Großer SPIEGEL-Artikel zu Schmerzempfinden bei Fischen

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Johannes
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Großer SPIEGEL-Artikel zu Schmerzempfinden bei Fischen

Beitrag von Johannes »

Moin,

der Artikel ist bisher (noch) nicht online verfübar, aber im aktuellen Print-SPIEGEL ist ein dreiseitiger Artikel, der neue Forschungsergebnisse zum Schmerzempfinden von Fischen vorstellt.

Viele Tests wurden bei Regenbogenforellen durchgeführt, ein uns Flifis nicht ganz unbekannter Fisch. Die Ergebnisse legen nah, dass Fische ein relativ ausdifferenziertes Schmerzempfinden haben. Der Artikel heißt "Neutronengeflüster im Endhirn" und sorgt bereits jetzt in diversen einschlägigen Foren (...) für ordentlich Wirbel.

Der Artikel hat m.E. eine positive und eine negative Seite: Einerseits wird hoffentlich die Diskussion um verantwortungsvollere Fischerei vorangetrieben, andererseits liefert der Artikel ordentlich Schießpulver für die Hardliner aus der Tierrechtler-Fraktion.
läuft.
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Heinz
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Beitrag von Heinz »

Hallo,

es ist ganz klar, dass bei derartigen Studien und Berichten i m m e r
rauskommen muss, dass die Fische ein Schmerzempfinden haben, weil es sonst erstens nicht wirklich berichtenswert wäre und zweitens weitere Forschungen nicht nötig wären, was die Forscher wohl nicht wollen, So kann man ausserdem wieder auf die bösen Fischer hinprügeln, was dem Zeitgeist entspricht. Am meisten regen sich dann oft die auf, die sich andererseits ihr Schnitzel gut schmecken lassen. Ausserdem - ich bin überzeugt, dass ein Fisch, wenn er von einem Raubfisch attackiert und gefressen wird, mehr an Schmerzen verspürt als beim kurzfristigen hängen an einer Angel. Aber alles argumentieren hat mit manchen keinen Sinn, die eben grundsätzlich gegen das Angeln eingestellt sind, weil diese Argumentationen seitens der Angler nicht zugänglich sind.
Man kann da nur immer an das bereits im obigengebrachte Argument vom Fleischkonsum zurückgreifen, der mit wesentlich mehr Tierleid verbunden ist. Ja nicht soll man mit catch and release argumentieren, sondern höchstens damit dass kleine Fische unbeschädigt zurückgesetzt werden können, weil sonst sofort die Beschuldigung mit der Lust am unsinnigen Quälen kommt. Das ist auch ein Grund, warum ich das in Österreich an manchen Strecken gehandhabte absolute c&r Gebot für alle
gefangenen Fische ablehne - es ist weitaus sinnvoller, eine streng geregelte Entnahme zuzulassen - der Angler muss ja nicht entnehmen (im Gegensatz zu Deutschland).

Grüsse
Heinz
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Maqua
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Beitrag von Maqua »

Hallo Heinz, ich frage mich gerade ob du den angesprochenen Artikel überhaupt gelesen hast???

Oder ist das jetzt nur eine pauschale Stellungnahme von dir?


Gruss Manni
Hardy

Re: Großer SPIEGEL-Artikel zu Schmerzempfinden bei Fischen

Beitrag von Hardy »

moin moin,
Maqua hat geschrieben:...ich frage mich gerade ob du den angesprochenen Artikel überhaupt gelesen hast???

Oder ist das jetzt nur eine pauschale Stellungnahme von dir?...

Ich würde sagen, pawlowscher Reflex! :wink:

Ohne den Artikel gelesen zu haben, aber die Essenz vorausahnend kann ich das Statement von Johannes unterschreiben:
Johannes hat geschrieben:...
Einerseits wird hoffentlich die Diskussion um verantwortungsvollere Fischerei vorangetrieben...


Es geht doch im Endeffekt nur um das eine: Unter welchen Bedingungen sind wir gewillt, für unsere Triebbefriedigung andere Lebewesen einem wie auch immer gearteten Stress/Schmerz auszusetzen.

Und hier wird am Ende nur der "vernünftige Grund" unser Tun legitimieren können. Reines C+R, egal wie man es sich schön redet, wird es m.E. nach sicherlich nicht sein.

Groetjes
Hardy
horstie honk

Beitrag von horstie honk »

fischschmerz hin
fischschmerz her.

DAS sind themen auf die es im wirklichen (angler-)leben ankommt:

fischer kämpf hungrige 4,oo m krokohandtasche nieder
Siegfried.
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Beitrag von Siegfried. »

Crocodile Dundee ist auch nicht mehr das, was er mal war. Schwach nach dem Kumpel zu heule, nach nur einem appen Finger.

