Auf Meerforellen an Südschwedens Ostseeküste - April 2007
Bericht und Fotos von Gerold (Gerry) Clasen
Am 6.4.07 (Karfreitag) war es endlich so weit; der lang ersehnte Urlaub (eigentlich sind es ja Überstunden, die ich abfeiere) hatte begonnen. Das Update von Navigon, die Version 6.1 war installiert und unsere erste Etappe, Schwarzenbek bei Hamburg, war programmiert. Auf der A 5, an Frankfurt vorbei, lief der Verkehr noch ganz zufrieden stellend, bis, aus mir unbekannten Gründen, einer in der Schaltzentrale auf die Idee kam, man könnte den Verkehrsfluss ja auch ein bisschen ausbremsen. 120, 100, 80, 60, Stau, geschafft. 2-3 km „stopp and go“ und alles läuft wieder. Einen erkennbaren Grund für den Stau gibt es nicht und hätte man uns nicht ausgebremst, hätte es wohl auch nie einen Stau gegeben. So geht es weiter bis zum nächsten, diesmal ein richtiger, der auch schon über den Äther ging...
Wir nehmen die erste Ausfahrt und umfahren das Ganze auf der Landstraße. So geht es mehr oder weniger schnell voran. Gegen 18:30 h sind wir in unserem Hotel und freuen uns auf das Abendessen. Am nächsten Tag, mit deutlich weniger Verkehr, geht es in Richtung Schweden. Ohne Stau erreichen wir gegen 18:00 h unser Ziel. 

Sind wir bei schönstem Sonnenschein und ca. 17 Grad zu Hause fortgefahren, ist es hier doch schon merklich kühler und auch bewölkt. Gegen Abend gibt es dann auch schon die ersten Regenspritzer. Über Nacht kommt der angekündigte Regen und es wird ungemütlicher. Sonntags wird alles vorbereitet und gerichtet, sodass es am Ostermontag losgehen kann. 

Der Trailer mit dem Boot kommt an den Haken und los geht’s. In Landön angekommen, besuche ich meinen guten Bekannten Sten, seines Zeichens Herr über die Bootsplätze im Freizeithafen Landön. Er weist mir einen bequemen Platz für mein Boot zu, sodass ich meine Gerätschaften nur wenige Meter vom Auto zum Boot tragen muss. Das Boot ist schnell zu Wasser gelassen und ich rudere zu meinem Liegeplatz. 
 
 

Oben: “sjösättning” meines Bootes, wie der Schwede sagt...
Links: Der Hafen für Freizeitboote in Landön

