Was darf ein Gewässerpächter ?

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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CDC-Dun
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Was darf ein Gewässerpächter ?

Beitrag von CDC-Dun »

Hallo Leute,

was darf eigentlich ein Pächter eines Fließgewässers machen?
Und mit wem muß er Rücksprache halten.

Besonders interessiert mich zum Beispiel
- die Schaffung von Laichplätzen,
- auslichten der Ufervegetation,
- teilweise Renaturierung,
- Besatzmaßnahmen Fische,
- Besatzmaßnahmen Insekten,
und eure Meinung zu den oben aufgeführten Maßnahmen.

Ich bin an der Anpachtung eines Gewässers interessiert, welches meiner Meinung nach noch erhebliches Verbesserungspotential hat.

Mit besten Grüßen

Stefan
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Stefan,

sehe ich richtig? Besatzmassnahmen mit Insekten?
Wer macht den sowas und wozu?

Bittebitte klär mich auf!!!
Clemens

Weiters vertrete ich die Meinung, dass Auslichten von Ufervegetation eigentlich immer negativ auf den Fischbestand wirkt und nur der besseren Befischbarkeit dient. So was lehne ich grundsätzlich ab. Diskussion darüber: Bitte gerne!!
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Stefan,

By the way: In Österreich ist die Rechtslage meines Wissens so, dass jeder wesentliche Eingriff in Gewässer grundsätzlich einer naturschutzrechtlichen Genehmigung bedarf. Ausnahmen gibt es für Grundanrainer gemäß Wasserrechtsgesetz (z.B. Befestigung von Uferanbrüchen). Fischereiliche Bewirtschaftungsmassnahmen unterliegen den Landesfischereigesetzen.
Über Deutschland kann ich dir nichts sagen


Lg,
Clemens
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roland k
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Beitrag von roland k »

Hallo Stefan,

pauschalisieren kann man es in meinen Augen nicht. Bei größeren aktionen die eine Veränderung der Charakteristik des Gewässers hervorrufen ist auf alle Fälle die Wasserwirtschaft und der Pächter hinzuzuziehen. Besatzmaßnahmen und Hege regelt normalerweise der Pachtvertrag.
Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
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Harald aus LEV
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Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Stefan, da solltest Du Dich bei den Behörden/Gewässer- u. Fischereiverbänden vor Ort erkundigen. Was in dem einen landkreis/Bundesland/Staat üblich oder möglich ist, kann in einem anderen total anders gehandgabt werden.

Im Gegensatz zu Clemes interessiert mich der Punkt Besatzmaßnahmen von Insekten. Wie gehst Du da vor.

Gruß Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Harald,

du missverstehts mich: Auch ich interessiere mich für den Besatz mit Insekten (weil ich nicht weiss was das soll). Ich bin nur negativ voreingenommen :-)

Lg,
Clem
CDC-Dun
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Beitrag von CDC-Dun »

Hallo Harald, Hallo Clemens,

ich habe weder Erfahrung mit Gewässergewirtschaftung, noch mit dem Besatz von Insekten.

Hans Ruedi Hebeisen´s Faszination Fliegenfischen, hat mich erst auf die Idee gebracht, was mit Insekten zu unternehmen.

Sicher wird so eine Insektenbesatz bei einem intakten Gewässer nichts bringen. Aber bei dem Gewässer das ich ins Auge gefasst habe ist es meiner Meinung nach sehr sinnvoll, da lange Zeit die Wasserqualität nicht sehr gut war. Meine Beobachtungen haben gezeigt, daß die Artenvielfalt in diesem Bereich relativ gering ist. Ich möchte durch so eine Maßnahme die Artenvielfalt der Insekten erhöhen, weiß aber nicht ob ich durch so eine Maßnahme dem Gewässer mehr Schaden anrichte, wie es z.B. beim Besatz mit Regenbogenforellen die Verdrängung von Bachforellen bewirken kann.

