Billig vs. Teuer

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

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trutta1
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von trutta1 »

Hallo zusammen,

um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, möchte ich nochmals den Vergleich b/t bei Fliegenruten aufgreifen.
Irgendwann, wenn man so ziemlich alles hat, stellt sich die Frage nach dem Sinn des ganzen Rutenwalds im Hobbykeller.
Nicht dass ich auch nur irgend eine Rute missen möchte!
Hat doch jede ihre Vergangenheit und eigenen Geschichten.
Dann kam mir doch wirklich die (absurde) Idee, mal nachzurechnen aus welchen materiellen Wert mein Rutenwald besteht.
Holla!!!
Obwohl ich bereits ca.10 Ruten und einige Rollen in der Bucht veräußert hatte, ist da noch immer einiges.
Da ich mal wieder unbedingt eine neue Rute brauchte und in Klasse 3 ganz klar ,,unterbesetzt" war, wollte ich ein SUPER FEINES Modell eines amerikanischen Herstellers kaufen.
Die Preisklasse, in der sich dieses Modell bewegt, ist gerade noch akzeptabel.
Eigentlich war der Kauf beschlossene Sache! Aber dann kam noch eine Messe, auf der ich an einem Castingpool eine #3 Rute eines chinesischen Herstellers werfen konnte.
Ich war wirklich begeistert!
Trotzdem hat es noch fast ein Jahr gebraucht, bis ich mir wirklich diese Rute zugelegt habe.
Dann habe ich verglichen:
Rute1: amerikanischer Hersteller #3/ 8,4" NP: 700€
Rute2: amerikanischer Hersteller #4/ 8,6" NP: 900€
Neue Rute: chinesischer Herst. #3/ 7,6" NP: 150€
Mit Prozentverrechnung beim Kauf eines 2. Artikels hat die Rute ganze 105€ gekostet.
Aufbau der Rute ist dem SUPER FEINEN Vorbild des amerikanischen Herstellers nachempfunden.
Wurfverhalten ist sehr gut, aber eher Midflex!
Was mich insgesamt ein bisschen sauer macht:
Wieso schaffen es die Chinesen vernünftige Handstücke an ihren Ruten anzubringen! Ob qualitativ oder auch Länge des Korkteils sind absolut passend!
Wenn ich die 3 Handteile nebeneinander lege, falle ich vom Glauben ab!

Ich weiß schon jetzt, dass ich wieder rückfällig werde und mir auch wieder ein teures Modell zulege.
Aber jeder, der das nicht kann oder will, findet heute für relativ wenig Geld, super Ruten!
Nur bei Wathosen mache ich keine Kompromisse!!
Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema!

TL, Frank
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orkdaling

Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von orkdaling »

Gute Frage!
Amerikanischer Hersteller? Welchen meinst du denn?
Ich weiss das die ihre Ruten (Blanks) auch nur kaufen (fuer 20-40$), dass man dort im Direktverkauf Blanks fuer 80$ bekommt, aber eben die komplettierten Støcke dann pløtzlich zehn mal so teuer sind.
Ich kenne auch einen schwedischen Rutenbauer, der bezieht sein Material nur aus NZ (CTS) und bei dem kannst du dir deinen Stock nach eigenen Vorstellungen fertigen lassen, er bietet aber auch guenstige Blanks an. https://www.instagram.com/tellis_flyfishing/
Stickman, Blanks aus Spanien, gefertigt in Ungarn.... ach da gibts eine Menge Beispiele.
Preiswert einkaufen, aufmotzen, teuer verkaufen gehørt bei manchen halt zum Geschæftsmodel, besonders bei den US Boys.
Hatte ja schon geschrieben, fische mit Stangenware fuer 100€, hab mir aber auch was mit einer Null mehr gegønnt.
Missen møchte ich keine!
Kork - da gebe ich dir aber Recht. Was ich auf der letzten Messe 2019 sah (2020 war ja nix) da bin ich bald vom Glauben abgefallen.
Da hatten die billigen den teuren Kork und umgedreht!

Bringt also nichts billig gegen teuer zu vergleichen, man muss ja Vorlieben, Verwendungszweck... alles einbeziehen.
Gruss Hendrik
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trutta1
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von trutta1 »

Hallo Hendrik,

der Name der amerikanischen Hersteller ist völlig egal!
Da nimmt sich die Qualität vom Kork nichts!
Alle meine Ruten der amerikanischen Hersteller sind hochpreisig, haben aber Kork von max. mittlerer Qualität.
Einzig eine Rute aus einer sehr exklusiven amerikanischen ,,Edelschmiede" hat eine wirklich sehr gute Korkqualität verbaut.
Da sind wir aber schon im vierstelligen Bereich!

