Redaktion “Wir kriegen sie alle”. 

Neckaraltarm im Heinrich-Mayer-Park: Ausgeprägte Fischartenvielfalt

Wer sich als “Allround-Fliegenfischer” versteht, hat viel mehr Gewässer zum Befischen zur Verfügung als schiere “Salmoniden-Puristen”. Klar, Salmonidengewässer gibt es zwar in vielen Regionen hier zu Lande, doch dort immer fischen zu können, ist eine andere Sache, wie man weiß. Ich bin in der glücklichen Situation, gleich an mehreren Salmonidengewässern meiner Passion Fliegenfischen nachgehen zu können. Das nutze ich recht intensiv aus. Auch sind die Gewässer ganz in der Nähe meines Wohnortes. Doch etwa ein Viertel meines Fliegenfischerjahres gehe ich auf Nicht-Salmoniden. Und eines meiner Lieblingsgewässer auf Barsch & Döbel und Co. ist der Neckaraltarm im Heinrich-Mayer-Park bei Altbach, praktisch hinter dem Kraftwerk Altbach. 


Oben der Blick auf das Ende der FliFi-Strecke, die man vom Ufer aus befischen kann. Bild rechts: Auf eine  Montana-Nyphe, eine Libellenlarvenimitation, ging ein Rotauge. Es hätte ebenso gut ein Karpfen oder eine Brachse sein können. Im Bild auch meine Streamer-FliFi-Dosen. Rechts jene für Forellen und andere Räuber; links jene für Barsch und Zander. Wie man sieht bin ich ein Clouser’s-Minnow-Fan.
Von Ostfildern aus bin ich nur einer viertel Stunde dort. Ich fahre die Aufstiegsstrasse runter ins Neckartal auf die B10 bis zur Ausfahrt Deizisau. Von dort auf die Brücke, die von Deizisau nach Altbach führt. Nachdem die B10 und der Neckar überquert ist, biege ich links ab Richtung Industriegebiet/Aldi; lasse die Einfahrt links zum Aldi liegen, fahre noch etwas geradeaus und nehme dann die erste Möglichkeit rechts in eine Art Sackgasse rein. Vor der Brücke, die über den Kühlkanal führt, parke ich, nehme meinen Rucksack und meine Ruten und laufe über jene Kühlkanalbrücke. Linker Hand breitet sich dann der Mayer-Park aus mit einer Art Rondel. Dort sprudelt das Neckarwasser praktisch in den Altarm. Den Blick weiter Gewässer abwärts gerichtet, erspäht man dann so cirka 350 Meter weiter eine ziemlich verwachsene Uferlandschaften, in die  dann der Altarm quasi abtaucht, weiterführt; hinter der Firma “Pebra” vorbei und ein Naturschutzgebiet durchquerend bis er nach etwa 1,5 Kilometern in den Neckar mündet. Vom Rodel bis zur Uferwildverwachsung – das ist mein Brevier, wo ich dem besagten Fliegenfischen auf Nicht-Salmoniden des öfteren fröne. 
Nun könnte man abwertend entgegnen: Was nur 350 Meter? Und: Auch noch eine von Menschenhand begradigte Strecke? Ich will die Skepsis gerne auflösen. Zum einen hat es im gesamten Neckaraltarm, und zwar nicht nur in den baumbewachsenen Abschnitten, sondern eben auch in der beschriebenen “Tree-Free-Zone” im Maier-Park praktisch alle heimischen Fischarten in üppiger Menge. Zum anderen: Da man an dieser Strecke sowohl rechts als auch links das Gewässer befischen kann, ja sogar sollte, braucht man seine Zeit. Obendrein sollte man das Stück Altarm auch “richtig” befischen. Was das heißt, skizziere ich gleich. Mir jedenfalls reicht die Länge des zu befischenden Gewässerabschnitts aus.

