Praxistest | Fliegenfischen - Boote & Motoren: Float Plus Compact 2 System Bellyboat E-Motor mit Steuerung, Li-IO Akku und Fernbedienung |
Seit über 25
Jahren nutze ich Bellyboats, von einfachen Modellen mit "nur Flossenantrieb"
bis hin zu komfortabler bestückten Booten, die zusätzlich Paddel
besitzen. Dass man manche Bellyboats auch mit herkömmlichen E-Motoren
aufrüsten kann, ist mir bekannt, das war für mich wegen der Unhandlichkeit
von Motor, Gestänge und Batterien, sowie der ungesunden Körperverdrehung
bei der Bedienung jedoch nie eine Option. Erst im Frühsommer 2021
und eher durch Zufall erfuhr ich von der genialen Möglichkeit, ein
Bellyboat mit einem "untendrunter geflanschten" E-Motor zu bestücken,
welcher spielend einfach mittels Fernbedienung gesteuert wird (danke an
Alex Siems und Steffen Schulz für die Tipps!): das Float Plus Compact
2 System aus den Niederlanden!
Mein diesjähriger Schwedisch Lappland Trip bot das perfekte Testumfeld, um mein neu gekauftes Seven Bass Design Dropstitch Line Flatform Junior Seafoam (ein Hybrid aus Bellyboat und SUP (Stand Up Paddle Board)) mit einem Float Plus Compact 2 System zu bestücken und über 4 Wochen mal so richtig auf Herz und Nieren zu testen! Um es vorweg zu nehmen: es ist einfach fantastisch und eröffnet völlig neue Möglichkeiten, bzw. erweitert enorm und ganz entspannt den Bewegungsradius beim Bellyboat-Fahren, auch bei Wind und Strömung sowie auf größeren Gewässern! |
Das Seven Bass Boat mit
noch nicht montierter Floas Plus Ausrüstung: links die beiden kleinen
Koffer für Steuerung und Akku, daneben die Fernbedienung und das deutsche
Handbuch, rechts der Motor nebst Verkabelung
|
Zur Ausstattung ist
anzumerken, dass es verschiedene Float Plus Systeme und Akku Modelle sowie
diverses Zubehör gibt (siehe Float Plus Website, Link unten). Meine
Wahl fiel auf das Float Plus Compact 2 System mit 2 getrennten
Modulen für Akku und Steuerung, da sich die beiden kleinen wasserdichten
Koffer in diesem Fall wunderbar links und rechts in den Bellyboat Seitentaschen
unterbringen lassen. Dies bietet aus meiner Sicht wichtige Vorteile gegenüber
von nur einem größeren Koffer. Mit nur um die 6 kg Gesamtgewicht
ist das System auch gut händel- und transportierbar. Der Float Plus
Motor kommt mit Vorwärts- und Rückwärts-Lauf, welches wunderbar
einfach und stufenlos von 0-100% regelbar mit der wasserdichten Vollfarb-LCD-Fernbedienung
angesteuert wird, welche man sich um den Hals hängt. Die Fernbedienung
mit Dreh-Regler besitzt ein farbiges LCD-Display, in welchem neben den
aktiven Ladeständen für Fernbedienung und Motorakku die gerade
gefahrene Leistung angezeigt wird. Außerdem besitzt sie eine Speichertastenfunktion
für die Geschwindigkeit (Pause/Wiederaufnahme der vorher eingestellten
Geschwindigkeit). Beim Akku entschied ich mich für den leistungsstärksten
16,8 V 31,2 Ah LG Lithium-Ionen-Akku (es sind alternativ auch zwei 12,6
V Li-Io Akkus erhältlich, siehe unten).
