Mehrfachgespliesste

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Noellgen, H

Beitrag von Noellgen, H »

Hallo Kurt,
Du hast ja irgendwie recht, wenn die Sache auch m.E etwas
zu hoch gehängt wird.
Fakt ist doch folgendes:
Niemand auf der Welt kann heute preiswerte Gespliesste als
Gebrauchsruten herstellen, die qualitativ auch nur annähernd
mit preisgünstigen Kohlefaserruten konkurrieren können.
Sonst wären 95% der Fliegenfischer Dummköpfe.
Ich stimme zu, der Kauf einer teuren Kohlefaserrute ist relativ
unsinnig, es gibt sie in sehr guter Qualität recht preisgünstig.
Wenn man also mehr Geld ausgeben will, sollte man eine
Gespliesste in Erwägung ziehen.
Jetzt beginnt das Dilemma.
Die klassischen Modelle, wie z.b. meine alte Palakona sind
schwer und langsam.
Die modernen Versionen, die auch Du propagierst sind Weitwurfmaschinen,
um zu beweisen dass man mit Gespliessten genau so viel Power
hat, wie mit einer Kohlefasergerte. Wer braucht so etwas ?
Entwickle doch einmal eine schöne, leichte Gesplisste so für die
Schnurklasse 4/5 die auch für den weniger guten Werfer handelbar
ist und mit der man wirklich fischen kann.
Mit dem Weitwurfholz dürfte das schwierig sein. Du kannst es ja
mal auf dem Forumstreffen vorstellen, ein paar Würfe mit dem Ding
würden mich schon interssieren.
Tight lines,
Heiner
zuma

Beitrag von zuma »

Hallo Heiner, hallo Michael
Das mit dem Forumstreffen in Bad Berka wäre eine tolle Sache. Der Routenplaner gibt mir zwar 750 km einfache Fahrt an, aber ich habe sowieso noch eine Tonkin-Lieferung direkt aus China in Deutschland abzuholen. Wenn sich beides kombinieren lässt, werde ich mich auf jeden Fall blicken lassen. Ich würde mich eh freuen, gewissen Forumsteilnehmern ein Gesicht zuordnen zu können. Falls sich die Termine nicht verbinden lassen, muss ich wohl schweren Herzens auf eine Teilnahme verzichten, da doch ein bischen weit. Doch wer weiss.
Liebe Grüsse
Kurt
Benutzeravatar
OWK
Beiträge: 183
Registriert: 28.09.2006, 13:28
Danksagung erhalten: 12 Mal

und noch ein Denkanstoß.

Beitrag von OWK »

Wir alle kennen die zwei großen europäischen
Hersteller von gespliessten Hardy und Pezon et Michel. Diese Ruten werden in Serie gebaut und kosten um die 2000 Euro und werden weltweit für ihre Performance gelobt. Hat sich jemand schon mal gefragt wie hoch die Gewinnspanne ist und wie viel man für den Namen zahlt? Wie hoch sind die reinen Herstellungskosten für eine gespliesste? Werden Preis vielleicht künstlich hoch gepuscht um das elitäre und besondere von gespliesste zu waren? Ich meine hier nicht den Rutenbauer der in seine Garage steht und mühsam sein Tonkin hobelt und froh ist wenn er 2 Ruten im Monat an den Man bringt. Einen niedrigeren Preis kann man nur durch ein kleinindusteriele Serienherstellung erlangen und bitte
keiner sollte sagen das es einen Unterschied zwischen eine von Hand gehobelten und maschinell hergestellten Rute gibt, da sind sich weltweit alle Rutenbauer einig es gibt keinen, beide Ruten haben die gleiche Performance. Für den kleine Hobby Rutenbauer ist ein Maschinenpark für seine 2 Ruten im Monat nicht lohnenswert also hobelt er und die Ruten sind teuer.
Olaf
zuma

Beitrag von zuma »