Möglichkeiten zum Besatz von Insekten:
- bei Eintagsfliegen:
Fang der Fliegen mit einem Netz und dann in Kartons zum betreffend
Gewässer bringen und der Natur ihren Lauf gehen lassen.

- bei Köcherfliegen:
ausbringen von "Laichbrettern" in intakten Gewässer mit gutem
Köcherfliegenvorkommen, nach Eiablage der Köcherfliegen, die Bretter im
eigenen Gewässer wieder ausbringen.

So hoffe ich die Artenvielfalt zu vergrößern und auch die Trockenfliegenfischerei im Gewässer zu verbessern.

@ Clemens,
ich hoffe Deine negativen Bedenken etwas zerstreuen konnte, laß mich aber bitte Deine Meinung dazu wissen.

Viel Grüße und noch ein schönes Wochenende

Stefan
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Stefan!

Aha, so war das also gemeint!

Mein Meinung zum Thema: Aquatische Insekten bilden genauso wie Fische lokale Rassen aus. Auch die Artenvielfalt ist viel höher als bei Fischen, es gibt z.B. lokale Endemiten (Arten die nur hier vorkommen). Deshalb ist ein Besatz aus weit entfernten Fließgewässern (anderes Einzugsgebiet) grundsätzlich problematisch. Also nur Besatz aus nahe gelegenen Gewässern?

Die meisten (für Fliegenfischer interessanten) aquatischen Wirbellosen haben geflügelte Adultstadien (Eintags-, Köcher- und Steinfliegen). Diese sollen angeblich Kompentsationsflüge stromauf durchführen, um die Verdriftung der Eier/Larven stromab auszugleichen. Weiters werden sie durch den Wind weit verfrachtet. Die Tiere verfügen deshalb über ein hohes Ausbreitungspotential. In Kombination mit deren hoher Eizahl (z.B. bei Ecdyonurus venosus = Late march brown 1000 - 6000 Eier pro Weibchen) können somit Gewässerstrecken mit hoher Geschwindigkeit wiederbesiedelt werden.

Ausnahme: Arten ohne geflügelte Stadien oder mit nicht flugfähigen Adulten, etwa Flohkrebse, Wasserasseln, Egel, manche Käfer und Steinfliegen. Hier ist eine Wiederbesiedelung durch stromauf gerichtete Wanderungen im Gewässer anzunehmen. Für Flohkrebse z.B. angeblich belegt. Fischaufstiegshilfen sind oft nicht für aquatische Organismen passierbar.

Besatz ist aus all diesen Gründen nur in diesem Fall sinnvoll: Nach einer totalen Vergiftung eines Gewässers, das durch unpassierbare Querbauwerke von nicht betroffenen Gewässern abgeschnitten ist und keine Zubringer mit vergleichbarer Fauna aufweist.

Alles andere würde ich so bewerten: Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut. Geld und Energie in Insektenbesatz zu inverstieren, wird wohl nur in Ausnahmefällen sinnvoll sein. Mit Lebensraumverbesserung ist der Aufwand sicher besser investiert! Mit geringem Aufwand auch für Flifi zu bewerkstelligen ist z.B. Einbau von Totholz, von dem gerade auch die Fischnährtiere massiv profitieren!

So, genug "doziert", schönen Sonntag,
Clemens
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Stefan,

Clemens hat mir die Antwort bezüglich eines Insektenbesatzes vorweggenommen. In aller Regel erfolgt eine Wiederbesiedlung geschädigter Flusspartien durch Insekten ohne menschliches Zutun, nämlich aus flussab oder -aufwärts gelegenen Strecken und Seitengerinnen.

Ein Fang von Eintagsfliegensubimagines und -imagines mit dem Netz und anschließender Transport an die "Besatzstrecke" dürfte schon aufgrund der fragilen Struktur ihrer Flügel scheitern. Auch ich sehe deshalb die von Clemens angesprochene Strukturverbesserung als einfacheren und effizienteren Weg an.

