Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2015

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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pehers
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus an alle!

Habe leider ein bisserl Stress gehabt in letzter Zeit ... daher verspätet noch einige Statements von mir:

1. Es gibt die viel zitierten ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, die zu derartigen Bewirtschaftungsformen führen einfach nicht (oder nur in sehr geringem Ausmaß)! Wenn ich an einem Wasser Besatzkosten habe, die die Höhe der Pacht an sich teilweise übersteigen, kann das keine Gesetzmäßigkeit sein, sondern nur ökonomischer Unfug! Ich würde einfach weniger Lizenzerlöse benötigen, um kostendeckend zu arbeiten. Ich würde daher auf viele "Trophy Fischer" verzichten können - nach Adam Riese tw. auf 50%. Irgendwann beißt sich die Katze in den Schwanz...

2. Recht geben muss ich leider all jenen, die die berechtigte Gegenfrage gestellt haben, wo es denn Gewässer in Österreich gibt, die nicht mit fangfähigen Fischen besetzt werden. Dies ist leider die traurige Wahrheit: Es gibt sie nur sehr, sehr vereinzelt und dann meist nur eingeschränkt zugänglich. Leider wird eben fast überall fangfähig dazu besetzt. Da ist aber wieder das Problem, von dem wir ausgegangen sind, die Ursache: Solange (nur oder in erster Linie) das nachgefragt wird, wird es so bleiben. Daher wäre Information auch darüber das oberste Gebot verantwortungsvoller Berichterstattung. Auch das von mir genannte Revier an der Steyr wird leider - neben EIbesatz von Bachforellen & Äschen - mit fangfähigen Regenbogen (Durchschnitt ca. 35cm) zur Entnahme besetzt. Nur diese dürfen auch entnommen werden. Mit Kapitalen muss man, kann man aber nicht rechnen - wenn ihr versteht, was ich meine...

3. Gerade weil ich einige deutsche Gewässer kennen gelernt habe (von NRW bis Bayern), frage ich mich, was sich die Gäste an einer Gmundner Traun, Ager oder einem Weissenbach denken. Ihr habt in vielen Bundesländern teilweise sehr produktive Gewässer, an denen es durchaus schwierig ist, maßige Fische zu fangen, und glaubt ernsthaft, dass in Österreichs teils kargen Bächen Kapitale an der Tagesordnung stehen würden? Das verwundert mich doch sehr.

4. Ganz dramatisch finde ich den Irrglauben, dass ausgewilderte, aber domestizierte Fische tatsächlich der Reproduktion nützen würden. Zahlreiche wissenschaftliche Studien beweisen, dass der Domestikationseffekt schon bei der Aufzucht bis zum Brütling in der Anstalt zu einer dramatischen Reduktion des Reproduktionserfolgs führt.

5. Die einzige sinnvolle Dienstleistung oder das einzige Know-How, das ein Guide an einem solchen Bach dem Gast bietet, ist das Wissen darum, wo der Laster mit den Fischen zufährt bzw. wo sich die Fische nachher hin verteilen. Ich habe den Bach von der Straße angesehen - da könnte ich auch guiden, ohne einmal dort gefischt zu haben, weil die Fische wie in der Fischzucht in den Pools in Schwärmen stehen - und das sind teils kapitale Bachforellen, die eigentlich ein Revier beanspruchen(wird wohl nichts mit der Haltung in relativ kleinen Becken zu tun haben...) und meistens unsichtbar sein sollten (ich kenne ein große Bachforelle, die habe ich bisher zwei mal gesehen, war aber oft dort...). Das ist alles lachhaft. Im großen und Ganzen kann ich sagen, dass man von diesen Guides vorsichtig formuliert "sehr selektiv informiert" wird. Ich habe für einen Guide in Montana ca. € 500,00 bezahlt und der hat mir am Madison River, der einen der besten Salmonidenbestände in den USA aufweist, ehrlich gesagt, dass eine 40iger Forelle ein sehr guter Fisch ist. Vielleicht auch eine Schönung der Wahrheit zur Kundenbindung (falls ich einfach zu blöd war, einen ordentlichen Fisch zu fangen), aber immerhin hat er mir keine Fische aus der Fischzucht verkauft...

