Barschfang und andere Fische im Winter? welche Fangtechnik?

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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polysix

Barschfang und andere Fische im Winter? welche Fangtechnik?

Beitrag von polysix »

Hallo,
da mir das Angeln mit der Fliege auf Barsche viel Spaß macht, würde ich mich als Anfänger über ein paar Tipps freuen, wie ich den Kameraden im Winter nachstellen kann. Hat das überhaupt sinn?
  • Welchen Köder könnt ihr mir empfehlen (Streamer, Nymphe)?
    In welcher Wasserregion sollte man fischen (Ufer, Mittelwasser)?
    Gibt es eine bestimmte Köderführung?
    Was benutzt ihr für Gerät?
    Welche Fischarten lassen sich im Dezember und Januar noch gut befischen?
Ich fische im Berliner Umland. Ich habe als Gerät eine 5# Rute.

Vielen Dank und schönen dritten Advent !!!!

der polysix
maieralex
Beiträge: 105
Registriert: 06.10.2006, 13:22

Beitrag von maieralex »

Hallo polysix,

ich fische sehr gerne mit der Fliege auf Nicht-Salmoniden und hoffe Dir einige Tipps geben zu können.

Als erstes solltest Du natürlich die Schonzeiten beachten. Die kenne ich nun nicht vom Berliner Umland. Zweiter Punkt ist die Rücksicht auf deine Schnurklasse 5. Somit fallen sehr buschige Fliegen (z.B. für Hecht) weg. Dritter Punkt sind Deine Gewässer. Alle geforenene Gewässer fallen mit der Fliege eigentlich schon einmal weg. Eisfischen würde ich nicht mit meiner Fliegenrute.

So nun lass uns das mal sortieren. Zielfische in der Jahresübergangszeit sind alle schon einmal alle mit der Fliege beangelbaren, nicht geschonten Räuber: Barsch, Zander, Hecht, Döbel, Rapfen. Auf die restlichen Cypriniden würde ich in dieser Jahreszeit nicht meine Zeit verschwenden auch wenn ein Fang eines Karpfen kurz vor Weihnachten mit der Fliege möglich wäre. Salmoniden sind zum großen Teil geschont. Hier wird wohl nur ein Forellenteich Abhilfe schaffen oder z.B. bei uns in Bayern noch die Äsche.

Als Fliegen fallen die großen Fliegen für den Hecht bei der Schnurklasse 5 weg. Somit bleiben noch Barsch, Zander, Döbel, Rapfen. Diese Fische sind mit kleineren Fliegen toll beangelbar. Ich selbst verwende Streamer in der Größe 3 bis 8 cm für diese Fische. Als Streamermuster nutze ich eigentlich einfache Streamer auf 6er Haken. Wollybugger und sonstige Futterfischimitate gehen eigentlich immer. Farblich setze ich im Winter voll auf weiß. Natürliche Farben wie weiß/grau, weiß/schwarz, weiß/blau, weiß/grün, weiß/chartreuse imitieren potentielles Futter auch sehr gut.

Nun zu den Techniken: Der Barsch ist einfach zu beangeln. Kleinere Streamermuster müssen einfach dem Barsch vor das Maul präsentiert werden. Beim Zander wird es schon etwas schwieriger. Hier sollte man potentielle Stellen finden und diese abfischen. Ein Muster wäre für mich ein weißer oder gelblicher Streamer in der 5-8 cm Klasse. Döbel sind schwer zu beangeln. Dieser Fisch muss angeschlichen werden und der erste Wurf muss eigentlich sitzen. Dies gilt zumindest für die größeren Exemplare. Der Köder muss hier direkt präsentiert werden. Beim Rapfen gilt schnelle Bewegung des Köders. Im Sommer eigentlich ein super Übungsfisch für das Salzwasserfischen. Einfach mal einen Popper ran. Den Fluß hinunter und die Rute unter die Achsel und mit beiden Händen einstrippen. Einfach Toll. Im Winter konnte ich da aber noch keinen überlisten. Hier kann ich keinen Rat geben. Vielleicht meldet sich dazu Mario. Er fischt doch regelmäßig auf diese Fischart.

