Seuche in Dänemark

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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orkdaling

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

Moin,
aus der dænischen Verbandszeitung, mal eben durch gockel geschickt

Hier wurde eine Infektion festgestellt: (Stand 4.6.2021)

Årup Mølle Dambrug, Rohden Å system
Sauberes Mühlenfischen, Vidå-System
Gørklint Dambrug, Sneum Å system
Hulkær Fiskeri, Sneum system
Præstkjær Fiskeri, Sneum Å system
Buderupholm Dambrug und Put & Take-sø, Lindenborg
Pinds Mølle Fiskepark (P&T See), Edslev


IHN
Die infektiöse hämatopoetische Nekrose (IHN) ist eine Virusinfektion von Lachs und Forelle.

Die Krankheit hat schwerwiegende Folgen für Süßwasserfischfarmen, wo sie hauptsächlich Regenbogenforellen und Atlantischen Lachs befällt. IHN wurde in Nordamerika, Asien und Europa nachgewiesen.

Fische, die an IHN leiden, werden mit plötzlichen kurzen Ausbrüchen ungewöhnlich hoher Aktivität, die normalerweise zum Tod führen, lethargisch. Äußere Merkmale sind hervorstehende Augen, Verdunkelung der Haut, blasse Kiemen, Läsionen an der Basis der Flossen und geschwollener Bauch. Beim Schneiden ist das Gewebe im Allgemeinen blass (anämisch). Außerdem kann Flüssigkeit in der Bauchhöhle vorhanden sein.

Das IHN-Virus wird durch Wasser, durch Bewegen infizierter Eier und Fische oder durch Kontakt mit kontaminierter Ausrüstung verbreitet. Jungfische und Fischbrut sind leicht infiziert, werden aber mit zunehmendem Alter widerstandsfähiger. Die Infektion ist tödlich und bei Jungfischen kann die Sterblichkeitsrate bis zu 100 % betragen.

Fische, die einen IHN-Anfall überleben, können zu Überträgern werden und andere Fische infizieren, auch wenn die infizierten Fische selbst keine Symptome zeigen. Viren verbreiten sich über Kot, Urin und Schleim auf die freien Wassermassen.

Quelle: Dänische Veterinär- und Lebensmittelbehörde.
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Harald aus LEV
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
nicht umsonst verlangen einige Länder, dass Angler ihr Tackle bei/vor der Einreise desinfizieren.
Auch wo dies nicht vorgeschrieben ist, sollte man sein Gerät vor einer Reise oder Einsatz in anderen Gewässersystemen reinigen und säubern.
Ein wichtiger Punkt dürften Watschuhe mit Filzsohlen sein, da es ewig dauert bis die durchtrocknen.
Unter anderem aus diesem Grund verzichte ich seit Jahren auf Filzsohlen.

Gruß
Harald
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AlexWo

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von AlexWo »

Hallo, warum wundert mich das nicht?

Es ist doch extrem leichtsinnig, das man in DK keine Desinfektionsbescheinigung fordert, das musste mal so kommen!

Hoffentlich breitet sich das nicht aus!

Gruss

Alex
Poulsens
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Poulsens »

…genau das ist auch mein erster Gedanke, Ausbreitung .
Wenn man an Schweine, Hühner usw Pest denkt, dann ist diese Meldung schon beängstigend!!
Paul
orkdaling

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

Moin Harald.
ja das Thema Filzsohle hatten wir auch mal (landesweit).
Aber das bringt an wenigsten denn auch Schnuersenkel bleiben feucht, die Wathose selbst ist auch ein Uebertræger, selbst geflochtene Schnur und man glubt es kaum, das Restwasser in Kanus. Also nicht nur wir Fischer sind Uebertræger.

Ich wuerde es auch begruessen das die Ausruestung mit Virkon S behandelt wird egal ob es sich um Lachsfluesse handelt oder halt Zuchtteiche.
Bei Verstoss gegen die Desinfektionspflicht sind hier zwischen 3000 und 5000 NKr fællig (gilt nur fuer die lachsfluesse)
Aber auch bei Rueckkehr aus dem Ausland ist die Angelausruestung seit 1/2020 vorgeschrieben.
Was viele Fischer nicht wissen, es besteht eine Meldepflicht (in N) wenn kranke Fische gefangen gefunden werden.
Auch um die Verursacher ausfindig zu machen.
Hæufig vorkommende Krankheiten sind ausserdem ILA (infektiøse laksanemie) BKD (paterielles Nierensyndrom) oder auch Gyrodactylus (Laksparasit)
Letzterer wurde 1975 ! aus Zuchtanlagen in Schweden nach Norge eingeschleppt (mit Fischbrut) und von den 46 befallenen Fluessen sind immer noch 8 in Behandlung !
Ganze Stæmme mussten gekeult und neu aufgebaut werden !

