fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Michael.
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fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Michael. »

Hallo,
unsere Redaktion erreichte das folgende Schreiben zum interessanten Thema "fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem", welches vom Verfasser an die grueneliga.de geschickt wurde:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
der Grünen Liga und der Redaktion der Broschüre "Wanderfische willkommen! Ökologische Durchgängigkeit und Erhalt frei fließender Flüsse im Flussgebietsmanagement" gratuliere ich für eine ausgezeichnete Dokumentation und sage - sicher im Namen vieler Fischer - ein herzliches Dankeschön.
Besonders erfreut hat mich, dass Sie das unsägliche Thema fiBS aufgreifen. Mit einem pensionierten Beamten, der zum Kreis der "Schöpfer" von fiBS zählt, streite ich seit Wochen. Er räumt inzwischen ein, dass es Fehlbewertungen gibt, weil nicht dem Handbuch entsprechend verfahren wurde. Kein Wunder. Es gibt nur wenige Fischereirechtsinhaber, die die fiBS-Ergebnisse nachvollziehen können. Die Software zur Erfassung der Daten ist nach meiner Erfahrung ohne fremde Hilfe kaum anwendbar, das Handbuch verwendet völlig neue Begriffe, die nicht näher erläutert werden. Dafür kommen die Worte Fluss oder Fluß im Handbuch gar nicht mehr vor. Auch Bach hat im Handbuch ausgedient und erscheint nur im zusammengesetzten Wort Musterbach. Die neu erfundenen Ersatz-Bezeichnungen versteht kein Mensch. Für den Irrsinn der fiBS Ergebnisse ein Beispiel: Das zuständige LfU lehnt eine Rücknahme der Bewertung gut ab, obgleich nachgewiesen ist, dass sich ein Gewässer verschlechtert hat, für die Flussperlmuschel als Habitat nicht mehr geeignet ist und der Restbestand der Tiere umquartiert werden musste. Inzwischen wurde ich von Mitarbeitern des LfU gebeten, fiBS in der Öffentlichkeit nicht länger zu kritisieren.
Nachdem Maßnahmen in Flusswasserkörpern, die mit gut bewertet sind, nach WRRL nicht erlaubt sind, wird versucht, die schlimmsten Schäden (Kolmatierung, erosive Einträge, Laichplatzverluste und negative Entwicklung der Abundanz)) über die FFH-Managementplanung zu reparieren. Dagegen sperren sich die für Arbeiten am Gewässer zu hörenden Wasserwirtschaftsämter meist mit dem Argument Hochwasserschutz. Eine Klage gegen fiBS bei der EU-Kommission strebe ich an und suche nach (weiteren) Beispiel-Fällen.
Mit freundlichem Gruß
*** "

Mich würde in dem Zusammenhang interessieren:
- ob jemand von Euch bereits Erfahrungen mit fiBS sammeln konnte,
- ob das Thema fiBS überhaupt weitreichend bekannt ist und
- welche Erfahrungen ggf. gemacht wurden

Auf geht's - Runde eröffnet!

Gruß
Michael
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gespliesste
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von gespliesste »

Hallo Michael,

ich fürchte da wird es hier nicht viel Resonanz geben.
Ich liebe es ja, mich in komplizierte Sachverhalte einzuarbeiten, aber bei fiBS fehlte mir von Anfang an der Glaube an die Sinnhaftigkeit. Ich meine, da hat man sich hinter möglichst vielen biologischen Wortschöpfungen gepaart mit ein paar schmucken Formeln vor möglichen Wiedersachern verschanzt. Man muss nur genug Nebelkerzen zünden, dann kann einem auch keiner mehr folgen.
Wer weiss, wie Daten am Gewässer unter Realbedingungen erhoben werden und welche Standarfehler da zwangsläufig einfliessen, kann solch ein formelles Regelwerk kaum ernst nehmen. Ich denke da wird versucht die komplexen Zusammenhänge am Lebensraum Fluss in ein normiertes "objektives" Regelwerk zu zwängen, in die es nie reinpassen wird. Schlim nur, wenn daraus dann ohne Sinn und Verstand verbindliche Maßhnahmen abgeleitet werden.

