Fliegen-Monatsspezial 01/2005:
Fly-Swap 5 
Thema "Forellensee-Fliegen"
Organsisator: Torsten Rühl

Wenn man bedenkt, dass sich im Fliegenfischer-Forum täglich hunderte von Usern tummeln, von denen sicher die Hälfte - oder weit mehr - selbst Fliegen binden, ist die Teilnahme von nur 7 Personen an einer so interessanten Sache wie einem Fly-Swap (das bedeutet so etwas wie "Thematisches Fliegenaustauschprogramm") wirklich nicht gerade berauschend... 
Vielleicht denken einige der Zögerer einmal darüber nach, auch mitzumachen - der nächste Swap (Thema Nymphen) ist schon in der Planung (siehe Forum: Unterforum "Fliegenbinden und Insektenkunde").

Vielleicht wurden einige von Euch auch durch das diesmal besonders "anrüchige" Thema "Forellensee-Fliegen" abgestoßen. Allerdings muss ein Forellensee nicht unbedingt ein künstlich angelegter, kommerzieller und sogenannter "Forellenpuff" sein. Vielmehr gibt es weltweit eine Vielzahl interessanter und mehr oder weniger natürlich entstandener Stillgewässer mit Salmonidenbeständen, für welche die Fliegen aus diesem Swap ebenfalls einen Versuch wert wären.

Die sieben abgelieferten Fliegen besitzen jedenfalls 'mal wieder eine sehr ordentliche Qualität und sind recht interessant. Das Ergebnis sieht so aus:


Lady's first:

Rubber-Schreck chartreuse
(Binderin: Dagmar M.)

Haken: 8er Streamerhaken  (hier VMC)
Beschwerung / Augen: bronze Kugelkette
Bindefaden: schwarz  6/0
Körper: chartreuse Chenille, 
Körperhechel: grizzly olive dyed Sattelhechel
Schwanz: chartreuse Marabou + 2-4 Flashfäden
Rippung: dünner Silber- (oder Gold-) draht
Fühler/Beinchen: weiße Rubberlegs

Haken einspannen, Grundwicklung legen und die Kugelkettenaugen einbinden. Mit einem Tropfen Kleber fixieren, damit sie nicht verrutschen.
Marabouschwänzchen mit Flashmaterial (o.ä.) einbinden, dann die Rubberlegs, 2 Stück von 8cm über die ganze Länge des Hakens einbinden, so dass jeweils vorne und hinten gut 2 cm überstehen. 
Den Faden wieder nach hinten führen und Draht, Hechel (mit dem dünneren Ende) und etwa 8 cm Chenille einbinden.
Als erstes Chenille nach vorne winden und abbinden, die Hechel palmerartig zum Öhr winden und abbinden, mit dem Draht entgegengesetzt die Hechel umwinden, abbinden und Endknoten und Lack / Kleber drauf. Zum Schluss noch die Beinchen / Fühler zurechtstutzen. Fertig.
Montana green
(Binder: Henrik)

Materialliste:

Streamerhaken (2 x lang)
Bindfaden schwarz 6/0
Chenille schwarz & chartreuse
Gliss n gloss 
schwarze Hahnenhechel
Marabou schwarz

Bindeanleitung:

1. Haken einspannen und Grundwicklung legen
2. Schwarze Maraboufeder als Schwanz einbinden. Einen Strang Gliss n gloss 

an jeder Seite des Schwanzes ebenfalls mit einbinden.
3. Chenille schwarz einbinden und bis etwas über die Hälfte nach vorne winden und abbinden (nicht abschneiden!).
4. Chenille chartreuse und schware Hahnenhechel einbinden
5. Chenille chartreuse nach vorne winden und abbinden
6. Hahnenhechel ebenfalls nach vorne winden
7. Das restliche schwarze Chenille nach vorne legen und vorm Hakenöhr abbinden. Schlußknoten mit Lack sichern - fertig.
Damsel aus Straussenfiebern
(Binder: Mario)

Haken: TMC 400T Gr. 10
Faden Uni 6/0 schwarz
Augen: Kugelkette schwarz
Schwänzchen und kompletter Körper aus 7 bis 10 Straussenfiebern.
Flügelscheide: Polypropylene Garn schwarz

Zuerst die Augen einbinden und dann mit dem Faden eine Grundwicklung bis nach hinten legen. Diese lackieren und die Straussenfiebern als Schwänzchen einbinden. Den Faden nach vorne führen bis 5 mm hinter die Augen. Die Straussenfiebern verdrehen und den Körper damit formen. Da Straussenfiebern sehr stabil sind, braucht man keine Rippung, kann aber mit Golddraht eine machen. Die Straussenfiebern abfangen mit dem Faden, aber nich abschneiden. Das Polygarn einbinden und mit dem Rest der Straussenfiebern den Thorax formen. Zwischen Hakenöhr und Augen die Fiebern abfangen und den Rest abschneiden. Das Polypropylene über die Augen legen, abfangen mit dem Bindefaden, abschneiden und ein schönes Köpfchen bilden. Abschlussknoten machen und lackieren.

Diese Nymphe ist super einfach zu binden, sieht sehr gut aus und fängt ausgezeichnet. Sie sollte in Achterschlingen eingeholt werden, da sie dann sehr schön spielt. Ich habe gerade im Sommer mit dieser Fliege sehr viele Forellen am Put&Take See gefangen. Sehr oft auch auf Sicht angeworfene Fische.
Man kann sie auch in grün oder hellbraun binden. In grün werden eher Libellenlarven und in braun ganz wunderbar aufsteigende Maifliegenlarven imitiert.


