So, der Versuch ist abgeschlossen:
Der Endring war schnell gebastelt und dann konnte es losgehen.
Mit der 4-teiligen Ausführung kam ich wie beim letzten Mal auf 20,5m.
Dann die 3-teilige, also ohne die Spitze geworfen, sie war dann 2,08m lang:
Das Endergebniss vorweg: Ich konnte nicht soviel Schnur in der Luft halten, sondern kam nur auf ca. 18,5m, also sogar weniger als mit der 1,75m langen Hans Privat ( 19,5m).
Es konnte also nicht an der Länge oder dem Arbeitsweg liegen.
Es lag auch nicht an einer Überlastung des HTs, da habe ich noch viel Reserve gespürt.
Aber die Eigendynamik der Rute hat sich drastisch verändert: Der Ruteninterne Arbeitsweg - also die Biegung - hat sich drastisch reduziert und ihre Rückstellung wurde irre schnell.
Lange bevor die Schnur sich hinten oder vorne ausgerollt hat, war die Rute schon wieder gerade.
Dadurch musste ich das, was durch die Entwicklung der Biegung und ihre Rückstellung beim Werfen bewirkt wird, durch die Rutenhand ausgleichen.
Kleinste timing-Ungenauigkeiten fielen deutlich ins Gewicht, unsaubere Schnurführung, die sonst durch die Rutenbiegung ausgeglichen wird, macht sich deutlicher bemerkbar.
Eine extremere Rutenführung nach hinten -unten, die vielleicht etwas ausgleichend hätte sein können, war wegen der Hindernisse nicht möglich, die Schnr musste über der Waagerechten bleiben.
Diese drastische Kürzung von oben war also meinem Ziel, mehr Schnur in der Luft halten zu können/weiter werfen zu können abkömlich. Zumindest unter diesen Rückraumumständen.
Ich werde den Versuch mal mit einer weniger drastischen Spitzenkürzung wiederholen.
Dazu werde ich mir 2 baugleiche günstige blanks suchen, oder einen mit Ersatzspitze, um dann einmal die normale Rute und dann eine Variante mit vielleicht 25cm gekürzter Spitze (statt 75 cm wie im Versuch oben) zu vergleichen.
Gleichzeitig habe ich noch eine gerade bekommene Germania Glasrute, 2,4m Klassenangabe 5/6 mit der 6er DT geworfen.
Auch hier kam ich im Garten auf ca. 20m in der Luft gehaltener Schnur.
Und das verstärkt eine Vermutung, die ich bez. des Fliegenfischens schon länger habe und die durch Wissen aus anderen Angelbereichen hinterlegt wird:
Das der Werfer viel mehr den Ausschlag macht, als man denkt. Wenn ich mit so vielen verschiedenen Ruten immer auf sehr ähnliche Ergebnisse komme.
Ist hauptsächlich die Führung der Rutenhand und die Ausführung des Zuges verantwortlich für die Wurfweite mit einer Schnur xy?
Wieviel macht denn wirklich die Rute aus?
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen langsameren und schnelleren Ruten. Die schnelleren lassen sich beim Weitwerfen angenehmer werfen, aber wieviel weiter wirft man mit ihnen tatsächlich?
Oder wird die langsamere Rutengeschwindigkeit durch die Schnurhand ersetzt?
Kleiner Exkurs in andere Angelarten, ihr verzeiht:
Karpfenruten sollen häufig auch zum sehr weiten Werfen gedacht sein.
Dafür werden sie heutzutage alle gleichartig beringt: Fast alle Stangenruten werden mit übergroßen Ringen und dem Chema 5 + 1 beringt - 5 Laufringe ab Größe 50 + Spitzenring.
Ich habe dagegen alle meine Karpfenruten mit 8+1 oder 9+1 aufgebaut und beginne meistens mit einem 30er Ring. Außerdem habe ich keine harten Weitwurfprügel sondern fische eher semiparabolische Ruten.
Ich werfe mit all meinen Ruten sagen wir mal ca. 100m - aber auch mit Original "Weitwurfruten" mit nur 5 großen Ringen werfe ich die 100m.
Ein guter Weitwerfer in unserem Verein, der das Weitwerfen viele Stunden auf der Wiese geübt hat, wirft mit MEINEN Ruten auf Anhieb 15-20m weiter - ähnlich weit wie mit seinen eigenen Weitwurfruten. Dies ist ein eindeutiges Ergebniss: Es ist das Wurfvermögen, die Wurftechnik, die weit wirft und nicht die Rute oder die großen Ringe.
Ich habe auch mal extremere Wurfversuche bez. Ringgrößen im direkten Vergleich gemacht: Um nicht alles erklären zu müssen, hier der Link mit Bildern über diese Versuche.
Hat nichts mit Fliegenruten zu tun, aber kann dazu dienen, vielfach Behauptetes - große und wenige Ringe werfen weit - mal zu hinterfragen.
http://rutenbauforum.de/rodbuilding/thr ... ggr%F6%DFe
LG
Reinhard