Die meisten Dinge am Lebensraum Fluss haben wir nach meiner Einschätzung noch nicht wirklich verstanden. Am Bodensee können wir hier ein Lied davon singen: Vorhersagen werden regelmäßig entäuscht, dazu stellen sich jede Menge Phänomene ein, die weder jemand vorausgesehen hat, noch im Nachgang erklären könnte. Ich bin der Ansicht wir sollten die nächstbesten Dinge tun, welche auf den wenigen gesicherten Erkenntnissen beruhen und dazu neben Grundlagenforschung möglichst viel beobachten um dann wieder neue Erkenntnisse zu erlangen.

LG,

Olaf
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Siegfried.
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Siegfried. »

Hallo Michael und Unbekannt,
fiBS = Fips.
Aber auch ohne sprachliche Verballhornung kann ich Olaf nur weitgehend Recht geben (außer dass wir wenig über Fließgewässer wissen, da wissen wir eine ganze Menge, wo das Wissen in D in der Praxis dann allerdings bleibt ist eine andere Frage). Das ganze fiBS ist nichts weiter als der krampfhafte Versuch sich mit Hilfe untauglicher Mathematik (Statistik) scheinbar objektiv und damit unangreifbar und mittels möglichst komplizierter Vorgehensweise unentbehrlich zu machen. Es lohnt deshalb auch gar nicht tiefer in das "System" einzusteigen. Ich will nur ein auch für Nicht Biologen und Nicht Statistiker sofort ersichtliches Beispiel anführen, das allerdings längenmäßig den allergrößten Teil unserer Mittelgebirgs- und Hügelland Gewässer betrifft, die der Forellenregion angehören. Wenn man weiß, dass diese natürlicher Weise 2-Arten-Systeme mit Bachforelle und Koppe und einer Spanne von 1 bis zu 5 Arten (untere F-Region mit Bachneunauge, Schmerle, Elritze) bildet, fragt sich nicht nur das berühmte rechnende Milchmädchen was es da mit (digitaler? 0-1?)-Statistik anfangen soll. Das ist schlicht gequirlte........
Wenn man dann auch noch weiß, dass für die Hintergrunddaten auch für die Äschen- und Barbenregion Befischungs- und Bestandsdaten aus der Vor- und Nach-Kormoranzeit undiskremineirt gepoolt verwendet worden sind, muss man entweder von Unwissenheit, Selbstzensur oder politischer Einflussnahme ausgehen, wobei ich nach langjähriger Erfahrung von einer Mischung aus den beiden letztgenannten ausgehen muss.
Soviel erst einmal dazu.
Glück Auf
Siegfried
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Beppo
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Beppo »

Hallo In die Runde,
diese Abhandlung (fibs) liest sich wie ein mathematisches Regelwerk, dies sieht man an der Version 8.1.1 ( Dußlig) sehr gut. Kann man so machen, ob man aber ein Fischaufkommen eines Fließgewässersystems einfach mathematisch berechnen kann und dabei andere Anzeiger ausblendet ist mehr wie fraglich. Hier spielen viele andere Faktoren eine Rolle. Entscheidend ist aber was mit den daraus erzielten Erkenntnissen gemacht wird.
Seit Jahren müssen im Freistaat Sachsen die gewonnenen Ergebnisse bei E-Befischungen an die Fischereibehörde gemeldet werden. Die Erkenntnisse, die über die Jahre dadurch gewonnen wurden, stehen in keinem Verhältnis zu dem Agieren des Freistaats an seinen Fließgewässern. Im Fischartenatlas des Freistaats werden die jeweiligen Vorkommen aufgelistet. Dies scheint aber dem Freistaat nicht davon abhalten zu können den Schutzstatus einzelner Fischarten und deren Lebensraum zu ignorieren. Manche Gewässer gleichen einer Baustelle und sehen nach diesen Eingriffen wie gekehrt und gebohnert aus, man hätte sie auch gleich Asphaltieren können. Wie anschließend der Fischbestand aussieht, sich zusammensetzt, muss man hier wohl nicht näher erläutern. Die Einstufung nach Fischarten ist eine Methode. Eine Erweiterung um weitere Faktoren wäre hier aber sehr wichtig und vor allem müssen hier entsprechende Konsequenzen daraus ableitet werden. Allein das Wissen über den Fischbestand lässt noch lange nicht auf die Qualität eines Gewässers schließen, oftmals sind diese Erkenntnisse verfälscht. Hier macht man es sich zu einfach, vielleicht ist dies auch so gewollt.
Gruß Beppo
Lachsmaus
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Lachsmaus »

