Lachsmythos im Land der Feen und Trolle
Ein Zwei-Generationen-Fliegenfischer-Reisebericht über Islands Stóra-Laxá
Ein Reisebericht von Uwe Müller | Fotos: Jakob Müller (JM), Uwe Müller (UM)

Der Mythos vom atlantischen Lachs kann in Island zur Realität werden (UM)

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„Björn und Helgi wünschten sich nach Island zu gehen, denn sie sprachen davon viele angenehme Nachrichten darüber gehört zu haben. Ihnen wurde gesagt, dass es ein gutes Land sein soll, […]; ihnen wurde gesagt, es gibt dort viele Wale und Lachse und andere Fischerei über das ganze Jahr.“ – isländische Saga
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Die Laxdæla Saga, eine der ältesten isländischen Sagen, ist ein literarisches Werk des 13. Jahrhunderts [1]. Sie ist die erste festgehaltene Familienchronik und gehört zu den längsten und komplexesten Sagen Islands. Thematisiert werden die zwei einflussreichsten Familien des 9. bis 11. Jahrhunderts Islands. Bereits damals war Island den Menschen für die ausgezeichnete Lachsfischerei bekannt. Die Sage findet unter anderem in Laxárdalur statt - dem Tal des Lachsflusses [2].

Das Ziel unserer Reise, die Stóra-Laxá bei Laxárdalur (UM)

Wagen wir den Sprung ins Jahr 2015, mehr als eintausend Jahre nachdem die Laxdæla Saga stattgefunden haben soll, stehen mein Vater und ich vor unserer langersehnten Reise auf die Insel aus Feuer und Eis. Ein Land, um das sich viele Mythen ranken, neben exzellenten Lachsbeständen ist Island Heimat vieler Fabelwesen. Der Mythos des Huldofólk wird in Island tagtäglich ausgelebt, so verwundert es nicht, dass es Elfenbeauftrage gibt, diese prüfen beispielsweise vor Beginn eines Neubaus, ob auf dem angedachten Bauplatz Elfen, Trolle oder Gnome leben. Gerade Trolle findet man überall in Islands Gesteinsmassiven [3].

Troll in der Gesteinsformation auf der rechten Seite (JM)

In Island gibt es eine große Auswahl an fantastischen Lachsflüssen. Aufgrund meiner Vorliebe fürs Hochgebirge entscheiden wir uns für die Lachsfischerei im Hochland, an einem der wohl schönsten Flüsse des Landes – der Stóra-Laxá in Hreppum. Dieser glasklare Fluss ist bei einer Gesamtlänge von 90km in vier verschiedene Beats eingeteilt, wobei nur ein Teil der Strecke fischereilich bewirtschaftet sind. Die Stóra Laxá mündet bei Laugarás in den Hvita, einen mächtigen Lachsfluss, der nach der Vereinigung mit dem Fluss Sog als Ölfusa in den Atlantik mündet. Während die Stóra Laxá an den Beats Eins und Zwei schon eine eindrucksvolle Größe aufweist, misst sie an Beat Vier höchstens dreißig bis fünfunddreißig Meter, was den Abschnitt vor allem auch für Einhandfischer interessant macht. Zugegeben, der Beat Vier ist körperlich sehr anspruchsvoll, entschädigt aber mit einmaligen landschaftlichen Eindrücken nahezu unberührter Natur [4].

Landkarte Islands (Quelle: LANDMÆLINGAR ISLANDS)

Blick auf den Heimahyljir, ein wunderschöner Pool (UM)

