"Bonefish DIY"
Text und Fotos: 
Mario Mücke/Sandy Reimann

Die Inselgruppe Los Roques liegt 168 km nördlich der venezolanischen Küste, im Karibischen Meer. Im Jahre 1972 wurden die ca. 50 Inseln des Archipels als Nationalpark unter Schutz gestellt. El Gran Roque, die Hauptinsel, ist die einzige Insel die dauerhaft bewohnt ist. Dort befindet sich der Flughafen, ein kleines Dorf und die meisten Posadas (Pensionen/Hotels). Die Farbkontraste des Ortes, die einfachen Sandstraßen und die kurzen Entfernungen lassen schon wenige Minuten nach Ankunft eine ruhige und entspannte Ferienatmosphäre aufkommen.
Flüge von Deutschland nach Caracas kosten ab € 600. Von Caracas/ La Guaira, von Porlamar (Isla Margarita) und von Maracaibo fliegen kleine Airlines (ca. U$ 100,- p. Person) nach Los Roques. 

Die holprige Landebahn liegt direkt am Meer, nur wenige Meter vom Strand entfernt. 

Bei der Ankunft meldet man sich bei Imparque (Nationalparkverwaltung) an und bezahlt eine Eintrittsgebühr zum Nationalpark, dort kann auch die Angellizenz gelöst werden (ca. U$ 3,00 / Tag).

Ein Angelurlaub auf Los Roques ist nicht billig aber gemessen an anderen Salzwasserdestinationen halten sich die Kosten in einem vertretbaren Rahmen. Das Angebot an Unterkünften in Gran Roque ist groß. Inzwischen gibt es ca. 50 kleine Posadas, die Preise von ca. U$ 30 bis 250 pro Person und Nacht verlangen. Die meisten Angebote beinhalten ein Frühstück, ein Abendessen und einen Bootstransfer zu einer der nahen, vorgelagerten Inseln incl. Lunchbox, Sonnenschirm und Strandliegen. Für den Bootstransfer zu weiter abgelegenen Inseln wie Crasqui wird eine zusätzliche Gebühr von den Posadas erhoben. Ab ca. U$ 70 bieten die Unterkünfte einen ordentlichen Service und ein ansprechendes Ambiente. 
Der Strandabschnitt vor Gran Roque wird von vielen Booten als Naturhafen genutzt und bietet sich nur eingeschränkt als Badestrand an. Dafür bieten die Inseln Francisqui, Nordisqui, Madrisqui und Crasqui unglaublich schöne und einsame Strände. Keine der Inseln verfügt über schattenspendende Vegetation. Ihr solltet unbedingt darauf achten, dass ein Sonnenschirm im Bootscharter enthalten ist. Die Inseln sind mit dem Boot in 15 bis 60 Minuten zu erreichen. Baden, Schnorcheln, Tauchen, Surfen und Angeln - nur wenige Meter voneinander entfernt, diese Kombination ist ein Garant für einen erfolgreichen Angelurlaub bei dem auch die sonnenhungrige Familie nicht zu kurz kommt. Das Meer ist ginklar und wartet mit einer überraschend intakten Artenvielfalt auf.
Hauptsaison auf Los Roques ist von November bis April. Einzige nennenswerte Sehenswürdigkeit auf Gran Roque ist der alte Leuchtturm auf einem Berg hinter dem Dorf. Von dort habt Ihr zum Sonnenuntergang einen schönen Blick auf das Dorf und die nahen Inseln. 

Gran Roque ist keine der typischen Touristeninseln. Diskotheken und Ballermann werdet Ihr vergebens suchen. Am Strand gibt es einfache kleine Bars und Restaurants. Alle Gebäude sind höchstens 2 Stockwerke hoch und vermitteln ein typisch karibisches Flair.

