Leider wurden
wir von Regen begrüßt, welcher uns auch auf der ganzen Reise
nur kurzzeitig verlassen sollte.
Auf der ersten
1000 Kilometer - Etappe gings zwischen Vättern- und Vänernsee
hindurch bis hinauf nach Östersund. Hier in Härjedalen lag rechter
Hand vom Storsjö unser erstes Zielgebiet: der Fjällfluß
Dammån u.a. mit einem Bestand von aus dem Storsjö aufsteigenden
Forellen. Wir ereichten das Gebiet am Abend des ersten Tages und quartierten
uns im Dammåns Angelcamp in Bydalen hoch oben im Fjäll ein.
Der Dammån ist ein wunderbarer Wildnisfluß, er entspringt im ANARIS-Fjäll in der Nähe des landschaftlich reizvoll gelegenen Gebirgsdorf Hogjekardalen, fließt erst durch einen See, anschließend kommen lange und starke Gefällstrecken, münden einige Nebenflüsse, dann weiter abwärts wird der Fluß ruhiger und tiefer. Etwa in der Mitte der Strecke befindet sich ein kleines Kraftwerk. Hier werden an der Fischaufstiegshilfe seit 1950 täglich 8.00 und 16.00 Uhr die frisch aufgestiegenen Forellen gekeschert, vermessen, gewogen und flußaufwärts ausgesetzt. Es sind jedes Jahr etwa 500 Exemplare von 1 - über 8 Kilogramm. Die gleiche Anzahl Fische soll unterhalb im Fluß verbleiben.
Nach kilometerlangen Rauschen fließt der Damman anschließend durch ein ausgedehntes Waldgebiet, desöfteren teilt sich der Fluß in mehrere Arme oder wir fanden uns in tödlich spitzen Biberlandschaften wieder. Kurz - man fühlt sich in die kanadische Wildnis verschlagen.
Der Dammån
- Wildnis pur
Natürlich fingen wir trotz etwas erhöhten Wasserstand einige Äschen und kleinere Bachforellen, jedoch fast ausschließlich an allgemein gut zugänglichen und demensprechend frequentierten Stellen. Jedesmal jedoch, wenn wir einen ausgiebigen Wandertrip an abgelegene und landschaftlich wunderschöne Gewässerstrecken unternahmen, blieben die fischereilichen Erfolge äußerst spärlich.
Biberlandschaft
am Dammån
Nächstes Ziel sollte der Ammerån sein, nordöstlich gelegen zwischen Hammerdal und Hammerstrand. Leider mußten wir dieses Vorhaben nach einer kurzen Stippvisite wegen moorbraunen Hochwasser sein lassen und weiter nach Norden reisen. Schade, denn auch dieser Fluß fließt durch eine großartige Waldlandschaft und soll hervorragende Bachforellen- und Äschenbestände beherbergen. Aber das wird auf einer der nächsten Reisen zu untersuchen sein.
Weiter ging die Fahrt auf dem Inlandsvägen.
In der Hoffnung,
den Regen endlich hinter uns zu lassen, fuhren wir ein großes Stück
nach Norden. Nächste Ziele waren die Flüsse VINDEL- und LAISÄLVEN
- phantastische Trockenfliegenfischerei auf Äschen, die im Schein
der Mitternachtssonne wie verrückt Sedges jagen, so und ähnlich
spukte es mir durch den Kopf.
Leider erlebten
wir eine herbe Enttäuschung nach der anderen, denn alle Flüsse
hatten aufgrund des schon wochenlang andauernden Regen teilweise um mehrere
Meter erhöhte Wasserstände - allerdings glasklar ! Die Wassermassen,
welche sich hier durch jedes Tal wälzten, waren für uns Thüringer
unvorstellbar.
So blieb uns
nichts anders übrig, ins Gebirge hoch zu fahren, wo die Wasserläufe
noch recht klein und auch Seen mit Saiblingen vorhanden sind. Wir bogen
also in SORSELE nach links ab und fuhren nach AMMERNÄS am oberen VINDELÄLVEN
und TJULAN.