Bei 40°C in der Mittagssonne freuen wir uns bereits auf die Abkühlung im wunderschönen und hoffentlich Lachs-reichen Island. Vom Münchner Flughafen aus, geht es nach Island, an den internationalen Flughafen in Keflavík. Nach der überpünktlichen Ankunft, kommen wir schnell durch die Gepäckabfertigung. Bei der Autovermietung hätten wir sehr zügig losfahren können, wäre unser Auto auch pünktlich fertig gewesen. Mit über einer Stunde Verzögerung können wir im gemieteten Geländewagen unsere Reise ins Hochland beginnen.
Von Keflavík aus benötigt man circa zweieinhalb Stunden, um nach Laxárdalur und die Stóra Laxá zu gelangen. Islands Straßen sind sehr gut befahrbar, die Wege gut ausgeschildert und man kommt mit einigen Anhaltspunkten leicht an den Zielort. Ein Navigationssystem im Auto erleichtert die Orientierung aber ungemein. Auf asphaltierten Straßen ist die Höchstgeschwindigkeit 90 km/h, während man auf Schotterstraßen maximal 80 km/h fahren darf. Unser Weg führt uns durch Selfoss - mit rund 6.500 Einwohnern die größte Stadt des Südens [5] – hier machen wir einen Zwischenstopp, um Lebensmittel zu besorgen. Ein kleiner Abstecher in den örtlichen Angelladen darf natürlich nicht fehlen, hier besorgen wir uns noch ein paar Fliegenmuster, um gut gewappnet für die nächsten Tage zu sein. Die letzten rund 40km führen über eine Schotterpiste, hier sollte man mehr Zeit einplanen, da die Höchstgeschwindigkeit von 80km/h nicht zu empfehlen ist [6]. Für den ersten Tag nehmen wir uns einen Guide, um das Gewässer besser kennen zu lernen und um Fehler bei der Fangmethode im Vorfeld auszuschließen.

Die Selfosskirkja und der mächtige Lachsfluss Ólfusá (JM)

Thomas, unser Guide empfängt uns an der Unterkunft und es geht für uns gleich mit der Zweihandrute und hohen Erwartungen ans Wasser. Wir befischen den Heimahyljir, den „Homepool“ des Beats. Dieser liegt rund fünf Fahrminuten von der Hütte entfernt. Unter dem Heimahyljir liegt der Bláhylur (zu Deutsch der „blaue Pool“). Diesen ziert auf der Gegenseite eine Steilwand, die am Kopf des Pools in eine kurze Schlucht führt. Wir versuchen unser Glück mit verschiedenen Fliegen, bleiben aber ohne Erfolg.

Mein Vater befischt den Bláhylur in der Abendstimmung (UM)

Nach einem Stellenwechsel befischen wir den Heimahyljir, der seinerseits in drei Stellen unterteilt ist. Wir müssen in den nächsten Tagen jedoch mit weniger Wasser rechnen, meint unser Guide, da das Wetter seit Tagen sehr stabil ist. Während der Dämmerung steht mein Vater weiter flussabwärts, ich versuche mein Glück oberhalb. In Mitten des Gewässers bilden zwei Felsbrocken eine Verengung, die erhöhte Fließgeschwindigkeit zieht meine Fliege schon magisch an. Während meine Sunray Shadow an der linken Steinpackung vorbeischwimmt, schießt ein Lachs aus der Tiefe des Wassers empor, um meine Fliege zu nehmen. Keine zwei Sekunden später sind die Glücksgefühle jäh beendet. Der silberblanke Lachs hat meine Fliege nicht richtig genommen und verschwindet nach einem Sprung wieder in die Tiefe aus der er gekommen ist. Nach vielen weiteren Würfen und Fliegenwechsel, stellt sich kein weiterer Erfolg für diesen Abend mehr ein. Auch unser Guide weiß keine entsprechende Lösung, so dass wir nach diesem strapaziösen Anreisetag und einen Temperaturunterschied von fast 30°C den ersten Tag bisher erfolglos, aber dennoch glücklich beenden. Gegen 21:25 Uhr gehen wir an unseren Leihwagen, und fahren die kurze Strecke wieder zurück zur Unterkunft, an der wir unsere Ausrüstung griffbereit machen. Als Empfehlung kann ich nur eine frühere Anreise aussprechen, um sich zum einen zu akklimatisieren und natürlich zum anderen, um die Schönheit des Landes noch einen Tag länger zu genießen.

