Gefahr durch Mikroplastik

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Landjunker

Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von Landjunker »

Immer mehr Kunststoffmüll wird vom Festland über die Flüsse in die Meere geschwemmt/verdriftet. Hier angelangt, wird der Plastikmüll durch unterschiedliche Meeresströmungen aber auch durch Seevögel etc. weitertransportiert und wird so auf große Flächen verteilt. Aufgrund der unterschiedlichen Dichte der verschiedenen Kunststoffe, ist der Plastikmüll somit in fast allen Schichten der Meere anzutreffen.

Der Abbau der Kunststoffe nimmt viel Zeit in Anspruch. Ein vollständiger Abbau bestimmter Plastiktypen kann hunderte oder sogar tausende von Jahren dauern. In dieser Zeit zerfallen viele Plastikbestandteile zunächst in kleinere Fragmente (Mikroplastik), die im Einzelfall zu großen Beeinträchtigungen der aquatischen Ökosysteme führen können.

Neben der Tatsache, dass der auf der Meeresoberfläche schwimmende Plastikmüll sehr gewöhnungsbedürftig ist, wurden darüber hinaus fragmentierte Kunststoffe in unterschiedlichen Meerestieren nachgewiesen. Ob in den Mägen von Meeressäugern, Meeresvögeln oder Fischen, verursachen sie im tierischen Organismus ein unnatürliches Sättigungsgefühl, was die Tiere dazu veranlasst, keine weitere Nahrung aufzunehmen. Die hiervon betroffenen Tiere verhungern letztendlich qualvoll.

Doch damit nicht genug! Experimente mit unterschiedlichen Zooplankter (Pantoffeltierchen, Wasserflöhe, etc.) belegen, dass kleinste Fragmente auch von diesen winzigen Tierchen aufgenommen wurden. Da sich viele Tiere wie Blauwal, Finnwal, Hering, Makrele, ... durch Zooplankton ernähren, kann es so im Verlauf der Zeit zu einer Akkumulierung der Plastikfragmente in den Tieren kommen, was ein langes und qualvolles Dahinsiechen bedeuten kann. Denn die aufgenommen Kunststoffe besitzen keinen Nährwert und verursachen entsprechende gesundheitliche Störungen. Bei Miesmuscheln konnten Plastikfragmente sogar in den Zellen der Mitteldarmdrüsen festgestellt werden, wo sie pathologische Veränderungen bewirkten.

Nachdenklich machende Grüße

Ole
nomisol
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von nomisol »

Hi Ole,

da kommt auf uns, bzw auf die nächsten Generationen, ein echt dickes Problem zu. Ok,im Grunde genommen ist es schon da... Aber wir Menschen haben ja evelutionsbedingt die Fähigkeit der selektiven Wahrnehmung "gewonnen",und schaffen es damit Probleme immer solange auszublenden bis wir persönlich von etwas betroffen sind. Gibt ja auch schon ausreichend Dokus zu dieser Problematik die uns alle sensilibisieren könnten/sollten - unter anderem diese hier:

http://www.youtube.com/watch?v=8X9q8XkXupw
http://www.youtube.com/watch?v=XaSNIhYflEc

Diese laufen aber leider meist nur auf den dritten und die meisten Menschen lassen sich lieber von dem nächsten Supermodel, Frauentauschmamas und sonstigem geistigen Durchfall auf den privaten inspirieren...

Bis die Welt anfängt gegen dieses Problem vorzugehen, oder es überhaupt ernst nimmt, wird es wie immer schon kurz vor zwölf sein. Und Schuld ist wie so oft im Endeffekt der schnöde Mammon...Plastik ist billig - warum sollte man also was ändern?

Ein ebenfalls nachdenklicher Thomas
Landjunker

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von Landjunker »

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deinen Kommentar zu meinem Beitrag und für die sehr anschaulichen Links. :daumen

Nur schade, dass es zu diesem Thema nur so wenig Resonanz gab, obwohl wir Fischer/Angler doch zum Teil auch zu diesem Plastikmüllproblem nicht unerheblich beitragen.
Aber wie Du schon sagtest, wir setzen einfach unsere Brille mit der selektiven Wahrnehmung auf und warten bis kurz vor zwölf. Irgendjemand wird es schon richten ... :smt102

Mit enttäuschten Grüßen

Ole
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elchvieh
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von elchvieh »

Hei,

Wir brauchen um diese Problematik zu studieren gar bis ans Meer zu reisen.
http://www.20min.ch/wissen/news/story/22722945
http://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/28111118

Aber selbst an unseren Fischgründen sieht es nicht wirklich besser aus. Die beliebten Standplätze zum Fischen sind schnell gefunden - anhand des dort versammelten Drecks, des überall herumliegenden Monofils und der Scherben. Verzeiht wenn ich ausspreche, was ich zu denken nicht umhin komme: "Menschen sind Schweine!" - und das ist eine Beleidung für die Suidae.