Natürlich will ich heute schon zum Fischen und belade das Boot mit allem, was ich brauche oder wenigstens glaube zu brauchen. Da es nicht gerade warm ist und auch leise vor sich hinregnet, bin ich entsprechend dick angezogen. Jetzt muss ich nur noch den Motor starten und dann kann’s losgehen. Joke ziehen, Handgas voll aufgedreht und kräftig durchgezogen. Und noch einmal, und noch einmal, und noch einmal. Nix, keine Reaktion. Kleines Päuschen, etwas Luft geholt und noch einmal und ………. Was ist denn heute mit dem Motor los; hat er doch noch nie gemacht! Nach ungezählten weiteren Versuchen bin ich so nass geschwitzt als wäre ich ins Wasser gefallen. Der Motor gibt immer noch keinen Pieps von sich. Frustriert gebe ich auf und fahre nach Hause. Da ich ein Optimist bin, hoffe ich auf gutes Gelingen am Dienstag. Gegen halb zehn bin ich wieder am Boot und starte einen weiteren Versuch. Das Spiel vom Vortag wiederholt sich und ich sehe langsam ein, dass der Motor zum Doktor muss. Also wieder an die Rampe und das Boot auf den Trailer gezogen. Schön durchgeschwitzt mache ich mich auf den Weg zum Bootshändler/-mechaniker meines Vertrauens. Zum Glück sind es nur ca. 14 km. Ich klage ihm mein Leid und erzähle ihm von meinen misslungenen Versuchen. Er meint, ich könne das Boot gegen 16:00 h abholen. Ein weiterer Angeltag in den Sand gesetzt. Bereits vor dem genannten Zeitpunkt bin ich in der Werkstatt. “Na, hast du den Fehler gefunden?”, frage ich. “Ja”, sagt er und erzählt etwas von kein Benzin im Vergaser, mit Druckluft rein geblasen und jetzt ginge er wieder. Der Spaß kostet mich 500 Kronen. Na egal, Hauptsache die Kiste läuft wieder. Abmarsch Richtung Landön und wieder schön rückwärts den Trailer in die Rampe dirigiert, klappt immer besser. Das Boot ist schnell zu Wasser gelassen, der Benzintank wird angeschlossen und ………….. erster Versuch und die Kiste springt sofort an. Na, wer sagt’s denn. Eine kleine Ehrenrunde vor dem Hafen und ich tuckere zurück an meinen Liegeplatz. Gang raus und langsam einparken. Ich drücke auf den Stoppknopf, ich drücke auf den Stoppknopf, ich drücke ………… neiiiiiiiiiiiiiiiin, jetzt geht die Mistkarre nicht mehr aus, es ist zum Haareausraufen! Ich ziehe den Joke und der Motor wird sauer. Was ist denn jetzt schon wieder, das hat er bisher aber wirklich noch nie gemacht. Vielleicht hat sich ein Kabel gelöst? Deckel runter und tatsächlich, ich entdecke ein loses Kabel, das aus der richtigen Richtung kommt. Ein passendes Loch für den Stecker ist schnell gefunden, nur die erhoffte Wirkung setzt leider nicht ein. Ich rufe den Händler meines Vertrauens an um vielleicht telefonischen Support zu erhalten. Es bimmelt und bimmelt bis mir endlich der Anrufbeantworter erklärt, dass die Geschäftszeit bis 17:00 h ginge und ich wohl außerhalb dieser Zeit anrufen würde. Komischerweise ist es auf meiner Armbanduhr und auf meiner Uhr im Auto erst 16:30 h. Grrrrrrrrrrrrr. Heute wird’s wohl nichts mehr. Auf meinem Nachhauseweg komme ich an meiner Werkstatt vorbei und sehe, dass noch Licht brennt. Ich vereinbare einen erneuten Termin für den nächsten Morgen. Gegen 10 Uhr stehe ich auf der Matte und Alf kann sich erinnern, dass er da ein Kabel abgezogen hatte………. Schnell hat er den richtigen Platz gefunden. Ein Test und alles funktioniert wie es soll. Ich mache mich wieder auf den Weg nach Landön und wässere zum 3. Mal mein Boot. Der Motor springt sofort an und geht beim Drücken auf den Stoppknopf sofort aus. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen!? 
Auf dem Weg zu meinem Ziel, einer Insel, die ich vom letzten Jahr noch positiv in Erinnerung habe, mache ich einen kurzen Stopp um ein paar Würfe zu machen. Gang raus und schon geht der Motor aus. Das kann’s eigentlich nicht sein, der Motor sollte im Leerlauf schon weiterlaufen. Neuer Versuch, gleiches Ergebnis. Ah, ja, wäre ja auch zu schön gewesen. So ist mir die Sache zu unsicher; ich habe keine Lust auf Felsen zu getrieben zu werden und der Motor springt womöglich nicht gleich an. Also zurück in den Hafen und an meinem Liegeplatz verankert. Deckel runter und in den Motor geschaut. So ein schönes Stellschräubchen wie an meinem alten 2-Takter kann ich bei dem 4-Takter nicht auf Anhieb ausmachen. Wozu gibt’s denn Handys? Alf angerufen und das Problem geschildert. Der meint, es sei wohl besser ich komme vorbei. Warum auch nicht, war ich doch erst einmal an diesem Tag bei ihm gewesen. Die erforderlichen Handgriffe zum Aufladen des Bootes sitzen perfekt, Übung macht halt den Meister. Eine halbe Stunde später bin ich wieder in meiner Werkstatt und Alf meint grinsend, es geht doch nichts über Stammkunden. Deckel runter und an zwei Stellen eine Weile rumgeschraubt, probiert, rumgeschraubt und die Sache hört sich gut an. Alf sieht das Ganze als Service an und berechnet mir nichts. 

Und wieder geht’s Richtung Landön. Alles klappt vorzüglich, schließlich habe ich es oft genug geübt. Der Wind ist inzwischen ein gutes Stück stärker geworden, was mich jedoch nicht abhält, an meine Lieblingsinsel zu schippern. Dort angekommen blinkere ich ein paar Stellen ohne Erfolg ab. Nicht zu fassen, komme ich heute doch tatsächlich noch zum Fischen. Der starke Wind verhindert natürlich bereits im Ansatz jegliches Fliegenfischen. Die inzwischen ein gutes Stück größer gewordenen Wellen haben jetzt alle weiße Gischtkronen. Natürlich kommt der Wind aus der denkbar ungünstigsten Richtung, direkt von Land. Mir wird’s hier langsam etwas ungemütlich und ich fahre sachte gegen die unberechenbaren Wellen in Richtung Hafen zurück. Das Wetter hat sich zwischenzeitlich gemausert und bei blauem Himmel und Sonnenschein zeigt das Thermometer 16 Grad. Dann hoffe ich mal auf den Donnerstag.