Auf dem Weg zum Tregur läuft man an dieser alten Einfriedung vorbei (JM)

Blick auf den Tregur, dies bedeutet auf deutsch so viel wie "langsam" (UM)

Nach einer wahrlich wohltuenden Nacht geht es für uns nach kurzem Frühstück mit unserem Guide ans Wasser. Der erste Stopp des Tages führt uns nach Tregur und Myrkhylur. Über unwegsames Gelände bringt uns unser Geländewagen in sichere Reichweite der Stelle. Wir stellen unser Auto seitlich am Weg ab und ziehen unsere Watkleidung an, es folgt ein rund zwanzig minütiger Marsch durch hohe Gräser und Steine. Auf dem Weg liegt eine uralte Einfriedung zur Viehhaltung. Vor uns eröffnet sich das enge Tal der Stóra Laxá. Das blaue Nass strahlt uns entgegen und die Vorfreude wächst, während wir uns den Weg von der Anhöhe zum Wasser bahnen. Thomas nimmt meinen Vater zur weiter unten gelegenen Stelle Tregur mit, während ich circa 200 Meter stromauf mein Glück am Myrkhylur versuche. Verschiedene Fliegenwechsel bringen nicht den erhofften Erfolg.

Im Hintergrund befischt mein Vater den Pool Tregur (UM)

Nach einiger Zeit höre ich einen Freudenruf meines Vaters. Der Blick lässt mich positiv stimmen. Von der Euphorie gepackt lege ich meine Fliegenrute ans Ufer und laufe, so schnell mich das Terrain lässt, zu ihm. Nach einem kurzen, aber harten Kampf ist der Lachs in Ufernähe und ich kann diesen für meinen Vater an der Schwanzwurzel landen. Vor uns liegt der erste Lachs unserer Reise. Ein wunderschöner Anblick dieses Kraftpakets. Nach einem kurzen Foto geht es für den Milchner wieder zurück ins Wasser.

Der erste Drill unserer Reise (UM)

Wunderschöner Lachsmilchner gefangen auf eine German Snælda (UM)

Aufgrund der Regularien an der Stóra Laxá dürfen nur Fische bis 70 cm entnommen werden. Den ersten atlantischen Lachs setzt mein Vater zurück, um ihm die Chance zu geben, für Nachwuchs zu sorgen. Wir befischen die Stelle noch einige Zeit, ehe wir uns auf den Rückweg machen. Thomas zeigt uns noch ein paar Stellen, die wir unbedingt in den nächsten Tagen besuchen sollen. Bereits auf dem Rückweg sehe ich ein kleines blaues Schild mit der Aufschrift „Dagmálahylur“. Der Pool liegt rund 40 Höhenmeter unter uns. Thomas meint vor seinem Abschied, ich soll hier unbedingt mein Glück probieren. Zum Abschied gibt er uns noch ein paar Fliegen, die wir ausprobieren sollen. Gegen 14:00 Uhr legen wir die vorgeschriebene Pause ein. Die Regularien sehen vor, dass man zwischen 14:00 Uhr und 16:00 Uhr nicht fischen darf. Der Guide war insgesamt sehr bemüht und sehr freundlich, jedoch blieben wir während des Guidings immer ein bisschen ratlos, ob wir gerade bei der Technik Fehler machen. Wir fahren zur Unterkunft zurück und besprechen unsere Vorgehensweise für den restlichen Tag. Die Ankunft immer noch in den Knochen spürend, zieht es uns am Abend wieder an den Heimahyljir.

Der Autor schwingt die Zweihandrute am Heimahyljir (JM)

Wir befischen erst den blauen Pool unterhalb und gehen nach einer Stunde wieder an den Heimahyljir. Ich stehe am oberen Teil und durchfurche das Wasser mit meiner Sunray Shadow, als beim Einstrippen ein Fisch auf meine Fliege einsteigt. Ein kurzer Anhieb mit der langen Zweihandrute und der Kampf beginnt. Mein Vater kommt genau im richtigen Moment vorbei und hilft mir nach kurzem Drill beim Landen. Vor mir liegt nun der erste atlantische Lachs meines Lebens… Das ist ein fantastisches Gefühl, eine der größten Salmonidenarten der Welt in den Händen zu halten. Dieser kraftvolle, torpedoförmige Körper und das silberschimmernde Schuppenkleid ziehen mich in ihren Bann. Mit knapp unter 70 cm gebe ich auch ihm die Chance, weiter zu schwimmen.