“Drei-Kampf-Fliegenfischen”

Wie beziehungsweise mit welchen FliFi-Methoden ich am Altarm im Mayer-Park zu Werke gehe, verhält sich eigentlich immer gleich. Bei der Ankunft am Gewässer schaue ich mich erst einmal um; mein Blick gleitet dem Gewässerlauf entlang bis zum Baumuferbewuchs, bis eben Streckenende, wobei ich die Uferpartien besonders intensiv unter die Lupe nehme. Schon des öfteren habe ich an der einen oder anderen Uferstelle Fische beim Rauben erspäht. Und: Wer weiß, vielleicht steht ja der eine oder andere Räuber später ja noch dort, wenn ich bei meinem Fischen flußab an die eine oder andere auffällige “Räberstelle” gelange. Zudem schaue ich gerne, was am Gewässer und in der Natur noch so alles los ist, ob und welche Fliegen unterwegs sind, ob ein Reiher irgendwo hockt oder ob ein Turmfalke seine Kreise zieht. Doch zurück zum Beginn des Fischens; wir waren ja eigentlich bei den Vorbereitungen und den Erläuterungen der FliFi-Methoden. 
Wenn man so will, betreibe ich eine Art von Drei-Kampf-Fliegenfischen. Einerseits fische ich mit einer 5er-Sage-DS-Rute mit mittlerer Aktion und einer sinkenden Teeny T-130 (plus 25er Monofilvorfach von 1.20 Meter Länge) sowie Streamer auf kleinere bis mittlere Räuber – auf Döbel, Barsche oder Zander. Andererseits bewappne ich mich mit einer schnellen 11er-Orvis-Silver-Label-Rute und einer 9er-Streamer-Tippet-Schnur, um mit (schwereren Groß-)Streamer auf Hechte zu gehen. Die Streamer-Tippet hat in der Hälfte der Keule bis Spitzenende eine Sink-Tip integriert. Ferner habe ich eine 8er-Silver-Label mit einer schwimmenden WF-9-F-Schnur und einem langen Vorfach sowie mit einer Nymphe nebst Bissanzeiger dabei; versuche damit mein Glück auf gründelnde Karpfen oder Brachsen, die eigentlich auch immer gewillt sind, eine am Gewässergrund langsam daher treibende Nymphe einschlürfen.

Und noch ein Döbel, der dem schwarz-weißen Clouser’s Minnow nicht widerstehen konnte. Links meine 5er-Sage-Rute mit einer Großkern-
Fliegenrolle. Das schwarze Stück Fliegenschnur ist die Sink-Tip, die meinen Streamer in die Tiefe zieht. 
Schnelles Schnureinstippen bringt’s

Meine erste Stelle, die ich immer etwas intensiver befische, befindet sich noch in Rondelnähe. Ungefähr 10 bis 15 Meter hinter dem Einlauf und hinter einem Kreis runden Betonsockel, an dem sich die Strömung teilt, ist eine Art “Hot-Spot”. Und zwar dort, wo zwar noch eine relative Strömung vorherrscht, die aber nicht mehr ganz so stark ist. Ich fische in aller Regel zuerst auf der rechten Seite flussab, weil das für mich als Linkshänder mit den Überkopfwürden geschickter ist. 
Ich lege mit der 5er-Rute und der langsam sinkenden Schnur los. Mein Streamer-Favorit bei klarem und leicht angetrübten Wasser ist ein schwarz-weißer Clouser’s Minnow, der Up-Side-Down fischt, das heißt, mit dem Haken nach oben. So vermeide ich auch Hänger, wenn ich den Streamer absinken lasse und in Grundnähe fische möchte. Für mich ist der schwarz-weiße Minnow einer der fängigsten Streamer überhaupt. Gestoßen bin ich auf ihn bei der Lektüre einer Ausgabe der Zeitschrift "der Fliegenfischer”. Er lässt sich auf Forellen ebenso einsetzen wie auf Döbel oder Barsch, aber auch auf Zander. Die Länge des Streamers beträgt etwa 4 bis 6 Zentimeter. Ist das Wasser trübe, dann nehme ich einen schwarzen Whooly-Worm oder einen gelben Clouser’S Minnow. Fächerartig fische ich diesen Hot-Spot ab. Dort tummeln sich gerne Fische, weil an dieser Stelle das Wasser immer sauerstoffreich ist und alle mögliche unterschiedliche Fischnahrung angetrieben kommt. Auch ist da der Wasserstand praktisch immer gleich. Fächerartig heißt in diesem Zusammenhang, dass ich zuerst etwa drei Meter Schnur ausbringe, dann die Schnur quasi herzupfe und so einhole, unterbrochen von einem kurzen Innehalten. Zupf, Zupf, Zupf – die Schnur dabei immer so 5 bis 10 Zentimeter ruckartig einholend – und dann 1 bis 2 Sekunden inne halte. Meist kommt dann in der “Ruhephase” der Biss. 