Das schmerzt, trotzdem Glück auf

Siegfried
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ven
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Beitrag von ven »

Am meisten regen sich dann oft die auf, die sich andererseits ihr Schnitzel gut schmecken lassen. Ausserdem - ich bin überzeugt, dass ein Fisch, wenn er von einem Raubfisch attackiert und gefressen wird, mehr an Schmerzen verspürt als beim kurzfristigen hängen an einer Angel.
Wer sich sein Schnitzel gut schmecken lässt, kann sich sicher sein, dass die Tiere im Vergleich zu Fischen bei Anglern weniger schmerzen erleiden (Haltung der Tiere bleibt unberücksichtigt). Sofern Fische wie o.g. in dieser Form schmerzen erleiden. Wir vergleichen hier ein Bolzenschuss/Elektroschlag gegen einen Drill mit Haken im Mund.

Das ein Fisch vom Raubtier attakiert wird, liegt in der Natur der Sache und ist kein Argument. Das ein Mensch ein Tier auf unwürdige Art tötet, liegt nicht mehr in der Natur des Menschens. Unser Denken geht seit längerer Zeit vor Instinkt.

Ich bin auch Angler, aber deine Argumente fand ich nicht treffend.
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chris meyer
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Beitrag von chris meyer »

Guten morgen,

Ich war gestern im Elsass am Storchensee fischen. Mit Erfolg!

6 Fische habe ich wieder releasen können, einer schwimmt mit einer Fliege von mir weiter.
Als ich nac Hause kam habe ich mir diesen Thread vorgenommen und mir den aktuellen Spiegel gekauft. Dieser Artikel war, glaube ich vor wenigen Jahren abgeändert schon im Fliegenfischer zu lesen.
Ich werde weiter an mir arbeiten und Forellen Puffs mehr zum ausprobieren als zum fischen nutzen. Außerdem versuche ich an besonders erfolgreichen Tagen früher aufzuhören.
Ich denke, unbewusst wissen wir alle, dass wir den Fischen keine Freude bereiten wenn wir sie drillen.

C
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Beitrag von Zweihandwedler »

chris meyer hat geschrieben: Ich denke, unbewusst wissen wir alle, dass wir den Fischen keine Freude bereiten wenn wir sie drillen.

C
Selbst unsere blosse Existenz wird sie Schädigen, durch Gewässerbegradigungen,Einleitungen usw.
MFG
Jürgen
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Sh4RaS
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Beitrag von Sh4RaS »

Siegfried.
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Beitrag von Siegfried. »

Nichts Neues unter der Sonne! Aufgewärmter Brei wird durch den Spiegel nicht weniger schleimig, aber vielleicht klebt er ja besser und das soll er wohl. Irgendwas wird schon hängen bleiben an den bösen Tierquälern.

Ich bremse jedenfalls auch weiter für Vegetarier und Leute mit nur einer Gehirnhälfte.

Petri Heul

Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
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Beitrag von Maggov »

Doch sind Fische auch in der Lage, aus diesen Signalen die komplexe Wahrnehmung eines bewusst empfundenen Schmerzes zusammenzusetzen? Eine ganze Reihe von Verhaltenstests deutet zumindest darauf hin:

* Regenbogenforellen, denen rund ums Maul Bienengift oder Essigsäurelösung injiziert wurde, ventilierten fast dreieinhalb Stunden lang heftig mit den Kiemendeckeln, stellten das Fressen ein, wiegten sich am Boden des Aquariums oder rieben ihre Lippen an den Glaswänden - sie zeigten mithin weit mehr als nur Sekundenreflexe.
* Mit schädlichen Chemikalien gepeinigte Forellen nahmen einen knallbunten Lego-Turm im Aquarium kaum zur Kenntnis, während sie sonst auf unbekannte Gegenstände mit Scheu reagieren - die Qual unterdrückt offenbar ihre normalen Verhaltensroutinen.
* Versuchstiere, denen gleichzeitig mit den Chemikalien Schmerzmittel verabreicht wurden, legten dagegen die übliche Vorsicht vor fremdartigen Objekten an den Tag - die Wirkung des Morphins bändigt also den Schmerz.

Ein 20-köpfiges Expertengremium wertete kürzlich im Auftrag der Brüsseler EU-Kommission alle bekannten Experimente aus. Sein Fazit: Zwar stammen alle Erkenntnisse über die Leidensfähigkeit der Fische bisher von nur wenigen Arten wie Forellen, Karpfen, Zebra- oder Goldfischen; Verallgemeinerungen seien deshalb vorerst unzulässig. Dennoch nehmen die Sachverständigen die Einblicke in den Emotionshaushalt der Wasserbewohner ernst: "Es gibt Hinweise darauf, dass die neuronalen Bausteine für Empfindungsvermögen bei einigen Fischarten existieren."
Hallo zusammen,

sorry aber neben der Tatsache dass man das einfach nicht mit einem Haken vergleichen kann muss man diese "Experten" meiner Meinung nach psychologisch untersuchen und der Tierquälerei anzeigen. Das hat für mich nichts mit wissenschaftlichem Vorgehen zu Tun.

