Ein Tag Fliegenfischen im Golf von Mexiko 22-10-2004
Von Marcel Karssies
Wahrend meines Florida Urlaubes im vergangenen Jahr meinte einer meiner amerikanischen Bekannten, dass ich einmal das Fischen vom Strand aus sein lassen sollte und statt dessen mit ihm auf einen Guided Offshore Trip gehen sollte. Ich zwar auf einem sogenannten "Budget Urlaub", aber ein Tag mit Guide war wohl noch drin. Letztendlich entschloss ich mich, einmal das Fliegenfischen auf hoher See zu wagen.
Eigentlich sagte mein Inneres, dass ich nicht mitfahren sollte. Am Abend zuvor war starker Wind aufgekommen und auf dem normalerweise ruhigen Golf von Mexiko bildeten sich Wellen. Da ich ziemlich schnell seekrank werde, waren das nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Angeltag. Als mich Dave und Mark am frühen Morgen abholten, war meine erste Bemerkung, das ich lieber festen Boden unter meinen Füßen haben wollte. Sie meinten aber, ich sollte ruhig mitfahren: wenn das Wetter zu rauh sein sollte, hätte der Guide schon langst angerufen. Mit der Bemerkung, das es ein großes und unvergessliches Abenteuer werden würde, bekamen sie mich doch noch herum. Also fuhren wir Richtung Norden von Naples nach Bonita Springs um uns mit unserem Guide Kapitän Mike Malay zu treffen.
Der Plan des Tages war, 25 Meilen von der Küste weg zu fahren, um einen Krabbenkutter zu finden.
Wenn die Krabbenfischer ihre Fänge säuberten, würden die Bonitos und Thunfische nicht weit weg sein. Ich hatte meine 9-er Rute parat, Dave seine neue 12 Rute und Mark ebenfalls eine 9-er Rute. Wir hätten unsere Sachen aber auch zu Hause lassen können, denn Kapitän Mike hatte jede Menge an Fliegenruten auf seinem Boot. Bevor wir in Richtung offenes Meer fuhren, mussten wir erst Fische zum Anködern fangen. Der Strand in der Nähe von Big Carlos Pass wurde gerade künstlich erhöht. Die treibende Pumpenstation war der Ort, wo Kapitän Mike seine Köderfische mit dem Wurfnetz fing. Danach ging es mit voller Geschwindigkeit auf das weite Meer hinaus...
Auf dem Weg. Links Kapitän Mike Malay, rechts Mark Ward von Everglades Angler

Nach etwa 20 Meilen kam der erste Krabbenfischer in Sicht. Der Kapitän sah gleich, dass da nicht viel los war. "Fauler Fischer" meinte er, weil die Netze sauber waren. Dennoch wurden ein paar Köderfische über Bord geworfen, um zu sehen, ob vielleicht doch noch einige Fische da waren.
Es passierte gar nichts, wir machten uns also gleich wieder auf dem weg weiter raus auf's Meer.

Nach fünf Meilen kamen wir dann einem Krabbenfischer entgegen, der gerade seinen Fang sortierte.
Tauchende Möwen und ein großer Hai hinterm Heck des Kutter's zeigten an, dass wir hier goldrichtig waren.
Kapitän Mike mahnte uns, gut aufzupassen, denn gleich würde die Hölle losbrechen. Er holte ein paar Sardinen aus dem Köderfischtank und warf sie über Bord.
Krabbenfischer High plains drifter aus Fort Myers Beach
 

Wie Blitze kamen die Bonitos an die Oberflache geschossen und machten kurzen Prozess mit den Sardinen.
Wir machten unsere Ausrüstung fertig und einige Minuten später lagen die Sinkschnüre von Mark und Dave im Wasser. Die Fliegen sanken langsam ab und wurden sofort unter der Oberfläche von den Bonitos aufgeschnappt.

In der Zwischenzeit war meine Gesichtsfarbe langsam grün geworden. Die Wellen am Strand waren
noch akzeptabel - aber hier weit draußen war alles ein bisschen größer.  Als der Motor abschaltet 
wurde und wir auf den Wellen am Driften waren, wurde es mir zuviel und ging ich die Fische persönlich mit meinem Frühstuck füttern. Dave hatte schon geahnt, das dies passieren wurde und er hatte ein Mittel mitgenommen, welches meiner Seekrankheit Abhilfe schaffen würde. Ein paar Tropfen Riechöl hinter die Ohren und ich konnte mich endlich dem Fischen mit der Rute zuwenden.
Anbiss...
 

Einfach unglaublich, wie stark die Bonitos waren. Sie schwammen einfach durch die stark eingestellten bremsen und versuchten unter den Kutter zu tauchen. Mark und Dave mussten hart arbeiten, um die Fische zu landen. Neben den Bonitos war ein großer Hai anwesend und es wurde auch ein Blackfin Tunfisch gesichtet.

Doppelter anbiss, doppelte Landung

Ich war nun an der Reihe und hatte sofort einen Anbiss. Mein Vorfach war aber nicht Bonito tauglich und verabschiedete sich...
Der Kapitän knotete eines seiner Vorfächer an meine Fliegenschnur und bald hatte ich wieder einen Anbiss. Das Blöde war, dass der Fisch mit rasanter Geschwindigkeit zum Kutter schwamm. Der Kapitän meinte, ich sollte meine Rollenbremse noch fester anziehen. Das ging aber nicht, weil die schon auf Maximal stand. Der Bonito errichte den Kutter und schwamm unter den Kiel hindurch.