Montage: Mein Seven Bass Design Dropstitch Line Flatform Junior Seafoam verfügt bereits werkseitig über die Float Plus Montagehalterung für den Motor auf der Unterseite. Andere Belly Boats und kleine Boote lassen sich unkompliziert mit dem Universal Montage-Set Float Plus tauglich machen, welches mit Spezialkleber unterm Boot befestigt wird. |
Der Float Plus Motor
wird einfach unter dem Bellyboat bis zum Anschlag in die Aufnahmevorrichtung
geschoben (der Propeller zeigt nach Hinten zum offenen Teil des Bootes),
mit dem Sicherungsstift fixiert und das Kabel mit der Kontrolleinheit verbunden.
Der Propellerschutz nach unten wirkt zwar stabil (und ist es auch), dennoch
wird empfohlen, das Bellyboat NICHT darauf abzustellen.
|
Meine Tests bestanden
a) aus dem normalem Einsatz von einigen Stunden Fischen an verschiedenen
Seen, mal mit und mal ohne Wind und teilweise mit erheblicher Strömung
aufgrund einmündender Flüsse und b) einem Langzeit- und Langstreckentest
auf einem großen See. Akku und Fernbedienung wurden vorher jeweils
voll aufgeladen.
Gleich von Anfang an begeisterte mich das Float Plus Compact 2 System in vollem Umfang, weil die Art und Weise aller Komponenten, die einfache Montage am Boot, der Funktionsumfang und die geniale Steuerung über die Fernbedienung einfach komplett praxisgerecht ausgeklügelt sind! Durch Vorwärts- und Rückwärtslauf des Motors kann man ganz herkömmlich Bellyboat fahren, also mit dem Rücken zur Fahrtrichtung oder auch andersherum, sodass man sich z.B. mit voller Sicht an steigende Fische heranpirschen oder an anzulandende bzw. schwierige Uferbereiche herantasten kann. Das ist schon eine besonders coole Sache. Dabei läuft der Motor stets superleise und natürlich emissionsfrei :-) |
Voll montiert und verkabelt:
Steuereinheit- und Akku-Koffer wurden hier jeweils getrennt in den BB-Seitentaschen
untergebracht, was natürlich sehr praktisch ist. Besonders wenn sich
wie bei diesem Boot auch die Seitentaschen mittels Klettbänder beliebig
weit hinten platzieren lassen. So stören sie auch beim Paddeln nicht.
Die Sicherheitsleine für den Notfallschalter wird in einen der BB
D-Ringe eingeklinkt.
|
Über die Fernbedienung
lässt sich mittels Drehknopf der Speed in beiden Richtungen sehr präzise
und stufenlos regeln: mit 10-30% macht man langsame Fahrt, bzw. kann z.B.
bei Wind oder Strömung die Drift auf der Stelle halten, 30-70% gewährleisten
ein mittleres Fahrtempo, welches sich auch gut zum Trolling, bzw. beim
Fliegenfischen zum Streamer-Schleppen eignet (wo erlaubt) ;-) und bei 70-100%
Leistung kann man schön flott Power geben, bis über 5 km/h. Das
Problem ist nur, dass der Akku bei Vollspeed nicht sehr lange durchhält
(rd. 2,5 h), während man bei mittlerer Leistung problemlos 5-6 Stunden
im Dauerbetrieb fahren kann. Für den normalen Praxisbetrieb mit immer
wieder mal ein Stückchen fahren und dann wieder einige Zeit zum Fischen
pausieren usw. bedeutet das aber, dass der Akku locker den ganzen Angeltag
oder länger durchhält (um 20 h). Die Speichertaste ist sehr hilfreich,
um auf Knopfdruck zu stoppen und auf weiteren Knopfdruck die vorher gefahrene
Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.