Schließlich noch ein weiterer, gesetzlicher Aspekt: Die Entnahme von Fischnährtieren unterliegt zumindest in Baden-Württemberg dem Fischereirecht und in anderen Bundesländern dürfte das ähnlich geregelt sein. Es wäre also bei der Realisierung Deiner Idee zumindest die Zustimmung des jeweiligen Fischereirechtsinhabers/Fischereiberechtigten erforderlich.

Noch einen erholsamen Sonntag.

Jürgen
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Daniel/Bonn
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Beitrag von Daniel/Bonn »

Ich finde den Insektenbesatz etwas abwegig. Aber: wäre es technisch zumindest möglich, Larven zu besetzen? Sei es durch umsiedeln (Nymphen sind doch bedeutend einfacher zu handhaben) oder "Zucht"...
daniel
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Harald aus LEV
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Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
wie Jürgen schreibt, ist es auch in NRW nicht zulässig, einfach Lebewesen einem Gewässer zu entnehmen und in ein anderes umzusetzen. Ich denke, der von Clemens aufgezeigte Weg der Lebensraumverbesserung ist der effektivere und langfristig erfolgversprechendere.
Gruß Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
Unz

Beitrag von Unz »

Hallo Allerseits!

Zur Geschwindigkeit der Wiederbesiedlung mit Invertebraten von Gewässern nach Extremereignissen: klick hier (ab Seite 32)

lg.andi
CDC-Dun
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Beitrag von CDC-Dun »

Hallo,

durch reine Lebensraumverbesserung lässt sich meiner Meinung nach nur die Population der vorhandenen Insekten vergrößern, was ja nicht unerwücnscht ist. Meine Frage bezüglich der Insekten ist, wenn z.B. keine Maifliegen im Gewässer vorkommen und ich versuche Maifliegen aus Gewässer näherer Umgebung anzusiedeln, ob ich damit eine Konkurrenzsituation für die vorhandenen Insekten schaffe.

Bei Köcherfliegenlarven ist es laut einer Studie (hab ich irgendwann und irgendwo mal gelesen) so, daß je größer die Anzahl der verschiedenen Arten die Stabilität jedes einzelen Köcherfliegenbestand, sowie auch für die Gewässerstruktur sich positv auswirken.

Ich weiß nicht ob meine Gedanke völlig abwäging sind.

Zumindest hat auf diese Weise Frank Sawyer, den Avon zu dem gemacht was er jetzt ist, oder mal war.

Wenn man eure Meinung, ja wörtlich umsetzt, dann müsste man ja z.B. auch ein Besatz mit Äsche in einem Gewässer in dem die Äschen nachweislich ausgestorben sind vermeiden. Oder lieg ich da völlig falsch?

Den Link von Andi werde ich mal versuchen durchzuarbeiten, was bei meinen Englischkenntnissen etwas dauern wird.

Schöne Grüße von einem der sich vielleicht zuviel Gedanken macht.

Stefan
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Stefan!

Meine Hypothese wäre, dass die Maifliege, sofern sie geeignete Lebesraumbedingungen vorfindet, sowieso auftreten würde.

Wenn die Art nachweislich aufgrund irgend eines Faktors ausgestorben ist, der jetzt nicht mehr wirksam ist, hab ich persönlich mit einem Besatz kein Problem. Ob und wie das effizient gehen sollte, ist mir allerdings eher ein Rätsel (ein zugeflogenens Weibchen mit hunderten bis tausenden Eiern hat hier sicher mehr Effekt als ein paar dutzend ausgesetzte Nymphen).

Gerade bei Ephemera danica ist es ja so, dass Massenvorkommen nur in wenigen Gewässern auftreten (ich glaub vor allem mit sandigem Boden und gemäßigter Abflussdynamik). Allerdings findet man Larven in geringen Dichten fast in jedem Niederungsgewässer, sogar in kleinen Bächen. Ob die Art also wirklich ausgestorben ist, lässt sich nur bei intensiver Suche feststellen.

Wie ist die Geschicht vom Frank Sawyer, kannst das kurz erzählen?

Lg,
Clemens
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