Wünsche allen, die das gerne mögen, noch viel Spaß im Forellen-Disneyland und verabschiede mich mit einem Petri Heil,
Hans
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pehers
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus noch mal:

Sorry, wollte Euch ja ein Steyr Revier ans Herz legen, das nicht so schlimm bewirtschaftet wird:

http://www.landesfischereiverein.at/?page_id=116

Erwartet Euch kein Neusseland, aber wenn Ihr einen der wenigen magischen Momente in unserer Passion erlebt, in denen alles passt, könnt Ihr eine sehr große Äsche oder Forelle an dieser Strecke fangen!

Wenn Ihr mich bei der Bewirtschaftung unterstützen wollt, schreibt nach einem Besuch ein Mail an unseren Verein und fordert den völligen Stopp des Besatzes (samt Entnahmereduktion) mit fangfähigen Fischen! Vielleicht schaffe ich dann einen endgültigen turn-around! Bisher habe ich es in kleinen Schritten geschafft mit einigen Freunden im Verein doch das eine oder andere zum Besseren zu wenden!

Liebe Grüße,
Hans
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cdc
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von cdc »

Hallo Hans,
Danke noch mal für deine Sichtweise der Dinge... Ich weiß nur noch nicht, nach welchen Kriterien ich verfahren soll um meine Gewässer für meinen im September geplanten Urlaub auszuwählen um mit reinen Gewissens meiner Leidenschaft nach zugehen...

Die Problematik die du hier mit "fischen in Disneyland" ansprichst gibt es leider weltweit, davon kann sich kaum noch einer freisprechen und die letzten Paradiese werden für uns Fliegenfischer erschlossen...

Am Ende ist es die Qual der Wahl ein dementsprechendes Gewässer zu finden...
Ist nicht "das nicht so schlimm bewirtschaftet wird" etwas scheinheilig???
Wenn man so Kritik übt, kann es dann nicht nur ein schwarz oder weiß geben???

Trotz allem eine sehr informative Diskussion die zum nachdenken anregt und mich bei der Planung etwas beeinflussen wird...

Gruß Jürgen
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pehers
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Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2015

Beitrag von pehers »

Servus Jürgen!

Nein, das ist nicht scheinheilig, sondern ich informiere Dich ehrlich, was abgeht und erwecke nicht den Eindruck, dass das ein natürlicher Zustand ist. Sicher würde ich dieses Wasser lieber anders bewirtschaften, habe dafür aber keine Mehrheit in meinem Verein (bis jetzt).... Darum meine Bitte um Unterstützung.

Wenn es natürliche Paradiese sind, ist dagegen nichts einzuwenden, sondern nur zu hoffen, dass es nicht durch uns zerstört wird. Mit Disneyland meine ich ja vor allem, dass es sich um eine Kunstwelt handelt. Ich habe doch nichts gegen Angeltourismus an sich, sondern gegen das Schaffen von unnatürlichen Zuständen dafür!

Informiere Dich einfach so gut wie möglich und versuche das geringste Übel zu wählen - das mache ich bei jeder (politischen) Wahl auch so...

In diesem Forum gibt es sicher viele Kenner, die Dir auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen, wenn Du fragst. Wenn ich etwas beitragen kann, mache ich das auch gerne!

LG
Hans
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cdc
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von cdc »

Hallo Hans, darüber bin ich auch dankbar und in der Tat gibt es hier sehr hilfsbereite Mitmenschen die gerne mal einen wertvollen Tipp geben...

Gruß Jürgen
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Headi »

Hallo,

so ein Bach bringt 50er Fische. Die größte die ich aus einem unbesetzten Gerbirgsbach diese Kategorie kenne hatte knapp über 60. Ein Fisch knapp an der 80 soll von Schwarzfischern entnommen worden sein. Zu diesem Fisch gbt es natürlich kein offizielles Bild. Davon abgesehen sind solche Fische extrem selten und gehen kaum an die Fliege. Aber wem erzähle ich das...

Danke für die Veröffentlichung des nicht angenommenen Leserbriefes. Solcherlei Fachliteratur wie FliegenFischen liegt bei mir schon lange nicht mehr im Zeitungskorb. Spätestens seit Unterwasseraufnahmen, Halbnackten und Fischküssen.

Meine Haltung: kein C&R (außer aus Hegegründen, Stichwort Äsche als Beifang) und kein Besatz (außer Wiederbesatz nach Gewässerverschmutzung mit passenden Fischen).
Zurück zu den Wurzeln!


