Gerätebesprechung - Fliegenruten:
COLTON FLY Tradewinds Fliegenruten
Neben seinen hervorragenden Fliegenrollen bietet Bob Filger, Besitzer und Betreiber der Firma Colton, drei Rutenserien an, die generellen Fliegenfischer-Ansprüchen gerecht werden: 
Slipstream – für die Forellen- und Äschenfischerei, 
Leviathan – Salzwasser-Fliegenruten der Heavy-Duty-Klasse sowie die 
Tradewinds - Rutenserie, die sich an die generelle Salzwasser-Fliegenfischerei richtet, mit Modellen der Schnurklassen #7, #8, #9 und #10.
Sämtliche Colton-Fliegenruten sind mehrgeteilt und erleichtern damit den Transport.
Colton Tradewinds UD82

Verfügbare Modelle (Stand 04/2011):
TW7, 9 Fuß, Schnurklasse #7, 4-teilig, mit Fighting Butt 
TW8, 9 Fuß, Schnurklasse #8, 4-teilig, mit Fighting Butt
TW9, 9 Fuß, Schnurklasse #9, 4-teilig, mit Fighting Butt
TW10, 9 Fuß, Schnurklasse #10, 4-teilig, mit Fighting Butt

Im Test befindet sich das neue Tradewinds-Modell aus UD82-Kohlefaser in Schnurklasse #9, welches mittlerweile das etwas betagtere Modell aus IM-10-Kohlefasermaterial abgelöst hat.

