Fragen zum Rutenbau

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Antworten
Benutzeravatar
sebastian_waf
Beiträge: 546
Registriert: 03.10.2007, 02:53
Wohnort: Warendorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 28 Mal

Fragen zum Rutenbau

Beitrag von sebastian_waf »

Hallo zusammen,

ich will dieses Jahr endlich damit anfangen, mir eine Fliegenrute aus Bambus zu bauen.

Dazu habe ich erstmal zwei fragen.

1. Auf der suche nach einer Hobellehre bin ich im Internet auf eine Lehre aus Holz gestossen. Ich Wollte fragen, ob die dafür geeignet ist, oder ob es doch besser ist, eine Hobellehre aus Stahl zu wählen.

2. Was für eine Messuhr sollte ich wählen?

Beste Grüße und vielen Dank im voraus

Sebastian
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von tea stick »

Na, dann woll'n wir mal ausholen, lieber Sebastian:

1. Ich habe mit einer Holzform aus Buchenholz das Bauen angefangen ( und hobele auch jetzt noch viel darauf, vor allem, wenn ich kurze Segmente herstelle). Die Holzleisten sind 30 x 30 und 900 mm lang. Mußt Dir im Baumarkt halt absolut gerade Exemplare 'raussuchen, möglichst gleichmäßig gemasert. Für < 10 € bist Du dabei. Gefast habe ich die Formen mithilfe einer Dreikantfeile.
2. Die Tiefenmeßuhr habe ich aus USA von einem kleinen Maschinen-Laden via Internet. Um die 30 €, dazu brauchst Du noch eine 60°-Fühler-Spitze zum Reindrehen sowie einen Sockel, der absolut parallel sein muß. um exact zu messen.

Diese Beschaffungslösung bietet sich an, wenn Du absehbar nur eine Rute bauen und keine > 700 € für eine Stahlform löhnen willst; und wenn Du später weiterbauen willst, kannst Du Dir für längere Blankteile oder überhaupt immer noch eine Stahlform (die man sich auch selbst anfertigen kann) zulegen. Zudem ist es praktisch, auch dann noch mit kleinen handlichen Hobelformen zu bauen (s.o.).

Ich hoffe, Du siehst Deiner Werkstatteinrichtung jetzt etwas zuversichtlicher entgegen.

LG und schönes Wochenende

Freimut
TL!
Benutzeravatar
MichaelN
Beiträge: 551
Registriert: 09.08.2007, 17:06
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von MichaelN »

Servus Sebastian,

Freimut hat eigentlich schon alles gesagt.
Eine Anregung noch von mir. Hast du evtl. nen "Metaller" im Bekanntenkreis? Der kann dir sicher weiterhelfen. Ich persönlich nehme eine Holzform nur zum Vorhobeln, bzw nahm, jetz hab ich eine aus ALU.
Zum Endhobeln hab ich mir eine 2m Stahlform bauen lassen.

Grüße, Michael.
Enjoy the time to fish, because time is valuable.
Benutzeravatar
sebastian_waf
Beiträge: 546
Registriert: 03.10.2007, 02:53
Wohnort: Warendorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 28 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von sebastian_waf »

Ich danke euch beiden für die Antworten.

Freimut: Du hast geschrieben, dass du dir eine Hobellehre aus Holz gebaut hast. Hast du dafür vielleicht einen Bauplan? In welchen mm-Bereich arbeitet die Messuhr? Wenn ich mir im Internet die Taper angucke, brauch ich eine Messuhr, die einen dreistelligen mm-Bereich anzeigt. Oder habe ich das Falsch aufgefasst?

Michael: Metaller habe ich in meinem Freundeskreis. Doch ich will mir vielleicht erst einmal eine Lehre aus Holz anschaffen/bauen um in die Materie etwas rein zu kommen. Sollte mir das ganze dann liegen und ich finde gefallen daran, werde ich mir eine aus Stahl bauen lassen.
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von tea stick »

sebastian_waf hat geschrieben: Sollte mir das ganze dann liegen und ich finde gefallen daran, werde ich mir eine aus Stahl bauen lassen.
Brav, lieber Sebastian!
Es soll namhafte Rutenbauer gegeben haben (oder geben?), die ihr Leben lang nur auf Holzformen gehobelt haben... Dazu gehöre ich aber nicht mehr :mrgreen:

Die Tiefenmeßuhr sollte in Inches messen; das erspart Dir 'ne Menge Umrechnerei. So ganz drumherum kommen wirst Du allerdings nicht, aber die (aller-)meisten Tapertabellen sind nun mal in inches abgefaßt.
Hier hab' ich Dir mal meine Meßuhr abgebildert:
Bild
Du siehst, daß der angegebene Meßbereich bei 1 inch = 2,54 cm liegt; der Teilstrich beträgt 1/1000 inch, das sind 2,5/100 mm. Mit etwas Fantasie und Verantwortungsbewußtsein kannst Du den Teilstrich noch halbieren und bist dann bei einem halben Tausendstel inch oder 1 1/4 Hundertstel mm. Bedenkst Du, daß die Lackschicht allein ca. 1/1000 inch beträgt oder die Emailschicht auf dem Bambus ca. 2/1000 ", dann kannst Du vielleicht ermessen, wovon wir da gerade reden...