Aber darf ich Euch einen Vorschlag machen? Wie wärs wenn wir in unsere Jacke/Tasche einen Nylonsack oder eine feste Tüte stecken würden und vor oder nach dem wir uns der Passion hingegeben haben, den dort herumliegenden Müll einsammelten und in die nächste Tonne stopften? Der Aufwand wäre sehr gering - die Wirkung spürbar - für Mensch und Tier.
Wir würden damit eine Idee aufgreifen, die unter den Bergsteigern schon lange und mit Erfolg praktiziert wird.

Um es vorweg zu nehmen, diese Idee löst das Müllproblem allein sicher nicht, aber sie hilft ganz ordentlich. Und sie legitimiert unseren oft vorgetragenen Naturschutzanspruch.

meint das Elchvieh
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piscator
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von piscator »

Moin, hier könnt ihr selber sehen wie sich der Müll im Ozean verteilt. Hier handelt es sich um ein Verfahren in dem meine Australischen Kollegen viele Daten von Oberflächen-Treibkörpern ausgewertet wurden. So kann man eine statistische Vorhersage machen wie sich der Plastik Müll einer Region innerhalb der nächsten 10 Jahre im Ozean verteilt. Ihr könnt also eine Region anklicken -- z.B. Vor Fukushima -- und dann sehen wohin der vom Tsunami ins Meer gerissene Müll landen wird. http://www.adrift.org.au anklicken und eine Region auswählen -- das startet dann ein Programm auf einem Rechnersystem -- aber seht selber.
ride the snake (JM)
CPE

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von CPE »

Hallo Leute,

Pro Jahr gehen nach http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/ ... meter.html

6,4 Mio. Tonnen Müll ins Meer. Das sind 6.400.000.000.000 g.

100 m 0,25 mm Nylon wiegen 5-6 g. Wenn ein Fliegenfischer nun pro Jahr +/- 10 m in den Bäumen verliert, ist das also nicht schön und bestimmt zu vermeiden, der Schaden ist im Vergleich zu den anderen 1000 Mrd. Gramm aber sicher eher zu vernachlässigen. Sogar wenn man noch ein paar Gramm in Form künstlicher Fliegen hinzunimmt.

Daher liebes Elchvieh: Das Aufsammeln des Mülls der Angelbrüder macht vielleicht ein besseres Gewissen und hinterläßt sicher einen schöneren Angelplatz, hilft aber bestimmt nicht "ganz ordentlich" bei der Behebung des Müllproblems.

Grüße, Norbert
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von tea stick »

Carl Phillip Emanuel hat geschrieben: 100 m 0,25 mm Nylon wiegen 5-6 g.
Hallo, Erbsenzähler :D !
Wenn ich Elchvieh's Beitrag richtig verstanden habe, dann schleppen die wahren Bergwanderer anderer Leute Müll ins Tal hinunter, um ihn dort zu entsorgen. Nicht anders ist seine Forderung an die Angler zu verstehen.
So wird'n Schuh d'raus...

Lieber Gruß

vom Freimut
TL!
CPE

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von CPE »

tea stick hat geschrieben:
Carl Phillip Emanuel hat geschrieben: 100 m 0,25 mm Nylon wiegen 5-6 g.
Hallo, Erbsenzähler :D !
Wenn ich Elchvieh's Beitrag richtig verstanden habe, dann schleppen die wahren Bergwanderer
Hallo Freimut,

Oh, wenn es um wahre Bergwanderer/Angler geht, will ich nichts gesagt haben. Außer vielleicht: Erbse bleibt Erbse.

Gruß :wink: , Norbert
Hardy

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von Hardy »

moin,

Lǎozǐ sagte einmal: "Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt!"

von daher: auch viele kleine Erbsen ergeben irgendwann mal einen Berg.

Es macht doch nun wirklich keine große Mühe, seinen eigenen oder anderer Dreck vom Gewässer mitzunehmen, so wie es das Elchvieh vorschlägt.
Und ähnliche Aktionen wie bei den Bergsteigern gibt es doch bei den Anglern auch schon. Als Beispiel darf ich die von Udo Schroeter ins Leben gerufene Aktion Beach Guardians - Strandpate/in nennen.



