drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

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jpick

drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von jpick »

... gerade wieder ein Beispiel gefunden, auch wenn ich dazu jetzt man nicht weiter recherchieren möchte (z. B. nach den wahren Gründen, was bei der Quelle eventuell nötig wäre) ;-)

https://www.bild.de/regional/hamburg/ha ... tmc=fb.shr
matthias z.
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von matthias z. »

Moin,

vielen Dank.

Ohne die Quelle bzw. den Fall geprüft zu haben, ist hieran interessant, dass ein Gericht entschieden hat???, dass die Nutzung eines Gewässers durch Angler negative Auswirkungen auf Flora und Fauna hat.........obwohl das Gewässer vor Einsatz der Angler, laut Artikel, wohl praktisch tot war??? Mann, Mann, Mann.

Das Zitat vom Bezirksamt ist natürlich unglaublicher Quatsch.

Das könnte evtl. auch relevant für die geplanten Natura 2000 Verbote in Niedersachsen werden, allerdings setzt sich dort die Regierung mittlerweile anders zusammen, als in Hamburg.

Viele Grüße

Matthias
Hickey
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von Hickey »

Kein Einzelfall: https://www.merkur.de/lokales/ebersberg ... 69425.html

Der Landesfischereiverband Bayern ist laut heute im Briefkasten gewesener Verbandszeitschrift aber dran, die Regierung aufzufordern, die Möglichkeit des Fischereiverbots an Baggerseen abzuschaffen. Hoffen wir, dass solche politischen Bemühungen auf offene Ohren fallen, damit Wichtigtuer in den unteren Naturschutzbehörden ein bisschen eingebremst werden.

Natürlich muss die Angelei aber dann auch naturnah organisiert sein - ein reiner Regenbogenforellen-Vereinspuff geht mit dem Naturschutzziel freilich nicht unbedingt konform.
Trockenfliege
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von Trockenfliege »

Einen noch krasseren Fall gab es bei uns in der Gegend.

Dort hat ein Angelverein auf einer sumpfigen Wiese einen kleinen Vereinsteich angelegt.
Aussenrum wurde alles mit passenden Büschen und Bäumen bepflanzt usw.

Als sich dann nach einigen Jahren immer mehr neue Arten, z.B. der Eisvogel ansiedelten, meinte die Naturschutzbehörde, dieses Kleinod vor den Anglern schützen zu müssen, denn diese bedrohen ja ( das von ihnen erst geschaffene und sich in ihrer Anwesentheit entwickelnde) Biotop!

Ab sofort musste die Angelmöglichkeit drastisch eingeschränkt werden und es waren nur noch eine festgelegte Anzahl an Angeltagen erlaubt.

Dies konnte dann teilweise dadurch umgangen werden, dass statt Jahreskarten nur noch Tageskarten an die Mitglieder ausgegeben wurden.

An einem Bach, wo ich jahtzehnte lang gefischt habe, gab es die gleichen Einschränkungen.
Dort werden jetzt nur noch "Jahreskarten" mit 25 einzutragenden Angeltagen ausgegeben.

LG
Reinhard
MarkusZ
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,
ist hieran interessant, dass ein Gericht entschieden hat???, dass die Nutzung eines Gewässers durch Angler negative Auswirkungen auf Flora und Fauna hat.........obwohl das Gewässer vor Einsatz der Angler, laut Artikel, wohl praktisch tot war???
Dem Gericht geht es nur um den aktuellen Zustand, die Vergangenheit interessiert da nicht.

Außerdem hat das Gericht höchstwahrscheinlich nicht entschieden, dass die Nutzung durch Angler tatsächlich negative Folgen hat.

Ich vermute, die Angler konnten nicht zweifelsfrei belegen, dass die Entscheidung der Behörde unzureichend begründet war und von den Anglern keinerlei Gefahr für die Naturentwicklung am Gewässer ausgeht..

Dazu wären wahrscheinlich entsprechende Gutachten nötig und die kosten Geld und dauern ihre Zeit.

Und im Zweifel entscheidet das Gericht dann halt für den Beklagten, hier also die Behörde.

Es ist für Angler leider immer ein Risiko Gewässer entsprechenden zu pflegen und so zu renaturieren, dass sich neben Fischen dort auch Vögel, Amphibien etc. wohl fühlen.
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dreampike
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von dreampike »

Vertreibung aus dem Paradies!

Vermutlich wäre es vielen Natur-Romantikern am liebsten, die Fischer würden alle Gewässer in Ruhe lassen und die Natur könnte sich wie von Gott gewollt dort in Frieden entwickeln. Libellen sirren, Eisvögel und Schilfrohrsänger gedeihen, der Fischotter spielt am Ufer lustige Spiele mit seinen Jungen, ein Seeadlerpärchen nistet in einem hohen Baum am Ufer und unter Wasser fühlen sich die Fischlein wohl und springen abends vor lauter Freude aus dem Wasser...

Dass diese Rechnung nicht aufgeht, sieht man an den Gewässern, die tatsächlich von der Hege durch Fischer "befreit" wurden: Einseitiger, verbutteter Fischbestand, Verkrautung, Verlandung, Leerfraß durch Kormorane und Gänsesäger, Vermüllung, Wildcampen, Lagerfeuer, wildes Ausholzen... Ich kennen einen kleinen Weiher, der von Fischern so gut gepflegt wurde, dass sich eine seltene Molchart dort ansiedelte. Prompt wurde das Fischen an dem Weiher untersagt, um die Molche nicht zu stören. Wo früher Rotfedern, Schleien, Karpfen, Hechte und Barsche zu beobachten waren, ist nun nichts mehr zu sehen. Die Fische sind nach einigen Kormoran"besuchen" weg. Und die Molche? Lassen sich auch nicht mehr blicken, ist denen wohl zu einsam geworden...