Hallo Oliver
Gewisse renommierte Markennamen zehren bestimmt von ihrem Bonus und lassen sich diesen vom Kunden bezahlen, da hast Du gewiss recht. Ich kenne die Kalkulationen dieser Betriebe nicht und deshalb kann ich mich zu deren Gewinn nicht äussern. Ich glaube aber, dass es sich auch um eine gewisse Imagepflege handelt, wenn diese Firmen Gespliesste bauen. Für mich ist das oben Dargelegte Beweis genug, wie stark der Mensch von der Werbung beeinflusst wird.
In Bezug auf den Unterschied zwischen maschinell und von Hand hergestellten Ruten, muss ich Dir aber mit Verlaub widersprechen. Man muss hier nämlich differenzieren:
Was versteht man unter maschineller Fertigung?
Die reine maschinelle Fertigung besteht darin, dass die 60 Grad Spleisse aus dem vollen Rohr gefräst werden. Bei dieser Fertigungsart achtet der Fräser nicht darauf, wo die Kraftfibern verlaufen - der Fräser fährt immer geradeaus, nicht aber der Bambus mit seinen Kraftfibern. Durch diesen Umstand werden die Kraftfibern mehrmals durchtrennt. Tests haben ergeben, dass solche Ruten wesentlich schlechter sind in Bezug auf das Bruchverhalten, als solche welche traditionell von Hand gearbeitet wurden. Man fragt sich nun weshalb das so sei und hier kann ich persönlich auf meine Erfahrung als Pfeilbogenbauer zurück greifen. Bei einem Pfeilbogen ist es von äusserster Wichtigkeit, dass im verwendeten Holz die Jahrringe nicht durchbrochen werden, ansonsten hört man nach kurzer Zeit ein ganz hässliches Geräusch und die Holzsplitter fliegen einem um den Kopf. Genau gleich verhält es sich beim Bambus, welcher gefräst worden ist - auch hier bricht die Rute genau an der Stelle!
Wieso durchtrennt der Rutenbauer, welcher von Hand baut die Kraftfibern nicht gleichermassen wie der Fräser?
Hier müssen wir auf die Fertigungstechnik des Handbaus eingehen:
Der Rutenbauer spaltet die einzelnen Spleisse aus dem vollen Rohr heraus. Der Bambus spaltet so immer den Kraftfasern entlang. Im Gegensatz zum gefrästen Spleiss, ist der herausgespaltene Spleiss nun aber nicht schnurgerade und wird nun unter Wärmeeinwirkung gepresst und gerade gebogen. Erst nach diesem Arbeitsvorgang passt der Spleiss überhaupt in die Hobelform. Nun wird der Spleiss gehobelt und nun sind sämtliche Kraftfibern gerade. Wenn wir uns nun einen solchen gehobelten Spleiss vorstellen, ist dieser ja beim Handteil dicker und verjüngt sich gegen die Spitze. Dies führt dazu, dass die äussersten Kraftfibern am kürzesten sind und gegen die Mitte des Spleisses immer länger werden, bis ganz durchgehend. Bei einer gut gebauten Rute darf es also nicht vorkommen, dass eine Kraftfiber irgendwo im Blank neu beginnt und genau dies passiert bei einer rein maschinell hergestellten Rute. Ich habe nur ein Bild von einem Pfeilbogen, welcher genau an einer solchen Stelle gebrochen ist, doch dieses veranschaulicht das Ganze sehr gut. Leider schaffe ich es nicht, die Datei hier anzuhängen - ich finde kein "Durchsuchen". Wenn mir da jemand helfen kann, werde ichs nachholen.
Auf jeden Fall ist klar, maschinell gefertigte Ruten sind in bezug auf die Bruchfestigkeit wesentlich schlechter als traditionell von Hand gefertigte!
Herzliche Grüsse
Kurt
Benutzeravatar
OWK
Beiträge: 183
Registriert: 28.09.2006, 13:28
Danksagung erhalten: 12 Mal

hobeln oder fraesen

Beitrag von OWK »

Hallo Kurt,
dann müssen sich die renommierten US Rutenbauer wohl irren, denn dort wird zu 95% gefräst. Fast alle der Spitzenhersteller haben einen so genannten rough out beveler und einen tapering beveler. Die Größten des Rutenbaus wie F.E. Thomas, J. Young, Lyle Dickerson, W. Carlson, "Pinky" Gillum um nur einige zu nennen haben alle gefräst und haben einen großenTeil Ihrer Karriere mit dem Bau von solchen Fraesmaschinen verwendet. Bei jedem großen Rutenbauertreffen in den USA stellen sie immer auch ihre weiterentwickelten Fraesmaschinen vor. Der bekannte Schriftsteller John Gierach schreibt in seinem Buch Fishing Bamboo er könne den Unterschied nicht feststellen ebenso der Österreichische Rutenbauer Langer sagt in seinem Buch er hobele seine Ruten, aber auch er könne keinen Unterschied erkennen zwischen gehobelt oder gefräst.
Ich weiß, das sich die deutschen Rutenbauer da unheimlich auf die Gespliesste getreten fühlen aber es ist leider nun mal so. Günstigere Ruten lassen sich mit solchen Maschinen herstellen und sie sind genau so gut wie gehobelte. Pezon und Hardy hobeln auch nicht.

Olaf
zuma

Beitrag von zuma »

Die amerikanischen Rutenbauer irren insofern nicht, als sie auch zuerst den Bambus von Hand spalten, um ihn anschliessend zu gräden und erst dann durch die Fräsmaschine zu lassen. Voll maschinell hergestellte Ruten sind da vollkommen anders. Wie ich schon geschrieben habe werden die Spleisse dort aus dem vollen Rohr gefräst! Es kommt also sehr wohl darauf an ob die Rute von Hand gespalten wurde und anschliessend unter Hitze gegrädet.

Kurt
Benutzeravatar
OWK
Beiträge: 183
Registriert: 28.09.2006, 13:28
Danksagung erhalten: 12 Mal

Beitrag von OWK »

Nicht ganz richtig, sie werden nicht aus dem vollen Rohr oder auch Culm wie man sagt gefräst sondern mit der Kreissaege aufgeschnitten und dann gefräst. Wo bei ich Dir recht geben muss das von Hand spalten ist die bessere Methode, aber nimmt beim Bau der Rute die wenigste Zeit in Anspruch. Mit einem Beveler lest sich viel Zeit sparen und günstiger produzieren und das Ergebnis ist erstaunlicher weise das selbe.Was viel Fachleute bestätigen.
Olaf
zuma

Beitrag von zuma »

Lieber Olaf
Ob Kreissäge oder Fräser spielt keine Rolle. Der wesentliche Umstand ist das gräden der Kraftfibern bevor die Rute ins Taper gehobelt oder gefräst wird. Das Richten der Kraftfaser kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und wird gerne in seiner Bedeutung unterschätzt. Darum bleibt das Fazit: traditionell gebaute Gespliesste sind in Bezug auf die Qualität besser als rein maschinell gefertigte!
Herzliche Grüsse
Kurt
stefan grau

Beitrag von stefan grau »

Hallo Kurt

Mahn mich vor der Messe daran, habe Bilder von Mehfachgespliessten (erst noch von Fritz Schreck, dem ehemaligen bekannten CH-Gespliesstenbauer (24 fach Gespliesste). und glaub ich sogar irgendwo eine genaue Anleitung. Und Rolf Frischknecht hat ja eine gebaut, er könnte auch was wissen/zeigen.

Gruss, bis bald, Stefan
Antworten