Vielleicht lohnt im Zusammenhang mit fiBS ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit. Im Oktober 2000 wurde die Richtlinie 2000/60 (Wasserrahmenrichtlinie) erlassen, nach der bis 2015 alle Gewässer in einem guten ökologischen Zustand sein sollten (in Bayern sind das ganze 16%). Verlängerungen hat die EU in zwei 6 Jahreszyklen eingeräumt. Mitte der 90er Jahre wurde der damalige Leiter der Fischereiforschungsstelle B.-W. in Langenargen von der LAWA und dem VDFF gebeten, ein "fischereiliches Bewertungssystem" zu schaffen, das der kommenden WRRL gerecht würde. Daraus entstand fiBS, eine fürchterliche Krücke, gemacht mit den besten Absichten und verkrüppelt durch allerlei Forderungen von außen, die fiBS zu einem Monster werden ließen, das nur von wenigen Fachleuten beherrscht wird. Es war nicht etwa so, dass die Fischerei nicht zur Mitwirkung aufgefordert worden wäre, der "Urvater" von fiBS schreibt mir nach einer langen teils heftigen Auseinandersetzung: "In der Mehrzahl der Fälle kam von Seiten der Fischerei niemand und den Part "Fische" übernahm der NABU oder der BUND. In den Fällen, in denen Fischereivertreter anwesend waren, glänzten sie häufig mit absoluter Unkenntnis und nur in ganz, ganz wenigen Fällen kamen gute Beiträge der Fischerei, die geeignet waren, den Bestand der Befischungsmöglichkeiten nachhaltig zu sichern. Bei nachträglichen Diskussionen kam dann immer wieder die Anmerkung, dass doch die FFS die Belange der Fischer immer gut vertritt und dies doch in diesen Fällen gut übernehmen könnte. Unser Hinweis, dass die Fischerei selbst präsent sein muss, wurde nur teilweise akzeptiert. Entschuldigung, aber das ist Schei....".
Nun könnte man fiBS ja als lustige Spielerei für Freaks abtun, nur sind die Folgen für die Gewässer schlimm, wenn man sich mit den Ergebnisse nicht genau beschäftigt. Am besten geht es jenen, deren Gewässer sinnigerweise den guten Zustand nicht erreicht haben, denn nur dort ist das zuständige Wasserwirtschaftsamt verpflichtet, den Zustand des Flusswasserkörpers durch festgelegte Maßnahmen zu verbessern. Eine gute Bewertung führt hingegen dazu, dass Arbeiten am Gewässer zunächst bis 2021 verboten und danach nur dann erlaubt sind, wenn sich der Zustand verschlechtert hat (Verschlechterungsverbot). Beispiel gefällig? Ein Gewässer wurde als "ökologisch gut" eingestuft, obwohl das Geschiebe nicht stimmte und die Fischereirechtsinhaber (ein Verein) zur Wiederherstellung von Laichhabitaten Kies einbringen wollten. Obwohl der Verein die Maßnahme vollumfänglich selbst zahlen wollte, hat das WWA das Einbringen verboten, vorgeschoben als Argument wurde Hochwasserschutz. Ich kann aus eigener Erfahrung nur warnen, die an die EU gemeldeten Ergebnisse nicht zu beachten.
Wer von Ihnen/Euch wurde in die Festlegung der Monitoring-Strecke einbezogen?
Wer von Ihnen/Euch wurde um Bekanntgabe historischer Daten gebeten?
Wer von Ihnen/Euch kennt die dem WWA vorliegenden fiBS-Ergebnisse "seines" Gewässers/Flusswasserkörpers
Wer von Ihnen/Euch hat bemerkt, dass im Handbuch die Begriffe Fluss und Bach nicht mehr vorkommen?
Ich bitte um Entschuldigung für meine Neugier, aber ich überlege, bei der EU gemeinsam mit anderen gegen fiBS zu klagen,
und das, obwohl es innerhalb Europas kalibriert wurde!

