Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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Samotti
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Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

P1040392.JPG
Von links nach rechts: Kirsche, Birke, Kork
Das sind die drei Optionen die ich habe. Massivholzgriffe sind nicht so mein geschmack. Den Kork hat ein Restaurant für mich gesammelt. Die Qualität scheint mir sehr gut zu sein. Ich tendiere gerade aber zu dem Birkengriff. Dieser ist leicht rotbraun. Da ich die Rinde von 'toten' Bäumen genommen habe, ist die Rinde durch Witterungseinflüsse dunkler geworden. Frische Birkenrinde ist eigentlich heller.
Die Beschläge für meinen Spacer und meine Hülsen habe ich bei einem Fliegenshop aus Odenthal bestellt. Der Übergangsring des Spacers ist ebenfalls im Set enthalten. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier Namen nennen darf. Aber die Qualität fand ich doch recht gut und den Kontakt nett.
Der Spacer wird noch dunkler gemacht und die Flammen werden noch etwas angefeuert. Ich tenidere derzeit zu einem goldgelb bis goldbraun.
Dann schau ich mal wie weit ich heute noch komme.
Bsi dann
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tea stick
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Re: Vorhobelform

Beitrag von tea stick »

Samotti hat geschrieben:Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier Namen nennen darf.
Richtig gehandelt, lieber Moritz! Das wird hier zu Recht nicht gerne gesehen; allzu schnell schaltet sich da ein übereifriger Anwalt ein und schon wird's ärgerlich, weil überflüssig.

Danke für Deine Bilddokumentation.

Ich unterstütze - sofern gefragt - Deine Tendenz zur Birkenrinde, weil ich sie farblich passender zum Blank finde. Frage: Wie wirst Du den Rindengriff konservieren? Eine Lackschicht dürfte doch wohl kontraproduktiv sein?

BTW.: Hinsichtlich der Konservierung der gesamten Rute neige ich immer mehr der Öl/Wachs-Einlassung und -polierung zu. Das kam heute morgen in meinem Beitrag nicht so deutlich zum Ausdruck; war wohl schon zu spät resp. zu früh! Ich habe dazu den Tipp eines Schreinermeisters erhalten, den ich bei Bedarf gerne an Dich weiterleite (PN!).
Vielleicht äußert sich zum Rindenkonservieren hier mal ein Rindengriff-Spezialist mit seinen diesbezüglichen Erfahrungen!!!

Ich drücke Dir weiterhin die Daumen

Lieber Gruß

vom Freimut
TL!
Samotti
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Re: Vorhobelform

Beitrag von Samotti »

Hallo Freimut
ich würde meine erste Rute glaube ich konservativ lackieren.Wobei ich deinen Ansatz auch sehr interessant finde. Du sprichst von 2K Parkettlacken. Bis jetzt habe ich nur was von Bootslacken gehört. Kann man diesen Lack nach dem vermengen wirklich noch aufbewahren, oder habe ich das falsch verstanden. Meine Überlegeung war die Rute mit drei dünnen Schichten zu lackieren. Ich habe mir überlegt die Ringe erst nach der ersten Schicht zu montieren. So habe ich das Holz durchgehend geschützt. Oder ist der Ansatz total falsch?
Ossadnik

Re: Vorhobelform

Beitrag von Ossadnik »

Guten Morgen zusammen,

also - ich habe schon einige Kohlefaserruten auf-/umgebaut und viele kleinere Basteleien - natürlich immer fliegenfischereilich motiviert - gemacht.

Mittlerweile habe ich auch ein Buch über den Bau gespließter Fliegenruten angeschafft - die Materie fasziniert mich total. Ich würde auch gerne solche Ruten bauen, aber je mehr ich mich damit beschäftige um so klarer zeichnet sich ab, daß das derzeit noch vertagt werden muß, da zu zeit- und materialintensiv.

Aber was ich hier so sehe lese macht einfach Spaß - tolle Arbeit - so fern ich das als (Noch-) Nicht-Gespließtenbauer beurteilen kann.