Los Roques bietet Fliegenfischern hervorragende Möglichkeiten, auch ohne Guide, einen scheuen Bonefish zu überlisten. Tarpone, Jacks, Barsche, Permits, Ladyfish, Baracudas und Bonitos kommen dicht an die Strände und können dort sehr gut watend beangelt werden.
Einheimische, gut ausgerüstete Guides lassen sich zu Preisen ab U$ 175 bei vielen Lodges buchen. Die Boote sind sehr gut ausgerüstet und werden auch von amerikanischen Angelreiseagenturen gebucht. Bei Bedarf solltet Ihr vielleicht schon vor Eurer Reise einen Guide reservieren, da gerade die guten Boote in der Hochsaison oft ausgebucht sind. Viele der klassischen, knietiefen Flachwasserbereiche (Pancake-Flats) sind ausschließlich mit ortskundigen Angelführern zu erreichen. Die von den Posadas organisierten Transfers auf die umliegenden Inseln dienen nur als Taxi und bieten sich nicht als Angelboot an. Aber keine Angst auch auf eigene Faust (do it yourself) kann man, mit der richtigen Vorbereitung, seine Fische im tropischen Salzwasser fangen.
Einen Angelshop gibt es in Gran Roque nicht. Ihr müsst alle Angelgeräte mitbringen und auch für eventuelle Notfälle ausgerüstet sein. Als Grundausrüstung für einen Angelurlaub im Salzwasser solltet Ihr zuerst an die richtige Kleidung denken. Die Sonne scheint 12 Stunden am Tag und brennt auf ungeschützte Haut innerhalb einer halben Stunde einen schmerzhaften Sonnenbrand der Euch den gesamten Urlaub verderben kann. Lange Hosen, lange Hemden, ein breitkrempiger Hut, Flat-Schuhe, eine Polarisationsbrille und Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 40 bis 60 gehören zur Grundausstattung. Jede nicht durch Stoff verdeckte Körperstelle muss vor dem Fischen mit Sonnencreme geschützt werden. Die Ohren, das Gesicht und die Hände nicht vergessen, gerade sie sind der Sonne in besonderem Maße ausgesetzt.
Fliegenruten der Klasse 6/7, 8/9 und 11/12, salzwasserfesten Rollen mit exzellenter Bremse, jeweils 200m Backing und schwimmende Salzwasserfliegenschnüre bilden nicht nur in Los Roques die Grundausstattung für Salzwasserfliegenfischer. Mit diesen Kombinationen lassen sich fast alle tropischen Salzwasserfischarten erfolgreich beangeln.
In den Wintermonaten ernähren sich alle Fische von den im Archipel sehr zahlreich vorkommenden Sardinen. Diese kleinen Fische sind so zahlreich, dass selbst Hochseearten wie Bonitos dicht an den Strand kommen um wahre Fressorgien zu feiern. Dieses Rauben wird auch "Tunablitz" genannt. 
Bonitos und Stachelmakrelen schießen in die Sardinenschwärme und innerhalb weniger Augenblicke kocht das Wasser und genauso schnell, wie das Fressen begann, verschwinden die Räuber wieder in tieferes Wasser. Selbst Bonefish und Tarpon holen sich ihren Teil von der reichlich vorkommenden Beute. Konzentrationen von Kleinfischen erkennt Ihr an den zahlreich jagenden Seevögeln.
Die besten Fliegen sind Fischchenimitationen wie: Popovics Surf Candy, Gummy Minnow, Clouser's, Gotchas, Deciver und kleine Popper. Zum Bonefishangeln kann ein normales 12 ft. Salzwasservorfach benutzt werden, auf Tarpone, Jacks und Bonitos benutze ich ein rutenlanges Vorfach mit Hardnylonspitze und einen Popper knüpfe ich immer an ein nylonummanteltes Stahlvorfach, da ich damit schon einige Baracudas verführen konnte.

Bonefish lassen sich sehr gut, an den Stränden, im hüft- und brusttiefen Wasser fangen. Im tieferen Wasser sind die scheuen Fische nicht zu sehen. 