Und für mich steht fest!
Ich werde beim Kauf genauer hinschauen und Mängel offen ansprechen!
Miserable Korkqualität werde ich so nicht mehr hinnehmen!
Konkurrenz belebt das Geschäft und das ist gut für alle Konsumenten.
Ich hoffe ich habe die von RC beschriebenen PiscatorSAGEpius überwunden und kann meinen angeborenen Kauftrieb bei Neuerscheinungen zügeln.

TL, Frank
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drehteufel
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von drehteufel »

Hallo zusammen,

bei Ruten ist es bei mir so, dass da sehr viel „Will haben“ dabei ist. Erst diese Woche ist eine Scott GS773 bei mir eingezogen. Ist ja nicht so, dass ich nicht schon genug 3er Ruten habe. :shock:
Trotzdem kaufe ich ab und zu eine Neue, einfach, um mich selbst zu beschenken. Rational kann ich das sicher nicht erklären. Meist greife ich dann ins obere Preisregal der Hersteller, die in Amerika ansässig sind. Ich möchte mir dann einfach die Rute XY gönnen und erfreue mich daran. Mein Hobby und die knapp bemessene Zeit, in der ich es ausüben kann, sind es mir einfach wert, mir das für mich Beste vom Besten zu leisten.
Das Objekt der Begierde wird aber sehr genau inspiziert, gefällt mir der Kork nicht, ist die Rute nicht gerade oder hängen in den Ringen Lacktropfen rum, nehme ich die Rute nicht. Qualität erwarte ich für den Preis dann schon und ich bin da penibel.

Trotzdem soll jeder das fischen, was er mag und ich würde niemals jemanden verurteilen, der günstiges Gerät einsetzt. Andersrum wünsche ich mir aber auch, dass ich wegen der hochpreisigen Sachen nicht verurteilt werde. Man wird ja dann ganz gern mal in eine Schublade gesteckt.

Viele Grüße,
Marco
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trutta1
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von trutta1 »

Hallo Marco,
da erinnere ich mich doch glatt an ein Erlebnis mit einem niedersächsischen Fliegenfischer, im Frühsommer 1990 an der Bode.
Irgendwie kamen wir im Eiscafe in Treseburg ins Gespräch.
Wir waren beide in voller Montour und deshalb auch leicht als Fliegenfischer erkennbar.
Er ausgestattet mit feinsten und teuersten Getackle, aber relativ ratlos seiner Erfolglosigkeit.
Ich, sonst relativ selbstbewusst, hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Was auch! Ausgestattet mit PVC Stiefeln, selbstgenähte Watweste und eine Ruten-Rollenkombination (habe ich heute noch) , hätte ich damals keinem westdeutschen Fliegenfischerstammtisch beitreten können!
Da es dort nicht nur Eis, sondern auch andere Getränke gab, kamen wir, ungeachtet der unterschiedlichen Voraussetzungen in einen wirklich netten Gesprächsaustausch.
Da ich die Bode seit den frühen 80- er Jahren regelmäßig befische, kannte ich mich sehr gut aus und zeigte ihm, wie und wo ich meine Fische fange.
Beim gemeinsamen Fischen im Bodetal stieg mein Selbswertgefühl von Stunde zu Stunde.
Nachdem ich eine sehr gut Bachforelle in den Kescher führte,
hatte die Wertigkeit des teueren westdeutschen Getackle doch arg gelitten.
Irgendwann reichte er mir seine über 1000DM teuere Rute um sie mal auszutesten.
Über den Unterschied von Fliegenschnüren in Ost und West hatte ich ja schon einmal geschrieben. Aber das man Fliegenruten (wir kannten nur Hohlglassruten) plötzlich ganz anders ,,laden" kann, 20m+ mit gerade mal einem Leerwurf fast spielerisch zu erreichen sind, kannte ich vorher nicht.
Was war das für eine magische Rute!
Die musste ich haben!
Ich glaube bis heute felsenfest, dass mich die zu DDR Zeiten vorzufindende Mangelwirtschaft zum späteren ,,Massenkauf" verführte!
Leider kann ich heute dafür keinen, außer meine Naivität verantwortlich machen.
Fakt ist, dass ich meine größten Bachforellen mit dem ostdeutschen Getackle aus Sebnitz fing!
Also an was lag es?
Außer einer allgemeinen Zeitschrift, gab es früher keine Informationen.
Wenn ich früher an einen Niederungsbach mit der Fliegenrute unterwegs war, traf ich unter 50 Salmonidenanglern einen Fliegenfischer.
Die großen Bachforellen waren nach kurzer Zeit ,,Blechmüde" und somit unerreichbar für die Blechfraktion.
Wir als recht ,,frühe" Fliegenfischer konnten diese Situation für uns nutzen.