Romantiker- und behördenseits kann leider jegliche Anwesenheit und Tätigkeit von Menschen am Gewässer als "Bedrohung" der natürlichen Ursprünglichkeit (Garten Eden?) gesehen werden. Menschen stören nun mal im Paradies, deshalb fliegen sie raus, auch wenn sie es erst geschaffen haben. Dummerweise sind oft die Fischer die einzigen, die man zu packen bekommt, weil sie organisiert sind und sich als Sünden-Zielgruppe bestens eignen. Schleichen sie nicht - oft auch noch in Tarnfarben - am Gewässer herum und haben Böses im Sinn? Wollen sie nicht den arglosen Fischchen an den Kragen, die da so friedlich im Wasser leben? Hängen sie nicht arme, wehrlose Würmer oder Maden an den Haken, um den lieben Fischen einen stählernen Haken in den Schlund zu rammen, sie aus ihrem Element zu zerren, sie zu töten und aufzuessen? Nehmen sie nicht gar den Eisvögeln, den Gänsesägern und den endlich wiedergekehrten Kormoranen die Nahrung weg? Trampeln am Ufer herum, scheuchen die Rallen auf, verhindern dass sich der Fischotter niederlässt..., die Sünden nehmen kein Ende. Und Sünder haben im Paradies nichts verloren.

Einer solch radikalen Naturromantik ist mit Fakten und Untersuchungen kaum beizukommen. Das Stichwort "Bedrohung" reicht und wer kann schon beweisen, dass die Anwesenheit am Wasser keine Bedrohung ist...

Das Rezept dagegen gibt es nicht. Vermutlich wäre es an dem vom TE genannten Baggersee nicht so weit gekommen, wenn man folgendermaßen vorgegangen wäre: Jeglichen natürlichen Bewuchs verhindern, Schilf sofort abschneiden, einen Steg um das ganze Gewässer bauen, Ufer betonieren, einen öffentlichen Badeplatz mit großem Parkplatz und geteerter Zufahrststraße anlegen, eine Wasserskianlage installieren, Motorboote fahren lassen, einen Put&Take-See draus machen mit Wallern und Stören, die die Molche kurz halten... :shock:

Wolfgang aus Ismaning
dr-d

Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von dr-d »

hallo Wolfgang,


das ganze ist halt tagesgeschäft: 1.narzismus und

2.verdrängung.


ich (Konsument) will viel und billig>>>z.b. fisch oder fleisch>>>

also schaffe ich sehenden und wissenden auges kahlschlag oder unhaltbare zuchtverhältnisse--- am besten am ende der welt...

wenn´s dann zu sichtbar/ruchbar wird , werden halt schuldige gesucht>>>am besten stigmatisierte minderheiten.


diese entwicklung ist ökonomisch/politisch seit Jahrzehnten gewollt - gegen gier und zunehmende aktivverblödung kenne ich leider kein kraut. :twisted:


trotzdem schönen sonntag


thomas
MarkusZ
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von MarkusZ »

unter Wasser fühlen sich die Fischlein wohl und springen abends vor lauter Freude aus dem Wasser...
Es gibt aber vor allem an Teichen auch die Bestrebungen von "Naturschützern" die völlig fischfrei zu halten, damit der Laich und die Kaulquappen von Amphibien nicht gefressen werden.

Kann mich auch an einen Fall erinnern, wo auf deren Betreiben der Wasserstand eines Sees im Hochsommer so weit abgesenkt wurde, das der Fischbestand größtenteils erstickt ist. da hatten es ja Raubfische gewagt die Küken von Wasservögeln zu fressen, wahrscheinlich weil die Kormorane zu wenig Futterfische übrig ließen.

Fische stehen für dieses Klientel an allerletzter Stelle, wenn überhaupt.

Trotzdem ist ihnen die Unterstützung der Öffentlichkeit und der Behörden meist sicher.

Sachkundenachweise werden i.d.R. nur von Anglern und Jäger erwartet.
matthias z.
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von matthias z. »

......hierüber wurde auch im NDR berichtet:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 71542.html

Viele Grüße

Matthias
MarkusZ
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,

wie ich bereits vermutet hatte also Vorsorgeprinzip.

Da die Angler dem Gericht anscheinend nicht beweisen konnten (Gutachten), dass durch die Befischung des Sees keine Gefahr für die Naturentwicklung entstehen kann, wird der Bescheid der Behörde nicht aufgehoben.

Die Behörde muss nicht beweisen, dass durch die Angler bereits negative Folgen eingetreten sind.

Traurig, aber vor Gericht geht es ja meist nicht um Gerichtigkeit, sondern nur um Rechtmäßigkeit.

Wenigsten war die Stimmung in den Medien schon eher pro Angler.

Aber ob die Politiker ihre Behörde deswegen wirklich zurückpfeifen werden?

Wann sind die nächsten Wahlen und welche Parteibündnisse sind zu erwarten?
Hickey
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Re: drohende Angelverbote durch "Naturschutz"

Beitrag von Hickey »

https://youtu.be/gYt79d8CTCQ

Sehr schöne Reportage, die recht gut zum Thema passt. Die Besatzpolitik vieler Vereine und die Karpfenmäster-szene helfen unserer Sache freilich nicht gerade. :evil:
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