Angekommen
- waren wir zunächst überwältigt von der grandiosen Landschaft.
Bei Ammernäs enden alle Straßen, danach kommt nur noch Wasser
und Gebirge und irgendwo hinter den Bergen - Norwegen.
Ammernäs
liegt am Zusammenfluß der Flüsse Vindelälven und Tjulan
in einer Senke, die aus mehreren Tälern gebildet wird. Der Vindelälven
kommt von links herunter, donnert über einen Wasserfall in den großen
See Gautsträsk. Der Tjulan kommt aus mehreren hoch gelegenen Bergseen
rechterhand und mündet in den gleichen See. Mittendrin liegt die Stadt
Ammernäs, umgeben von den hohen, teils schneebedeckten Bergen des
Vindelfjällens Naturreservates, zwischen denen wiederum tausende von
kleineren und größeren Bergseen liegen.
Von unserem
Frühstücksberg "Potatisbakken", einem kleinen runden Berg mit
Rastplatz mitten in der Stadt, hatten wir einen phantastischen Ausblick
auf die umliegende Landschaft.
Wir schlugen
unser Zelt für mehrere Tage am See (in dem wir dann herrlich erfrischende
und mückige Morgenbäder nahmen) bei einem verlassenen Sägewerk
auf und fischten am Abend unterhalb von Ammernäs im Vindelälven.
Der war auch hier oben ganz schön angeschwollen, bescherte und jedoch
im Laufe der sehr hellen Nacht ein paar nette Äschen. Da die Fischerei
aufgrund der Hochwassersituation weiter unten vermutlich überall schlecht
war, trafen sich hier in der Nacht schwedische Angler zu Duzenden.
am Bergsee
Den nächsten Tag genossen wir nach einer anstrengenden Bergaufwanderung - ohne Pause, denn wir wurden von tausenden Mücken und kleinen schwarzen Fliegen verfolgt, die nur auf unsere Rast warteten, um über uns herzufallen - an einem wunderschönen Bergsee. Hier hatten wir erstmals einige Stunden Sonne, fingen jedoch, trotz gründlicher Fischerei, an diesem Tag nur einen einzigen, dafür aber schönen, orangebäuchigen Saibling.
Einen Tag später erwanderten wir einen weitern Bergsee, leider holte uns der Regen wieder ein, es war eiskalt, wir fingen hier einige kleine Bachforellen, wanderten über gefährliche Schwingwiesen und kamen am späten Nachmittag bei sinnflutartigen Regefällen klatschnaß und schlechtgelaunt wieder im Tal an.
Vitaminreiche
Moltebeere
Der Regen wurde nun so heftig, daß unser Zeltplatz absoff. Wir bauten also ab, schmissen alles ins Auto, fuhren los und ich schwor, erst wieder anzuhalten, wenn wir aus dem Regengebiet raus sind. Leider klappte das nicht und wir mußten am Ende der Reise resümieren, daß sich das Tief wohl seit einigen Wochen und andauernd über ganz Skandinavien erstreckte.
Im Reiseführer
lasen wir nun vom kleinen Ort ABISKO im gleichnamigen Nationalpark oben
im Norden am See TORNERÄSK zwischen Kiruna und Narvik gelegen. Aufgrund
der günstigen geografischen Lage fällt hier übers Jahr der
wenigste Niederschlag von ganz Skandinavien (nur 300 mm / Jahr).
Natürlich
fuhren wir dort hin...........und wir wurden tatsächlich nicht enttäuscht.
Auch hier trafen
wir auf eine grandiose Landschaft. Abisko liegt am Südufer des gut
100 Kilometer langen Torneträsk. Aus diesem fließt gen Osten
der mächtige Torneälven, der weiter östlich die Grenze zu
Finnland bildet und 1997 laut Statistik über 7000 Lachse bescherte
(Dunkelziffer unbekannt).