Gruß aus der Eifel

Franz
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tea stick
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Re: Rutenfinish

Beitrag von tea stick »

Guten Tag, liebe Bambus-Afinados!
@ Moritz: Ich denke, Du solltest Dich aus dem Datenblatt des von Dir favorisierten Lackes schlau machen. Von mir kann es hierzu nur allgemeingültige Aussagen geben, und auch die sind teilweise nachgeplappert: in einem posting von mir war die Widerstandsfähigkeit eines Lackes gegen Pfennigabsätzen behauptet worden. Natürlich barer Unsinn, denn Lack alleine fängt nicht den auf ihn ausgeübten Druck auf, es kommt auf die Härte des Untergrunds an. Dieser Unsinn stand aber auf der Lackdose...
Der traditionell verwendete Lack ist Bootslack und einiger Internet-Recherche zufolge rund 1/3 so teuer wie 2K-Lack.
Solange ich noch keine konkreten Erfahrungen mit Ölen/Wachsen habe, will ich mit Ratschlägen mit dieser Konservierungstechnik vorsichtig sein. Rein theoretisch imponiert sie mir bislang aber sehr!
Zur Verhülsung hat Cattanach genügend Ausführungen gemacht. Halte Dir aber vor Augen, dass Du beim Einpassen möglichst wenig Bambus abdrehst/-schleifst; die Hülse muss eine Rutschpassung haben, so, dass der Blank nur minimalen Materialverlust hat , aber schon beim Einkleben spielfrei ist (Knickbildung!).
Deine Lackierfolge in (mind.) drei Schichten ist bewährt. Zuerst auf den nackten Blank (gem. Lackempfehlungen eine verdünnte) Schicht auftragen. Solltest Du Deine Rute signieren, ist das der richtige Zeitpunkt, da auf einer vorlackierten und leicht angerauten Fläche die Tusche nicht mehr verläuft/ausfranst. Darauf windest Du die Ringe und tauchst den fast fertigen Blank mind. noch zweimal. Achte auf das Maß des Tauchrohres, da sein Durchmesser ja auch den Leitring mit aufnehmen können muss.

@ Franz: Willkommen im Club! Ich glaube, Du gehörst zu denjenigen, die der Bambus lebenslang nicht mehr loslassen wird, auch wenn sie nicht zum Rutenmachen kommen...

@ mods: Ich schlage vor, die Thread-Überschrift zu ändern (anzupassen) in "Rutenmachen für Einsteiger", denn wir sind ja schon längst über die "Vorhobelform" hinaus. Danke im voraus!

Lieber Gruss

vom Freimut
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Samotti
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von Samotti »

Mir scheint das mit dem 2K Lack etwas umständlich zu sein. Diesen Lack müsste man dann leicht drehend auftragen oder muss man dafür ein ganzes Rohr anmichen? Ist der 1K Bootslack zum tauchen viel schlechter? Mit welchem LAck hast du denn bis jetzt recht gute Erfahrungen gemacht?
Ich habe gerade mal versucht auf meiner Zeichnung die Positionierung der Hülsen zu finden. Wenn ich das richtig verstanden habe, sollen beide Teiel zusammen 213cm ergeben. Meine Tapertabelle geht von 80-0. Ich habe leider keine Ahnung wie man da auf eine Rutenlänge von 213cm kommen soll. Auf dem Datenblatt ist die Position 42 für die Verhülsung angegeben. Laut meiner Zeichnung wäre die Rute dann zusammengesteckt unter 2m.
Die Steckverbindungen werden erst nach dem verleimen mit dem Blank auf einander eingepasst oder? Und schleift man die Hülsenenden immer zu einer 'Krone' oder nur wenn man mit durchsichtiger Seide wickelt. Anscheinend tappe ich noch bei einigen stellen im dunkeln.
Vielen Dank für die nette Hilfe
Einen schönen Abend noch
Gruss Moritz
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webwood
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von webwood »