Auch mein Traum geht in Erfüllung, prachtvoller Lachsmilchner (JM)

Gegen 21:00 Uhr wird es im engen Tal langsam dunkel. Ich stehe im Wasser und fische die gleiche Verengung wie am Vorabend ab. Die German Snælda zieht ihre Bahnen im Wasser. Ich fische erst die linke Seite ab und werfe dann immer weiter zur anderen Seite, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Auf der anderen Seite der Verengung lasse ich die Fliege kurz absinken, bevor ich mit dem Einstrippen beginne. Ich spüre einen starken Schlag in der Rute. Ein kräftiger Anhieb bringt Leben ins Spiel. Mein Gegenüber beginnt mit einer schnellen Flucht flussabwärts um die Steinpackung herum. Mit Mühe kann ich den kämpferischen Lachs in die andere Richtung bewegen. Nach einer weiteren Flucht flussaufwärts stellt er sich in die Strömung um mir den Drill noch ein wenig zu erschweren. Es gelingt mir, die Schönheit näher zu bringen. Mein Vater eilt mir zu Hilfe, da er den springenden Lachs bemerkt hat. Mit vereinter Kraft liegt nun mein zweiter atlantischer Lachs vor mir. Ich kann mein Glück kaum fassen.

Erneuter Drill zu später Stunde (JM)

Kraftvoller Lachsrogner gefangen auf eine Sunray Shadow (JM)

Wir blicken auf einen schönen Tag zurück, die letzte Stunde vergeht wie im Flug und wir kehren pünktlich zur Sperrstunde zu Auto und Unterkunft zurück. 
Am nächsten Angeltag steht ein besonderer Pool auf unserer Liste. Nach den rund 40 Meter Abstieg wartet auf uns, am Dagmálahylur, ein tiefer Pool. Um den Steilhang hinunterzugelangen, wurde ein Seil angebracht, welches bereits teilweise von Steinen verschüttet ist. Der Abstieg ist sehr beschwerlich, doch kann er uns nicht daran hindern, an den Pool zu gelangen.

Ein steiler Abstieg und rutschiger Untergrund können uns nicht vom Fischen abhalten (UM)

An dieser Stelle muss ich gerade meinem Vater größten Respekt zollen, der alle Strapazen mit seinen siebzig Jahren mitmacht. Ich habe ihm viel zu verdanken, vor knapp 20 Jahren brachte er mir die Grundkenntnisse des Fliegenfischens bei. Seither versuche ich zu jeder möglichen Zeit ans Wasser zu kommen, um den Stress des Alltags abzubauen und um mit der Natur in Einklang zu gelangen. Die Chance diese Reise mit meinem Vater zu erleben, macht mich mehr als glücklich.
Am Flussbett angekommen, suche ich wieder das schwere Terrain und klettere einen steilen Hang entlang zu einer oberhalb gelegenen Rausche und überlasse meinem Vater eine schöne, lang gezogene Kiesbank mit mächtigen Gesteinsbrocken Unterwasser. In der Rausche lege ich meine Schnur kurz aufs Wasser ab, um noch etwas an der Rolle einzustellen, als sich die Schnur bereits streckt und der Lachs aus dem Wasser springt. Ich bahne mir meinen Weg zurück zu meinem Vater ins seichtere Wasser. In der einen Hand zieht mich der große Fisch, in der anderen Hand halte ich mich am Gesteinsmassiv fest. Nachdem das Wasser seicht genug ist, springe ich auf eine Kiesbank. Im hüfthohen Wasser zieht mich der Fisch weiter stromab. Inzwischen ist der Lachs in Reichweite, und die Größe wird sichtbar. Der Fisch ist jenseits der Metermarke, ich bin jetzt komplett auf den Fisch fokussiert. Der Lachs macht noch letzte eine Flucht über eine Steinkante, in diesem Moment baue ich den Druck zu stark auf und der Haken schlitzt aus. Ich sinke auf meine Knie und stoße einen Schrei aus, der weithin hallend das Tal durchzieht. Der Blick, zwischen mir und meinem Vater, spricht in diesem Moment wohl Bände. Leicht benommen wate ich zurück ans Ufer und muss innehalten. Am Gewässerrand sitzend, sehe ich meinem Vater beim Fischen zu. Nach kurzer Zeit krümmt sich auch seine Rute, aber auch er verliert den Fisch nach kurzer Zeit. Nach der Mittagspause wechseln wir die Stelle und fischen weiter flussaufwärts an verschiedenen Stellen.