Genau wie beim Meerforellenfischen, werft Ihr die Fliege aus und strippt sie langsam wieder ein. Oftmals sieht man wie einige Bonefish den jagenden Pelikanen die Sardinen förmlich aus den Schnäbeln ziehen. Dort wo die Seevögel jagen sind auch die Fische. Tarpone verraten sich durch "rollen" an der Oberfläche, leider meist im Hafen von Gran Roque, zwischen den Ankerleinen der Fischerboote. Das Rauben der Jacks und Bonitos ist nicht zu übersehen. Die Fliege muss dann augenblicklich in das wild spritzende Wasser dicht an die raubenden Fische geworfen werden. Baracudas werden häufig durch die Geräusche eines Poppers angelockt und attackieren die Fliege dann vehement. Ohne Stahlvorfach habt Ihr dann keine Chance. Baracudas ziehen häufig an den Kanten zum tiefen Wasser entlang.
Die klassische Bonefish-Angelei auf "Sicht" kann sich sehr schwierig gestalten. Im flachen Wasser sind die Fische vom ungeübten Auge nur schwer auszumachen. Ihren Namen "Ghost of the Flat" tragen sie zu Recht. Zudem sind sie extrem scheu und reagieren auf die geringste Beunruhigung mit panischer Flucht. Wir müssen uns auf dem Flat so unauffällig wie irgend möglich bewegen um von den Bone's nicht bemerkt zu werden. Die Fliege muss perfekt über weite Entfernungen, oftmals bei starkem Wind präsentiert werden können. Das ist nicht einfach und gerade an den ersten Tagen eines Trips sollte man sich deshalb einen Guide gönnen. Er kann Euch so manchen frustrierenden Moment ersparen.
Los Roques ist der ideale Platz um erste Erfahrungen im Salzwasser zu sammeln. Gerade wenn man auf die Hilfe eines Guides verzichten möchte oder muss findet Ihr auf den Inseln viele Möglichkeiten Eurer Passion nachzugehen. Der Befischungsdruck hat in den letzten Jahren auch hier zugenommen und einige Angler behaupten die Fische seien schon ziemlich "spookie". Das mag auf die Strände in Gran Roque zutreffen aber auf den anderen Inseln findet Ihr viele wenig beangelte Strände und Flats mit der reellen Chance Euren Traumfisch zu fangen. Nur wenige Angeldestinationen die ich bisher besuchte, bieten auch der sonnenhungrigen Familie die Möglichkeit, einen unvergesslichen Urlaub an der Seite eines Anglers zu erleben.
Grundkenntnisse der spanischen Sprache sind eine wichtige Voraussetzung um sich auf Los Roques zu verständigen. 

Viele der Posadas auf Gran Roque werden von Italienern betrieben, dort wird neben italienisch auch spanisch oder englisch gesprochen.

Zur optimalen Vorbereitung eines Angelurlaubs empfehle ich Euch folgende Bücher und Karten:
Seekarte von Imray-Lolaire D22 "Isla Los Roques", im Maßstab 1:89.700.
Reiseführer: "Venezuela" von K. Dydynski und C. Beech, Lonely Planet, ISBN 1 74104 197 x, € 23,41 Dieser Reiseführer ist eine Bibel für Individualreisende und bietet eine ungeheuere Informationsdichte. Dazu gehören zu erst sehr viele praktische Tipps zu Anreise, Quartier und Lokalen. Dies hilft ganz besonders Urlaubern, die auf eigene Faust unterwegs sind. Über Land und Leute erfährt der Leser sehr viel. Karten und Pläne sind sehr informativ. In englischer Sprache.
Fly fishing for Bonefish - Das Bonefish-Buch von Chico Fernández. Ein ausführlicher Ratgeber für alle an der Salzwasserfischerei interessierten und unentbehrlich für jene, die eine Reise zum Fliegenfischen in die Karibik planen. Nicht nur für einen Anfänger im Salzwasser- fliegenfischen, sehr zu empfehlen. Chico Fernández fischt seit über 30 Jahren mit der Fliege im Salzwasser. Er gibt präzise Ausrüstungstips zur Wahl der richtigen Ruten, Fliegen, Vorfächer, Schnüre usw.  
Er beschreibt die richtige Fliegenpräsentation, den Drill und die Landung von Bonefish und anderen Flatsfischen.
Gute Fotos lassen nie lange Weile aufkommen. Die englischen Texte sind auch für Angler mit geringen Englischkenntnissen verständlich. Sprache: Englisch, Gebundene Ausgabe - 248 Seiten - Stackpole Books, Erscheinungsdatum: August 2004, ISBN: 081170095X, EUR 46,50
Weitere Infos zum Fischen in Venezuela findet Ihr auch auf:
www.abenteuer-angeln.de
 
 

Text und Fotos: Mario Mücke/Sandy Reimann


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