Als (noch) Nichtrutenbauer, doch Schreiner gebe ich nun mal meinen Senf dazu.
2 K- Lacke sind schon mal ein Oberbegriff, Es gibt verschiedene 2-Komponenten Lacke.
DD (Desmodur/Desmophen) ist einer der Gebräuchlichsten. Das ist ein guter Lack. Man braucht dazu Lack, Härter und Verdünner.
Mechanisch ist der Lack von der Abrieb-Eigenschaft gesehen sehr gut und er feuert die Holzoberfläche an. Inwieweit das bei Bambus eine Rolle spielt, mag auf einem anderen Blatt stehen. ( Anfeuern der Holzstruktur, also wie es später aussieht lässt sich bei einen Probestück leicht feststellen, in dem man das Holz einfach nur nass macht und alternativ mit Öl bestreicht) Bei Bambus sehe ich da keinen rechten Unterschied.
Eine andere Möglichkeit sind "Wasserlacke". Die feuern das Holz optisch nicht an, sind mechanisch (Abriebfestigkeit) sehr robust und werden meist bei Fußböden verwendet, weil sie nicht so stinken. Der Begriff "Wasserlack" ist irreführend. Lösemittel ist Cyanacrylat. Nur das Verdünnungsmittel ist Wasser. Daher erhöhte Vorsicht beim Umgang mit diesen Lacken. Alles was wasserlöslich ist, nimmt auch der Körper recht leicht auf. Ansonsten wirklich gute Lacke.
Ich persönlich würde bei einer Rute auf Lacke, egal welcher Sorte ohnehin verzichten. Alles macht ein Lack ja nun auch nicht mit, Gerade bei den extremen Biegen einer Fliegenrute beim Wurf müssen kleinste Haarisse im Lack entstehen. Ich vermute mal stark. das das nur nicht auffällt, weil Bambusruten ohnehin wie rohe Eier behandelt werden ( Ich schließe mich und meinen Umgang mit meiner Hardy da nicht aus). Von der Verrottungsfestigkeit im Vergleich zu Hölzer ist Bambus ohnehin bei den Top 10.
Ich würde eine von mir gebaute Bambusrute immer wachsen. Wachsoberflächen sind einfach elastischer. Haarisse entstehen gar nicht erst, bzw. schließen sich von selbst wieder und für mich ganz wichtig: Ein Kratzer im Lack ist ein Kratzer im Lack und bleibt ein Kratzer im Lack. Bei einer gewachsten Oberfläche wäre selbiger Kratzer nur eine kleine Vertiefung im Holz und mit dem nächsten Poliern der Rute wieder versiegelt.
Ach ja- Bevor ich es vergesse. Gewachste Oberflächen einmal jährlich neu einzulassen ist kein Fehler. Mehr Arbeit, auf Dauer gesehen, macht Wachs dann schon im Vergleich zu Lack. Zu den Bootslacken noch ein Wort. Da habe ich keine rechte Erfahrung. Ich weiss nur, das die recht zäh von der Konsitenz her sind und daher würde ich wegen der "Tropfnasen"-Bildung her keinen Bootlack verwenden und lt. meinem Schulbuch taugt ein Bootslack nur wirklich was, wenn er regelmässig mit Wasser in Berührung kommt, ansonsten wird er spröde. Wer von uns wässert seine Rute regelmässig? Holzboote werden zudem alle paar Jahre komplett abgeschliffen und neu lackiert. Das Bootslack der beste Lack sei, mag für Boot stimmen, nicht aber für Fliegenruten.

Gut Span

Thomas
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piscator
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von piscator »

Moin, das mit den Lacken ist sicher eine Wissenschaft für sich, und wie man die Flächen versiegelt ist auch abhängig von der Art des Lackauftrags.

1) DD Lacke (2Kpmp. Polyurethan Lacke) wie sie z.B. zur Versiegelung von Tanzböden benutzt werden eignen sich gut für Pinselauftrag oder Schütttechnik (nicht für Tauchlackierung): Vorteil Zähelastisch und Schlagfest und Vergilbungsfrei (ich hab Ruten seit ca 30 Jahren im Einsatz und der Lack ist noch gut)

2) Bootslack z.B. International sind ebenfalls super und eignen sich besonders für Tauchlackierungen.