Im Langzeittest nahm ich mir eine 12 km lange Seestrecke vor, bei leichtem Gegenwind. Nach dem Losfahren wurde rasch klar, dass man bei einem Dauer-Leistungsabruf von über 50% zuschauen konnte, wie die Akkuladung (zu) rasch sinkt, und somit der Akku die lange Strecke auf diese Weise nicht durchhalten würde. Also den Speed auf 50% gedrosselt, so hielt der Akku tatsächlich volle 5,5 Stunden Dauerfahrzeit durch, bis er aufgab. Dies allerdings dann ziemlich plötzlich: wenn man sich die Anzeige auf der Fernbedienung anschaut, sieht man einen ca. 80%igen grünen Bereich, dann einen ca. 20%igen roten Bereich. Ich nahm an, dass ich im roten Bereich angelangt noch 20% Fahrzeit hätte, dies war jedoch nicht der Fall. Kaum im roten Bereich angelangt, war innerhalb von wenigen Minuten Schluss mit der Stromversorgung. Die Fernbedienung meldet dann: kein Signal mehr, und dann heißt es: ran an die Paddel ;-). Deshalb meine Empfehlung für alle, die lange oder weit auf dem Wasser sein möchten: Reserve-Akku mitnehmen! Das ist sowieso die bessere Alternative, da man so weiterfischen kann, während sich der andere Akku gerade in der Ladestation befindet. Das Akku-Tauschen lässt sich auch problemlos auf dem Wasser erledigen. |
Geniale Steuerung mittels
Fernbedienung, links die Ladestands-Anzeige für die Fernbedienung,
rechts für den Motor-Akku, der gerade gefahrene Speed wird mit dreifarbigem
Kreis angezeigt, zusätzlich unten mittig mit Ziffer 0-100%. Die in
sieben Sprachen verfügbare LCD-Anzeige kann ggf. weitere Warnmeldungen
anzeigen wie "Kill-Schalter aktiviert/deaktiviert", "Propeller gesperrt"
und "Temperatur (zu) hoch", außerdem lässt sich die Helligkeit
einstellen, bei Batteriewechsel die Batterie auswählen oder der RF
Kanal einstellen.
|
Vorteilhaft für
das Strecke machen und das Erreichen einer höheren Geschwindigkeit
ist es, wenn man die bremsend wirkenden Beine nicht im Wasser hängen
lässt, sondern seitlich hochlegen kann. Gesteuert habe ich dann mit
den Paddeln, sofern vorhanden. Noch eine kleine Speed-Erfahrung: bei normalen
Booten sitzt der Motor üblicher Weise am Heck, beim Gas geben steigt
deshalb der Bug in die Höhe. Beim Belly mit Float Plus Motor ist es
anders: hier sitzt der Motor unterm Bug (geht ja auch nicht anders), deshalb
kann es passieren, dass beim Vollgas geben der Bug unter Wasser gedrückt
wird. Also aufpassen! Und noch ein Tipp: wenn man mal versehentlich durch
Wasserpflanzen gefahren ist, Schraube prüfen und ggf. anhängende
oder drumgewickelte Pflanzen gleich entfernen, ansonsten wirkt es bremsend,
besonders bei zähen und langfädrigen Pflanzen wie losgerissenes
und treibendes Seegras etc..