Anstrengender Aufstieg vom Dagmálahylur (UM)

Hier ist äußerste Vorsicht geboten, die Steine sind extrem rutschig und scharfkantig (UM)

Mein Vater bei der Vorbereitung seiner Angelausrüstung (UM)

Der Autor bei der Vorbereitung des Mittagessens (JM)

Auf weichen Moos lässt sich die Mittagspause gut verbringen, um Kraft zu tanken für die Abendstunden (UM)

Der Tag verläuft weiter ohne große Vorkommnisse, wir können beide keinen Fisch mehr an den Haken bekommen. Am Abend wird das Wetter schlechter und starker Wind setzt ein. Der nächste Morgen ist gezeichnet von heftigen Böen und immer wieder aufkommendem Regen. Wir fischen eine längere Strecke ab, jedoch regt sich nichts auf der anderen Seite der Schnur. Die Windgeschwindigkeit nimmt immer mehr zu und erschwert uns so das Fischen. Kein Biss steht bis jetzt zu Buche und wir entscheiden uns zum Stellenwechsel. Auf dem Rückweg durch unwegsames Terrain nimmt mich in Mitten von zwei großen Steinbrocken eine Böe mit und ich stürze nach vorne weg. Es gelingt mir im Flug gerade noch meine Rute hochzuhalten, damit diese nicht bricht. Mit der rechten Hand falle ich auf einen scharfkantigen Stein und reiße mir dabei die Hand auf. Nachdem wir die Wunde gereinigt und verbunden haben, verstärkt sich unser Gedanke, dass es vielleicht richtig sei, heute mit dem Fischen aufzuhören. Kurzentschlossen besuchen wir den einzigen in Island noch regelmäßig aktiven Geysir, den Strokkur im Geothermalgebiet Haukadalur der Gemeinde Bláskógabyggð. In nahezu regelmäßigen Abständen kommt es hier zu einer circa zwanzig bis dreißig Meter hohen Eruption. Der Anblick ist wahrlich einmalig und zieht nicht umsonst nahezu jeden Touristen hierher. Neben dem Strokkur liegt der Große Geysir, der jedoch nur unregelmäßig ausbricht, sowie die Thermalbadquelle Blesi.

Aufgenommene Eruption des Geysirs Strokkur (UM)

Nachdem wir einige Eruptionen fotografisch festgehalten haben, fahren wir weiter zum nächsten großen Naturschauspiel. Der Wasserfall Gullfoss ist unser Ziel. Mit einer Abflussmenge von 100.000 - 180.000l/s zählt er zu einem der größten Wasserfälle der Welt und bietet eine atemberaubende Ansicht.

Die gewaltigen Wassermassen des Hvíta fallen am Gullfoss über die Gesteinskanten (UM)

Die Gischt ist im ganzen Tal spürbar (UM)

Die beiden Sehenswürdigkeiten liegen im sogenannten Golden Circle, eine Rundfahrt von 300 km ab der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Neben Gullfoss und den Thermalgebiet Haukadalur zählt die Thing-Stelle, eine Ratstelle, im Þingvellir Nationalpark zum Golden Circle[7]. Für uns Fliegenfischer ist der Nationalpark für den gleichnamigen See bekannt, der große Seeforellen beherbergt. Wir fahren gegen Abend wieder zurück.