Zur Tiefenmeßuhr gehört noch ein Kontaktpunkt, der einschraubbar und ein Kegel von 60° ist (damit er in der V-Nut an beiden Seiten fest anliegt und genaue Werte mißt).
Bild
Den kannst Du gleich mitbestellen - er ist in den Staaten handelsüblich. Es empfiehlt sich, davon vorsorglich gleich zwei zunehmen, weil die Spitze schnell mal nach einem Hin- oder Umfall beschädigt ist.

Deine Frage nach einem Bauplan der Hobelform zeigt mir, daß Du nicht über die Bauanleitung von Wayne Cattanach "Handcrafting Bamboo Fly Rods", erschienen in "The Lions Press", verfügst. Ich habe die Ausgabe in Paperback für ca. 17 $ in Amerika bekommen. Guck mal bei Amazon, vielleicht auch bei amazon.com. Cattanach hat sein Buch wie eine Schritt für Schritt-Anleitung aufgebaut und das war meine "Fibel". Eine Auflistung des dringend benötigten Werkzeugs, viele davon zum Selberbasteln sowie der Bezugsquellen gibt's da auch. Leider nur in Englisch, aber durchaus für Mitteleuropäer verständlich. Eine gute Ergänzung - für später - wäre dann die "Bibel" von Garrison/Carmichael "A Masters Guide To Building a Bamboo Fly Rod", durchaus erschwinglich und ihr Geld wert (das haben Bibeln wohl so an sich!).

Und wenn noch weitere Fragen sind - nur wenn sie gestellt werden, können sie beantwortet werden.

Ansonsten wünsche ich Dir viel Erfolg; berichte mal darüber.

LG

vom Freimut
TL!
Benutzeravatar
sebastian_waf
Beiträge: 546
Registriert: 03.10.2007, 02:53
Wohnort: Warendorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 28 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von sebastian_waf »

Hallo Freimut,

danke dir für die ausführliche Beschreibung.
bezüglich der Messuhr habe ich mir eine von Käfer ausgeschaut. Käfer hat auch einen Messkegel von 60° im Sortiment.
Was genau sagt die kleine Anzeige bei der Messuhr aus?

Ich werde mich mal bei Amazon nach dem Buch umschauen. Bisher habe ich im Internet dies hier gefunden: http://www.thomaspenrose.com/form02.htm
Gibt es denn auch eine deutschsprachige Anleitung?

Beste Grüße

Sebastian
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von tea stick »

N'abend, Sebastian!

Das kleine Ziffernblatt zeigt Dir die 1/10 inches an: eine Umdrehung des großen Zeigers erzeugt die Anzeige von 1 im kleinen Ziffernblatt. Braucht man's? Wenn ich das Gerät geeicht habe, arbeite ich ja nur noch im kleinen Bereich...

Penrose habe ich schon häufiger zitiert gehört, hab wohl auch schon mal reingeschaut, soll gut sein. Cattanach spricht aber wohl genau Dich an, wie er's bei mir auch getan hat. So kann ich Penrose nicht beurteilen.

Da Du Cattanach und seine Bedarfsliste erst noch erstehen mußt: eine Meßlehre brauchst Du auch noch, am besten digitale Anzeige, geht schneller und kann per Knopfdruck auf metrisches Maß umgestellt werden. Ca. 10 € beim Discounter. Ein Centergauge mit lauter negativen und positiven 60° Winkeln tut bei mir emsige Dienste - ca. 10 $. Beides brauchst Du zum ständigen Nachmessen beim Hobeln.
Der größte Arbeits- und Zeitaufwand beim Rutenbau findet beim Spleißrichten und beim Nachmessen der behobelten Spleiße statt...

Den Stanley-Hobel mit verstellbarem Schuh habe ich ebenfalls in den Staaten erstanden: 25$. (Wenn die Flugkosten doch nur nicht so hoch wären...)


Dies wünscht Dir aus dem tiefen Born seiner Erfahrung

der Freimut

(der Dir die Nutzung der PN vorschlägt für den Fall, daß wir noch mehr ins Detail gehen sollten)
TL!
Benutzeravatar
sebastian_waf
Beiträge: 546
Registriert: 03.10.2007, 02:53
Wohnort: Warendorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 28 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von sebastian_waf »

Hallo zusammen,

ersteinmal an dieser Stelle ein großes Danke an Freimut, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand.