Donnerstag, 12. April: 10 Minuten vor 10:00 Uhr bin ich an meinem Bootsplatz. Das Wetter macht soweit einen ordentlichen Eindruck. Ein bisschen mehr Wind könnte sein. Dank meines guten Liegeplatzes ist das Boot in kurzer 

Zeit beladen und ich kann endlich starten, in der Hoffnung einen Angeltag ohne Störungen zu erleben. Ich fahre ohne Umschweife direkt an meine Lieblingsinsel. Ein kleines Windchen weht auf die Nordseite der Insel und lässt nicht allzu viel Hoffnung aufkommen. Ich mache zwei Würfe mit meiner 7/8er und beobachte dabei die Umgebung. Nicht zu glauben, in ca. 15 – 18 m sehe ich eine ordentliche Forelle zweimal „tailen“. Ich werfe den Fisch an und strippe meine GP (General Practitioner) langsam ein. Eigentlich habe ich die interessante Stelle schon passiert und nichts ist geschehen. Na, ja, ein neuer Versuch, denke ich als der ersehnte Biss doch noch mit Verspätung kommt. Ich spüre sofort, dass es sich um einen guten Fisch handelt. Nach dem Vermessen und Verwiegen steht fest, dass es sich um meine bisher größte Meerforelle auf Fliege handelt. 68 cm lang und 2750 gr. schwer. Der Tag fängt ja gut an. 
Oben: 68 cm lang und 2750 gr. schwer
<= 65 cm lang und 3,2 kg schwer

Ich beackere die Insel von unten bis oben und wieder zurück aber es will nichts mehr beißen. Ich fahre ein paar andere Stellen an und probiere mal mit Fliege und mit Blinker aber bis halb zwei ist Sendepause. Eine Untermaßige wird abgehakt und darf zurück. Plötzlich bemerke ich, dass Wind aufgekommen ist und zwar aus der richtigen Richtung. Mit Vollgas zurück an meine Lieblingsinsel. Dort angekommen haben sich auch schon gute Wellen aufgebaut, die hoffen lassen. An einer bekannt guten Stelle schnappt sich eine schöne Forelle meine Fliege, kommt aber sofort wieder los. Weitere Versuche werden ignoriert. Ich lasse mich jetzt durch den Wind abtreiben und befische so einen größeren Bereich, es findet sich jedoch kein Interessent. 

Also wieder zurück an den Ausgangspunkt. Dieses Mal versuche ich mein Glück mit dem Blinker. Sofort beim ersten Wurf gibt es einen ordentlichen Ruck in der Leine und der Anhieb sitzt. Eine schöne, kräftige, blanke Forelle zeigt was sie kann. Sie schießt hin und her und will partu nicht in den Kescher. Nach 3-4 Minuten gelingt es mir dann doch den Fisch über den Kescher zu führen und ins Boot zu heben. Eine feiste Schönheit, 65 cm lang und 3,2 kg schwer. 
Beim Ausnehmen finde ich 2 Sandaale, einige Stichlinge etliche Garnelen und noch so einiges an Kleinzeug in ihrem Magen. Ich mache meine letzten Würfe für heute, bei denen mir noch eine Forelle nachläuft; sie ist für morgen vorgemerkt. 
 

Die beiden Größten des Urlaubs =>

Die erste Forelle wird komplett eingefroren und geht mit zurück für einen Freund, dem jetzt sicherlich schon das Wasser im Munde zusammenlaufen würde, wüsste er bereits von seinem Glück. Die Dicke wird filetiert und geräuchert und gegen 23:00 h bin ich mit allem fertig und reif für’s Bett.

