Gerätebesprechung - Fliegenrollen:
Backwinder "Seatrout" und "Trout"
Einigen von Ihnen wird das Modell "Seatrout" der norwegischen Rollenschmiede "Backwinder" (gegründet von Lars Blomberg), bereits ein Begriff sein - sie ist schon einige Jahre auf dem Markt. Neu seit Frühjahr 2004 ist die Erweiterung der Serie mit den kleineren "Trout"- Modellen in "Black" und "Aluminium". Ein Modell "Salmon" soll 2006 folgen. 

Die Grundidee hinter diesen markanten Großkern-Fliegenrollen ist das Prinzip „Genialität liegt in der Einfachheit“! Das geniale an diesen Rollen ist, neben dem sehr modernen Äußeren und der High-Tec-Präzisionsfertigung, die Beschränkung auf minimalen, aber hochwertigen Materialeinsatz und insgesamt nur 8 Bauteile!

Verfügbare Modelle:
Backwinder "Seatrout" in Silber ("Aluminium"), für Schnurklassen # 6-9
Backwinder "Trout" in "Aluminium" und "Black", für Schnurklassen # 3-6

Technische Daten (eigene Messungen)
Daten für "Seatrout" | "Trout":
Gewicht: 140 | 112 Gramm
Rollendurchmesser: 93 | 89 mm
Rollenbreite (mit/ohne Kurbel): 60/42 | 52/35 mm
Spuleninnenbreite: 31 | 26 mm
Spulentiefe (nutzbar): 15(12) | 12(8) mm
Schnurfassung: WF8+ca.100m | WF6+ca.60m 20lb-Backing (bei Verwendung von High-Density-Backing noch erheblich mehr...)

Preise
"Seatrout": etwa 400 €
"Trout": etwa 380 €

Lieferumfang: verschließbarer Beutel aus Fleece

Beschreibung und Praxistest:
Fast futuristisch modern anmutende und sehr leichte Großkernfliegenrollen aus Flugzeug-Aluminium (salzwasserbeständig eloxiert), werden aus einem „Rohblock“ von 2420 Gramm Aluminium heraus gedreht und gefräst (d.h. 93% des Rohmaterials wird im Produktionsprozess entfernt - Beispiel "Seatrout"). 2 salzwasserbeständige Kugellager, bzw. komplett umlaufende Kugellager-Ringe (siehe Fotos). Die Rollen bestehen aus insgesamt nur 8 Teilen. Bei der "Seatrout" wurde das Gehäuse als geschlossener Käfig konzipiert. 

Sie besitzt vorne mittig einen schmalen Steg für die Schnurführung, sowie hinten einen Steg für den Rollenfuß, der ohne Schrauben verdrehungssicher in einer Führung angebracht wurde. Bei den kleineren "Trout"-Modellen ist das Gehäuse nach vorne offen, für die sichere Schnurführung sorgt hier ein geschlossener Stahl-Bügel vorne mittig. Dieser Bügel wirkt zugegeben optisch etwas "billig" und will nicht so recht ins Bild passen, erfüllt seine Aufgabe jedoch gut. Der Rollenfuß wurde an einem "halben" Steg auf der Rollenrückseite zweifach angeschraubt. Bei allen Modellen wurden die Spulenseiten und die Gehäuserückseiten durchgehend gelocht. Die Rollen sind ohne Umbau für Links- und Rechtshandbetrieb verwendbar. Auf den Spulenvorderseiten sitzen griffige Alu-Kurbeln, die leicht nach Innen gewinkelt wurden, was die Bedienung angenehm macht.
Bei den "Backwinder" Fliegenrollen gibt es keine Bremse im üblichen Sinne. Durch Drehen am großen, mittleren Schraubring lässt sich jedoch der Druck auf die Kugellager-Ringe im Inneren wirkungsvoll Einstellen - somit lassen sich die in beiden Richtungen wirksamen Bremseinstellungen von "Überlauf-Hemmung" bis zu mittlerer Bremsstärke gut regeln - eine äußerst interessante und auch in der Praxis gut funktionierende und eigentlich meist völlig ausreichende Brems-Variante! 
Ein Ruckfreies und weiches Anlaufen der Spule ist garantiert. Der Schraubring lässt sich von beiden Rollenseiten aus mit zwei Fingern bedienen.

Zudem ist es möglich, die Rollen am Rand der Spule mit Finger oder Handballen zu bremsen. 

Nach dem Fischen empfiehlt es sich, die Hemmung wieder etwas zu lockern, um "Verspannungen" vorzubeugen. 

Nach dem kompletten Herausschrauben des Mittelringes lassen sich die Spulen rasch auswechseln, dies geschieht völlig werkzeugfrei.

In der Praxis laufen alle Testmodelle derart herrlich akkurat, rund und toleranzfrei, dass es eine wahre Freude ist. Der Betrieb funktioniert in beiden Richtungen geräuschlos, also ohne Rätsche, Klicker oder dergleichen. Bei den "Trout"-Modellen sollte Herstellerseits darüber nachgedacht werden, ob durch das Anbringen eines Kontergewichts gegenüber der Kurbel der leicht unrunde Spulenlauf bei hohen Drehzahlen abgestellt werden könnte. Bei der "Seatrout" war dies nicht festzustellen, obwohl die Rolle ebenfalls kein Kontergewicht besitzt. Störende Abstände gibt es nicht, ebensowenig scharfe Ecken und Kanten, besonders bei den "Trout"-Modellen. Beim Modell "Seatrout" könnten die harten Kanten der seitlichen
Spulen- und Gehäuselöcher innen und Außen gerne etwas mehr gebrochen sein. Durch die geschlossene Bauart ist das Innenleben der "Backwinder"-Fliegenrollen gegen Verschmutzungen relativ unempfindlich. Die Schnurkapazität ist durch die relativ breiten Spulen für eine Großkernrollenserie ganz gut. Bei verschiedenen Praxiseinsätzen und Härtetests versahen die Rollen zu jeder Zeit tadellos ihren Dienst. Allerdings fehlt noch die Langzeit-Einschätzung zur Beständigkeit der Kombinations-Kugellager. Sollten sich hieraus später wesentliche Informationen ergeben, werden diese selbstverständlich zu gegebener Zeit an dieser Stelle veröffentlicht.
Fazit:
Die "Backwinder"-Fliegenrollen weichen wohltuend ab vom Bild klassischer Fliegenrollen. In Sachen Design, Technik und Verarbeitung bieten sie jedoch höchst funktionellen Nutzen - alle Modelle werden daher mit Sicherheit viele Freunde finden - in Skandinavien sowieso schon länger - aber nun vermutlich auch in unseren Breiten!
***
Bezug: Leider nur noch (mit viel Glück) auf dem Gebrauchtgerätemarkt zu finden.
***
Testbericht: www.fliegenfischer-forum.de
Das Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist nicht gestattet.

Zurück zur Übersicht Fliegenrollen  |  Zurück zu Gerätetest