--
Beppo
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Beppo »

Hallo "Lachsmaus",
klasse Beitrag, dem kann ich nur zustimmen. Selbst die Unteren Wasserbehörden oder Naturschutzbehörden können mit diesem Begriff nichts anfangen geschweige denn, dass sie eine Zuarbeit dazu geleistet hätten. Die Fischereibehörden schaffen dies aus chronischem Personalmangel nicht, also sind die Erkenntnisse der erhobenen Daten lückenhaft und die daraus resultierenden Ergebnisse entsprechend einzustufen. Damit wird genau das Gegenteil von dem erreicht was man eigentlich erreichen wollte, oder es war von vorn herein so gewollt. Ein Bürokratie-Monster, dass den Behörden im Umgang mit den Gewässern freie Hand lässt.
Ergänzend zu deinem Beispiel hier fast deckungsgleich eins von mir. Ein Verein wollte an seinem Pachtgewässer (kleiner Fluss in Sachsen) welches sich unterhalb einer Staumauer befindet, dass durch Funktionsproben (künstlich erzeugte Hochwasser) der Staumeisterei abgeschwemmte Geschiebe wieder einbringen. Dieses hatte sich zu einem Großteil im Mündungsbereich zu einem anderen Fluss abgelagert. Sogar die LTV/Flussmeisterei wollte den Verein mit Technik unterstützen. Es bedurfte lediglich einer Zustimmung der UNB und UWB des LRA. Ein Mitarbeiter (Name bekannt) der UNB untersagte dies jedoch mit der Begründung: - Sollte das Geschiebe aus dem Fluss entnommen werden ist dies als Sondermüll einzustufen und muss entsprechend entsorgt werden -. Selbst der Hinweis, dass z.B. in Bayern an der Isar es so gehandhabt wird, lief ins Leere. Fazit, selbst in einem Staat werden die Gesetze unterschiedlich ausgelegt, verfahren die Behörden nach Gutsherrenmentalität. Was soll man dann erst von so einem fischbasierten Bewertungssystem halten.
Zu deinen erhobenen Fragen wirst du wahrscheinlich von niemanden eine Antwort erhalten.
Sollte da geklagt werden und es kommt zu einer Unterschriftensammlung, meine hast du/ihr !
Gruß Beppo
Kami
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Kami »

Hallihallo,

mir ist nicht so ganz klar, wo die Relevanz des fibs für die Politik liegt. Ich dachte (zumindest bei uns in BaWü) wird ein Gewässerstrukturgüteverfahren durchgeführt, um den Zustand der Fließgewässer zu beurteilen.
http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/ ... kation.pdf

Wir haben das mal in der Uni anhand eines Baches gemacht und ich fand es ziemlich spannend und gut. Dort wurde jegliche Kleinigkeit von menschlicher Veränderung sofort als extrem schlecht bewertet und führte zu einer schlechten Bewertung des ökologischen Zustandes.
Vielleicht kann ja mir jemand kurz erklären, ob das fibs nun ausschlaggebend ist oder die Strukturgüte oder ob das nur in BaWü so ist und vor allem auch ob die fibs Bewertung denn eine Verpflichtung mit sich bringt. Ich habe mir das nur kurz im Internet durchgelesen, konnte daraus aber gar nichts ableiten. Vielleicht kann ich es dann besser verstehen (und ander auch?).