Ich denke wir alle wissen dass Fische während dem Drill Stress erleiden und wenn man sie an den falschen Stellen hakt diese auch Schmerzen erleiden. Deshalb versucht jeder verantwortungsvolle Fischer den Drill zu kurz wie möglich und das Gerät zu waidgerecht wie möglcih zu wählen. Des weiteren haben wir Fischer den Vorteil einen Fisch der nicht entnommen werde sollte (geschonte Art, Schonzeit, unter dem Schonmaß) wieder zurück zu setzen und eine faire Überlebenschance zu bieten. Das wäre bei anderen Fangmethoden (z.B. Netz) nicht gegeben.

Was jedoch klar hervorgeht dass man sich schon überlegen sollte wie man fischt und dass Fische mit der Angel zu zählen vielleicht nicht unbedingt etwas mit Naturschutz und Respekt ggü. dem Fisch zu Tun hat.

Zu den Bemerkungen von ven möchte ich anfügen dass der Artikel klar nicht auf Fischer abzielt sondern Massenhalter und ich der Meinung bin dass der Verfasser dieses Beitrages wohl noch nie an einem Schlachthof war oder Viehtransporte gesehen hat. Sonst würde er sein Schnitzel mit ganz anderen Augen betrachten...

LG

Markus
Butenbremer
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Beitrag von Butenbremer »

Ich finde, wir Angler sollten in so einer Diskussion uns und anderen gegenüber ehrlich sein.
Die Frage ist doch, ob die Erkenntnis, dass Fische Schmerzen empfinden, uns dazu bringen würde, mit dem Angeln aufzuhören. Ich denke mal, dass die überwiegende Mehrheit von uns diese Frage mit Nein beantworten würde. Also wäre die Konsequenz daraus doch die Aussage: Ich liebe das Fliegenfischen und nehme in Kauf, dass Fische dabei Schmerzen empfinden.
Ich finde, man muss zu so einer Aussage stehen können, anstatt zu versuchen, die wissenschaftlichen Ergebnisse beiseite zu wischen. Auch ist es wenig rational, auf den Fleischkonsum anderer Leute zu verweisen, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, und jeder muss für sein Handeln selbst Verantwortung übernehmen. Wenn solche Untersuchungen dazu führen, dass Fischfarmen und Fangmethoden tierfreundlicher gestaltet werden, kann man sie nur begrüßen.
Was ist schlimmer, Unwissen oder Gleichgültigkeit? Keine Ahnung, ist mir auch egal!
flo staeuble
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Beitrag von flo staeuble »

butenbremer: =D>
markus: "Was jedoch klar hervorgeht dass man sich schon überlegen sollte wie man fischt und dass Fische mit der Angel zu zählen vielleicht nicht unbedingt etwas mit Naturschutz und Respekt ggü. dem Fisch zu Tun hat. "
=D>
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Heinz
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Beitrag von Heinz »

Hallo,

ich gehe davon aus, dass hier jeder bemüht ist, den Fischen keinen Schmerz zuzufügen. Ob sie wirklich Schmerz in unserem Sinne empfinden, das sei dahingestellt. Darüber gibt es auch divergierende wissenschaftliche Aussagen, jeder kann sich da aussuchen, was ihm und zu seiner vorgefassten Meinung passt. Wirklich wissen kann man es nicht, da müsste man selbst ein Fisch sein oder gewesen sein. Wovon man als sicher ausgehen kann, das ist, dass die Fische das am Haken hängen zumindest als unnatürlich und stressig empfinden und dieser Zustand für sie unangenehm ist. Deswegen sollte der Drill nur so lang als unbedingt nötig gehalten werden und so gestaltet werden, dass man den Fisch im Falle des Falles zurücksetzen kann und er eine gute Überlebenschance hat (wobei natürlich auch die Art und Weise des Zurücksetzens eine Rolle spielt). Was mir aber an solchen Artikeln wie bei dem genannten des Spiegels unabhängig von seiner nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Haltbarkeit auf die Nerven geht, das ist, dass dabei die Angler (absichtlich?)und undifferenziert in die Haltung eines Angeklagten gedrängt werden und mehr oder minder verkappt als Tierquäler hingestellt werden. Ich bin nicht bereit, in diese Rolle eines Angeklagten zu schlüpfen und mich permanent vor selbsternannten sogenannten "Gutmenschen" zu rechtfertigen.

Grüsse
Heinz
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