Somit wird wohl der Barsch und der Döbel dein Zielobjekt werden. Barsche wandern in Seen den Futterfischen in die Tiefe nach. Bei uns sind die Barsche bereits in 4 m Tiefe im See und somit nur noch mit schweren Sinkschnüren erreichbar. Der Zander folgt genauso den Futterfischen. Im Fluß kann es aber noch die ein oder andere Stelle geben, die einen Versuch lohnt. Im See ist somit Tiefe angesagt! Also Sinktip (max. 130 grains würde ich für die 5er sagen) und beschwerte Streamer am kurzen Vorfach. Aber es kann sein, dass dies noch nicht reicht und dann müsste schon eine kräftigere Rute der Klasse 8 aufwärts mit entsprechenden Sinkschnüren ran.

Im Fluß würde ich gezielt die potentiellen Stellen mit einer Sinktip oder entsprechendem Vorfach (z.B. Polyleader) abfischen. Dabei sind Brückenpfeiler, Stege, Kehrwasser, etc. ideal. Aber nicht auf den Steg gehen, dabei trampeln wie ein Elefant und versuchen einen Fisch zu überlisten. Ich selbst stelle mich an das Ufer und werfe das Ende des Steges an und lass die Schnur absinken, dann entlang de Steges bie zum Ufer abfischen. Der Döbel ist auch in Fließgewässern noch anzutreffen und dort wirklich am Gewässerrand überlistbar. Hier gilt aber Ruhe. Mit der Polbrille suchen und dann muss der erste Wurf sitzen. Wenn die Fliege neben dem Fisch einschlägt, dann ist er weg.

Ich selbst würde wie folgt vorgehen: Rute mit einer Sinktip oder einem sinkenden Polyleadervorfach ausstatten und 50cm 0,25er Vorfach dran. Dann einfach mal an einen See mit einem Badesteg fahren und das Ufer beobachten. Sind Fische noch zu sehen oder schon in die Tiefe gezogen. Wenn Fische zu sehen sind, dann ist ein Versuch lohnenswert. Andernfalls ab an ein Fließgeweässer. Dort sind, wenn man Fische findet, auch immer der Fang des ein oder anderen Barsches möglich. Ein größerer Döbel macht dann richtig Spaß.

Wichtige Randanmerkungen wären noch: Pass auf auf deine Finger. Ich selbst habe bei diesem Wetter Fleecehandschuhe an. Das gilt für viele als Weichei, aber eingefrorene Finger ohne Gefühl hasse ich. Der linke Handschuh ist beim Landen des Fisches auch schnell ausgezogen. Ebenso solltest Du auf den Verlust der Körperwärme am Kopf achten. Also eine gute Mütze nicht vergessen. Den Rest wirst Du schon warm genug selbst einpacken. An einem sonnigen Tag sollte man auch seine Augen schützen. Hier ist eine Sonnenbrille Pflicht. Die Wasserspiegelungen können bereits nach kurzer Zeit zu Sehstörungen führen. Passiert auch vielen beim Skifahren. Sonne und Wasser oder Schnee sind gefährlich wenn man dauernd hinein schaut. Ein kleines Problem kann richtig nerven. Eingefrohrene Ringe der Fliegenrute. Mir selbst ist gestern die Schnur am See nach 45 min. eingefroren. Beim Einstrippen ging auf einmal nix mehr. Dann heist es Pause machen und die Ringe von Eis befreien. Hier aber keine Gewalt anwenden.

Ich hoffe es hilft Dir weiter.

Alexander
polysix

Beitrag von polysix »

Hallo Alexander,
vielen Dank für deine ausführliche antwort. Damit kann ich etwas anfangen. ich war auch heute los... leider kein Erfolg. Mal schauen, der Winter ist ja lang.

Danke und Grüße
axel
maieralex
Beiträge: 105
Registriert: 06.10.2006, 13:22

Beitrag von maieralex »

Hallo axel,

nicht verzagen und den Kopf hängen lassen!

Viele Fischer sind auch mit anderen Ködern in den letzten Tagen als Schneider nach Hause. Ich werde morgen auch mal noch an das Wasser gehen und denke aber jetzt schon, dass ich wohl ohne Fang nach Hause komme. Ich selbst nutze die Zeit immer meine Fliegenführung zu optimieren. Jetzt gibt es super klares Wasser und keinen Betrieb an den Badeseen. Ideal um seine Fliege zu beobachten. Auch kann man die neue gebundenen Fliegenmuster schon mal testen und sehen, ob sie richtig beschwert oder austariert sind.