Viele Grüße,
Amadeus
Beppo
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Beppo »

Hallo Amadeus,
Du hast mit deiner Frage eigentlich schon die Antwort gegeben, jeder macht was er will und alle machen mit. Es wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt, je nach Interessenslage. Als langjähriger Fischereiaufseher kann ich davon ein Lied singen. Hinweise von uns wurden vom Ministerium vom Tisch gewischt, wir wurden sogar aufgefordert dies etwas restriktiver zu sehen. Man muss sich bloß die fischzönotische Grundausprägung der sächs. Fließgewässer betrachten. Viel zu statisch, lässt keinen Spielraum zu, die Fischereibehörde versteckt sich dahinter und verweist darauf. Einmal festgelegt bleibt so etwas auf Jahre bestehen auch wenn sich verschiedene Faktoren geändert haben. Ich kann hier nur von Sachsen sprechen, vielleicht ist es ja in B.W. anders (ich glaub`s fast nicht). Beispiel gefällig, bitte.
Sächs. Umweltministerium sagt das kleine WKA nicht mehr Ziel und im Interesse des Freistaats sind.
Jetzt, zu diesem Zeitpunkt, werden drei mir bekannte Anlagen errichtet die nicht im Besitz eines Altrechts sind (hiermit Schluss).
Kleine WKA sind ein unausgleichbarer Eingriff in ein Fließgewässer und verändern die betroffene Fischzönose dieses Abschnitts gravierend.
Mach dir darüber jetzt selbst deine Gedanken.
Gruß Beppo
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Rattensack
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Re: fiBS - Das fischbasierte Bewertungssystem

Beitrag von Rattensack »

Servus,

grundsätzlich finde ich es gut bzw. auch im Sinne der Fischerei, wenn Fische als Indikatoren verwendet werden. Fische zeigen menschliche Veränderungen fast immer plausibel an, wenngleich nicht in jedem Gewässertyp etc. im selben Ausmaß. Daher ist es schwer bzw. unmöglich, eine Bewertungsmethode zu entwickeln, die immer und überall plausible Ergebnisse bringt.
Den Zugang bei der fibs-Bewertung, die Verteilung der ursprünglichen Fischfauna auf Kommaprozent zu rekonstruieren, finde ich vom Grundsatz problematisch.

Ich denke aber, man sollte keine Fundamentalkritik üben, schon gar nicht, wenn man die Methode nicht versteht .
Es sollte aber laufend an einer Verbesserung gearbeitet werden.

Derzeit ist man eher bemüht, alles in Stein zu meißeln, u.a. auch deshalb, damit nicht andere Player (z.B. Energiewirtschaft) rein lobbyieren.
Meiner persönlichen Meinung ist aber das bestehende System nicht gut genug, um so bestehen zu bleiben.
Ein weiteres Defizit der Methode ist, dass es schlecht auf Verbesserungsmaßnahmen (Revitalisierungen) reagiert, so hat sich das zumindest in den Fällen gezeigt wo ich damit gearbeitete habe.

Wir haben in Österreich eine andere Bewertungsmethode (FIA), die in vielen Fällen plausible Ergebnisse bringt, in anderen ebenfalls nicht.
Positiv am FIA ist, dass auch der absolute Fischbestand als K.O. Kriterium eingeht; wenn der Fischbestand also richtig mies ist, reichts nicht, wenn die (richtigen) Arten und Altersstadien da sind, wenn sich das ganze auf einem zu niedrigen Niveau bewegt.

Lg,
Clemens
A curious thing happens when fish stocks decline: People who aren't aware of the old levels accept the new ones as normal. Over generations, societies adjust expectations downward .. (Kennedy Warne)
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