Ein Woche an der norwegischen Orkla in den Spinnler-Lachsstrecken.
Ein Bericht von Michael Müller


ein "Fliegenlachs"
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Die Wolken am bewegten Himmel nehmen wieder drohende Formationen an. Seit fast einer Woche wechselt das Wetter hier im Bereich des Trondheimfjordes mehrmals täglich, deutlich zur Nässe tendierend und überschüttet uns immer wieder mit "flüssigem Sonnenschein". Der Fluß führt klares Niedrigwasser und könnte den Regen gut brauchen. Um den Wasserstand etwas anzuheben, ist er jedoch nicht ergiebig genug.
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die Orkla
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Seit einer Viertelstunde befische ich den mittleren Beat "Wolden". Wurf für Wurf serviere ich die orange-gelbe Fliege auf sechser Zwillingshaken im 45°-Winkel stromab, fische den Wurf aus, gehe drei Schritte weiter und serviere erneut.

Auf einmal spüre ich deutlich ein Zupfen an der Fliege, etwa der zaghafte "Kuss" eines Lachses ? Also sofort einen weiteren Wurf an die gleiche Stelle plaziert, die Fliege fischt herum und ...  sitzt fest!
Zum Glück nicht am Grund, sondern im Maul eines ordentlichen Lachses - der Tanz kann beginnen.
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wir befischen den "Wolden"-Beat
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Der Fisch schwimmt in die Strömung und kämpft schwer am Grund, zu erst auf der Stelle, später zieht er kräftig stromab und legt, als der Widerstand stärker wird, einen ordentlichen Sprung hin.
Ich habe in dieser Woche bereits bitteres Lehrgeld zahlen müssen in Form von zwei verlorenen Lachsen des gleichen Kalibers, deshalb zwinge ich mich zur Ruhe und drille den Lachs schön ruhig und nur nicht zu hart, obwohl das Herz rast und die Nerven auf's äußerste gespannt sind. Der Haken scheint diesmal jedoch gut zu sitzen und meine Freunde kommen angesprungen, um mich mit guten Ratschlägen zu überschütten.
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nocheinmal "Wolden"
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Alles läuft gut, der Lachs wird zusehends müder und nach ca. 20 Minuten, nachdem ich den Fisch ins seichte Uferwasser geführt hatte, kann Frank ihn mit einem beherzten Schwanzwurzelgriff ans Ufer tragen.
Langsam wandelt sich der enorme Druck in wunderbare Freude über einen herrlichen Lachs, knapp 85cm lang und ca. 6 Kilo schwer, frisch aufgestiegen und noch mit Meerläusen besetzt. Der Fisch ist unser Größter in dieser Woche und mein erster (gelandeter) Fliegen-Lachs.
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6 Kilo blankes Silber...
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Die vorstehende Story ist natürlich kein Lachsfischer-Alltag, jedoch hat man gerade in den Spinnler-Lachsstrecken auch als Anfänger die allerbesten Chancen. Bevor man seinen ersten Lachs landen kann, geht selbst in Topstrecken wie in der von uns befischten an der unteren Orkla, tage-, wochen- oder manchmal jahrelange harte Wurfarbeit voraus. Ich hatte, obwohl schon fast eine Woche hier und jede Menge Fische im Fluß waren, die springfreudig waren und teilweise sogar über die Fliegenleine sprangen (kein Witz!!!), schon zweimal kurze Drills mit Lachsen um 6 Kilo, die ich durch eigene Schuld verlor, während Wurzel-Lutz (wir nannten ihn so, weil er sich nicht mit dem Rotationsprinzip anfreunden konnte und desöfteren wie angewurzelt an der selben Stelle fischte, während wir warten mußten) und Sage-Knacker Mario (bereits drei Sage-Ruten in diesem Jahr "zerfledert", so auch seine einzige Lachs-Zweihänder...) bereits 6 Fische zwischen 55 und 75cm gelandet und ebensoviele Drillaussteiger hatten.