Auf dem Weg zurück vom Gullfoss (JM)

Am nächsten Morgen kommt es zu einer leichten Besserung, jedoch ist der Wind immer noch stark. Wir müssen unser Glück nochmal am Dagmálahylur versuchen, eben an jener schwer zugänglichen Stelle, an der wir beide einen Lachs verloren haben. Die Anstrengungen bleiben ohne Erfolg und wir fahren nach der Mittagspause an den oberen Abschnitt der Strecke. Dort parken wir auf einer weiten Kiesbank, queren den Fluss und wandern rund eine Stunde ans obere Ende des Beats. Ármót ist der oberste Pool der fischereilich bewirtschafteten Strecke dar, hinter diesem Punkt liegen die Laichgründe der Lachse in diesem Gewässersystem. Wir fischen stromabwärts, jedoch ohne Erfolg. Weiter unten gelangen wir in eine Schlucht, die einmalige Eindrücke hinterlässt. Umrandet von karger Landschaft und Gestein bahnt sich das Wasser durch einen tiefen Schluchtabschnitt. Gerade in der Schlucht kann man den einen oder anderen Troll finden. Leider bleibt auch hier der Erfolg aus, sichtlich erschöpft von Wanderung und Wind fischen wir hoffnungsvoll weiter bis zum abgestellten Auto. Auch dieser Tag geht fischlos zu Ende.

Unser Weg zum oberen Ende des Gewässers führt uns an dieser Schlucht vorbei (UM)

Mystische Stimmung im Abendlicht am Oberlauf (UM)

Die oberste Stelle des Beat IV - Armot (UM)

Peitschender Wind beim Fliegenfischen in Island ist Normalzustand (UM)

Trotz des immer wieder aufkommenden Regens sinkt der Wasserstand der Stóra-Laxá immer weiter. Am Heimahyljir beispielsweise musste ich vor Tagen bis zum Bauch ins Wasser, zum jetzigen Zeitpunkt ist das Wasser nur noch kniehoch. In der Unterkunft sind zwischenzeitlich zwei weitere Fischer angekommen, welche die Tage in Laxárdalur noch erfolgloser als wir verbringen. Glück und Pech liegen gerade beim Lachsfischen sehr nah zusammen und so zehren wir von der schönen Natur und der Zeit, die wir zusammen verbringen. Der letzte Angeltag ist inzwischen angebrochen und wir befischen den Abschnitt um Hómabreida, ungefähr in der Mitter der Strecke. Zuerst betrachten wir das Wasser von einer Anhöhe aus. Ich kann einen silbernen Schimmer im wellenüberdeckten Wasser sehen, bin mir jedoch nicht sicher, ob es sich um einen Fisch handelt. Mein Vater schickt mich los, um mein Glück zu versuchen. Über den Fluss führt hier eine ältere Brücke, die mit bereits teils durchgebrochene Brettern einen nicht 100%ig sicheren Eindruck macht. An der Stelle angekommen, beginne ich gleich mit dem Präsentieren meines Lieblingsmusters, der Sunray Shadow. Dabei habe ich immer meinen Vater im Auge, ob dieser eine silberne Flanke sieht. 
Auf der Anhöhe sucht mein Vater nach seiner Kamera, da er gerne ein Bild von mir machen möchte. Während er zurück zum Auto läuft, das nur ein paar Minuten entfernt steht, befische ich unter ständigen Windböen die Stelle weiter. Es schimmert wieder Silber, in zehn Metern Entfernung kann ich die Lachsflanke sehen, es war also keine Einbildung. Ich werfe den Lachs an und dieser zögert nicht und nimmt meine Fliege. Er zieht sofort los und schoss stromauf. Die nächste Flucht folgt stromabwärts in die Rausche, die das Ende des Pools darstellt.

Monströser Troll am Kopf der Schlucht (UM)


Der Fisch schwimmt mit Kraft voraus und ich renne so gut es geht hinterher. Auf meiner Seite ist ein Steilhang, der ein Weiterkommen meinerseits stoppt. Ich schaffe es letztendlich, den Fisch zum Anhalten zu bewegen. Vor meinen Füssen befindet sich ein kleines Kehrwasser von rund einem Quadratmeter. In der starken Strömung stellt sich der Lachs quer und rührt sich kurze Zeit keinen Millimeter. Im Augenwinkel sehe ich, wie mein Vater vom Auto zurückkommt und mich sucht. Er sieht mich fragend an und kommt über die Brücke flussabwärts geeilt. Er meint nur, dass er doch höchstens drei Minuten am Auto war. Seine Kamera war ihm übrigens in die Wathose gerutscht. Er muss dabei etwas schmunzeln. Der Lachs noch immer in der Strömung stehend, lässt sich durch Druck zu mir ziehen. Ich lande den Fisch selbst und halte ihn an der Schwanzwurzel fest im Griff.