3) Öle: es gibt Öle, die leicht einziehen (ist schwierig in Bambus ohne Vakuumkammer) und dann aushärten. Die kann man dann auch überwickeln und die Seide anschliessend tränkend lackieren.

4) Wachs wird nur als zusätzliche Schicht über die lackierte Rute nebst Wicklungen angebracht.

5) dann gibts auch noch Versiegelung des Blanks mit CA-Kleber und anschliessendem Auspolieren (so werden Rollenhalter Spacer versiegelt). Es resultiert eine Acryl Oberfläche.

Wenn man nur mal eine Rute machen will -- empfehle ich letzteres Verfahren - kosten nicht viel und gibt einen schönen Satinglanz

Haut rein, Jürgen
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Samotti
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von Samotti »

Guten Morgen
vielen Dank für den ausführlichen Einblick in dieses Thema. Nun bin ich etwas schlauer. Über Haarrisse durch das Biegen der Rute habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der gebräuchliche Lack für solche Zugkräfte ausgelegt ist. Ich habe in meinem Beruf zwar nichts mit Wachsen zu tun, aber ich weiß, dass Öle tief ins Holz eindringen können und das Holz träge machen.
Für mich als Rutenbauanfänger wäre das Wachsen auch wesentlich einfacher. Falls das doch nicht so toll ist kann man die Rute immer noch säubern und lackieren.

Habe den letzten Beitrag erst gerade gelesen.. Wenn sich der DD Lack auch so gut bewährt hat kann ich damit doch nichts falsch machen. Und mit Pinselauftrag oder Schüttung ist das auch nicht so aufwändig.
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tea stick
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Re: Rutenfinish

Beitrag von tea stick »

Was, bitte, heißt:
Samotti hat geschrieben: das Holz träge machen.
, lieber Moritz?
Wird das Öl etwa die Schnellkraft meiner Bambusrute beeinträchtigen? Das wäre ja ausgesprochen kontraproduktiv!
LG

vom Freimut
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webwood
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von webwood »

Das Holz "träge" oder im Umkehrschluss "flink" sein könnte, habe ich noch nie gehört.
Klar hat Eibe oder Hickory beim Bogenbau mehr "Dampf" als Fichte, das hat indess wohl nichts mit der Oberflächenbehandlung zu tun.
Ich muss nun einfach meinen "Besserwisser-Modus" einschalten, verzeiht bitte.
Holz stammt von einem Baum, Bambus ist ein Gras. Da kann man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Holz als zweikeimblättrige Pfanze hat auch Zellstrukturen quer zur Wuchsrichtung, Bambus als einkeimblättrige Pflanze hat diese nicht.
Die Emaille-Schicht beim Bambus ist zudem noch ein eigenes Kapitel. Bei Bambus wird man immer nur eine Schicht (Lack oder Wachs) auf der Oberfläche auftragen können, ähnlich wie bei einem Stück Blech. Bei Holz hingegen zieht der Oberflächenauftrag in das Holz teilweise ein.
Ich habe das experimentel auch mal getestet, in dem ich ein Stück Bambus gebeizt habe. Bei Holz hätte ich die Beize sehr mühsam abschleifen müssen, bei Bambus konnte ich die Beize fast mit dem Daumennagel wieder runterkratzen. Eines noch- Reine Öle oder reine Wachse für die Oberflächenbehandlungs sind, (ausser Leinöl) im Handel normalerweise kaum zu bekommen. Das sind fast immer Mischungen von Ölen und Wachsen, was auch gut ist.

Viele Grüße

Thomas
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von tea stick »

webwood hat geschrieben: Die Emaille-Schicht beim Bambus ist zudem noch ein eigenes Kapitel. Bei Bambus wird man immer nur eine Schicht (Lack oder Wachs) auf der Oberfläche auftragen können, ähnlich wie bei einem Stück Blech. Bei Holz hingegen zieht der Oberflächenauftrag in das Holz teilweise ein.
Lieber Thomas, nur zur Klarstellung: Bei der Bambusrute ist die Emailschicht vor dem finalen Endhoblen auf das Tapermaß weggeschrappt, weggeschabt oder weggescraped worden. Da liegen dann die Kraftfasern blank auf der Spleißrückseite und man kann häufig nach Verdrehen des Spleißes kaum noch die Außen- und Innenseiten des Spleißes erkennen (Markierung!). Der Lack wird also nicht auf die Emailschicht aufgetragen! Die gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr...
Freimut
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von Samotti »