Hätte ich heute einen Wunsch frei......einmal mit dem heutigen Wissen, Können und dem mich immer wieder verfüherenden , neumodischen Getackle, die Forellenbäche der 80- er befischen dürfen!
Das wäre was!
Dann hätten auch viele Bachforellen überlebt!

TL, Frank
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Trockenfliege
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Trockenfliege »

Frank, ich weiss nicht, wieviel verschiedene Fliegenrutenmodelle es in der DDR gab. Bekannt sind mir nur 2 Varianten, eine aus dem blauen Glas, länge 2,4m und als 5/6er gelabelt. Zum 2. eine sehr ähnliche Rute, aber aus grauem Glas und etwas leichter. Beide wahrscheinlich vom gleichen Hersteller. Meine beiden sind überhaupt nicht mehr beschriftet, aber die blaue hatte ich schon mit Beschriftung in der Hand.

Die "5/6"er ist real eine 7/8er und die Graue entsprechend ein wenig leichter. Das die an euren Forellenbächen nicht so viel Spaß machten ist klar.

Allerdings haben beide ein sehr gutes Taper und sind für eine Glasrute sehr wurfstark. Die blaue habe ich schon neu aufgebaut und verwende sie zum Hechtstreamern.
Die Graue habe ich erts kürzlich bekommen, sie wird auch noch neu beringt.

Gab es damals noch leichtere Glasruten aus DDR Produktion? Gab es noch andere Hersteller als Germania?

Sorry, ich bin jetzt etwas offtopic, vielleicht mache ich einen extra thread auf.

LG
Reinhard
Fliifi-Sepp
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Marco, ich hoffe, niemand verurteilt Dich, weil Du zu teureren und etablierten Marken tendierst! Ich jedenfalls respektiere das voll und ganz, insbesondere aus den genannten Gründen. Habe auch einige sehr teure Modelle von bekannten Marken im Einsatz.
Die Eingangsfrage war aber, ob teurere Ruten um so viel besser sind, wie es der Preis ausdrückt. Das ist leider oft nicht der Fall, wie auch viele geschrieben haben.
Es braucht sich aber auch niemand zu schämen, wenn er sich keine teure Ausrüstung leisten will oder kann. Wir sollten soviel Akzeptanz und Toleranz aufbringen, daß jeder nach seinen Vorlieben glücklich sein darf.

Diese Aussagen kennt ja fast jeder:
"Top Ausrüstung und kann nicht fischen! Einfachste, billigste Ausrüstung und fängt die besten Fische!"
Häme und Schadenfreude ist in beiden Fällen nicht angebracht. Der mit der Top-Ausrüstung hat sich das vielleicht mühsam erspart, oder von einem gewissenlosen Gerätehändler andrehen lassen. Beide sind vielleicht Anfänger oder haben zeitlich oder von den Gewässern her (noch) nicht die Möglichkeiten, ihre Kenntnisse entsprechend zu perfektionieren. Und selbst, wenn jemand sich nur die teuerste Ausrüstung kauft, weil er es sich leisten kann, ist das völlig in Ordnung. Die Geräte-Händler sollen ruhig auch mal was verdienen, wenn jemand bereit ist, das Geld dafür auszugeben, solange sie niemanden unnötig falsche Versprechungen dazu machen.
Der mit der billigen Ausrüstung macht sich vielleicht gerade einen Spaß daraus, andere Fliegenfischer damit zu "deklassieren".

Alles das und noch viel mehr gibt es. Wir sollten in unserer Leidenschaft verbunden sein, uns gegenseitig helfen, wenn Hilfe gewünscht ist. Aber nicht belehrend sein oder andere für deren Zugang zum Fliegenfischen verurteilen, auch wenn das nicht immer unseren Anschauungen entspricht.