Drill am Hómabreida (UM)

Traumfisch aus der Stóra-Laxá (JM)

Die Anstrengungen der letzten Tage sind sofort vergessen und ich setze diesen Prachtfisch zurück ins Wasser und bedanke mich bei ihm. Nicht nur dieser Fisch macht die Reise zu etwas ganz besonderem. Freudestrahlend gehen wir in die Mittagspause. Am Abend will mein Vater nochmal den Heimahyljir fischen. Dort kann er eine wunderschöne Bachforelle fangen, ein weiterer Lachs bleibt ihm jedoch verwehrt.

Prachtvolle Bachforelle, Beifang beim Lachsfischen (UM)

Der letzte Morgen bringt uns keinen Lachs mehr ein und wir müssen zur Mittagspause die Unterkunft verlassen. Sieben atemberaubende und anstrengende Tage gingen wie im Flug vorbei und wir machen uns auf den Weg in Richtung Reykjavik. Die letzte Nacht verbringen wir in Islands Hauptstadt und genießen bei einem Bier unser erstes richtiges Essen seit einer Woche. Der nächste Morgen war reserviert für Sightseeing und den Besuch einiger Kirchen und Museen.

Hallgrimskirkja in Reykjavik (UM)
Der Entdecker des amerikanischen Kontinents - Leif Eriksson (UM)
Deutsche Technik in Islands Staatskirche - Die Orgel stammt aus Bonn (UM)
Die nordische Mythologie ist allgegenwärtig (UM)
Tjörnin - der bekannteste See Reykjaviks (UM)
"Everyman"-Skulptur am Tjörnin (UM)
Ausstellung zur ersten Siedlung Reykjaviks (UM)
Historische Angelhaken rechts im Bild - Grabungsfund stammt aus den ersten Siedlungsjahren, datiert um 872 n. Chr. (UM)
Skúli Magnússon - Der erste isländische Landvogt (UM)
Das Konzerthaus und Konferenzzentrum Harpa am Hafen Reykjaviks (UM)
Blick auf die See (UM)
Ingólfur Arnarson – Einer der ersten Siedler Islands und Gründer Reykjaviks (UM)
Graffitikunst an Reykjaviks Straßen (UM)

Gerade in Reykjavik ist es spürbar, wie viel Wert auf Geschichte und die nordische Mythologie gelegt wird. Nach einem Besuch der Staatskirche Reykjaviks laufen wir zum Tjörnin, dem Teich der Stadt. Von dort aus ist man innerhalb kurzer Zeit am Grabungsort der ersten Siedlung Reykjavisks, diese wird datiert auf 870 n. Christus [8]. Danach laufen wir noch zum Hafen, an dem das Konzerthaus Harpa steht. Auf unserem Weg zum Bus nach Keflavík machen wir noch einen Abstecher in einem Angelladen.

Fliegenvielfalt im Angelladen (UM)

Nach kurzem Halt im Fliegenfischerladen laufen wir weiter zum Busbahnhof, bevor es letztendlich an den Flughafen geht. Am Abend heißt es Abschied nehmen von diesem wunderbaren und eindrucksvollen Land.

In Erinnerung bleibt die tolle Zeit – Die Vater und Sohn verbracht haben.