Auf Hecht auch mal eine Mausimintation 

Danach drehe ich mich etwas nach rechts und fische den Bereich ab. Danach weiter rechts – und so weiter. Anschließend begebe ich mich wieder in die Ausgangsposition und bringe weitere 2 Meter Schnur per Überkopfwurf aus und das gleiche Prozedere wiederholt sich, wobei die Schnur relativ schnell einhole. Dann nochmals 2 Meter, und so weiter. Obendrein fische ich in verschiedenen Gewässertiefen, was die Teeny T-130 zulässt. Früher hatte ich es mit einer T-200, eben einer schneller sinkenden Schnur probiert, doch die ging für mein  Dafürhalten zu schnell auf Tiefe. 
Habe ich den Gewässeraus-/-abschnitt mit der 5er-FliFi-Rute abgefischt, probiere ich es dort mit der “8er-Hecht-Rute” und dem Groß-Streamer. Hierbei zupfe ich her, sobald der Streamer etwas abgetaucht ist. Hechte greifen gerne von unten an, deshalb lasse ich auch den Streamer nie tief absinken. Vor allem die Uferpartien befische ich beim Hechtfischen konzentrierter und intensiver. Vor dem Hechtstreamer “schalte” ich (mit Quetschhülsen) Hard-Mono, etwa 40 Zentimeter, danach bis zu Flugschnur etwa 1,20 Meter 40er GTM-Stroft-Monofil, so dass die gesamte Vorfachlänge rund 1,50 Meter beträgt. Verbunden sind  Vorfach und Schnurabschnitte jeweils mit einer Schlaufenverbindung. Früher hatte ich beim FliFi-Hechtfischen Stahlseide verwendet, doch Hard-Mono verzwirbelt/verwellt sich nicht so und hat für meinen Geschmack bessere Wurfeigenschaften. An Hecht-Streamer verwende ich zum einen gelbe und orangen farbige Bunny-Bugs aus gefärbtem Hasenfell, zum anderen Buck-Teil-Streamer mit Glitzermaterial und weichen Grizzly-Federn; hin- und wieder auch eine Mausimitation. Die Buck-Tail-Streamer laufen unter dem Namen “die Unverwüstlichen”; gestoßen bin ich auf das Muster, das sich in verschiedenen Variationen binden lässt, im Rahmen eines Fliegenfischer-Meetings bei Peter Ebert in Vaihingen/Rosswag, wo sie Fach- und Buchautor Hans Eiber gebunden hat. Bei relativ klarem Wasser fische ich mit Streamer mit dezenten Farben, bei trübem Wasser und eingetrübtem Wetter eher auffälligere. 