Freitag, 13. April: Zum Glück bin ich nicht abergläubisch. Kurz vor 10 Uhr bin ich wieder an meinem Boot. Auf der Ostsee ist Nebel angesagt. Egal, ich weiß ja wo ich hin will. Motor angeschmissen und rein in die Suppe. An den erahnbaren Umrissen der Inseln auf meinem Weg zu meinem Lieblingsplatz orientiere ich mich und fahre ein gutes Stück langsamer als sonst, immer mit einem Auge auf dem Echolot um nicht plötzlich in einem flachen Bereich mit Steinen zu landen. Das ist ein grundsätzliches Problem in diesem Schärengarten, jede Menge Steine. Ich hoffe auf ein wenig Wind, der den Nebel aufreißen könnte, habe aber kein Glück; absolute Flaute. Zwischenzeitlich sollte ich in der Nähe meiner Insel angekommen sein, kann aber nur links von mir eine andere Insel ausmachen von der ich zwar glaube zu wissen welche es ist, aber 100% sicher bin ich mir nicht mehr. Wenn ich weiterfahre habe ich keinen Anhaltspunkt mehr wo ich mich befinde. Vorsichtshalber bleibe ich an dieser Stelle. Oben ist die Sonne zu sehen, die schon schön warm macht, aber der Wind lässt noch auf sich warten. So nutze ich die Zwangspause und richte meine Ruten. Nach etwa einer halben Stunde kann ich vor mir in ein paar hundert Metern die Umrisse meiner Lieblingsinsel ausmachen. Also hatte ich mich doch nicht verfahren sondern nur etwa 300 m zu früh aufgegeben. 

<= dicke Suppe

Na, egal, ohne Wind sind die Chancen eh lausig. Bis endlich ein vernünftiger Wind einsetzt ist es bereits nach 13 Uhr. Außer einem neugierigen kleinen Nachläufer war bis zu diesem Zeitpunkt nichts Bemerkenswertes geschehen. Um 14 Uhr hake ich eine untermaßige Forelle von ca. 700 gr. und ca. eine Stunde später eine weitere, noch etwas kleiner als die erste. Eine Weile später verliere ich eine gute Forelle von ca. 4 Pfund nach einem Drill von ca. 2 Minuten; die GP hatte wohl nicht richtig gegriffen. Das war die erste richtige Forelle auf meiner neuen 2-Händer Boron IIX Spey (7/8) von Winston. Die Rute ist wunderbar leicht und angenehm zu fischen. Normal bräuchte ich ja keine 2-Händer auf dem Boot aber bei den vielen Würfen, die man so in 6-7 Stunden macht ist das Handling einfach angenehmer; dazu kommt noch der Vorteil, dass man sich bei 

stärkerem Wind die Schnur samt Fliege in einem angemessenen Sicherheitsabstand von den Ohren halten kann. Noch einmal gibt es einen Ruck in der Leine, aber der Fisch bleibt nicht hängen. Gegen 17 Uhr bin ich wieder an meinem Bootsplatz und lasse den Angeltag mit einer Tasse Kaffee ausklingen. 

Samstag, 14. April: Ca. 10 Uhr, herrliches Wetter, blauer Himmel, Sonnenschein, leider jedoch kein Wind. Ich fahre zu einer bekannt guten Stelle in der Nähe von Åhus, einige Kilometer westlich, in der Hoffnung, dass dort etwas Wind vom offenen Meer hereinkommt. Leider nicht, alles spiegelblank. Ich nutze die Gelegenheit und schaue mir ein paar steinige Stellen etwas genauer an, um sie dann irgendwann einmal, bei Wind, besser befischen zu können. 

Außer mir sind noch drei weitere Angelboote vor Ort, ich kann aber nirgendwo eine krumme Rute ausmachen. Auch im Wasser stehen einige Kollegen, denen es nicht besser geht. 

Oben: ein watender Kollege
Links: typische Meerforellenstelle

So mache ich mich wieder auf den Rückweg. Dieses Mal fahre ich noch ein Stück weiter raus bis zur letzten Schäreninsel vor der offenen See. Auf dieser Insel steht ein weithin sichtbarer Leuchtturm und noch etwas beherbergt die Insel, hunderte von Kormoranen. Die wenigen Bäume sind weiß und recken ihre Äste wie gebleichte Knochen gen Himmel.

Auch hier schaue ich mir einige Stellen an, die bei richtigem Wind sicherlich einen Versuch wert sind. Ich akzeptiere, dass heute ein schöner Angeltag und halt eben kein Fangtag ist War nicht das erste Mal so und wird auch wohl nicht das letzte Mal so gewesen sein. 