Weitere Impressionen unserer Reise:


Atlantische Lachs sind perfekt an ihre Umgebung angepasst (UM)
Der Pool Hómabreida - atemberaubende Klarheit (UM)
Das Tal des Lachsflusses - Laxárdalur (UM)
Wind ist unser stetiger Begleiter (UM)
Blühende Pflanzenwelt im arktischen Norden (UM)
Ein Bekassin am Straßenrand (UM)
Islandschafe sind neben Pferden ständiger Begleiter am Wegrand (JM)
Obligatorisch dürfen die berühmten Islandpferde nicht fehlen (UM)
Isländer sind überall (JM)
Anblick aus dem Auto (JM)
Hoch über den Fluss thront das Elfenschloss (UM)
Lachsmythos erleben, in Island ist es möglich (JM)
Ein weiterer versteinerter Troll an der linken Seite des Flusses (JM)
Beim Anblick spürt man die Magie des Wassers und ihrer Bewohner (JM)

Nützliche Informationen zu Island:
- Grundsätzliches / Wissenswertes über Island (KLICK)
- Troutfisherman.de / Informationen zur Stóra-Laxá (KLICK)
- Anreise: mit Flugzeug oder Fähre
- Offizielle Tourist-Informationsseite Island (KLICK)
- FishPal.com / Informationen zu Islands Flüssen (KLICK)
- NASF / North Atlantic Salmon Fund (KLICK)
- Achtung: Lachsangelgerät-Desinfektionspflicht in Island beachten! (KLICK)
- Gerne steht der Autor für nähere Informationen zum Gewässer und Unterkunft zur Verfügung (Kontaktformular).
 
 

Im Fliegenfischer-Forum bisher erschienene Island-Reiseberichte:
- Island: Ein Roadtrip im magischen Land | Von Nicola Sperlich (2016)
- Eine Island-Story: Lachs am Bambus | Von Christian Thalheimer (2014)
- Island 2012 - The Story Of Joy… | Von Andreas Eckl (2012)
- Islands Meerforellen – Springerfischen am Húseyjarkvísl | Von Carsten Dogs (2012)
- Auf Lachs in Island im Sommer 2011 | Von Andreas Eckl (2011/2012)
- Island 2007 - Im Auge des Stiers | Von Marcus Ruoff (2007/2009)
- Breidalsa, Minnivallalaekur, Grenlakuer | von Christoph Meyer (2005)
 
 

PURE LACHSFREUDE (UM)


Die Stóra-Laxá bei Hómabreida mit tiefen Gumpen (JM)
Die Stóra Laxá ist gebettet in malerischer Landschaft (UM)
Eine Meerforelle unterwegs unter Lachsen (UM)
Lachsfischen ist nichts für schwache Nerven (JM)
Abschluss einer tollen Reise (JM)

Literaturverzeichnis:
[1] Die Laxdale Saga, Chapter 2 – Ketill and his Sons prepare to leave Norway, http://sagadb.org/laxdaela_saga.en, abgerufen am 01.03.2016
[2] Laxdæla saga – Wikipedia-Artikel, https://de.wikipedia.org/wiki/Laxd%C3%A6la_saga, abgerufen am 28.02.2016
[3] Islands „Elfenbeauftragte“ – (nur) eine Medieninszenierung? von Lukas Gawenda, http://www.lukas-gawenda.de/islands-elfenbeauftragte-nur-eine-medieninszenierung/, abgerufen am 06.03.2016
[4] Die Stóra-Laxá ì Hreppum I Troutfisherman.de, http://www.troutfisherman.de/stora_laxa_4/, abgerufen am 08.03.2016
[5] Selfoss – Wikipedia-Artikel, https://de.wikipedia.org/wiki/Selfoss, abgerufen am 06.03.2016
[6] Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren, http://www.eu-verbraucher.de/fileadmin/user_upload/eu-verbraucher/PDF/Laendersheets/Autofahren/Autofahren_Island.pdf, abgerufen am 27.02.2016
[7] Gullni hrigurinn – Wikipedia-Arikel, https://de.wikipedia.org/wiki/Gullni_hringurinn, abgerufen am 06.03.2016
[8] Reykjavik – Geschiche Erste Ansiedlung (ab 870), https://de.wikipedia.org/wiki/Reykjav%C3%ADk#Erste_Ansiedlung_.28ab_870.29, abgerufen am 06.03.2016
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© Ein Beitrag und Fotos von Uwe und Jakob Müller für www.fliegenfischer-forum.de - April 2016.
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