Noch ein paar Worte zum Akku-Laden: Mit dem mitgelieferten Ladegerät beträgt die Ladezeit je nach Entladezustand des Motor-Akkus zwischen 4 und 8 Stunden, auch die Fernbedienung benötigt ca. 3-6 Stunden Ladezeit. Noch ein Tipp: die voll aufgeladene Fernbedienung macht problemlos mehrere Tage und mehrere Motorakku-Zyklen mit, bevor sie wieder aufgeladen werden muss. Das geht am besten über Nacht mit dem mitgelieferten USB-Kabel, welches sich mit jedem USB Ladegerät verwenden lässt, z.B. Handy, Fotoapparat, Laptop, Auto-Ladebuchse etc.. Allerdings entlädt sie sich ungenutzt lagernd mit der Zeit von selbst und ist nach etwa 3 Wochen komplett entladen. Das nennt sich gemäß Handbuch "Akkusparmodus" und ist auch so vorgesehen, um die Akkulebenszeit zu verlängern. Deshalb: vor neuer Benutzung auch die Fernbedienung immer mit aufladen! Denn wenn der Fernbedienung auf dem See bei voller Fahrt der Saft ausgeht, weil man vergessen hatte, sie zu laden, läuft der Motor mit der gerade eingestellten Leistung weiter und lässt sich dann nur noch durch Betätigung des Notfallschalters oder Trennung der Kabelverbindung stoppen. Fazit: Mir haben das Float Plus Compact 2 System und die tollen Möglichkeiten, die es bietet, ausgesprochen gut gefallen. Ich konnte damit Gewässer mit Größen-, Wind- und Strömungsverhältnissen komfortabel befischen, an die ich mich mit einem nur Flossen- oder Paddel-angetriebenen Belly Boat nicht herangetraut hätte. Klar, mit knapp 1300 Euro Anschaffungspreis ist das System kein Schnäppchen, aber dafür bekommt man einen wohl einzigartigen praxisgerechten Funktions- und Leistungsumfang und somit ein hohes Freizeitvergnügen auf dem Wasser geboten und das in bester Qualität, was den höheren Preis mehr als relativiert! |
|
||
Fische fangen - auch
auf dem windigen See - klappte super :-)
|
Technische Daten:
- Float Plus Compact 2 System - Belly Boat E-Motor zur Befestigung unter dem Boot - süß- und salzwasserfest, super leise und emissionsfrei - Ausstattung: - leichtes und leistungsstarkes 32-41 lbs Elektro-Antriebssystem - Gesamtgewicht ca. 6,5kg - speziell entwickeltes Gehäuse aus glasfaserverstärktem Polycarbonat - geschützt laufender Propeller mit "Unkrautschutzring" - völlig wasserdichtes Koffersystem, wahlweise mit 1 oder 2 Koffern: getrennt: je einer für die Steuerung und einer für den Akku; oder 1 gemeinsamer Koffer für Akku und Steuerung - Sicherheitsleine und Notfallschalter - hochwertiger 16,8V 31200mAh LG Lithium-Ionen-Akku (wahlweise noch 2 andere Lithium Ionen Akkus erhältlich: 41600 mAh 12,6V und 20800 mAh 12,6V), inklusive Lithium-Ionen 5Ah Ladegerät - der Akku ist mit zwei Anschlüssen für z.B. FloatPlus Motor, Fischfinder, Heat Socks etc. ausgestattet - inkl. drahtlose, wasserdichte Vollfarb-LCD-Fernbedienung, stufenlos, sehr präzise Geschwindigkeitssteuerung, Batterieanzeige, Speichertaste für Geschwindigkeit, inkl. USB Ladekabel - Universal-Montageset, um alle "kleinen Schiffe" Floas PLUS tauglich zu machen - kompatibel mit anderen 12V-Batterien - ausgestattet mit CE-Kennzeichnung - inkl. kompletter Kabellage und Tool zum Propeller wechseln |
- Preis: knapp 1300 € für das komplette
Float Plus Compact 2 System inkl. 16,8V Akku (andere erhältliche Varianten
und Zubehör- und Ersatzteilprogramm siehe: www.floatplus.com)
- Garantie: 2 Jahre auf Alles außer Akkus, 1 Jahr für Akkus Abmessungen & Gewicht:
|
|
Bezug:
(Noch nicht sehr verbreitet) im Angelgerätefachhandel und Bootszubehörhandel oder direkt beim Hersteller: FLOAT PLUS B.V. in NL-5391 LP Nuland. Website mit ausführlichen Infos, Fotos, Videos, Handbuch zum Download, Zubehör und Onlineshop: www.floatplus.com Foto oben rechts: Float
Plus Compact 2 System
|
Beim herbstlichen Hechtfischen
auf der Insel Mön (DK)
|
Testbericht und Fotos (12) ©: www.fliegenfischer-forum.de - Juli-Dezember 2021. Weitere Fotos (3): floatplus.com. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
zurück zur Übersicht Zubehör | zurück zu Gerätetest | zurück zur Startseite |
|