Die Muscheln an der Schiffswand machten kurzen Prozess mit meiner Fliegenschnur. Die war also weg.
Dave hatte inzwischen auch Probleme bekommen. Seine TFO 12-er Rute machte wahrend des Kampfes
ein sehr unangenehmes Geräusch. Sie zerbrach in mehrere Stücke.
Der Kapitän meinte nun, wir sollten es doch lieber mit seiner erprobten Ausrüstung weiterversuchen.
Also fischen Dave und ich weiter mit einer Biscayne Bay 12-er Rute und einer sehr soliden Fin-nor
Ahab Rolle. Dave war als erster dran und war bald wieder im Geschäft. 

Dave, sehr glücklich

Mark hatte auch Geräte-Probleme wie Haken, die sich aufbogen und Vorfächer, die nicht hielten. Jedenfalls aber hielten seine Rute und Rolle die Strapazen aus und fing er Bonitos.

Mark Ward in Aktion (unten)

Wir fischten abwechselnd am Bug von Kapitän Mike’s 30 Fuß Contender. Mit dem bewährten Gerat vom Kapitän konnten wir weiter fischen. Es war so aufregend, das ich meine Seekrankheit einfach vergaß. Dies war wohl das beste Salzwasser- Fliegenfischen, was ich bis dahin erlebt hatte. Es war unvorstellbar, wie viel Kraft diese Fische besaßen. Die Bremse auf der Fin-nor rolle saß so fest, das ich selber nur mit Schwierigkeiten die Schnur abziehen konnte. Die Bonitos aber hatten genügend Energie, um beim ersten Run die Fliegenschnur bis zum Backing heraus zu ziehen. Als erstes versuchten sie, den Krabbenkutter zu erreichen.
Es war eine schwierige Sache, den Fisch zu stoppen beim ersten Run. Auf keinen Fall durfte er unter den Kutter gelangen, denn dass würde das Ende der Fliegenschnur bedeuten. Wenn die Bonitos merkten, das sie den Kutter auf diese Weise nicht erreichen würden, machten sie oft nach rechts kehrt und schwammen mit großer Geschwindigkeit von einer anderen Seite in Richtung Boot. Dann mussten wir wie die Verrückten Schur einkurbeln, um den Kontakt zum Fisch nicht zu verlieren. Wir mussten oft komplett um das Boot laufen, weil der Fisch darunter tauchte. Gar keine einfache Sache mit dem starken Wellengang....

Oben: Erster Bonito an der Fliege
Rechts: Noch einer

Jedes Mal, wenn wir wieder an's Heck von dem Krabbenfischer kamen, sahen wir die Bonitos jagen. Selbst im offenen Wasser waren Bonitos am Jagen. Dort stellten sie fliegenden Fischen nach, die wirklich keine Chance hatten, zu fliehen. Bei meinen vierten Fisch passierte das, was eigentlich nicht passieren konnte. Die 12-er Rute von Kapitän Mike ging zu Bruch! Kapitän Mike war nicht beeindruckt, "Garantiefall" war seine Antwort. Ich entschloss mich, vorerst mal eine Pause einzulegen, um nicht gleich das ganze Rutenarsenal auf dem Boot zu verschrotten. Das Herumsitzen war aber gar nicht gut für meine Seekrankheit. Es dauerte nicht lange und ich hielt meinem Kopf wieder
über Bord...

Frei jagende Bonitos

Wir waren jetzt schon ein paar Stunden auf See und beinahe am Ende unserer Angelzeit. 
Wir fuhren noch zu einen anderen Krabbenfischer, um den Tag zu beenden. Eine neue Portion Riechöl brachte mich wieder auf Vordermann. Die Fliegenrute ließ ich diesmal liegen und holte meine Spinnrute heraus. Mark machte das Gleiche und wir versuchten es auf Bonitos.
 

Ich fischte mit einem weiß-roten Plastikfisch, der allerdings nicht die Chance bekam, allzulange im freien Wasser zu schwimmen. Ich kämpfte hart mit dem Fisch, als ich ihn jedoch an der Wasseroberflache hatte, passierte wieder ein Missgeschick. Rute 3 des Tages brach, meine Spinnrute war jetzt, anstatt drei- viergeteilt. Der Fisch hing aber noch dran und konnte gelandet werden. 
Kapitän Mike hatte es schon am morgen gut ausgedruckt, das die Bonitos Tackelbuster = Gerätzerstörer waren. Der Kapitän meinte, das wir wohl die Meister im Gerät vernichten wären. Dave hatte seine Videokamera mitgenommen und die ganze Reise schon dokumentiert (inklusive meiner Fischfütterung). Na ja - jedenfalls hatten wir eine ganze Menge dazu gelernt und viel Spaß gehabt. Ich würde, obwohl ich seekrank, war die Reise gerne wieder machen. Ich kann jedem nur raten, mal auf so einen Tripp zu fahren, wenn man dort oder in der Nähe im Urlaub ist. Ich persönlich würde aber ruhiges Wetter aussuchen...

Mehr zu Kapitän Mike gibt es bei: 
http://www.evergladesangler.lunarpages.com/portal/
modules.php?name=Sections&op=viewarticle&artid=36
Zum Boot: Wir waren auf einer Splittparty. Normalerweise können zwei Personen gleichzeitig Fliegenfischen. Auf das Boot passen vier Angler. Kosten ungefähr 100 Dollar pro Person und 25 Dollar Tipp, ausgehend von vier Personen. Wenn unverhofft die Bonitos nicht mitmachen sollten, fahrt Kapitän Mike zu Wracks, wo auf Zackenbarsch und Königsmakrele mit der Fliege gefischt werden kann.

Hier ist ein Link zum Image-Videofilm: http://www.evergladesangler.lunarpages.com/portal/bonito.wmv

Für Auskünfte stehe ich gerne zur Verfügung: viosvliegvisclub@hetnet.nl


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