Freuen wir uns über jede Stunde, in der wir dem Fliegenfischen mit dem von uns ausgewählten Material frönen dürfen!

Grüße, Sepp
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von trutta1 »

Hallo Reinhard,
soweit ich mich erinnere gab es nur die blaue und die graue Serie aus Sebnitz, wobei die blaue eine frühere und die graue die letzte Serie sein müsste.
Irgendwann hatte ich mal eine braune Hohlgasrute,sogar mit Korkgriff, bin mir aber nicht sicher welcher Hersteller das war.
Dann besitze ich noch eine Gespließte der Fa. Kuckuck!
Das war der Edelhersteller zu DDR Zeiten.
Dort wurden fast ausschließlich Wettkampfruten gebaut.
Zu Gesicht bekam man die allerdings in keinem Geschäft.

LG, Frank
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MahiMahi
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von MahiMahi »

Hallo in die Runde,
egal ob teuer oder günstig.
Eine Rute ist nur so gut wie ihr Meister.
LG
Harry
orkdaling

Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von orkdaling »

Moin,
Sepp, da triffst du den Nagel auf den Kopf:

"Der mit der Top-Ausrüstung hat sich das vielleicht mühsam erspart, oder von einem gewissenlosen Gerätehändler andrehen lassen.
Die Geräte-Händler sollen ruhig auch mal was verdienen, wenn jemand bereit ist, das Geld dafür auszugeben, solange sie niemanden unnötig falsche Versprechungen dazu machen."

Genau das unterscheidet einen ehrlichen Gerætehændler von den Versprechungen/Werbung vieler Nobelmarken.
Ein Hændler zahlt Miete, hat Angestellte, bietet Service, kauft idR in geringeren Stueckzahlen und wird ueber den Mund gefahren (darf bei manchen Marken dem ihm diktierten Preis nicht senken)
Aber bei ihm kann man testen, findet man Beratung, ist nicht an eine Marke gebunden (von Rute ueber Rolle bis hin zu Schnueren und Klamotten)
Und dann soll er auch noch billig sein, hahaha, wie denn wenn sich so viele FF im www. veræppeln lassen, dort nach Billiggeboten suchen.

Ich sehe es mal so, wer im billig kauft, kauft am Ende teuer.
Man kønnte aber auch sagen, wer da denkt das nur die teuersten Gerætschaften auch die besten sind, der ist auf den billigsten Trick rein gefallen.

Man kønnte aber mal anders fragen, also nicht ob euch der Kork an der schweineteuren Rute enttæuscht hat, nee, seid ihr mit einem preiswerten Produkt schon mal so richtig auf die Nase gefallen ?

Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Harald aus LEV »

Ich kann mich noch gut an meine Anfänge Anfang der 1980er-Jahre erinnern.
Hier im Rheinland war es recht schwer, überhaupt an Gerät zu kommen. Zumal unsere Flüsse zum großen Teil noch stark verschmutzt waren und mit Ansitz- oder Spinngerät befischt wurden.
Es gab damals in Köln einen Händler, der neben den üblichen Gerätschaften auch Fliegengerät anbot. Dort gab es auch eine kleine eingeschworene Fliegenfischergemeinde.
Ich habe mir damals eine preiswerte Fliegenausrüstung gekauft und mangels geeigneter Gewässer an den heimischen Kiesgruben Wurfübungen gemacht. Da wurde ich meist ausgelacht und es wurde gefragt, was ich denn damit fangen wolle?
Als es dann endlich mal eine Messe in der Umgebung gab, war dies natürlich ein Magnet. Als ich dort als Newbie staunend und überwältigt durch die Hallen ging, bekam ich ein paar Gesprächsfetzen einiger "echter Fliegenfischer" mit. Tenor: "Wer nicht das Geld für eine Gewässerpacht aufbringen kann, hat in der Fliegenfischerei nichts zu suchen!"