Mich sollte es nicht wundern wenn das nun nur die Spitze von Eisberg ist.

Gruss Hendrik

Ach ja, ganz vergessen, irgendwann ist das reisen ja wieder drin und da gehen tausende von Euro drauf. So eine Desinfektion gibt es vor Ort schon fuer 100 Nkr = 10 € !
Poulsens
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Poulsens »

Hej Hendrik, wie wird das Ganze in Schweden geregelt, ich fahr die letzten Jahre dort hin ??!
VG
Paul
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Harald aus LEV
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,

stimmt Schnürsenkel und andere Dinge die Wasser aufnehmen oder Hohlräume besitzen können Überträger sein.
Deshalb darauf achten, dass das Gerät zumindest komplett trocken ist.
Jedoch bis eine Filzsohle durchgetrocknet ist, ist der Rest i.d.R. ebenfalls trocken, sofern nicht Wasser darin steht.

Das Boote Erreger übertragen ist bekannt. Deshalb wird in Irland an Seen darauf hingewiesen, dass Boote, die von einem Seengebiet in ein anderes verbracht werden, sorgfältig gereinigt werden.

Ob es immer Chemie sein muss, weiß ich nicht. Man könnte das Gerät (mit Ausnahme der Schnüre) auch für einige Tage im Sommer in einem Fahrzeug deponieren, dass in der prallen Sonne steht.
Da hat es schnell 70+ Grad Celsius. Das über mehrere Stunden/Tage dürfte reichen. Ist allerdings nicht nachprüfbar bzw. nachweisbar. Aber für eine grundsätzliche Nutzung in verschiedenen Gewässertypen innerhalb einer Region einfach durchführbar.

Gruß
Harald
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Harald aus LEV
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Harald aus LEV »

Das mit dem Gyrodactylus salaris war hier ein großes Thema in den 90ern unter denen von uns, die an der Wiedereinbürgerung von Lachs und Mefo in Deutschland - speziell im Rheinsystem arbeiteten.
Ich war damals Teil einer Gruppe, die im Winter regelmäßig aufsteigende Lachse gefangen und abgestreift haben. Die Elterntiere wurden zurückgesetzt und die Eier in unserer eigenen Brutstation ausgebrütet. Nachdem die Jungfische fit genug waren, haben wir sie im Frühjahr in den Oberläufen der Bäche besetzt, da die Flüsse zu dieser Zeit für Aufsteiger meist noch nicht durchgängig passierbar waren.
Damals hörten wir die Horrornachrichten vom bewussten Vergiften der Flüsse mit Rotenol. Damit wurde alles getötet, was sich im Wasser befand. Alle Fische und Fischnährtiere.
Das schien damals die einzige Möglichkeit dem Erreger Herr zu werden. Hoffen wir, dass sich solch ein Szenario nicht widerholt.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

Moin, (zu Sverige)
viele verschiedene Regeln - zB:
zur Eindæmmung der Krepspest,
fuer Wasserschutzgebiete,
da hilft es wohl nur sich an die Regeln zu halten die fuer das entsprechende Gebiet bzw das entsprechende Gewæsser gelten.
Das liegt in der Hand der Provinzen (Lænder)

Dort gibt es zb auch eine Desinfektionspflicht wenn man Boote umsetzt . Allerdings keine generelle Pflicht fuer die (hand) Angelausruestung.
Gruss Hendrik
orkdaling

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

Moin,
zu Rotenon (ein Pflanzengift) was alles um die Ecke bringt aber schnell wieder abbaut.
Damals gab es nur diese Møglichkeit der chem. Keule.
Heute wurden und werden auch Fluesse/Bæche mit Aluminiumsulfit oder auch Chlor behandelt in einer Konzentration die den Parasiten tøten aber nicht die Fische.
Das geht aber nur wo man die Konzentration genau einhalten kann, also nicht in einem Fluss der zB Seen durchfliest.

Alles ziemlich kostspielig
Die Behandlung muss ja mehrfach erfolgen, denn nicht alle Lachse oder Forellen eines Jahrgangs steigen auf, die kønnen ja 1-4 Jahre im Meer verbleiben.
Vom Stamm werden gesunde Tiere entnommen, die landen dann in der Genbank, mit den dort produzierten Fischen wird ein neuer Bestand aufgebaut.
Die Regenbogner aus Zuchtanlagen werden befallen, sterben aber nicht (nur die lachse) und sind somit ein Uebertræger. Als artfremder Fisch sind die sowieso zu entnehmen !