Ausstattung und technische Details:
Teilung, Maße und Daten:
Vierteilige Fliegenrute, Länge 9'0" (zusammengesteckt und nachgemessen 278 cm), vier bis auf das Handteil gleichlange Teile um 72cm. Ruten-Gewicht: 128 Gramm. Schnurklasse #9. Blank-Durchmesser über dem Griff: 9,0 mm. Blank-Durchmesser an der Rutenspitze: 1,91 mm. Länge Transportrohr (Köcher): 82,5 cm. Gewicht Transportrohr: 450 Gramm.
Ausstattung
Die Tradewinds besitzt einen hellblauen, glanzlackierten Blank aus hochmodulierter Kohlefaser, dessen Farbe am einfachsten als transparent-hellblau-metallic zu umschreiben ist. Die Verbindungen der Rutenteile sind sehr passgenau. Die Überschubverbindungen greifen (von oben nach unten) 6,0; 4,3 und 5,8 cm ineinander. Die Oberseiten der einzelnen Teile wurden mit wasserdichtem Kautschuk-Pfropf abgedichtet. 
Beringung: Handteil ohne weitere Beringung, 2. Teil mit zwei gefütterten SIC-Dreibein-Leitringen, 3.Teil mit einem dritten SIC-Leitring sowie zwei Schlangenringen, Spitzenteil mit vier Schlangenringen und dem Spitzenring. Die Beringung wurde mehrfach abgestuft, die Ringdurchmesser sind der Schnurklasse gut angepasst, die Drahtstärken sind Standard, alle Schlangenringe sind TiCH-veredelt. Die Ringbindungen sind dunkelblau mit silberfarbenen Zierbindungen am Handteil und an den Überschub-Wicklungen. Alle Bindungen wurden reichlich lackiert und gründlich versiegelt. 
Griff: Full Wells Korkgriff aus Korkscheiben um 28 mm Stärke, in mittlerer Qualität, Grifflänge 18 cm. Fighting Butt (45 mm) aus Kork und Komposit-Kork am unteren Rutenende. 
Rollenhalter: Leichter, silberfarbener Schraubrollenhalter und Spacer, griffwärts wirksam, aus anodisiertem Aluminium. Doppelmutter-Technik und bewegliches Schubteil mit etwas größeren Öffnungen für die Rollenfüsse. 
Sonstiges: Die Lieferung erfolgt im mit blauen Cordura bezogenen Kunststoff-Rutenrohr (Köcher) mit Reißverschlusskappe, gesticktem COLTON-Logo sowie ein einem 4-geteilten Ruten-Etui aus Baumwolle.
Garantie: Lebenslange Colton-Garantie. Mehr dazu unter: www.coltonfly.com
Preis: 285,- US$
Beschreibung und Praxistest
Die Tradewinds-Fliegenruten verfügen mit ihrer blaumetallic-Farbe über eine ansprechende Optik, sind im Ganzen aber eher funktionell gehalten. Die Verarbeitung ist sehr gut, lediglich der Rollenhalter könnte bei kleineren, schlankeren Rollenfüssen Probleme bereiten. Bei Standard-Salzwasserrollen wurde aber alles fest am Platz gehalten. Der Korkgriff liegt mit seinen Abmessungen gut in der Hand und wurde ausreichend stark und lang dimensioniert, die Korkqualität ist von mittlerer Qualität, mit ein paar wenigen Kittstellen jedoch akzeptabel. Der Fighting-Butt ist perfekt dimensioniert und wegen seiner großen Stirnfläche relativ „komfortabel“ für die Bauchnabelgegend. Der griffwärts wirkende, sehr solide Alu-Schaubrollenhalter mit frei beweglichem Schubring und Doppelmuttertechnik hält „standard-füssige“ Fliegenrollen sehr sicher und zuverlässig. Zusammengesteckt wird die Tradewinds mit ausreichend tiefgehenden und gut passenden, die Einzelteile sicher zusammenhaltenden Überschub-Verbindungen. Punkt- oder Strich-Markierungen fehlen jedoch. Es handelt sich sicherlich nicht um eine besonders leichte Rute, sie ist aber ungemein solide und robust.
Soweit zur Beobachtung – jetzt zum Praxistest: Die Tradewinds-Ruten sind ganz einfach wahnsinnige Wurf- und Drillmaschinen, die richtige Schnurwahl vorausgesetzt. Im Test wurden Schwimm- sowie Sinkschnüre eingesetzt, wie sie bei der Fischerei im Ostatlantik auf Streifenbarsch und pelagische Schwarmfische (False Albacore- Thunfische, Königsmakrelen, Goldmakrelen,…) benutzt werden: Rio Clouser Line in Schnurklasse 9, Airflo Bonefish Clear Intermediate in Klasse 9, Scientific Anglers Tarpon-Taper in Schnurklasse 10 sowie integrierte Sinkkopf-Schnüre (Teeny und Rio) in 300 bis 400 grains. Kurzum: sämtliche Schnüre verließen den Spitzenring mit Höchstgeschwindigkeit, bei allen Wind- und Wetterlagen – die Rute ist eine richtige Schnur-Kanone. Die Rute verfügt aus diesem Grund dann auch nicht über die Finesse und dem Feeling bekannterer „nervöserer“ Produkte aus US-Fertigung, aber an roher Wurfkraft fehlt der Rute einfach nichts.
Der Blank arbeitet progressiv und die Rute „verdaut“ alle, der Schnurklasse halbwegs angepassten Schnüre mit Bravour, besonders die etwas schwereren Schnüre - wie die 9er Rio Clouser und die 10er Tarpon-Taper. Die schweren Hybrid-Sinkschnüre erwiesen sich als perfekt für die Tradewinds, die regelrecht nach „Striped Bass“-Streifenbarsch schreit. Die Drills der von uns gehakten Fische (kleinere Thunfische bis etwa 18 Pfund, sowie mittelgroße Königsmakrelen) gestalteten sich bis auf die langen, schnellen Fluchten relativ unspektakulär, weil die Rute über alle Situationen erhaben war. Zu keiner Sekunde fühlte sich die Rute überfordert an. Eine etwas schwerere Rolle hilft, die kraftvolle Aktion der Rute zu gegenbalancieren.
Einsatzgebiete: 9er Allround-Fliegenrute: vom Boot oder vom Ufer, sie ist überall zu Hause, wo eine solide, schnelle Mehrzweckfliegenrute gebraucht wird, die beim Drill von Fischen von maximal 30 bis 40 Pfund mithelfen muss. Als Flats-Rute bietet sich die 9er Tradewinds ebenfalls an, mit einer 10er-Schwimmschnur und Krabbenmuster kann man mit ihr problemlos Permit und großen Bonefish (sprich Florida Keys) nachstellen, obschon es hierfür bessere Ruten gibt, die sich wegen ihrer weicheren (sprich „nervöseren“) Spitzen schneller aufladen und sich über kurze und mittlere Distanzen präziser werfen lassen. Als leichte (Baby)Tarpon-Rute geht die 9er Tradewinds ebenfalls noch durch. In unseren Breitengraden bietet sie sich als schwere Hechtrute oder als Huchenrute an, die mit großen, voluminösen und/oder schweren Fliegen problemlos fertig wird. Pazifik-Lachs-Verehrer finden in ihr ein tolles Gerät, um größeren Fischen (Hunds- und mittelgroße Königslachse) nachstellen zu können. Norwegen-Fahrer werden ebenfalls bestimmt schnell ein Einsatzgebiet für die Rute finden (z.b: Uferfischerei auf Pollack und Dorsch).
Fazit: Die Colton Tradewinds Fliegenruten sind für ihren moderaten Preis absolut überzeugende und robuste Arbeitsgeräte, vielseitig einsetzbar, mit ansprechender Optik und guter Aktion.

Bezug: Vertrieben werden die Produkte im Direktvertrieb per Webseite/Shop oder aber im direkten Kontakt mit Bob. Er macht sich normalerweise eine Freude mit seinen Kunden direkt am Telefon zu kommunizieren, zudem gibt er gerne Tipps zu seinen Produkten (Schnurwahl bei Ruten, u.s.w…): www.coltonfly.com!



Ein Testbericht von Eric Arbogast für: www.fliegenfischer-forum.de - Mai 2011 | Fotos ©: Eric Arbogast
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