Zum Glück hat sich diese Einstellung grundlegend geändert. Es ist nach meiner Ansicht gut, dass die Fliegenfischerei - nicht zuletzt aufgrund des gewandelten Naturschutzgedankens und der damit verbundenen sauberen Gewässern und durch die Möglichkeiten des Internets - ein solches Ausmaß angenommen hat und dass gutes Gerät im niedrigen, mittleren und höherem Bereich erhältlich ist. Da kann sich jeder das für ihn passende heraussuchen.
Natürlich wird es immer eine Community geben, für die nur das beste und teuerste gut genug ist, und die nur an teuren elitären Gewässern unterwegs ist.
Aber es gibt wesentlich mehr Fischer, die auch mit kleinem Geld viel Spaß an der Fischerei haben und trotzdem auf gutes, praxistaugliches Gerät nicht verzichten brauchen. Denn auch für kleines/mittleres Budget gibt es gutes Gerät. Ob nun die billige Rute in allen Punkten genau so gut ist, wie die teure, sei dahin gestellt. Auf alle Fälle ist sie preiswert.
Meiner Meinung braucht es nicht das Prestigeobjekt im 4-stelligen Bereich, um Spaß am Wasser zu haben. Aber wer es sich leisten kann, warum nicht?
Wenn der mit dem günstigen und der mit dem teuren Gerät nebeneinander im Wasser stehen und den Tag genießen, ist doch alles in Ordnung.
Für mich ist nicht wichtig, welches Gerät einer hat, sondern wie er damit umgehen kann und wie er sich in der Natur verhält und mit den gefangenen Fischen umgeht.

Gruß
Harald
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Trockenfliege »

Frank, danke für die Info.
Gab es tatsächlich jeweils eine "Serie", also verschiedenen Schnurklassen oder war es eher jeweils nur ein Modell, von der Schnurklasse her, allerdings mit unterschiedler Ausstattung?
Es gab verschiedenen Griffmaterialien, entweder Kork oder Duplon, soweit mir bekannt. Die Ringe waren auch gleich - hochbeinige Stahlringe, die eher an eine Spinnrute erinnern.

LG
Reinhard
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Durchaus eine sinnvolle Alternative ist es, sich Ruten von einem professionellen Rutenbauer aufbauen zu lassen. Dieser bietet oft eine wirklich gute Beratung und man kann mit ihm festlegen, welches Material verbaut werden soll. Dann sollte zum Beispiel die Kork-Qualität kein echtes Thema sein.
Preiswerte und wirklich gute Blanks können zu einer qualitativ hochwertigen individuellen Rute verarbeitet werden. Das auch oft noch zu einem Tarif, der dann jedenfalls insgesamt als den Preis wert gelten kann.

Ich habe das bei den meisten meiner Ruten so gemacht und alle diese liebe ich heute noch. Möchte auch keine davon hergeben! Fische übrigens mit allen meinen Ruten regelmäßig. Auch mit meinen Gespliessten, die bei mir keine Nostalgie sind, sondern nach klar definierten Anforderungen angeschafft wurden und genau diese so erfüllen, wie ich mir das vorstelle.
Aber ich habe auch einige Fertig-Ruten im unteren und mittleren Preissegment und zwar deshalb, weil ich sie als wirklich sehr gut für meine Anforderungen empfinde und die auch meinen Qualitäts- und Design-Ansprüchen entsprechen.

Wie schon von Vielen hier geschrieben: Qualität und auch Design müssen nicht teuer sein!

Aber wenn die persönlichen Anforderungen an eine Rute (das kann durchaus auch einfach nur Markenverliebtheit sein), nur durch Ruten im obersten Preissegment erfüllt werden, dann spricht nichts dagegen, diese zu kaufen, wenn man sie sich leisten will und kann.
Man darf sich auch darüber freuen, wenn man mal eine besondere Rute am Wasser sieht, die jemand fischt, der es sich leisten konnte und wollte. Auch wenn das eigene Budget gerade mal andere Prioritäten hat.

Ich kann mir zum Beispiel gerade keine AC Cobra leisten (mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch nie leisten kann), obwohl das für mich das ideale Fliegenfischer-Auto wäre. Aber wenn ich mal einen Fliegenfischer mit so einem Auto am Wasser sehen sollte, dann werde ich mich sehr über diesen Anblick freuen!
Im Moment fahre ich halt meist mit meinem VW Caddy mit 360.000 km ans Fisch-Wasser. Funktioniert auch gut.
Aber eine fertig montierte Zweihand-Rute bringe ich da nicht hinein. Das wiederum ginge mit einer offenen Cobra sehr gut (auf der Beifahrerseite hinein gestellt, ragt nur hinten etwas raus) und die bummelnden Autos vor mir könnte ich auch leichter überholen, um schneller am Wasser zu sein.
Träumen darf man ja gelegentlich mal, welche Anforderungen man an bestimmte Dinge stellt! Bei Fliegenruten geht es glücklicherweise doch noch etwas leichter, diese umzusetzen, als bei bei anderen Dingen.