Guten Morgen,

durch meinen Beruf bin ich sehr vorsichtig mit dem Umgang mit Ölen. Öl kann tiefer ins Holz eindringen und so das Schwingungsverhalten des Instruments beeinflussen. Das Holz wird 'träge'. Der Lack spielt da ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ein zu fester oder dicker Lack kann auch die Eigenschaften des Holzes beeinflussen. In wie weit man dies auf den wenig aufnahmefähigen Bambus übertragen kann weiß ich auch nicht. Zudem arbeiten wir auch nicht mit den besonderst aufnahmefähigen Kopfholzseiten. Für mich ist in erster Linie wichtig, dass das Holz durch eine Lackierung nicht so stark in seiner Eigendynamik beeinflusst wird. Eventuell ist das in diesem Bereich aber auch zu vernachlässigen.

Ich würde gerne die nächsten Tage mit dem Verhülsen anfangen. Leider habe ich da aber das Problem, dass die angegebene Rutenlänge nicht mit der Tapertabelle übereinstimmt. Die Tabelle geht von 80-0 Inch. Die Rute soll aber 213 lang sein. Beide Rutenteile sollen später gleich lang sein. Ich Butt und Tip auch zu beiden Enden ca. 5 Inch länger gelassen. Wenn ihr mir da weiterhelfen könnt, wäre ich sehr dankbar.
Gruß Moritz
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von tea stick »

Lieber Moritz!

Deine Rute wird 2130 mm, mit in getrenntem Zustand gleich langen Sektionen. Wenn die Tapertabelle nur bis 80 " reicht, dann muss Dir das keine grauen Haare machen, denn - wie Jürgen Dir schon schrieb - ist das Taper unter Griff und Rollenhalter völlig unbeachtlich und wird einfach parallel weitergeführt.

Du solltest Deinen Cattanach studieren, um auf die richtigen Längen Deiner Rutensektionen zu kommen. In der mir vorliegenden Ausgabe auf Seite 109 f. widmet er dem sorgfältigen und korrekten Ausmessen eine ganze Seite. Die Beschreibung ist so exakt, dass ich sie hier nicht besser bringen könnte und den Thread nur aufblähen würde.
Melde Dich, wenn Dir etwas unverständlich ist; bei einem konkreten Problem bin ich gerne behilflich!

Zu einer früheren Frage nach der Notwendigkeit des "Crownings"der Hülsen: Ja, ist notwendig. Die Aufgabe der Zahnung ist die, die Energie beim Wurf sukzessive vom Bambus (Handteil) über die (starre) Hülse wieder auf den Bambus (Spitzenteil) zu leiten. An diesen Übergangsstellen können angesichts der unterschiedlichen Elastizität große Scherkräfte auftreten. Um diese Scherkräfte auf eine größere Fläche zu verteilen, haben diese Zähne erheblich mehr als eine optische Funktion!(ebenfalls: Cattanach, S. 109)

Hab' ein erfolgreiches Wochenende!

LG

vom Freimut
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webwood
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Re: Vorhobelform / Rutenbau für Einsteiger

Beitrag von webwood »

Servus Moritz,

deine Aussage, "das Holz wird träge" habe ich als Schreiner erst gar nicht verstanden, bis mir einfiel, das du ja Geigenbauer bist. In diesem Zusammenhang leuchtet mir deine Aussage natürlich ein. Auch Öl hat Gewicht, und je schwerer die Masse (Klangkörper) wird, desto träger wird sie schwingen. Inwieweit dieses mehr an Gewicht bei einer Rute eine Rolle spielt, müsste man testen. Bambus hat ja keine Markstrahlen wie Holz, daher könnte Öl nur über die "Hirnholzseite" tiefer in den Spleiß eindringen und wohl nur, wenn man recht lange taucht.

Viele Grüße

Thomas
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