So kann es zugehen und irgendwann ist man selbst an einem Punkt angelangt, wo man die Nase voll hat und sich fragt, was man denn nun eigentlich falsch macht. Und irgendwann knallt es dann doch noch und zwar richtig...
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nocheinmal "Wolden", der mittlere Beat, diesmal von der anderen Uferseite
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Ort des Geschehens sind die Lachsstrecken des Schweizers Hans Spinnler an der unteren Orkla. Der zwischen 20 und 30 Meter breite und klare Fluß liegt in Mittelnorwegen, führt auf etwa 70 Kilometer Lachs und Meerforelle und mündet bei der Ortschaft Orkanger (nähe Trondheim) in den Trondheimfjord. Die Orkla gilt als einer der besten norwegischen Lachsflüsse und ist aufgrund seiner Größe für's Fliegenfischen ideal.
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"Elsand", der obere Beat. Ein Bild der oberen "Hälfte".
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Hans Spinnler bietet seinen Gästen Fliegenfischen in drei Beats und 12stündiger Rotation an. Pro Strecke fischen maximal drei Fischer. Zumindest die unteren beiden Beats sind einfach und dadurch auch für Lachsanfänger sehr gut geeignet, der obere Beat ist etwas schwieriger. Herr Spinnler weist alle Fischer sehr freundlich und persönlich in die Strecken ein und steht jederzeit mit gutem Rat zur Seite. Gerade für uns "Frischlinge" waren seine Ausführungen über die Fischerei, das Gerät (den richtigen Hebelansatz...) und Fliegen sehr wichtig und hilfreich.
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...und hier der etws polterige untere Teil von "Elsand"
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Die untere Strecke "Bakka" ist etwa 800m lang, Gezeiten-beeinflußt und gilt unter Experten als der beste Pool an der Orkla überhaupt, da er linksufrig sehr gut befischbar ist mit viel Raum für den Rückschwung und eigentlich immer Fische hält. Wir sahen fast immer eine große Anzahl Fische springen und dort fingen wir den Großteil unserer Lachse. Zum Ausruhen nach jedem Durchgang sind am Ufer Tisch und Stühle aufgebaut, außerdem gibt es einen einfachen Unterschlupf, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt.
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Fischen im Beat "Bakka"
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Der mittlere Beat "Wolden", unsere "Großlachsstrecke", liegt etwa 5 Kilometer oberhalb "Bakka", ist etwa 300m lang, beidseitig befischbar. Auch dieser Beat, eigentlich auch nur ein langgezogener Pool, wird linksufrig befischt und bietet viel Rückraum auch für ungeübte Werfer. Hier fing ich meinen Lachs, verlor einen ähnlichen großen, Lutz fing hier seinen 75er und Frank verlor einen sehr guten Fisch. Auch hier gibt es Stühle und eine abschließbare kleine Hütte zum Ausruhen.
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Ausruhphase am "Bakka"
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"Elsand" heißt der obere Beat, welcher etwa 25 Kilometer flußaufwärt liegt. Etwas zu unrecht wird er auch "Schlafpool" genannt, weil die meisten Fischer die Zeit, die sie hier fischen sollten, zum schlafen nutzen (dafür bleibt sonst nicht viel Zeit...). "Elsand" liegt landschaftlich am reizvollsten in einer Waldlandschaft, ist aber auch am schwierigsten zu befischen wegen kräftigen Uferbewuchs und sehr steinigen, schnellen Flußpartien. Die Strecke ist etwa 500m lang und linksurig befischbar. Der Beat hat im oberen Bereich einen schönen Pool, welcher sich gut befischen läßt, in der nach unten anschließenden, wahrscheinlich nicht sehr oft befischten Strecke muß man sich die Fischerei durch mühsame Uferkletterei erschließen. Der Fischbestand und damit verbunden der Erfolg in der Elsand-Strecke ist m.E. sehr wasserstandsabhängig, da erst bei steigenden Wasserständen Fische hier hoch kommen. Auch hier gibt es eine gemütliche Hütte zum Ausruhen.