Mit meiner Frau brauche ich über solche Träume nicht wirklich zu diskutieren. Der fallen sicher aus ihrer Sicht viel wichtigere Möglichkeiten ein, Geld auszugeben, wenn es das Budget erlauben sollte. Selbst der aufgerufene Tarif für eine echte Cobra ließe sich dann bestimmt schnell verplanen.
Aber es gibt ja ein FF-Forum, wo vielleicht auch dafür Platz ist, wenn die etwas ruhigere Zeit des Jahres ist.

Grüße, Sepp
Royal Coachman
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Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde!

Das erinnert mich an eine Geschichte, die vor ca 40 jahren passierrt ist.

Ich hatte an einem wunderschönen Gießenbach eine Jahreskarte ergattert.
Zur Erklärung: Gießen- oder auch Brunnbäche sind Bäche die auf Grund des Grundwasserdruckes des Hauptflusses nebenherfließen und irgenwann in den Hauptfluss münden.

Diese Bäche sind meist begradigt und schräg eingetieft mit ganz wenig Buschbestand.

Es ist hier sehr schwierig, da die Forellen Dich schon von weitem sehen, man steht wie auf einer Plattform.

Einen mitfischenden Begleiter durfte ich mitnehmen und so lud ich einen alten Bekannten ein, der überdies als exzellenter Fliegenfischer bekannt war.

Schon damals hatte ich ein Faible für alte Ruten und so fischte ich eine alte Hardy Perfect mit einer Uniqua Rolle. Das wäre für meinen etwas tackleverliebten Freund noch in Ordnung gegangen, aber mein Outfit. Eine alte Jean (allerdings eine 501er!), eine Parka mit Kapuze, einen Goaßerer (Almhut bestückt nicht mal mit Fliegen sondern mit Kriegsabzeichen meines Vaters) und zum totalen Entsetzen meines Freundes einen R U C K S A C K !

Dazu ist zu sagen, dass wir Karteninhaber ausgemacht hatten, dass nur Trockenfliege zu fischen sei.

Wir trennten uns also, ich vermute es war meinem Freund sehr recht, nicht mit mir gesehen zu werden.
Nach zwei Stunden trafen wir uns wieder und mein Freund war frustriert, gerade mal eine Bachforelle und die gerade so das Mindestmaß.

An einer komplett offenen Stelle nötigte ich ihn (da seht ihr wie fertig er schon war!) meinen Rucksack um zu schnallen und meinen Hut auf zu sezten, weiters sollte er sich am Gewässerrand hinkauern und sich mal so 1 min nicht rühren und erst dann mit sparsamen Bewegungen zu werfen beginnen.

Dazu ist zu bemerken, dass der Bach damals vor Fischen beinahe überquoll sowas kennt man heutzutage nicht mehr.

Siehe da, die Forellen stiegen und er konnte ohne große Problem noch seine Fische fangen.

Quintessenz:
Mit einem Rucksack und einem Almhut wirst Du von den Forellen nicht mehr als Mensch erkannt, den Hut habe ich übrigens heute noch, mein Enkel rennt mit Begeisterung damit rum.

Tolles Gerät und Super Ausrüstung sind eine feine Sache, ob man es braucht, steht auf einem anderen Blatt.

tight lines
RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
orkdaling

Re: Billig vs. Teuer

Beitrag von orkdaling »

Moin moin,
oder sowas hier? Wer`s mag.
https://www.magasinet.no/media/catalog/ ... 0320_6.jpg
Da spricht du einen wichtigen Punkt an, erhøht stehen oder auch auf Schwingwiesen rum trampeln, da hilft auch die teuerste Gerte nicht .
Oder ueber Gerøllsteine stolpern und ins Wasser bis zum Bauch , da fallen mir viele Beispiele ein die ich jedes Jahr erlebe.
Den besten Spruch hørte ich aber als ich mit einer Switch-Kombi von der Stange (Laxa-Set) am Wasser stand.
"Kannste dir keine richtige Angel leisten" Er stand dann bei sommerlichen Niedrigwasser knietief stramme 2m vom Ufer entfernt im Flussbett und wedelte seinen 14 ft Stock in 10# - vergeblich.
Gruss Hendrik
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