Beim Nymphenfischen weiß man nie, was beisst
Ebenfalls, noch am erwähnten Hot-Spot, greife ich auf Methode Nummer drei, dem Nymphenfischen zurück. Dabei werfe ich sowohl per Roll- als auch Überkopfwurf  flussauf, etwa im 45-Grad-Winkel. Mit gestreckter Schnur plumpst die Nymphe  ins Wasser. Noch bevor die Nymphe auf Tiefe ist, hebe ich die Rutenspitze sachte. Anschließend führe ich die gehobene Rute der abtreibenden Schnur nach. Will sich die Schnur strecken, senke ich dann langsam die Rutenspitze, so dass die Schnur mit Köder ohne Zug weiter schön abreiben kann. Kommt dann Zug drauf, warte ich kurz, was passiert. Stets schaue ich dabei konzentriert auf meinen Bissanzeiger. Dann ein neuer Wurf.
Bei einem kleinen Ruckler am Strike-Indicator oder gar bei einem Stillstand der Schnur erfolgt der Anhieb. Auch hier fische ich fächerartig die Gewässerfläche ab, von kurz hin zu lang. An Nymphen verwende ich Montanas, Pheasant Tails, verschiede Ritz-Varianten, Weißfischnymphen (bevorzugt in weinroter Farbe) aber auch Bachflohkrebs-Imitationen, insbesondere graue und grau-grüne. Was mich am Nymphenfischen so reizt ist die Tatsche, dass man nie weiß, was beisst. Es kann ein Karpfen sein, ebenso eine Brachse, ein Rotauge oder etwas ganz anderes. An das Ende des längeren Vorfachs (3 Meter und mehr) knüpfe ich ein 18er Monofil, daran dann das jeweilige Nymphenmuster. 
Nachdem ich den Hot-Spot befischt habe, packe ich mein Zeugs und gehe etwa 10 bis 15 Meter weiter, suche flussab am Ufer eine neue Angelstelle auf und versuche mein Glück auf’s Neue mit allen drei FliFi-Methoden. Danach geht’s wieder so 10 bis 15 Meter weiter, und so weiter, und so weiter, bis ich an den Bäumen angelangt bin und auch nicht weiter am Ufer laufen kann. Habe ich dann noch Lust zum Fischen, marschiere ich an das Rondel, an den Ausgangspunkt zurück und fische auf der linken Seite flußab. Allein für eine Flussseite benötige zwischen 2 und 3 Stunden, manchmal auch länger – je nachdem, ob ich kleine  Pausen einlege, mich auf den Boden setze, einen Becher Kaffee aus der immer bei mir habenden Thermoskanne trinke und eine Zigarette rauche. Auf jeden Fall nehme ich immer intensiv die Natur wahr. Die hin und wieder vorbei fahrenden Züge oberhalb des Neckaraltarms im Maier-Park stören mich dabei nur sehr wenig. 

“Mayer-Park-Fliegenfischen”: das ganze Jahr über möglich

Von April bis Oktober fische ich am Neckaraltarm im Heinrich-Mayer-Park vielleicht nicht so oft. Über den Winter hinweg dafür regelmäßig. Andere Angler trifft selten. Nur wenige der Petrijünger haben bislang den Maier-Park als Angelbrevier ausgemacht. Die Strecke selbst ist – wie der gesamte Neckaraltarm – den Vereinsmitgliedern des Fischereivereins Esslingen vorbehalten, und zwar jenen, die eine Neckarkarte besitzen. Das sind rund 40 FVE-Mitglieder. “Mayer-Park-Fliegenfischer” gibt es so und so nicht viele. Aber vielleicht ändert sich das ja noch. Spannend und faszinierend finde ich die Fliegenfischerei am Neckaraltarm im Mayer-Park auf jeden Fall. Und ich werde immer wieder dort hin gehen. 
Wer mehr über das Fliegenfischen am Neckaraltarm im Maier-Park wissen möchte, schickt einfach eine Mail an:  info@fischereiverein-esslingen.de 

Gottfried Welz, Ausschußmitglied im Fischereiverein Esslingen und passionierter Fliegenfischer

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