Groetjes
Hardy
CPE

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von CPE »

Da halte ich es mit Lessing (der Graf Appiani in Emilia Galotti): "noch einen Schritt vom Ziele oder noch gar nicht ausgelaufen sein, ist im Grunde eines", was irgendwie zwar leider an Kohl erinnert, aber trotzdem richtig scheint.

Ich werde weiterhin versuchen, meinen Angelplatz besser zu verlassen, als ich ihn vorgefunden habe. Allerdings nicht mit der Illusion, zur Säuberung der Welt signifikant beigetragen zu haben.

TL, Norbert
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von elchvieh »

Ihr mögt mich ruhig einen Erbenzähler heissen...

aber allein 2011 wurden ca. 100.000l Müll von den Alpinisti freiwillig und kostenlos aus den Hoch- und Mittelgebirgen Salzburgs eingesammelt und entsorgt. In Tirol und Vorarlberg waren es auch nicht viel weniger. Ein ganz schöne Menge Erbsen, oder?
Hier in der kleinen Gemeinde in der ich lebe, wurde heuer bei der freiwilligen Wald und Wiesen und Wasserputzaktion knapp 1,5t Müll zusammengetragen - von Freiwiligen. vom Schulkind bis zum Senior - ohne Bezahlung und ohne besonderen Dank. Wie jeden Frühling und wie in hunderten anderen Gemeinden...

Freilich ist es bequemer am Schreibtisch zu hocken und alles klein zu reden, als den eigenen A... in die Höhe zu bekommen und auch mal was zu tun. Kluge Sprüche am Stammtisch und flott vorgetragene Lippenbekenntnisse machen nicht viel Mühe, aber sichern Anerkennung.
Natürlich ist es nicht schick anderer Leute Müll einzusammeln und prestigeträchtig schon gar nicht. Und eine faule Ausrede um nichts tun zu müssen, ist nicht nur billig, sondern auch schnell zu Hand, gell lieber Carl Philipp?

meint das Elchvieh

PS: http://www.alpenschutzverband.at/conten ... eportID=15

PSS. Meine Süsse hat eben die Problematik in einem Satz zusammengefasst: würden wir alle uns ein bisschen mehr um die Umwelt kümmern, da und dort mit guten Beispiel vorangehen, anstatt nur zu jammern. Würde unsere Welt ziemlich anders aussehen. Allein, manche kapieren erst was Sache ist, wenn es die eigene Haut betrifft - bis dahin sind sie beratungsresistent.
Vita brevis, ars longa, occasio praeceps, experntia fallax, iudicium difficile....
Landjunker

Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von Landjunker »

Hallo,

vielen Dank für die vielen Links mit sehr anschaulichen Dokumentationen zum Problem.

Besonderer Dank an das "Elchvieh" mit dem Hinweis, selbst Müllbeutel einzustecken um Plastikunrat aufzusammeln :wink: Eine Idee, die für uns alle selbstverständlich sein sollte, was nicht bedeutet, dass es für Einzelne nicht schon selbstverständlich ist :D

Es grüßt Euch

Ole
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von nomisol »

Hallo zusammen,

ich bin heute auf diese Seite http://www.boyanslat.com/plastic5/ gestoßen und möchte ich euch dieses Projekt nicht vorenthalten.

TL
Thomas
Seeadler
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von Seeadler »

Hallo,

hier was gegen Vorfach-Plastikreste. Ein Schnurreste-Speicher für Fliegenfischer am Wasser. Vielleicht praktischer, als Vorfachreste immer in irgendwelche Taschen zu stopfen. Dass die nicht in die Natur kommen, dürfte ja eh Ehrensache sein.

http://www.fliegenfischer-forum.de/monomas.html

Viele Grüße,
Daniel
steelehead
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Re: Gefahr durch Mikroplastik

Beitrag von steelehead »

Hallo zusammen,

es gibt vom Bayerischen Kanuverband auch eine Aktion: Den "Müll und Unrat Sammel Sack" (MUSS), siehe http://kanu-bayern.de/freizeitsport/muss. Ist vom Prinzip nichts besonderes, passt aber in den aktuellen Thread.
Es machen sich demnach auch andere Wassersportler Gedanken um den Umgang mit der Ressource Natur und die Hinterlassenschaften anderer.

Viele Grüße,
Christian
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