Die hohen
Berge um den See sind mächtig und schneebedeckt, kleine Wasserfälle
stürzen überall herab. Durch diese Berge werden die heranziehenden
Wolken aufgerissen, und der Ort Abisko liegt deshalb meist auch im kräftigsten
Regentief im Regenschatten !
Eine Straße
gibt es nur auf der Südseite des Sees und die wurde auch erst in den
Achtzigern gebaut, vorher waren hier nur die Erzeisenbahnlinie und die
Sami, die sich nach Kräften gegen die neue Straße auflehnten.
Abisko ist inzwischen für zahlreiche Touristen der Ausgangspunkt für Erkundungen und Wanderungen in die umgebende Gebirgswelt geworden (Kungsleden). Auch wir unternahmen, nachdem wir unser Zelt an einem westlichen Seezulauf aufgestellt hatten, eine Seilbahnfahrt mit Bergwanderung auf einem der herrlichen Gipfel (phantastische Sicht über den Torneträsk) und eine abenteuerliche (Nacht)Wanderung durch Sumpf und Fjäll, um den kalkhaltigen Haupteinlauf zum See zu finden (mußten wir dann jedoch wegen Verlaufen-Gefahr leider abbrechen).
Pilzlandschaft
auf dem Gipfel - kein Mensch kümmert sich darum
Nahe unseres Zeltplatzes floß ein kleiner Seezufluß, der PAKTAJGURI, welcher alle paar Meter zum kleinen See wurde und sich anschließend über einen Wasserfall in den See stürzte. An der Mündung fingen wir einige schöne Äschen und Forellen und Lutz hatte einen gewaltigen Ausreißer in den See, der leider abkam.
Anschließend fingen wir an den Seen Ein- und Ausläufen am Paktajguri, wo nach 23.00 Uhr ein zarter Stieg eingesetzt hatte, nette Saiblinge und Lutz hatte das Vergnügen, eine 45cm lange Sik (eine Renkenart) zu landen, wohlgemerkt auf Trockenfliege. Auch hier kamen die Angler erst gegen Mitternacht "aus ihren Löchern" und so warfen wir noch gegen halb zwei morgens den Grill an, tranken thüringisches und anderes Bier mit zwei schwedischen Landsleuten und unterhielten und gut in einem englisch-schwedisch-deutsch-Gemisch. Hell war es ja !
Irgendwann ist jede schöne Zeit zu Ende, so ging es wieder in den Regen, um nördlich von Kiruna den PIRRTIMYSJOKI, einen Hecht- und Äschen-Waldfluß aufzusuchen. Hier fischten wir eine Nacht mit sehr mäßigen Erfolg und mit nur einer Hand. Die andere Hand brauchten wir ständig, um die trotz Mückenmittel in Massen über uns herfallenden Mücken abzuwehren. Schlimmer als in dieser Nacht haben wir diese Geißel der Menschheit auf der ganzen Reise nicht erlebt und so machten wir uns noch in der Nacht "vom Acker" in Richtung Kalix-Fluß.
Rentiere standen
desöfteren auf und an der Straße
Am nächsten
Morgen sahen wir uns den Angesån an und trafen später auf den
mächtigen Fluß KALIX.
Am JOKKFALL
quartierten wir uns für zwei Tage in einer Hütte auf dem dortigen
Zeltplatz ein - nicht zuletzt, um mal wieder alle Sachen zu trocknen.
Hier donnert
der Kalix nach längerm ruhigen Lauf einen gigantischen Wasserfall
hinunter und bildet anschließend kilometerlange Stromschnellen. Wir
sahen tatsächlich im Minutentakt teils riesige Lachse springen und
hier am "größten Lachspool Skandinaviens" traf sich natürlich
alles Lachsanglervolk.