An dieser Stelle ist mir der hohe Bestand an Lachsnachkömmlingen aufgefallen - ein Garant für kommende gute Lachsjahre!
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"Elsand" von oben
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und nocheinmal "Elsand"
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Als Unterkunftsmöglichkeiten stehen entweder die Unterbringung im gemütlichen Landhaus in Orkanger-Fanrem oder in sehr komfortabel ausgestatteten Hütten auf dem Campingplatz in Orkanger zur Auswahl. Wir hatten uns für letzteres entschieden und waren erstaunt über den hohen Standart der Hütte. Es handelte sich um eine 4-Bett-Hütte, ausgestattet mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnraum, einem Badezimmer mit Dusche/WC, einem Vorraum und einer Terasse. Zur Innenaussattung gehörten u.a. Kühlschrank, Fernseher, Komplettküche, Bettwäsche, Handtücher etc..
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die komfortable Hütte auf dem Campingplatz in Orkanger
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Gefangene Lachse kann man im Landhaus einfrieren lassen oder in der nahen Räucherei räuchern und vakuumverpacken lassen. Das Räuchern eines 6-Kilo-Lachses kostet etwa 50,--DM, in kleineren Stücken verpackt etwas mehr, die Wartezeit beträgt zwischen 3 und 6 Tagen.
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Ausruh-Hütte mit Rutenständer am "Wolden"-Beat
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Ein paar Worte zu den Fliegen: Nehmen Sie Ihre Lieblingsfliege - Sie müssen dem Muster nur Vertrauen! Ansonsten können Sie alle gängigen Lachsfliegenmuster mittlerer Größe probieren. Gut gehen zB. Orange-Schwarz, GP, Green Highlander, Mickey Finn, gebunden auf Plastiktuben, Zwillings- oder Einzelhaken. Ich hatte mir vor der Reise Unmengen verschiedener Tubenfliegen gebastelt, meine drei Fischkontakte hatte ich jedoch alle auf eine 6er Zwillingsfliege mit orangen Dubbing- und Silberkörper und gelber/oranger Polarfuchsschwinge. Als Grundregel gilt: Kleine und helle Fliegen tagsüber und größere, dunkle Muster während der Nachtstunden. Hier sei jedoch angemerkt, daß es in den Monaten Juni-Juli in diesen Breiten keine Nacht gibt - es bleibt hell!
Einige erfolgreiche Fliegenmuster finden Sie im Anhang.
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Mario und Lutz haben zugeschlagen...
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Übrigens: Um den sehr weit verbreiteten Lachsschädling Gyrodactylus nicht in die Zuflüse des Trondheimfjordes einzuschleppen, ist vor dem Fischen die Desinfektion des Gerätes erforderlich. Dieses Sache wird aus verständlichen Gründen sehr ernst genommen.
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Meerläuse... belegen den Frischaufsteiger!
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Die Wochenpreise der Spinnler-Fischerei liegen zwischen 710,-- und 1455,-- Schweizer Franken je nach Zeit, Unterkunft und Belegung. Alles in Allem stimmt das Preis-Leistungsverhältnis und auch Anfänger haben eine reele Chance auf ihren Lachs.
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Lutz mit Lachs
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Informationen erhalten Sie bei Hans Spinnler, Bachtalenstr. 2, CH-4313 Möhlin, Telefon: 0041-61-851 39 37, Fax: 0041-61-8538106, Mobil:  0041-79-3222587, Internet: www.spinnler-fliegenfischen.ch, Email: hans.spinnler@bluewin.ch.
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Ein weiterer Bericht von unserer Lachswoche ist unter www.marioflyfisher.de zu lesen.
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Norwegen: Lupinenland !.
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Anhang:

Hier finden Sie einige von uns mit Erfolg verwendete Fliegenmuster:
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