Meine erste Rute ist fast fertig. Es fehlen noch die Hülsen und die Lackierung. Bezüglich der Hülsen bin ich mir noch nicht sicher welche ich nehme. Der Nachbar meiner Oma dreht mir welche wobei ich aber parallel dazu im Keller eine externe aus Bambus baue. Mal sehen welche dran kommt bei dem Obihörnchen (für die erste habe ich Bambus vom Gärtner genommen).

Nun zum lackieren.

Ich will die Rute samt Ringe lackieren. Aber eine Tauchlackierung kommt auf Grund der zu geringen lichten Raumhöhe im Keller nicht in frage (ich habe es mal vorsichtig bei meiner Freundin angesprochen den Vorgang bei uns im Arbeitszimmer vorzunehmen... Da ich noch länger mit ihr zusammen bleiben möchte, geht das auch hier nicht.... noch nicht, vielleicht die zweite wenn ich sie lang genug überrede)

Was für Alternativen zu der Tauchlackierung gibt es noch?
Wie geht ihr vor?

Vielen Dank schon einmal vorab

Liebe Grüße

Sebastian
Benutzeravatar
tea stick
Beiträge: 729
Registriert: 10.01.2009, 00:06
Wohnort: an der Nahe
Hat sich bedankt: 35 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von tea stick »

Sebastian hat geschrieben:Da ich noch länger mit ihr zusammen bleiben möchte, geht das auch hier nicht.... noch nicht, vielleicht die zweite wenn ich sie lang genug überrede.
Meinst Du jetzt Freundin oder Bambusrute?
Bin sehr verunsichert! "Sie" vielleicht auch!

Ratlose Grüße

vom Freimut
TL!
Benutzeravatar
MichaelN
Beiträge: 551
Registriert: 09.08.2007, 17:06
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von MichaelN »

Servus Sebastian,

kann dir nur empfehlen, die Schütttechnik anzuwenden. Den Lack einfach von oben nach unten fließen lassen, den blank leicht schräg halten und drehen.
Den Lack so verdünnen, dass er fließt wie Wasser, dann gibts keine "Lacknasen".
Den Blank dann 3-4x lackieren und gut ists.

Zum Schütten verwende ich ne Plastikflasche, die ich danach wieder mit Verdünner reinige.

@ Freimut: ich denke mit "Sie" meint er seine Freundin.....alles andere wäre etwas seltsam ;-)....obwohl.....


Grüße, Michael
Enjoy the time to fish, because time is valuable.
Benutzeravatar
piscator
Beiträge: 939
Registriert: 25.01.2008, 10:28
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 227 Mal
Kontaktdaten:

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von piscator »

Moin Sebastian,
da du ja die Rute mit den Ringen zusammen lackieren möchtest, kommen 3 Verfahren in Frage. 1) Pinsel mit meist suboptimalen Ergebnissen (besser mit anschliessendem polieren; 2) Schütttechnik mit vedünntem Lack (braucht nur kleine Mengen und ist daher auch für DD-Lacke geeignet) und 3) Drip Tank da gibt es ein Tauchrohr mit Lack und einem Ventil am unteren Ende und eine Auffangdose (da wird der KLackspiegel abgesenkt und braucht deshalb keine besondere Zimmer Höhe; aber viel Lack). J.
ride the snake (JM)
Benutzeravatar
Gammarus roeseli
Beiträge: 983
Registriert: 06.07.2007, 19:52
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 109 Mal
Danksagung erhalten: 105 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo Sebastian,

ist deine Rute schon fertig?

LG
Christian
Benutzeravatar
sebastian_waf
Beiträge: 546
Registriert: 03.10.2007, 02:53
Wohnort: Warendorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 28 Mal

Re: Fragen zum Rutenbau

Beitrag von sebastian_waf »

Hallo Christian,

die Rute ist fast fertig. Ich muss Sie jetzt noch weitere Lackschichten auftragen.

Die zweite Rute ist auch schon in Arbeit. Das Spitzenteil ist gehobelt und verklebt. Am Wochenende kommt dann das Handteil. Leider bin ich momentan beruflich sehr eingespannt, dass ich nur am Wochenende bauen kann. Hinzu kommt, dass meine Freundin sich schon beklagt, warum ich nur im Keller bin:-)

Dann noch was zum lackieren:

Ich habe mich jetzt für das lackieren mit dem Pinsel entschieden. Dazu habe ich die Rute in das Drehding zum Fliegenbinden und Rutenbauen eingespannt. Durch die Rotation geht das ganz gut. Ich habe keine Läufer und der Lack sieht auch ganz gut aus.

Lieben Gruss

Sebastian
Antworten