„Kieler Mitschnacker“ 
(Binder: Todde)

Binderezept 
• Haken: Mustad Streamer Hooks, Ref. 80400BLN, Größe 8 
• Bindefaden rot 
• Dubbing: „Kaffeemühlenmix“ aus Ice Dubbing schwarz, grün, rot 
• Schwänzchen: einige Fibern Goldfasankragen und schwarze Maraboufibern, dazu kleiner 
Bisspunkt aus silbernem Flachtinsel 

• Körperhechel: Hahnenfeder #2 Grizzly (oben beschnitten) 
• Rippung: silbernes Ovaltinsel 
• Schwinge: schwarz gefärbte Blaufuchshaare 
• Kopfhechel: Hahnenfeder grau (nach unten gezogen) 
• Augen: große Kugelketten 
• Mit Kopfknoten und Bindelack abschließen 

Einsatzgebiet und Erfahrungen.
Der Streamer ist eigentlich aus einer Not am Fliegenfischerbach in Arrild (Dänequark) entstanden. Als 
alle anderen der sonst bewährten Fliegen (diverse Nympfen, Montana, Nassfliegen, etc.) nicht 
genommen wurden, griff ich aus purer Verzweiflung zu einer Meerforellen-Magnus, die eigentlich nur 
aus Versehen in der Puffdose gelandet war. Mit den sehr schweren Augen ist es möglich sie mit 
transparentem Intermediate Vorfach tief zu fischen. Zügig eingestrippt bringt sie auch dann noch 
Fische, wenn bei hohem Befischungsdruck und trampeligen Artgenossen alle Forellen am Grund 
Deckung suchen. In dem Gewässer gibt es jede Menge Kleinfische (Lauben?). Vielleicht imitiert mein 
„Kieler Mitschnacker“ diese vortrefflich oder die Reizwirkung von Meerforellenfliegen spricht 
archetypische Fressmuster der degenerierten Zuchtforellen an. 


"Charteuse Goldköpfchen"
(Binder: Hares Ear)

TMC 5263 oder Partridge Captain Hamilton Nymph Größe 10 mit Goldkopf
versehen. Schwarzen Bindefaden zum Hakenbogen winden und lackieren. Schwanz
aus charteuse grizzly Marabou mit drei Fäden pink Crystal Flash, Körper
chartreuse Wolle mit einer chartreusen "Schlappen" Hechel überwunden.
Frei nach dem amerikanischen Motto "it ain't no use if it ain't chartreuse".

Die Fliege funktioniert nicht nur auf dänische "Teichschweine", sondern auch auf frisch besetzte Regenbogen im Fluß. Die sollten ja möglichst aussortiert werden.
"Shrimps"
(Binder: Torsten Rühl)

Haken: Mustad 80150 swimming nymph
Bindegarn:  braun
2 Perlen
Kupferdraht
Schwarze Hechelfedern

Perle auf ein ca. 5 cm langen Kupferdraht auffädeln. Perle mit 2 Findern festhalten und den Draht verdrillen.
Das macht man dann auch mit der zweiten Perle.
Haken in den Bindestock klemmen und Grundwicklung aufbringen.
Die vorher hergestellten Augen (Kupferdraht mit Perle) am Hakenbogen einwinden.

Zwei schwarze Hechelfedern einbinden und das Garn bis zum Hakenöhr binden. Die Federn gleichmäßig um den Hakenschenkel nach vorne bringen und mit einem Kopfknoten abschließen.
Man kann die Federkiele auch als kleine Fühler vorne stehen lassen.
Ich fische diese Fliege grundsätzlich mit sinkenden Schnüren. Gerade an kühlen Tagen wenn Forellen tief im See stehen.
"Pinkie"
(Binder: Michael Müller)

Material:
starkdrahtiger Nymphenhaken Gr.8 bis 16
Bindegarn rot (bzw. pink)
Marabou oliv
Dubbing langfaserig weiß und weich
Ice-Chenille pink
Goldkopf- oder Tungstenperle

Verarbeitung:
Goldkopf aufschieben, Bindegarn anlegen und Kopf fixieren, Marabou als Schwänzchen (anderhalb

mal Hakenlänge) einbinden, mit Garn Dubbingschlaufe für weißes Dubbing bilden, Körper bis ca. zur Hälfte dubben, Ice-Chenille einbinden, damit restlichen Körper bis hinauf zur Kugel dubben (bei mir leider etwas zu weit hoch gegangen, wie auf dem Foto unschwer zu erkennen ist :-(), Abbinden, Kopfknoten, Lackieren, fertig.

Einsatzgebiet:
Eine Top-Fliege für wenig- bis unbewegtes Wasser. Bedingt durch die Materialien Marabau und weiches, langfibriges Dubbing schöne Beweglichkeit! Der Goldkopf bringt das erforderliche Gewicht (kann bei Bedarf auch durch eine fast gewichtslose Glasperle ersetzt werden) und das Ice-Chenille in Pink gibt letztendlich den Schlüsselreiz für den Anbiß - probiert es aus! Geführt wird das Teil je nach Standtiefe der Fische nach einer Absinkphase mit gaaaanz kleinen Zupfern.

Vielen Dank an alle Teilnehmer !


Fotos (C): Michael Müller, www.fliegenfischer-forum.de

Und ab hier wäre nun Platz zur Besprechung der einzelnen Muster. Diskussionsrunde eröffnet!