Sonntag, 15. April: Wetter, wie es schöner nicht sein kann, allerdings für einen Nichtangler. Blauer Himmel, Sonnenschein und fast windstill. Gegen 13 Uhr kommt ein bisschen Wind auf, der wenigstens die Oberfläche ein wenig kräuselt. Als hätten die Fische nur darauf gewartet, habe ich direkt hintereinander zwei Nachläufer so um die 2 kg. Das Wasser ist aber noch ziemlich sichtig und sie können sich nicht entschließen zuzufassen. So mache ich, wie auch gestern, den Rest des Tages Wurfübungen. 

Oben: hunderte der schwarzen Gesellen
Links: typische Meerforellenstelle

Montag, 16. April: Das schöne Wetter hält an, die Flaute leider auch. Ich habe wieder zwei Nachläufer an der selben Stelle wie gestern, die aber wegen des klaren Wassers nicht nehmen. So fahre ich mal wieder in den Bereich von Åhus. Auf dem Weg dorthin sehe ich weit vom Ufer entfernt zwei Steine aus dem Wasser ragen, die mir vorher noch nicht aufgefallen sind. Kurz entschlossen fahre ich hin und schaue mir den Platz an. Bei entsprechendem Wind sicherlich ein guter Platz. Als ich mir so die Umgebung ein wenig näher betrachte, bemerke ich den Kopf eines Seehundes, der mich aus einiger Entfernung beobachtet. Schön, dass es noch ein paar dieser Gesellen in der Ostsee gibt. An meinem Ziel angekommen, kräuselt ein leichtes Windchen die Wasseroberfläche. 

Da ich nicht so richtig mit einem Anbiss rechne, verschlafe ich den einzigen Biss des Tages. Innerhalb kurzer Zeit wurde aus dem schwachen Lüftchen ein ausgewachsener Wind. Da an dieser Stelle keine vorgelagerten Inseln sind kommen die Wellen in ordentlichen Größen angerollt. Mir wird es hier etwas ungemütlich und ich fahre die 3-4 km in den inneren Bereich der Schären zurück. Aber auch hier bläst es in der Zwischenzeit gewaltig. Ich bin mehr mit dem Hantieren des Bootes beschäftigt, als dass ich groß zum Fischen komme. Durch die mittlerweile recht hohen Wellen ist es nicht ganz ungefährlich, das Boot in dem steinigen Bereich treiben zu lassen. Da auch nichts mehr beißt, fische ich mich langsam in Richtung Hafen. Da sieht man mal wieder, einem Angler kann man es nicht Recht machen. Erst kein oder zu wenig Wind und dann ist es wieder zuviel. Laut Wetterbericht soll es morgen ähnlich werden. Dann lasse ich mich einmal überraschen.
Oben: weit weg vom Ufer, mitten in einer riesigen Wasserfläche
Links: beeindruckende Unterwasserwelt

Dienstag, 17. April: Das Barometer ist über Nacht ein gutes Stück gefallen und es ist frischer Wind (7-11 sek./m) aus Nordwest angekündigt. Heute bin ich schon um 09:30 h auf dem Wasser. Der Wind kommt vom Land und drückt auf den unteren Teil meiner Lieblingsinsel. Die Fliegenrute packe ich erst gar nicht aus, obwohl ich gerne das neue Muster ausprobiert hätte, das ich gestern Abend noch gebunden habe. 
Schon nach knapp zehn Minuten erhalte ich einen Biss auf meinen Eigenbaublinker, die Forelle kann sich aber nach kurzer Zeit lösen. Ich fahre die üblichen Stellen an, aber es will vorerst nichts mehr beißen. 

An einer Stelle, die mir schon mehrere Fische gebracht hat, erhalte ich gegen 10:40 h wieder einen Biss und diesen Fisch kann ich nach kurzer, aber heftiger Gegenwehr sicher landen. Die Forelle ist ein wenig schlank, sie hat bei einer Länge von 58 cm nur 1500 gr. 

Der Himmel wird zunehmend grauer und auch der Wind hat einen Gang zugelegt, ist aber noch im “grünen Bereich”. Ich fahre an eine Stelle, die ich mir vor ein paar Tagen bei Flaute angeschaut habe, um dort einmal mein Glück zu versuchen. Obwohl dieser Platz einen guten Eindruck auf mich macht sind entweder keine Fische dort oder sie haben keine Lust zu beißen. Also wieder zurück zur Insel. Da der Wind aus der falschen Richtung bläst, treibt natürlich auch das Boot ganz anders als gewohnt. Aber was soll`s, lieber so ein Wind als gar keiner. Ich denke mir, es wäre mal wieder an der Zeit den unteren Bereich der Insel zu befischen, dort kommt 

der Wind ja eigentlich auflandig, so wie es sein soll. Der Wind ist noch etwas stärker geworden und das Boot wird ziemlich schnell getrieben. 