Gruß
Florian
Peter S.

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Peter S. »

.
Zuletzt geändert von Peter S. am 29.12.2018, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.
Magellan

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Magellan »

cdc hat geschrieben:
Die Problematik die du hier mit "fischen in Disneyland" ansprichst gibt es leider weltweit, davon kann sich kaum noch einer freisprechen und die letzten Paradiese werden für uns Fliegenfischer erschlossen...
Jürgen

Da Deine Aussage Global gemeint ist: das lasse ich so nicht stehen und widerspreche Dir, aus eigener Erfahrung!

Gruß
Heiko
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Headi »

Peter S. hat geschrieben:
Headi hat geschrieben:so ein Bach bringt 50er Fische.
Also hatte der Gebetsroither keine Ahnung und/oder Erich Stoll
konnte nicht Fischen.

Gruß
Peter S.
Hallo Peter,

keine Ahnung oder nicht Fischen können behaupte ich nirgends. Nur weil sie nicht gefangen/gesehen werden heißt das nicht, dass solche Fische nicht da sind bzw da sein können. Ich habe schon Forellen in Bächen gesehen, deren Flossen nicht im Wasser waren - es war rundherum zu flach. Oder Fische die länger waren als der Bach breit. Selbst winzige Gewässer beherbergen große Fische. Einigermaßen durchgängig, gut strukturiert und verwoben mit der Umgebung muss ein Wasser natürlich schon sein. In einer flachen Betonrinne mit Abstürzen alle 5 Meter wird man freilich keine 60er finden. Eine 50er würde ich jedem naturbelassenem Bach zutrauen. Einfach mal ein E-Fischen an so einem Wasser mitmachen, es ist immer wieder erstaunlich was gesunde Bäche hergeben!


Gruß
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cdc
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von cdc »

Heiko,

jedes Gewässer das heutzutage Fischarten beherbergt die von der Natur nicht vorgesehen sind und durch menschliche Hand dann hineingelangen unter liegen dem... Auch wenn es lange her ist als Engländer die Bachforellen weltweit ansiedelten... Genauso sieht es mit den Regenbogenforellen und vielen mehr aus...
Auch die Meerforellen in Südamerika unterliegen dem...


Gruß Jürgen
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Magellan »

cdc hat geschrieben:Heiko,

jedes Gewässer das heutzutage Fischarten beherbergt die von der Natur nicht vorgesehen sind und durch menschliche Hand dann hineingelangen unter liegen dem... Auch wenn es lange her ist als Engländer die Bachforellen weltweit ansiedelten... Genauso sieht es mit den Regenbogenforellen und vielen mehr aus...
Auch die Meerforellen in Südamerika unterliegen dem...


Gruß Jürgen

Hallo Jürgen

Die Baseline des threads betraf Bewirtschaftungsformen und bzw. das Auftreten von „Riesenfischen“ div. Gewässer die so unter natürlichen bzw. naturgegebenen Umständen nicht realisierbar sind. Weiter ist die Rede von „Bespaßungsanlagen“ und indirekt illegaler Bewirtschaftungspraktiken.

Natürlich gehe ich 100% konform in deiner Aussage, das die heute anzutreffenden Salmoniden Patagoniens nicht autochthon sind.

Hier die ganzen Details zum Thema:
http://www.fliegenfischer-forum.de/historie.html

Aber: Mit den ersten Besatzmassnahmen die zwischen 1904-1910 in die Wege geleitet wurden, sind die heutigen Salmonidenstämme (ich spreche nicht von den Pazifiglachsen) eine gesunde, sich selbstreproduzierende Population.

Wir sprechen hier von einem Salmonidenstamm der seit 115! Jahren etabliert ist.

Aber Disneyland? Da mag sich jeder selbst sein eigenes Urteil erlauben ...

Gruß
Heiko
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von cdc »

Hallo Heiko,
"Disneyland" hatte ich in Anführungszeichen geschrieben und meine Sichtweise bezog sich halt auf naturbelassen Gewässer wie sie hier auch angesprochen wurden...

Gruß Jürgen
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Magellan »

cdc hat geschrieben: "Disneyland" hatte ich in Anführungszeichen geschrieben
Ok :wink:

Gruß
Heiko
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