Zur zeit wird die Driva - Region behandelt - da gibts aber nicht nur lachse , nee auch Rafting und somit eine sehr gute Uebertragungsquelle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Driva
Bis zur endgueltigen Sperrung (wird in Etappen behandelt) muessen die Sportfischer alle Lakse aufessen (fuer Mensch ist der Parasit unbedenklich).
Erst wenn kein Fisch der befallenen Generationen aus dem Meer aufsteigen kann, wird nochmal behandelt und dann ein neuer Stamm aufgebaut.

Gruss Hendrik
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Harald aus LEV »

Alles in allem ein sehr kostspieliger und langwieriger Prozess.
Aber ich denke, solche Probleme werden in Zukunft bedingt durch Klimawandel und Globalisierung häufiger in Erscheinung treten - analog zur Coronasituation.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

moin,
lese eben beim dæn. Verband was zur Desinfektion aktuell empfohlen wird - ebenfalls Virkon S.
Aufløsen (gibts als Pulver und Tabletten) die Gerætschaft rein (auch Schuhe) und 5-10 min einwirken lassen. Wirksam solange die Løsung rosa/violett ist !
Hinterher abspuelen,fertig. Kanu (also was nicht getaucht werden kann) soll damit eingesprueht werden.
Gruss Hendrik
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,
danke für die Info.
Virkon S wird vielfältig angewendet und wenn die Dänen es jetzt empfehlen wird es ebenfalls gut für die Desinfektion der Angelgerätschaften sein.
Es bleibt abzuwarten ob mir die Dänen glauben werden, wenn ich aussage, dass ich mein Gerät damit desinfiziert habe und ggfs. den Kaufbeleg des Mittels vorlege,
oder werden sie von ausländischen Anglern eine Bescheinigung, z.B. die eines Veterinärs verlangen, wie es manche Länder machen?
Gerade wenn jetzt die Corona-Inzidenzen sinken und grenzüberschreitender Verkehr wieder erlaubt sein wird, dürfte das für Fischer ein interessanter Punkt sein.
Notfalls könnte man das Gerät noch einmal von einem dänischen Veterinär desinfizieren und die Desinfektion bescheinigen lassen.

Gruß
Harald
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von orkdaling »

Moin,
(gesetzliche) Reglungen gibt es ja leider nicht in DK, hier auch nur fuer die Fluesse mit anadromen Fischarten.
Hier ist es Pflicht und man findet genuegend Desinfektionsstellen. (Adressen werden auf den Seiten der Betreiber angegeben)
Ich verstehe nicht warum die Dænen nicht solche Stellen an ihren Forellenzirkusanlagen aufstellen und genau so gut wære es an ihren lachsfluessen angebracht.

Eine Alternative sind Chlortabletten, ebenfalls 5-10min Einwirkzeit, nur das Zeug stinkt halt und damit nicht so gut fuer die Watbekleidung.

Gruss Hendrik
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Re: Seuche in Dänemark

Beitrag von DerRhöner »

Hallo allerseits

Von der "Hitzebehandlung" von Ausrüstung möchte ich abraten. Leiter aus Erfahrung, ich habe mal so ein paar Schuhe gekillt und für die Wathose war es auch nicht gut. der Hersteller (Simms) hat das auch klar an den Defekten erkannt und jede Gewährleistung abgelehnt. Fairer Weise muss man sagen, dass sie das auch klar kommunizieren. Aber ja, so gesehen wirkt es, denn das verseuchte Zeug landet nachher in der Tonne. :(

Virkon S nutze ich seit Jahren. Alles was man tauchen kann, wird eingeweicht. Das habe sich sehr oft mit Hose, Schuhen und den kompletten Rollen und Ruten gemacht, hat nie geschadet. Gesprüht habe ich nur meine Bambus-Ruten. aber ich gestehe, bei einem Kanu stelle ich mir Tauchen auch kompliziert vor....

Ich hab auch die Tabletten die Hendrick erwähnt, weil sich das so schön dosieren/abzählen und damit die Verdünnung ausrechnen lässt. Macht Sinn, wenn man nicht mehr als einen Putzeimer ansetzt. Aber wer Kanus tauchen möchte ;-), der kann gleich die ganze Dose auflösen, da braucht es das dann nicht, sondern das gleich die grosse Pulvermenge.

Ich hab aber auch immer insofern "doppelt" gesichert, dass ich das ein paar Tage vor der Reise gemacht habe, damit wirklich alles durchgetrocknet war.

Gruss

Christian
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