Oben: bei einer Länge von 58 cm etwas schlank geraten | Links: da braut sich etwas zusammen

War da beim Einholen eben nicht ein ganz leichter Stups am Blinker; Einbildung, ein Stein oder doch ein Fisch? Ich werfe den Platz erneut an und dieses Mal kommt ein richtiger Biss und der Anhieb sitzt. 3 Pfund bei einer Länge von 55 cm. Nachdem ich den Fisch versorgt habe, bekomme ich plötzlich von hinten eine kalte Dusche auf den Hosenboden. Durch eine Bö hat sich das Boot etwas gedreht und eine Welle hat ihre Chance genutzt. Ich schaue mir das Wasser jetzt etwas bewusster an und komme zu dem Ergebnis ……. so langsam wird`s Zeit; ab Richtung Hafen. 

Die Wellen sind deutlich größer geworden und tragen eine Gischtkrone, der Wind ist stark böig und beutelt mich schön durcheinander. Ich muss mich jetzt voll auf`s Fahren konzentrieren und komme mir vor, als würde ich einen Bullen einreiten. Zum Glück habe ich ein stabiles Boot und der 15 PS Motor arbeitet zuverlässig. Im Hafen angekommen werfe ich einen Blick zurück auf die Ostsee und muss mich wundern, dass das, was ich gerade hinter mir habe, von Land aus so harmlos aussieht. Jetzt geht es nach Hause wo die Fische filetiert und geräuchert werden. Im Radio höre ich, dass für morgen „frischer Wind“ (9-13 sek./m.) angekündigt wird. Da lasse ich mich einmal überraschen. Vielleicht kann man morgens ja noch 2-3 Stunden vernünftig fischen. 

Bootshafen Landön =>

Mittwoch, 18. April: In der Nacht hat es geregnet. Im Boot hat sich etwas Wasser angesammelt, das ich ausschöpfen muss. Ich bin mir unschlüssig was ich machen soll. Es geht schon ein böiger Wind und auf dem Wasser sieht man bereits Gischtkronen. Jetzt bin ich aber schon einmal hier und es ist der letzte Tag; aufgeben kann ich auch noch später. Die Fliegenruten bleiben gleich im Wagen, da das heute garantiert nichts wird. Auf dem Wasser stelle ich fest, dass es gar nicht so schlimm ist, wie es ausgesehen hat. An meiner Insel angekommen beackere ich die Nordseite, habe aber keinen Erfolg. Der Wind kommt wieder von Nordwest und das Wasser ist absolut klar und sauber; kein Grashälmchen bleibt im Drilling des Blinkers hängen. Ich nehme an, dass das ganze abgerissene Zeugs auf dem Weg nach Polen ist. Der trübe Himmel hat in der Zwischenzeit aufgeklart und die Sonne zeigt sich. Wir haben zwar nicht mehr die Temperaturen wie in den letzten Tagen, heute sind es so um die 7-8 Grad, aber wenn man entsprechend angezogen ist, stört das auch nicht. Der Wind hat sich beruhigt und hat jetzt eine Stärke, die ich als ideal bezeichnen würde, er müsste halt nur noch von der richtigen Seite kommen. So fische ich die Westseite der Insel rauf und runter, habe aber keinen Kontakt. Irgend etwas scheint den Fischen heute nicht zu gefallen, vielleicht der stark gefallene Luftdruck. Ich fahre auch mehrfach an eine größere Steinansammlung im freien Wasser, aber auch das bringt keinen Fisch. So fische ich bei schönstem Wetter bis gegen 14:30 h ohne jedoch Fischkontakt zu bekommen. Was soll`s, ich habe meine Fische gefangen, es hätten zwar ein paar mehr sein können, aber man soll nicht unbescheiden sein. Ich werfe noch einen wehmütigen Blick zurück und mache mich auf den Weg zum Hafen, wo mein Wagen mit dem Trailer bereit zur letzten Runde steht. 

Am Freitag geht es wieder Richtung Heimat; in gut drei Wochen kommen wir aber schon wieder zurück und dann müssen die Hechte im Ivösjö auf der Hut sein.
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Ein Bericht von Gerry Clasen für www.fliegenfischer-forum.de
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