Der wilde
Kalix (Jokkfall)
Nach längerer
Inspektion und Beobachtung befanden wir unser Gerät für erheblich
unterdimensioniert, liehen uns im dortigen Laden geeignetes Gerät
aus, besorgten uns die sehr preiswerte Angelerlaubnis und stürzten
uns hinein ins Vergnügen. Nachdem sich mein zweiter Meterlachs nach
unhaltbarer Lokomotivenabfahrt und einigen Sprüngen einfach wieder
ausgehängt hatte (Lutz stand mit herabhängender Kinnlade daneben
und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus), mußte ich mich erst einmal
setzen und mich kräftig über die Angler ärgern, welche die
unter mir liegende Bucht, mit schätzungsweise tausenden abgerissenen
Schnüren, Bleien und Fliegen regelrecht zuplombiert hatten. Hier drin
kam einfach jeder Lachs wieder los.
Dies blieben
hier unsere einzigen Lachskontakte. Später schauten wir uns noch das
Lachskeschern an der Fischtreppe des Wasserfalles an. Auch hier wird -
zweimal am Tag - jeder aufsteigende Lachs gekeschert, registriert und oberhalb
ausgesetzt (1997 etwa 5000 Fische). Aufgrund der hier gesehenen Fische
mußten wir einstimmig feststellen daß ich gestern zwei der
allergrößten Fische am Haken hatte - und keinen davon rausgebracht
!!! :-(
Lachszählung
am Jokkfall
Weiter ging es - bei gutem Wetter ! - in Richtung Ostseeküste. Bei LULEA schlugen wir unser Zelt in einer malerischen Bucht auf, grillten Holzfällersteaks und genossen einen wolkenlosen Sonnenuntergang. Die Ostsee kann man hier im nördlichsten Zipfel nicht mit einem Meer vergleichen, sondern es ist ein Durcheinander mit viel Schilf, kleinen beschilften und bewaldeten Inselchen und dazwischen schmalen Wasserwegen mit humusbraunem Wasser. Die Landschaft ist recht flach, durchgehend bewaldet mit ordentlichen Heidelbeergründen.
Mitternachtssonne
an der nördlichsten Ostsee
Wir fuhren anschließend weiter an der Küste nach Süden und schauten noch in die Lachsflüsse ABY-, BYSKE- und LÖDGEÄLVEN, die allerdings alle schon für die Fischerei geschlossen waren und erhöhten Wasserstand aufwiesen. Anschließend ging es wieder in das Landesinnere, um noch einige Tage am Dammån zu fischen. Dieser war ein wenig gefallen und bescherte uns eine ganz ordentliche Fischerei.
Ein herrlicher DAMMAN - Aufsteiger
Natürlich ließen wir uns nicht entgehen, Europas größten Wasserfall zu besichtigen. Am TÄNNFORSEN stürzen gerade bei erhöhten Wasserstand eindrucksvolle Wassermassen 40 Meter in die Tiefe.
Tännforsen
Auf dem weiteren Weg nach Süden machten wir eine Stippvisite in MÖRRUM uns sahen uns den legendären gleichnamigen Fluß samt Lachsmuseum und das Naturreservat Harasjömala an.
Im Lachsmuseum
oben: größte
Mörrum-Meerforelle 18,3 Kilo
unten: weitere
schwere Lachs- und Meerforellenrekorde aus der Mörrum
Im Naturreservat Harasjömala liegen etwa 40 kleinere Seen mit verschiedenen Fischbeständen, u. a. Seen mit großen Salmoniden und Seen, in denen nur Fliegenfischen erlaubt ist. Hier fischten wir einen Tag nett inmitten von Sonntagsfischern, die mit ihren kompletten Familien samt "Freß- und Saufkörbe" angereist waren. Auch hier klappte die Völkerverständigung vortrefflich (wir tranken Tee mit Rotwein...).
fette Regenbogen
aus Harasjömala
Am nächsten Tag fuhren wir bei Sonnenschein an der Südküste entlang, sprangen hinein ins höchstens 16° kalte Ostseewasser für höchstens 10 Minuten. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel durch YSTAD gings nach Trelleburg auf die Fähre nach einer insgesamt sehr feuchten, aber wirklich interessanten und erlebnisreichen Reise in Richtung Heimat.
Natürlich waren wir uns einig daß diese Reise unter besseren Bedingungen wiederholt werden muß.
Michael Müller
| www.fliegenfischer-forum.de