Alexander
polysix

Beitrag von polysix »

hi Alexander,
ne ne ... so schnell gibt man nicht auf :-). Ich hab noch einiges im punkto Werfen zu lernen. Die Zeit am Wasser ist daher immer gut verbracht. Ich habe mir ein paar weiße Streamer gebunden und ausprobiert. Sieht schon ganz gut aus. Mein Vorfach muss ich das nächste mal etwas kürzer wählen (hatte ca 2, 50 Meter). Die schnelle Havel die ich heute besucht habe war auch wirklich "schnell" :-)) das nächste mal gehe ich doch an ein etwas ruhigeres Gewässer.
Das mit den Besuchern am Wasser finde ich auch sehr angenehm. Mein erster Fisch in diesem Jahr wo ich angefangen habe, war ein gut 35 cm Döbel. Promt in diesem Augenblick musste natürlich ein Spaziergänger sich zu meiner Seite stellen ... und was dem alles eingefallen ist zu fragen während ich meinen ersten Fliegenfischer Fang genießen wollte !!!! :-)
Hast du vielleicht eine Webseite mit Bindeanleitung für deine genannten Streamer ??? Nimmst Du im Winter auch Nymphen??

Danke und Grüße
axel
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archi69
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Beitrag von archi69 »

Tach Männers,

sorry, dass ich mich in Euren Dialog "einmische"... aber da ich auch nicht zu denjenigen gehöre, die ihr Fliegenfischerjahr an reichen Forellenflüssen verbringen dürfen (Mein Motto: Märkische Heide.......), und dann im Winter ganz einfach aussetzen können, interessiert mich dieses Thema sehr wohl!

Ich war gestern nämlich auch unterwegs, aber obwohl die Lufttemperatur +1 Grad war (Autoanzeige) hatte ich nach 30 Minuten Eis in den Ringen :(
Das war schon ärgerlich, beim Werfen und Einstrippen.
In einem Flüsschen, wo sonst immer Barsche und Döbel zu holen sind....war aber nix...das Wasser wie tot, ich schiebe das mal auf die Kälte, mit der auch der Luftdruck sank. Ansonsten habe ich auch rein intuitiv einen kleinen weißen Streamer angeknüpft. Aber wie gesagt, njente.

Aufgegeben wird dennoch nicht....weil irgendwie ist es doch schön, so in dicker Jacke und ganz allein draußen am Wasser und mit einer Thermoskanne Kaffee das Fliegenfischerleben zu genießen...oder?

Gruß
Archi
maieralex
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Registriert: 06.10.2006, 13:22

Beitrag von maieralex »

Hallo axel,

ich bin gerade dabei meine Fliegensammlung etwas umzustellen. Dazu habe ich auch ein Thema hier im Forum eröffnet. Schau mal: http://www.fliegenfischer-forum.de/flyf ... highlight= Dort sind auch interessante Links zu ein paar Anleitungen von Achim Stahl. Warum sollen klassische Salzwasserstreamer bei uns nicht auch gehen! In den USA fischt man solche Streamer gerne im Brack- und Süßwasser. Im Winter setzte ich aber eigentlich keine Nymphen ein. Wieso? Frag mich nicht. Ich habe keinen Grund dafür. Vielleicht kommt es daher, dass ich hierfür zwei unterschiedliche Ruten verwende.

Noch ein Tipp zum Vorfach: Versuche mal ein sinkendes Polyleader (kostet so 8,50 Euro) als Vorfach an deine schwimmende Schnur. Daran ein Pitzenbauerringerl mit einem Grinnerknoten. Ans Ringerl ein 0,25er Vorfach (max. 1 m). Wirft sich schön und die Fliege geht schneller runter. In starker Stömung sind natürlich Grenzen gesetzt, aber ein Wurf Flußaufwärts drückt die Fliege zusätzlich nach unten. Mein Kleiner (11 Jahre) hat noch einen anderen Trick. Mit dem Werfen bei Wind und größeren Fliegen tut er sich noch schwer. Er sucht sich einfach einen Platz oberhalb von Brückenpfeilern, am Besten noch etwas vorgelagert (bei uns gibt es z.B. an einer Stelle einen Anlegesteg der DLRG) und lässt ca. 20m Fliegenschnur die Donau an den Pfeilern vorbei hinabtreiben. Dann wird eingestrippt. Er fängt mit dieser Technik nicht einmal schlecht. Eben Fliegenfischen aber nicht Fliegenwerfen.

Alexander
polysix

Beitrag von polysix »

Danke für den Link,
die werde ich sicherlich über die Feiertage binden.

Grüße
axel
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